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Ramin Jahanbegloo über die Rolle der Philosophie für die Demokratisierung im Iran

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Am 27. April d.J. wurde mit Ramin Jahanbegloo der wohl renommierteste iranische Philosoph der jüngeren Generation verhaftet; er wird seither ohne formelle Anklage im berüchtigten Teheraner Foltergefängnis Evin festgehalten. Im Januar und Februar d.J. führte der amerikanische Journalist Danny Postel per E-Mail ein Interview mit Ramin Jahanbegloo. Die englische Version des Gesprächs erschien in dem amerikanischen Kulturmagazin „Logos“; die„Blätter für deutsche und internationale Politik“ präsentieren eine leicht gekürzte Fassung in eigener Übersetzung, die ich zur Lektüre sehr empfehle. Jahanbegloo äußerst sich über den Einfluss westlicher Philosophen wie Habermas, Rorty und Hannah Arendt (aber auch Kant und Hegel) auf die liberale interellektuelle Opposition im Iran, über das Scheitern des Marxismus-Leninismus und die Bedingungen für eine Demokratisierung und transkulturelle Verbreitung der Anerkennung der Menschenrechte. Zwei Ausschnitte:
„Ein weiterer wichtiger Punkt, den viele von uns bei Arendt gelernt haben, ist die Vorstellung, dass das Handeln an sich vollkommen frei ist, weil es um der Zukunft willen geschieht. Es handelt sich um den Ausbruch der Freiheit überall und in jeglicher Lage, jenseits politischer Zugehörigkeiten. Freiheit bedeutet, unterbrechen und zugleich neu beginnen zu können. Aus diesem Grund kann es sogar in einer Welt der Geheimpolizei und autokratischer Herrschaft Freiheit geben. Freiheit ist eine universelle menschliche Möglichkeit. Der Raum öffentlicher Freiheit ist seinem Wesen nach finit, aber im Lichte des Lebens, das den öffentlichen Raum erhellt, kann stets etwas Neues entstehen. In einem Land wie dem Iran, wo es eine pulsierende Zivilgesellschaft gibt, können an den Rändern der Politik die unwahrscheinlichsten Dinge geschehen. Was Männer und Frauen, junge und alte, in der iranischen Zivilgesellschaft befähigt, die Bürden des Lebens zu tragen, ist die ständige Herausforderung, die freie Tat lebendig zu erhalten“
„Ich bin der festen Überzeugung, dass der höchste Grad politischer Reife, politischer Mündigkeit heute darin besteht, in der iranischen Öffentlichkeit Raum für philosophische Debatten zu schaffen. Und hierbei könnten unsere Partner im Westen oder Osten von Nutzen sein. Eben deshalb habe ich mich bemüht, Schriftsteller, Philosophen, Wissenschaftler aus verschiedenen Weltgegenden hierher einzuladen, damit sie den Iran besser verstehen können, aber auch um intellektuelle Debatten mit ihnen über Themen zu eröffnen, die für uns von großem Interesse sind. Die Studenten im Iran möchten mehr über westliche Kulturen wissen und über ihre Auffassungen von Religion, Demokratie, Philosophie und Kultur mit westlichen Intellektuellen diskutieren. Worum sie bitten, ist nicht Sympathie, sondern Empathie. Sie sind bestrebt, von anderen zu lernen und mündig zu werden, indem sie von anderen lernen. Entscheidend bleibt dabei, dass „Empathie“, im Gegensatz zur „Apathie“, die erwünschteste, ja sogar die einzig angemessene philosophische Einstellung zu unserem Kampf um politische Mündigkeit ist. Eine Zivilgesellschaft wie die unsere, die Tag für Tag alternative Formen der Gemeinschaft erlebt und entwickelt, bedarf der Empathie und der Solidarität. Empathie ist für uns die Voraussetzung der Zugehörigkeit zu einer globalen Öffentlichkeit“
Link zum vollständigen Interview-Text…

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