Am 23.8. hatte ich auf einen Artikel in der Berliner Morgenpost verlinkt, aus dem hervorgeht, dass die Sigmund-Freud-Universität Wien nun auch in Berlin Psychotherapeuten durch ein Direktstudium ausbilden will, allerdings ohne dass dafür die gesetzlichen Grundlagen vorliegen. Dem Artikel zufolge setzt der SFU-Präsident Alfred Pritz darauf, „dass die direkte Ausbildung zugelassen worden ist, bis in fünf Jahren die ersten Absolventen das Studium abgeschlossen haben können“. Hierzu erreichte mich ein Kommentar von Michael B. Buchholz, der die Leser interessieren könnte:
„Die Information, dass eine Zweigstelle der Wiener Sigmund-Freud-Universität als erste Universität mit einem Studium der Direktausbildung vorgeprescht ist, wird viele interessieren. Insbesondere, dass angeblich kein Psychologiestudium mehr nötig sei.
Daran muss richtig gestellt werden:
1. In Deutschland wird nach wie vor das Psychologiestudium als eine der Voraussetzungen (die andere ist ein Medizinstudium) anerkannt, um für eine Psychotherapieausbildung nach den Richtlinienverfahren zugelassen zu werden. Ein Studium der Psychotherapiewissenschaft ist etwas anderes und wird von keiner Behörde anerkannt; es ist nicht dasselbe wie ein Studium der Psychologie.
2. Mittlerweile ist gegen die entsprechende verlockende Behauptung eine einstweilige Verfügung ergangen, die es der SFU in Berlin untersagt, damit zu werben, dass ein Psychologiestudium nicht mehr nötig sei. Diese Möglichkeit besteht nämlich nur nach österreichischem Recht. Wer in Deutschland an der Berliner SFU Psychotherapiewissenschaft studieren würde, könnte in Österreich (!) ansuchen, in die Psychotherapeutenliste aufgenommen zu werden. Falls das gelingt, müsste er/sie dann wenigstens 5 Jahre in Österreich praktizieren; erst dann würde die dortige Approbation in Deutschland nach EU-Recht anerkannt werden müssen.
3. Dass diese sehr komplexen Zusammenhänge sich zu einer gewaltigen Zumutung für eventuelle Studien-Bewerber auswirken werden, liegt auf der Hand; dass die Betreiber der SFU darüber nicht informieren, gewährt einen tiefen Blick in deren Motivationen. Aufklärung im Sinne desjenigen, den sie im Namen führen, ist diese Art der Kundenwerbung jedenfalls nicht.
Prof. Dr. Michael B. Buchholz
International Psychoanalytic University (IPU), Berlin
PSAID – Postgraduate Studies for the Advancement
Of Individual Dissertations & Social Psychology“
[…] Wie zu lesen ist, bietet die Sigmund-Freud-Universität in Wien in den Räumlichkeiten des ehemaligen Flughafens Tempelhof ab dem Wintersemester 2014 die erste akademische Direktausbildung für Psychotherapie in Deutschland an. Zwar fehlt bislang dafür in Deutschland die gesetzliche Grundlage, weil Psychologische Psychotherapeuten bislang ihre Ausbildung nach einem Studium der Psychologie an einem der psychotherapeutischen Weiterbildungsinstitute absolvieren müssen, aber das hindert den umtriebigen Präsidenten der SFU, Alfred Pritz, nicht daran, ein wenig zu pokern. In der Berliner Morgenpost heißt es: „Pritz und seine SFU setzen nun darauf, dass die direkte Ausbildung zugelassen worden ist, bis in fünf Jahren die ersten Absolventen das Studium abgeschlossen haben können. ,Ich gehe von einer Gesetzesänderung aus’, sagte der Wiener Professor, der auch Präsident des World Council for Psychotherapy ist. Bis dahin werde man Interessenten für den rund 12.000 Euro pro Jahr teuren Studiengang selbstverständlich auf mögliche Probleme mit der späteren Zulassung hinweisen.“ Ob man hoffen soll, dass das gut geht, ist eine andere Frage. Lesen Sie hierzu auch die Stellungnahme von Michael B. Buchholz. […]