Das aktuelle Heft der Familiendynamik beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit dem Projekt „Systemtherapeutischer Methoden in der Psychiatrischen Akutversorgung“ (SYMPA). In ihrem Editorial „Kollektive Interventionskulturen haben Konjunktur“ schreiben die Herausgeberinnen Rieke Oelkers-Ax und Christina Hunger-Schoppe: „Psychische Erkrankungen sind seit Jahren auf dem Vormarsch. Infolge der Coronapandemie steigen sie weltweit weiter sprunghaft an, sodass der viralen eine »psychische« Pandemie folgt. Auf der Suche nach Lösungen lohnt ein Blick auf kollektive Interventionsformen, wie z. B. die Systemtherapeutischen Methoden in der Psychiatrischen Akutversorgung (SYMPA). Sie folgen dem Prinzip von »Heilung als Gemeinschaftsleistung« und spiegeln ein Verständnis von Psychotherapie wider, das in modernen Gesellschaften zugunsten individueller »Einzelsettings« zurückgedrängt wurde. Historisch verschärfte die Psychiatrie-Enquete 1975 diese Zuspitzung: Die psychiatrische Versorgungsleistung wurde de-institutionalisiert und teilweise an die Familie »zurückverwiesen«. Gleichzeitig stieg die Lebenszeitprävalenz für depressive Störungen bei Partner:innen psychiatrischer Patient:innen und lag schließlich bis zu 60 % höher als in der Normalbevölkerung. Entlastete Mitglieder betroffener sozialer Systeme tragen hingegen zu einem verminderten Rückfallrisiko von Patient:innen bei. Angesichts sich zuspitzender Krisenerscheinungen haben Ansätze kollektiver Interventionskulturen wieder Konjunktur. Im Krankenhausbereich wurde in den letzten 20 Jahren in über ein Dutzend Kliniken SYMPA praktiziert. SYMPA und ihrem Mitbegründer, Jochen Schweitzer-Rothers, ist unser Schwerpunktthema gewidmet“. Alle bibliografischen Angaben und abstracts gibt es hier…
Psychische Gesundheit als Gemeinschaftsleistung
28. April 2022 | Keine Kommentare