Heute vor 15 Jahren, am 23.1.2002, starb der französische Soziologe Pierre Bourdieu in Paris. Neben Niklas Luhmann, Anthony Giddens und einigen anderen gehörte er zu den großen europäischen Soziologen der Nachkriegszeit. Das theoretische Spannungsfeld zwischen Luhmann und Bourdieu ist immer wieder Gegenstand von vergleichenden Analysen geworden, so auch in diesem Text von Frank Hillebrandt, Professor für Allgemeine Soziologie und Soziologische Theorie an der FernUniversität in Hagen, der 2006 in den Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2. (Frankfurt am Main : Campus Verl.) erschienen ist. Einleitend schreibt er: „Meine These ist: Dieser Unterschied in der Charakterisierung der Gegenwarts- gesellschaft ist nicht nur unterschiedlichen thematischen Vorlieben (Luhmann: funktionale Differenzierung; Bourdieu: soziale Ungleichheit) geschuldet, sondern vielmehr einer grundlegenden erkenntnistheoretischen Differenz zwischen der kultursoziologischen Ungleichheitsforschung Bourdieus, die den Praxisbegriff als Ausgangspunkt führt, und der Gesellschaftstheorie Luhmannscher Provenienz, die vom Kommunikationsbegriff ausgeht.1 Diese These möchte ich plausibilisieren, indem ich in zwei Schritten den Ausgangspunkt der Systemtheorie (I) mit dem Ausgangspunkt der Praxistheorie (II) vergleiche. Auf dieser Basis werde ich im dritten Schritt zeigen, warum die Praxistheorie Prozesse funktionaler Differenzie- rung nicht adäquat in den Blick nehmen kann und aus welchen Gründen der sys- temtheoretische Äquivalenzfunktionalismus keinen der Gegenwartsgesellschaft angemessenen Begriff sozialer Ungleichheit ermöglicht (III). Am Schluss steht ein kurzes Resümee (IV).“ Der Text ist auch online zu lesen, und zwar hier…
Praxisfelder ohne System oder Funktionssysteme ohne Praxis?
23. Januar 2017 | Keine Kommentare