systemagazin

Online-Journal für systemische Entwicklungen

25. September 2014
von Tom Levold
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Overselling Our Findings

familyprocess-2014-2Der Inhalt von Heft 2 des aktuellen Jahrgangs von Family Process  wird von Forschungsartikeln bestritten, u.a. von einem Beitrag der Heidelberger Gruppe (Christina Hunger, Annette Bornhäuser, Leoni Link, Jochen Schweitzer & Jan Weinhold), die ihre schon im Deutschen veröffentlichen Untersuchung der Wirkung von Systemaufstellungen auch hier noch einmal präsentieren. In seinem Editorial schlägt Herausgeber Jay Lebow kritische Töne gegenüber der Darstellung von Forschungsergebnissen an, die sich auch manche AutorInnen von Family Process hinter die Ohren schreiben sollten. Vor allem beklagt er, dass Forschungsergebnisse aufgeblasen und dramatisiert werden, um in der Konkurrenz um Aufmerksamkeit bestehen zu können: Weiterlesen →

24. September 2014
von Tom Levold
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Niklas Luhmann Interview: Es gibt keine Biographie

https://www.youtube.com/watch?v=Kh0sSfTDnRk

 

Ein Jahr vor seinem Tod 1998 gab Niklas Luhmann Wolfgang Hagen ein ausführliches Interview, das von Radio Bremen anlässlich Luhmanns 70. Geburtstag ausgestrahlt wurde. Das Manuskript stellt Radio Bremen auch als PDF zur Verfügung. Hier erzählt Luhmann, der für seine Sparsamkeit bei der Veröffentlichung privater, biografischer Details berüchtigt war, über seine Geschichte und seinen Lebensweg.

23. September 2014
von Tom Levold
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Die Form der Psyche

Sigmund Freud (Foto: Wikipedia/commons)

Nach zwei Seminartagen spät nachhause gekommen, möchte ich doch noch vor Tagesende an den 75. Todestag von Sigmund Freud erinnern, der am 23.9.1939 in London gestorben ist. Ohne ihn sähe die heutige psychotherapeutische Landschaft sicherlich anders aus, ein Grund auch für Systemiker, diese Lebensleistung zu würdigen. Fritz Simon hat sich 1994 in einem Aufsatz für die Psyche intensiver mit der Form der Psyche auseinandergesetzt und der Frage, inwiefern psychoanalytische Theoreme und Konzepte in einem systemtheoretischen Rahmen reformuliert werden können. Im abstract heißt es: „Die moderne Systemtheorie befasst sich nicht mit besonderen Gegenständen, sondern mit der Form von Prozessen und Strukturen. Insofern ist sie geeignet, jenen Phänomenbereichen, mit denen die Psychoanalyse zu tun hat, einen einheitlichen Theorierahmen zu bieten. Der Autor stellt neuere systemtheoretische Modelle vor und weist deren grundlegenden erkenntniskritischen Charakter nach. Diese Modelle gehen von den Prozessen des Beobachtens aus und zeigen, dass in der Interaktion von Beobachtern – etwa Analytiker und Analysand -, die sich wechselseitig beim Beobachten beobachten, die Beobachtung das, was sie beobachtet, verändern oder stabilisieren kann. Für das Selbstverständnis der Psychoanalyse bleibt das nicht ohne Folgen: Sie kann nicht naiv ein Wissen im herkömmlichen Sinne anwenden, sondern muss dessen Selbstbezüglichkeit im Auge behalten, was seine ,Anwendung’ immer auch zur sozialen Intervention macht.“
Der Text ist auch in der Downloadbar des Carl-Auer-Verlages zu lesen,
und zwar hier…

21. September 2014
von Tom Levold
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Rudolf Welter: Abwesende

Rudolf Welter (Foto: T. Levold)

Rudolf Welter
(Foto: T. Levold)

Zum heutigen Sonntag gibt es den fünften Text der Serie von literarischen Texten von Rudolf Welter (siehe hier) im systemagazin-Salon:

Rudolf Welter: Abwesende

Ein Portrait für eine Abwesende schreibe ich selbst, weil „meine“ Abwesende selber kein Portrait schreiben konnte, denn sie wurde weder vermisst noch gesucht, noch war sie verschollen oder verstorben, sie war weder geflohen noch auf einer Urlaubsreise, sie hatte auch keinen Namen, hinterließ keine Fingerabdrücke und keinen Pass: sie existierte ganz einfach nicht. Sie tauchte aber unverhofft, unangemeldet als Einbildung in mir auf. Diese liess mich nicht mehr los.
Ich wurde aber nicht wahnhaft verfolgt von „ihr“, wie Menschen berichten, welche von bösen Geistern verfolgt werden. Nein ich wollte mich der eingebildeten Abwesenden aus Neugierde nähern, wohl auch mit der Absicht zu erfahren, welche Gratifikationen hinter dem Erschließen von Einbildungen im Allgemeinen stecken.
Um diese eingebildete Abwesende näher zu kennen und ich das Portrait fortschreiben wollte, versuchte ich mir ein Bild von ihr zu machen, auf die Gefahr hin, dass ich ein Bildnis schaffte, das meinen Vorstellungen entsprach, dass ich die Abwesende in eine Kategorie von Menschen einteilte, die so oder so handeln musste, weil ich das von ihr so erwartete.
So passierte es. Ich wurde zum Beobachter meiner selbst. Ich setzte mich so sehr mit der Abwesenden auseinander, dass ich sie eines Tages mit mir verwechselte: So wie sie möchte ich auch sein, ging es mir durch den Kopf. Ich spürte, dass ich mich in die Vorstellung, die ich von der Abwesenden machte, verliebte. Und weil die Vorstellung eben meiner Meinung entsprach, habe ich mich in mich selbst verliebt. Weiterlesen →

20. September 2014
von Tom Levold
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Störungsspezifische Systemtherapie

Hans Lieb (2014) Störungsspezifische Systemtherapie

Hans Lieb (2014)
Störungsspezifische Systemtherapie

„Störungsspezifische Systemtherapie? Kann es das geben? War die Entwicklung der systemischen Therapie nicht immer mit einer vehementen Kritik der Störungsorientierung verbunden?“, fragt der Klappentext des aktuellen Buches von Hans Lieb, das 2014 im Carl-Auer-Verlag erschienen ist – und antwortet darauf: „ Nicht ganz, wie Hans Lieb in diesem ersten Band der neuen Reihe Störungen systemisch behandeln aufzeigt: Schon in der frühen Phase der Systemtherapie gab es eine Orientierung auf Störungen. Im Zuge ihrer wissenschaftlichen und sozialrechtlichen Anerkennung gilt es nun, die systemische Therapie mit Bezug auf spezifische Störungen weiterzuentwickeln.“ Ob das gelungen ist, versucht Wolfgang Loth in seiner ausführlichen Rezension zu klären, die zwischen Bewunderung und Skepsis pendelt. Weiterlesen →

19. September 2014
von Tom Levold
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Netzwerke, Systemtheorie und Soziale Arbeit

DGSSA: Netzwerke, Systemtheorie und Soziale Arbeit

DGSSA: Netzwerke,
Systemtheorie und Soziale Arbeit

Die Deutsche Gesellschaft für Systemische Soziale Arbeit hat 2011 in ihrem Journal ein interessantes Themenheft über „Netzwerke, Systemtheorie und Soziale Arbeit“ herausgegeben, das auch online zu lesen ist. Im Editorial heißt es: „Im Mittelpunkt der Jahrestagung der dgssa in Jena am 16. Juli 2011 stand, passend zu den aktuellen gesellschaftlichen und fachlichen Entwicklungen, das Thema Netzwerke – Systeme –Sozialer Raum. Wir versammelten namhafte ReferentInnen, die theoretisch anspruchsvoll die Schnittstellen zwischen Systemtheorie und Netzwerktheorie aus verschiedenen Perspektiven darlegten. Eines wurde deutlich: die systemisch orientierte Wissenschaft der Sozialen Arbeit tut gut dran, sich mit Netzwerken auseinander zu setzen, um sie als sozialstrukturelle Phänomene theoretisch und praktisch verorten zu können. Weiterlesen →

18. September 2014
von Tom Levold
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Kultur und Migration 2

ZSTB 32(3), 2014

ZSTB 32(3), 2014

Nachdem die Zeitschrift für systemische Therapie und Beratung schon im vergangenen Jahr ein Themenheft zu Kultur und Migration herausgebracht hat, ist auch die aktuelle Ausgabe diesem Thema gewidmet. Herausgeberin Cornelia Tsirigotis lädt in ihrem Editorial dazu ein, sich mit diesem noch längst nicht ausgeschöpften Thema weiter zu beschäftigen: „Systemische Perspektiven und Arbeitsweisen sind in der Arbeit mit Menschen mit Migrationsbiografien wegen ihres Kontextbezuges hilfreich. In diesem Heft werden sie ergänzt durch soziologische und pädagogische Zugänge. Den Auftakt macht Aladin El-Mafaalani. Er geht in seinem Beitrag der Frage nach, wie sich die Differenz der inneren (z.B. Familie und deren Wertetraditionen) und äußeren (Peergroup, Schule, Normen der Mehrheitsgesellschaft) Sphäre bereits in der Kindheit herausbilden und wie Jugendliche mit dieser Differenz umgehen. Dabei scheinen die Ursachen der Differenzen mehr in Migration und soziale Ungleichheit zu liegen als unterschiedlichen Kulturen geschuldet zu sein.

Jörn Borke beschreibt anhand von Forschungen zu kulturellen Entwicklungspfaden von Kleinkindern die Entstehung von Autonomie- und verbundenheitsorientierten Sozialisationsmodellen. Diese Erkenntnisse sind ebenso nutzbar, unterschiedliche Haltung und Erziehungsziele von Eltern nachzuvollziehen und zu verstehen wie auch für die Gestaltung einer tragfähigen therapeutischen oder beraterischen Beziehung von Bedeutung. Weiterlesen →

17. September 2014
von Tom Levold
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Konstruierte oder konstruierende Seele?

M.F. Peschl (Hrsg.): Die Rolle der Seele

M.F. Peschl (Hrsg.):
Die Rolle der Seele

Mit dieser interessanten Frage macht sich Alexander Riegler Gedanken zum Seelebegriff aus kognitiv-konstruktivistischer Perspektive, die 2005 im von Markus F. Peschl herausgegebenen Band Die Rolle der Seele in der Kognitionswissenschaft und der Neurowissenschaft. Auf der Suche nach dem Substrat der Seele (Würzburg, Königshausen und Neumann) erschienen sind. Alexander Riegler forscht an der Universität Wien ist Herausgeber der Constructivist Foundations (CF), die seit Jahren den konstruktivistischen Diskurs ganz wesentlich gestaltet. In seiner Darstellung des Konstruktivismus bemüht er sich in diesem sehr gut zu lesenden Text, jede Inanspruchnahme von Wahrheit bei Aussagen über seinen Gegenstand zu vermeiden, kommt aber bei der Frage, wie wir konstruieren, um naturwissenschaftliche Aussagen mit Wahrheitsanspruch nicht ganz herum – das klassische Dilemma des radikalen Konstruktivismus. Im abstract heißt es:

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