Sabine Klar, Wien: Sollen wir wieder wissen, wo`s langgeht?
Ich muss eingangs betonen, dass mir die spezifische Haltung und erkenntnistheoretische Position, die in unseren systemischen Kreisen in den letzten Jahrzehnten oft unter dem Kürzel „Kybernetik II“ zusammengefasst wurde, im Therapie- und Ausbildungsgeschehen nach wie vor sehr wichtig ist. Dennoch betreibe ich (mit dem Philosophen F. Reithmayr) eine kritische Reflexion meiner eigenen erkenntnistheoretischen Position und davon ausgehenden Haltung ( hier näheres). Wichtig scheint mir vor allem, dass der theoretisch geprägte Diskurs nicht schon wieder abgesetzt wird vom konkreten therapeutischen Handeln („Praxis“). Diese immer wieder bemühten Unterscheidungen verkennen völlig, dass jedes Tun und Wissen auf der Basis von sprachlichen Kategorien und Vorannahmen über Wichtigkeiten entsteht, die mitbedacht werden müssen, wenn sie nicht unreflektiert ins therapeutische Geschehen Eingang finden sollen. Und natürlich ist es dazu – nicht nur in der Ausbildung – nötig, sich selbst und die Kolleg_innen oder Studierenden genau dort zu verunsichern – d.h. zum Nachdenken zu bringen – wo sie sich der Relevanz ihres Vorwissens besonders sicher sind. Weiterlesen →

Jürgen
Corina 
Heiko
Der Essay, den ich mir hier gönne, startet mit einer Kapriole, mit einem riskanten (zugleich amüsanten) Sprung, mit einem ‚Hakenschlagen‘, das sich in dem Satz findet: Dieser Text ist ein Essay und handelt auch von Essays, aber, wenn man so will, von in der Welt streuend-streunenden Essays, die Systeme genannt werden und demzufolge als systemisch gelten müssen. Sonderbar an dieser Formulierung ist, dass der Ausdruck ‚System‘ ursprünglich ‚Gestocktes, Erhärtetes, gar: Erbrochenes‘ meint, jedenfalls irgendwie durable Zusammenhänge, die sich wiedererkennen lassen, eine Wortbedeutung, die Verdinglichungen anspielt und so gar nicht passt zur Metaphorik des Streuens und Streunens, einer Vagabondage, in der der Geist (hier: das System und der Sinn) weht, wo er will.
„Kommt drauf an, was man darunter versteht“, werden Sie zu recht einwenden, denn (genauso wie „analytisch“) ist „systemisch“ erstmal nichts mehr als das Adjektiv zum Subjektiv und wird von der Mathematik über die Politik bis hinein in die Alltagsprache verwendet. Dahinter mag zwar je nach Kontext ein (system-)theoretisches Modell stehen und im Bereich Therapie hat die Tradition der Familientherapie den Diskurs wesentlich mitgeprägt. Ein klares, identifizierbares und damit auch abgrenzbares Therapiemethodenprofil lässt sich allein daraus aber nicht ableiten. „Am wenigsten verstehe ich, was ihr Systemiker macht.“ So vor kurzem ein Professor in Klinischer Psychologie und Psychotherapie anlässlich eines Informationsanlasses für Studierende, die sich für eine postgraduale Weiterbildung in Psychotherapie interessieren.
Liebe Leserinnen und Leser,
Die Zeitschrift systeme befindet sich in einem Übergang. Mit Heft 2/2014, das in den nächsten Tagen an die Abonnenten versandt wird, scheiden Eva Reznicek, Sabine Kirschenhofer und Maria Borcsa nach 13jähriger Tätigkeit aus der Redaktion aus, Natascha Wagner-Paar und Silke Grabenberger kommen neu hinzu und haben auch schon das aktuelle Heft mitgestaltet. Im Zentrum stehen drei Beiträge, zu denen es im Editorial heißt: „Ein stimulierendes ,Update im System’ Thema ,Online- Supervision’ ermöglicht uns Emily Engelhardt: Sind Sie dazu bereit? Wenn ja, dann tauchen Sie ein in eine interessante Auseinandersetzung zu den Chancen, aber auch möglichen Begrenzungen dieses Formats. Weiter geht es dann mit einem Artikel von Herbert Gröger zu ,Phasen in systemischen Coaching-Prozessen’, einer sorgfältigen und differenzierten Abhandlung, die auch anschauliche Fallbeispiele integriert hat. Fanni Vargas erfrischender Praxisbericht mit dem Titel ,Hoffnung – Bedeutung und Stellenwert in der Psychotherapie – Ansätze, Zugänge, Interventionen’ rundet das Heft ab und regt Sie vielleicht an, sich noch oder wieder bewusster mit diesem so wichtigen Phänomen zu beschäftigen“. Die 
