systemagazin

Online-Journal für systemische Entwicklungen

8. Dezember 2014
von Tom Levold
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systemisch – was fehlt? Das Unerfüllte

Wolfgang Loth, Bergisch Gladbach: Wessen Geistes Gegenwart?

8adventAdvent und das Fehlende gehören zusammen. Obwohl, genauer natürlich das noch Fehlende. Das noch Fehlende, dessen Kommen erwartet wird. Und dessen Kommen das tragende Motiv eines hoffnungsvollen Narrativs ist. Das gäbe jetzt zwar einen schönen Anfang, doch gerät der ins Wanken, wenn das Fehlende mit Systemischer Therapie zu tun haben soll. Wie das? Mir scheint, Systemische Therapie hat nichts mit Advent zu tun, kann es nicht, jedenfalls dann nicht, wenn sich ihre gedanklichen Begleiterscheinungen systemtheoretisch ableiten und sich auf diese Weise ihrer Funktionalität versichern. Da geht es nicht um Advent, sondern um Adjunkt, sozusagen, Erfolg als Fortsetzungsgeschichte. Was ist, ist auch schon wieder vorbei und nur sinnträchtig als Sprungbrett für Nachfolgendes. Sein als imaginärer Zustand und praktisch ein Reigen laufender Ereignisse. Systemtheorie als Fruchtbarkeitstheorie, um es einmal so zu sagen. Allgemein, als Theorie an sich – oder für sich? Im erlebten Leben ist die Dichotomie nicht so leidenschaftslos: schließt sich an/schließt sich nicht an. Noch ist Erleben keine Frage von 0 oder 1 und Lebenserzählungen noch keine Ausgeburt binärer Codes. Fehlt mir das? Nein, das fehlt mir nicht, was hat das hier zu suchen? Im Ernst, fehlt mir was in der Systemischen Therapie? Und wenn ja, wäre das jetzt ein systemtheoretischer Witz zu fragen: woran mache ich das fest? Was soll als umrissen gelten bei etwas, was permanent ausreißt? Systoria nicht zu vergessen, dass eingeschlafene Projekt, die Entwicklungen systemischen Denkens für psychosoziales Helfen gesammelt festzuhalten. Etwas, was fehlt… Ich nähere mich dem Thema, fürchte ich. Dabei hatte ich vor, diesmal nichts zu schreiben zum Adventskalender, die Frage nach dem Fehlenden in der Systemischen Therapie führte mich zu sehr in Widersprüche, in Unerledigtes und das Fehlen an sich wurde groß. Und doch schien mir, dass mir in Systemischer Therapie wirklich etwas fehlen würde, wenn ich dem nicht nachginge. Weiterlesen →

7. Dezember 2014
von Tom Levold
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systemisch – was fehlt? Oder was zählt?

Martin Rufer, Bern:

7adventK.O., ein erfahrener Psychiater, systemischer Therapeut und langjähriger Kollege, der für die psychiatrische Triage in einem grösseren medizinischen Zentrum zuständig ist, fragt mich tel. an für die Fortsetzung einer Therapie bei Frau B., 32j., Mutter von zwei Kleinkindern. Ihr Ehemann sei vor kurzem vor ihren Augen auf einem Fussgängerstreifen zu Tode gefahren worden. „Hier braucht es wohl mehr „Traumatherapie“ als die zwei, drei Sitzungen, die ich ihr anbieten/durchführen konnte“, in der Hoffnung, dass ich diesen „nicht ganz alltäglichen“ Fall übernehmen/weiterführen und Frau B. bei mir auch Anschluss finden kann.

Die folgenden Gründe mögen ihn veranlasst haben, diese Patientin an mich zu verweisen:

  • die Indikation (Triage) für eine Therapie, die über seine „Kurztherapie“ hinausweist
  • unsere gemeinsame WB in NLP, in der wir uns methodische Kompetenzen im Umgang mit traumatisierten Menschen angeeignet haben
  • die persönliche Verbundenheit aufgrund länger Zusammenarbeit in einem kinder- und jugendpsychiatrischen Dienst
  • das Vertrauen, die Zuschreibung, dass diese Klientin bei mir wohl gut aufgehoben ist

Und wo bleibt das „Systemische“? Weiterlesen →

6. Dezember 2014
von Tom Levold
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systemisch – was fehlt? Wildgehen

Sabine Klar, Wien: Sollen wir wieder wissen, wo`s langgeht?

6adventIch muss eingangs betonen, dass mir die spezifische Haltung und erkenntnistheoretische Position, die in unseren systemischen Kreisen in den letzten Jahrzehnten oft unter dem Kürzel „Kybernetik II“ zusammengefasst wurde, im Therapie- und Ausbildungsgeschehen nach wie vor sehr wichtig ist. Dennoch betreibe ich (mit dem Philosophen F. Reithmayr) eine kritische Reflexion meiner eigenen erkenntnistheoretischen Position und davon ausgehenden Haltung ( hier näheres). Wichtig scheint mir vor allem, dass der theoretisch geprägte Diskurs nicht schon wieder abgesetzt wird vom konkreten therapeutischen Handeln („Praxis“). Diese immer wieder bemühten Unterscheidungen verkennen völlig, dass jedes Tun und Wissen auf der Basis von sprachlichen Kategorien und Vorannahmen über Wichtigkeiten entsteht, die mitbedacht werden müssen, wenn sie nicht unreflektiert ins therapeutische Geschehen Eingang finden sollen. Und natürlich ist es dazu – nicht nur in der Ausbildung – nötig, sich selbst und die Kolleg_innen oder Studierenden genau dort zu verunsichern – d.h. zum Nachdenken zu bringen – wo sie sich der Relevanz ihres Vorwissens besonders sicher sind. Weiterlesen →

5. Dezember 2014
von Tom Levold
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Jürgen Kriz wird 70!

Jürgen Kriz

Jürgen Kriz

Heute gestaltet Jürgen Kriz nicht nur das aktuelle Adventskalendertürchen, wir feiern darüber hinaus seinen 70. Geburtstag, eine ebenso so würdige wie unglaubwürdige Zahl, wenn man ihn näher kennt. Aber auch wer ihn nicht näher kennt, dürfte kaum im Zweifel sein über seine große Bedeutung für die Entwicklung und Verbreitung des Systemischen Ansatzes wie über seine Wirkung (nicht nur) in das systemische Feld hinein: als Forscher, Theoretiker, Lehrer, Praktiker, Wissenschaftskritiker, Fachpolitiker, Ermutiger und Kritiker. Wie nur wenige andere hat er dem systemische Feld in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder neue und kritische Impulse gegeben, seine Aktivitäten als kämpferisches Mitglied des Wissenschaftlichen Beirates haben wesentlich zur Anerkennung der Systemischen Therapie als wissenschaftlich fundiertes Verfahren beigetragen, obwohl er sich gerade nicht an das dort vorherrschende Wissenschaftsverständnis angepasst hat. Und wer das Privileg hat, mit ihm die Zeit außer mit inhaltlichen Diskussionen auch ganz zu verbringen, etwa in der marokkanischen Wüste oder anderswo, weiß seine freundschaftliche und immer bodenständige, humorvolle und jederzeit unterstützende Persönlichkeit umso mehr zu schätzen. Kurz und gut, dies alles ist ein guter Anlass, ihm zu gratulieren und in guter systemagazin-Tradition einen schönen Strauß an Glückwünschen zu überreichen. Lieber Jürgen, zum Geburtstag wünsche ich Dir alles Gute und uns allen, dass Du uns auch weiterhin mit Deinem Wissen, Deiner Übersicht, aber auch mit Deinem Engagement und Deinem Zorn über das, was in unserer wissenschafts- und fachpolitischen Landschaft falsch läuft, erhalten bleibst.

Herzliche Grüße

Tom Levold
Herausgeber

Im Anschluss an die hier folgenden Glückwünschen können Sie noch eine ausführliche Würdigung anlässlich Jürgen Kriz‘ 70. Geburtstag lesen, den die Redaktion der „systeme“ unter Federführung von Wolfgang Loth verfasst hat und die im aktuellen Heft der „systeme“ erschienen ist. systemagazin bedankt sich für die Erlaubnis der Wiedergabe! Weiterlesen →

5. Dezember 2014
von Tom Levold
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systemisch – was fehlt? Kultur und Körper

5adventJürgen Kriz, Osnabrück:

Bei dem von Tom Levold für den „Adventskalender“ dankenswerterweise vorgeschlagenen Fokus darauf, was im systemischen Ansatz zu kurz kommt, möchte ich zunächst nochmals die Stärken resümieren. Nicht aus Freundlichkeit oder Höflichkeit, sondern aus der Einsicht, dass die Begeisterung für die „Stärken“ nicht selten adaptive Weiterentwicklungen behindert. Entsprechend einem Adventskalender kann ich hier nur jeweils kleine Fenster (meiner Sicht) öffnen:

  • Als zentrale Stärke sehe ich, dass der systemische Ansatz in seinen rund 70 Jahren eine blühende und facettenreiche Praxeologie hervorgebracht hat. In Therapie, Beratung und (später auch) Coaching wurde die weitgehend individuumszentrierte Sicht auf Symptome und Probleme durch die Frage nach stabilisierenden und ggf. verändernden Mustern in den sozialen Interaktionen erweitert.
  • Positiv verzeichne ich auch die zumindest bedingte Offenheit und das Interesse an konzeptionell-theoretischen Grundlagen. Diese führten dazu, dass z.B. „Familie“ nicht als biologische Entitäten im physikalischen Raum (wie noch in den 1980er) sondern als narrativ-kognitive Struktur verstanden wurde. Der daraus folgende Fokus auf die Dekonstruktion von entwicklungs-hinderlichen Beschreibungen war fraglos ein entscheidender Fortschritt.
  • Mit (1) und (2) ist verbunden die Absage an allzu einfache Ursache-Wirkungsmodelle (wie sie z.B. der RCT-Forschung zugrunde liegen) und die Einsicht, dass faktisch alle Entwicklungsprozesse nicht-linear verlaufen. Linearer Interventionismus mit Bezug auf Verursachungs- und Wirk-Faktoren wurde somit um kontext-sensible Förderung von Selbstregulationsprozessen und stark ressourcenorientiertes Arbeiten bereichert.

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4. Dezember 2014
von Tom Levold
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systemisch – was fehlt? Die Familie

4adventCorina Ahlers, Wien:

Ich mache mir in letzter Zeit darüber Gedanken, inwiefern eine systemische Einzeltherapie so systemisch sein kann, wie das allgemein behauptet wird. Daran knüpft sich die Erfahrung der letzten Jahre, dass das Mehrpersonensystem in systemischen Kreisen – sowohl in der Ausbildung wie auch in der Praxis – aus dem Zentrum des Interesses rückt. Manche unserer Studentinnen schaffen es, bis zum Ende ihrer Ausbildung keine einzige Familie zu sehen. Manche geben zu, mit Kindern nicht arbeiten zu wollen, das sei langweilig, und man müsse da „Mensch ärger dich nicht“ spielen. Und wie könne man dafür Geld verlangen, und dass sei ja wie Freizeit, usw. Ja und wenn nicht alle kommen, und keine Zeit haben, es sei ja nicht machbar, alle auf einen Termin zu bringen, usw.

Corina Ahlers

Corina Ahlers

Dann gibt es bei uns die Fans für das Wegstreichen des Wortes „Familie“ aus dem systemischen Ansatz. Ihr merkt es schon: Ich gehöre zum anderen Club. Ich fühle mich bei der Systemischen Familientherapie zu Hause und ich finde, jeder Mensch hat oder hatte eine Familie, welche auch immer! Insofern bin ich dafür, diese irgendwie in die Therapie miteinzubeziehen.

Im Mehrpersonensystem werden Beziehungen zum Therapeuten anders gelebt als in der therapeutischen Dyade. Deshalb kann die therapeutische Beziehung, mittlerweile auch ein Zauberwort der Psychotherapieforschung, in der therapeutischen Arbeit mit Paaren und Familien nicht dasselbe bedeuten. Es bleibt ein blinder Fleck im dominanten Diskurs zur Psychotherapie, indem der Unterschied ignoriert wird. Systemikerinnen tragen nicht dazu bei, das Verhältnis aufzuklären. Eine etwas boshafte, mögliche Erklärung: Viel intimer, gemütlicher, gefahrenloser und angenehmer ist doch die therapeutische Dyade. Weiterlesen →

3. Dezember 2014
von Tom Levold
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systemisch – was fehlt? Die Sensibilität für die Problematik der Weltveränderung

3adventHeiko Kleve, Potsdam:

„Systemisch“ kann in der Tat alles und nichts sein, es ist ein Eye Catcher-Begriff, eine modisch daher kommende Bezeichnung, die suggerieren soll, dass das, was damit bezeichnet wird, das Richtige, Passende, auf der Höhe der Zeit Stehende ist – und zwar für jene, die genau diese Attribute damit verbinden. Allerdings referiert das Wort „keinen eindeutigen Sinn“, wie Niklas Luhmann (1984, S. 15) bereits in seinem Klassiker Soziale Systeme. Grundriß einer allgemeinen Theorie (Frankfurt/M.: Suhrkamp) formuliert. „,Systemtheorie‘ ist heute ein Sammelbegriff für sehr verschiedene Bedeutungen und sehr verschiedene Analyseebenen. […] Übernimmt man den Systembegriff ohne weitere Klärung […], entsteht eine scheinbare Präzision, die der Grundlage entbehrt. So kommt es zu Kontroversen, bei denen man nur vermuten oder aus der Argumentation rückschließen kann, daß die Beteiligten Verschiedenes meinen, wenn sie von System sprechen“ (ebd.).

So kann an dieser Stelle bereits eine Fehlstelle hinsichtlich des „Systemischen“ konstatiert werden: Zu häufig unterbleibt die konkrete Bestimmung, was denn nun in dem betreffenden Kontext mit diesem Begriff genau gemeint sein soll. Eine präzisierende Begrifflichkeit könnte etwa Komplexität sein. Systemisches Denken befasst sich demnach mit den Grenzen und Möglichkeiten der Beeinflussung von biologischen, psychischen und sozialen Systemen, die jeweils durch das Merkmal der Komplexität gekennzeichnet sind. Weiterlesen →

2. Dezember 2014
von Tom Levold
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systemisch – was fehlt? Das, was dahinter steckt

Peter Fuchs, Bad Sassendorf: Das Essayistische des Systemischen – ein Essay

„Würden wir uns anstrengen, das eigene Bewußtsein […]
in seinen Operationen von  Gedanken zu Gedanken zu beobachten,
würden wir zwar eine eigentümliche Faszination durch Sprache
entdecken, aber zugleich auch den nichtkommunikativen, rein internen Gebrauch
der Sprachsymbole und eine eigentümlich-hintergründige Tiefe der
Bewußtseinsaktualität, auf der die Worte wie Schiffchen schwimmen,
aneinandergekettet, aber ohne selbst das Bewußtsein zu sein,
irgendwie beleuchtet, aber nicht das Licht selbst.“

Niklas Luhmann

2adventDer Essay, den ich mir hier gönne, startet mit einer Kapriole, mit einem riskanten (zugleich amüsanten) Sprung, mit einem ‚Hakenschlagen‘, das sich in dem Satz findet: Dieser Text ist ein Essay und handelt auch von Essays, aber, wenn man so will, von in der Welt streuend-streunenden Essays, die Systeme genannt werden und demzufolge als systemisch gelten müssen. Sonderbar an dieser Formulierung ist, dass der Ausdruck ‚System‘ ursprünglich ‚Gestocktes, Erhärtetes, gar: Erbrochenes‘ meint, jedenfalls irgendwie durable Zusammenhänge, die sich wiedererkennen lassen, eine Wortbedeutung, die Verdinglichungen anspielt und so gar nicht passt zur Metaphorik des Streuens und Streunens, einer Vagabondage, in der der Geist (hier: das System und der Sinn) weht, wo er will.

Dieses ‚Vagare, Vagieren, Vagantentum‘, dieses vage ‚Umherschweifen‘, zu dem man, heiter gestimmt, Wanderstock, Wanderhut und ein Liedlein auf den Lippen hinzu assoziieren kann, wird ent-heitert, wenn man es umsetzt auf den leicht zu beobachtenden, bloßen Umstand, dass Ausdrücke wie System, Systemisches, Systemazität etc. ubiquitär aufgegriffen werden. Sie treiben sich überall herum – unter welchen theorischen Auspizien auch immer. Es ist nachgerade erstaunlich, wie sich diese Worte (beileibe nicht immer: Begriffe) Bahn gebrochen haben und brechen – in vielen mehr oder minder wissenschaftlichen Disziplinen, aber auch in anwendungsorientierten Kontexten wie Psychotherapie, Sozialarbeit, Pädagogik, Beratung … schließlich im Alltag: Die Welt ist, so scheint es, alles, was das System ist – für ernsthafte Leute, aber auch für Pierre et Paul (vulgo: Hinz und Kunz). Weiterlesen →

1. Dezember 2014
von Tom Levold
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7,38 Millionen Empfänger/-innen von sozialer Mindestsicherung am Jahresende 2013

WIESBADEN – Zum Jahresende 2013 erhielten in Deutschland rund 7,38 Millionen Menschen und damit 9,1 % der Bevölkerung soziale Mindestsicherungsleistungen. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) weiter mitteilt, stiegen somit sowohl die Anzahl als auch der Anteil der Empfängerinnen und Empfänger an der Gesamtbevölkerung gegenüber dem Vorjahr leicht an.

Die Mindestsicherungsquote war in Ostdeutschland einschließlich Berlin mit 13,3 % deutlich höher als im früheren Bundesgebiet mit 8,1 %. Am häufigsten waren die Menschen in Berlin (19,4 %) und Bremen (17,1 %) auf Leistungen der sozialen Mindestsicherung angewiesen. Am geringsten war die Inanspruchnahme in Bayern (4,5 %) und Baden-Württemberg (5,1 %).
Die Transferleistungen der sozialen Mindestsicherungssysteme sind finanzielle Hilfen des Staates, die zur Sicherung des grundlegenden Lebensunterhalts dienen. Dazu zählen folgende Leistungen:

  • Arbeitslosengeld II/Sozialgeld nach dem Zweiten Buch Sozialgesetzbuch (SGB II „Grundsicherung für Arbeitsuchende“; so genanntes Hartz IV),
  • Hilfe zum Lebensunterhalt außerhalb von Einrichtungen nach dem SGB XII „Sozialhilfe“ ohne einmalige Leistungen,
  • Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung nach dem SGB XII „Sozialhilfe“ ohne einmalige Leistungen,
  • Regelleistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz (AsylbLG) und
  • Leistungen der Kriegsopferfürsorge im Inland nach dem Bundesversorgungsgesetz (BVG).

Der von 2009 bis 2012 anhaltende Rückgang der Empfängerzahl von Transferleistungen nach dem SGB II setzte sich im Jahr 2013 nicht fort. Die Empfängerinnen und Empfänger von Grundsicherung für Arbeitsuchende nach dem SGB II stellten weiterhin die größte Gruppe von Empfängern sozialer Mindestsicherungsleistungen. Von 2012 auf 2013 blieb deren Anzahl mit rund 6,04 Millionen nahezu konstant. Die Anzahl der Berechtigten von Mindestsicherungsleistungen im Rahmen der Sozialhilfe nach dem SGB XII („Hilfe zum Lebensunterhalt“ und „Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung“) stieg im gleichen Zeitraum um 7,1 % auf 1,08 Millionen. Mit einem Zuwachs von 36,2 % auf rund 225 000 Personen am stärksten angewachsen ist wie im Vorjahr die Anzahl der Leistungsberechtigten von Regelleistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz.

2013 gab der Staat in Deutschland 40,8 Milliarden Euro für die sozialen Mindestsicherungsleistungen aus. Dies entspricht einem Zuwachs der Ausgaben im Vergleich zum Vorjahr um 4,6 %. Rein rechnerisch gab der Staat 508 Euro je Einwohner für Mindestsicherungsleistungen aus. (Quelle: Statistisches Bundesamt, 1.12.2014)
via Pressemitteilungen – 7,38 Millionen Empfänger/-innen von sozialer Mindestsicherung am Jahresende 2013 – Statistisches Bundesamt (Destatis).

1. Dezember 2014
von Tom Levold
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systemisch – was fehlt? Ein Blick auf den Flickenteppich systemischer Psychotherapie

Martin Rufer, Bern:

1advent„Kommt drauf an, was man darunter versteht“, werden Sie zu recht einwenden, denn (genauso wie „analytisch“) ist „systemisch“ erstmal nichts mehr als das Adjektiv zum Subjektiv und wird von der Mathematik über die Politik bis hinein in die Alltagsprache verwendet. Dahinter mag zwar je nach Kontext ein (system-)theoretisches Modell stehen und im Bereich Therapie hat die Tradition der Familientherapie den Diskurs wesentlich mitgeprägt. Ein klares, identifizierbares und damit auch abgrenzbares Therapiemethodenprofil lässt sich allein daraus aber nicht ableiten. „Am wenigsten verstehe ich, was ihr Systemiker macht.“ So vor kurzem ein Professor in Klinischer Psychologie und Psychotherapie anlässlich eines Informationsanlasses für Studierende, die sich für eine postgraduale Weiterbildung in Psychotherapie interessieren.

Ganz offensichtlich: hier ist etwas falsch gelaufen und wahrscheinlich nicht nur hier und jetzt. Dieser Frage gelte es sich zu stellen, es sei denn man interpretiere seinen Kommentar als Feedback auf eine gelungene Verstörung und damit vielleicht als Anstoss für kognitive Umstrukturierung. Dies allerdings würde voraussetzen, dass man sich der eigenen Sache sicher ist, die eigene Irritation wegstecken oder externalisieren kann, um im Anschluss unter Seinesgleichen darüber zu lamentieren, dass die Zeit noch nicht reif ist, um die „frohe Botschaft“ auch zu verstehen … Weiterlesen →

1. Dezember 2014
von Tom Levold
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systemagazin Adventskalender 2014

Tom LevoldLiebe Leserinnen und Leser,

ich bin sehr erfreut, Ihnen auch dieses Mal einen – hoffentlich interessanten und anregenden – Adventskalender präsentieren zu können, der wieder einmal mit Hilfe der systemagazin-Leser- und -Autorenschaft zustande gekommen ist. Ausgangspunkt war in diesem Jahr die Frage: „systemisch – was fehlt?“. In der Einladung hieß es: „Das Wort ,systemisch’ ist in den vergangenen Jahren ein bisschen zum Zauberwort geworden, das alles und nichts bedeutet. Mich interessiert, was aus Ihrer Sicht im Systemischen Ansatz zu kurz kommt, vernachlässigt wird oder zu Unrecht gar nicht auftaucht. Womit müssten sich Systemiker mehr auseinandersetzen? Welche theoretischen, praktischen, sozialen und gesellschaftlichen Themen und Fragestellungen sollten stärker Gegenstand der systemischen Reflexion werden? Wie alle anderen Theorien und Ansätze ist auch der Systemische Ansatz selektiv und hat viele blinde Flecke.“

Ich freue mich, dass sich viele Kolleginnen und Kollegen von diesen Gedanken haben inspirieren lassen. Sie erwartet eine Vielzahl sehr unterschiedlicher Beiträge. Zustimmung und Ablehnung sind willkommen, nutzen Sie die Kommentarfunktion für Ihre eigenen Diskussionsbeiträge, dann wird es ein lebendiger und interaktiver Kalender.  Das Fehlende war schon immer der Motor des Weiterdenkens! Wie auch in den letzten Jahren ist noch nicht ganz klar, ob genug Beiträge für 24 Tage zusammenkommen, wenn Sie sich also selbst inspiriert fühlen, etwas zum diesjährigen Adventskalender beizusteuern, schicken Sie mir einfach Ihren Text an tom@levold.de. Alle Beiträge zum Thema werden veröffentlicht, der Kalender muss ja nicht am 24.12. zuende sein 🙂

Ich wünsche Ihnen viel Freude am Lesen, Nachdenken und Diskutieren, und natürlich einen schönen Advent!

Herzliche Grüße

Tom Levold
Herausgeber

27. November 2014
von Tom Levold
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systeme 2014

Systeme 2-2014 Titel KopieDie Zeitschrift systeme befindet sich in einem Übergang. Mit Heft 2/2014, das in den nächsten Tagen an die Abonnenten versandt wird, scheiden Eva Reznicek, Sabine Kirschenhofer und Maria Borcsa nach 13jähriger Tätigkeit aus der Redaktion aus, Natascha Wagner-Paar und Silke Grabenberger kommen neu hinzu und haben auch schon das aktuelle Heft mitgestaltet. Im Zentrum stehen drei Beiträge, zu denen es im Editorial heißt: „Ein stimulierendes ,Update im System’ Thema ,Online- Supervision’ ermöglicht uns Emily Engelhardt: Sind Sie dazu bereit? Wenn ja, dann tauchen Sie ein in eine interessante Auseinandersetzung zu den Chancen, aber auch möglichen Begrenzungen dieses Formats. Weiter geht es dann mit einem Artikel von Herbert Gröger zu ,Phasen in systemischen Coaching-Prozessen’, einer sorgfältigen und differenzierten Abhandlung, die auch anschauliche Fallbeispiele integriert hat. Fanni Vargas erfrischender Praxisbericht mit dem Titel ,Hoffnung – Bedeutung und Stellenwert in der Psychotherapie – Ansätze, Zugänge, Interventionen’ rundet das Heft ab und regt Sie vielleicht an, sich noch oder wieder bewusster mit diesem so wichtigen Phänomen zu beschäftigen“. Die vollständigen bibliografischen Angaben des kompletten Jahrgangs 2014 können Sie hier sehen, auch der Jahrgang 2013 steht nun zur Ansicht.

24. November 2014
von Tom Levold
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systhema 2/2014

systhema 28(2), 2014

systhema 28(2), 2014

Im Zuge der Umstellung auf die neue Gestaltung von systemagazin hakt es noch ein bisschen bei den Zeitschriften, die jetzt nicht mehr heft-, sondern jahrgangsweise präsentiert werden. Nach und nach wird das Zeitschriftenarchiv auch im neuen systemagazin komplettiert werden. Heute sind die letzten drei Hefte von systhema eingepflegt worden, die beiden letzen Jahrgänge 2013 und 2014 sind jetzt hier auf dem aktuellen Stand. Das letzte Heft ist keinem speziellen Thema gewidmet, der Inhalt wird am besten aus einem Zitat aus Cornelia Henneckes Editorial ersichtlich: „Aus einer Beobachterposition auf die Beiträge in diesem Heft erscheint mir das Zusammenspieunterschiedlicher Logiken in mehr oder weniger strukturell gekoppelten Subsystemeals viele Beiträge verbindendes Thema ein wenig durchzuscheinen: Fragen der anschlussfähigeund sich wechselseitig beeinflussenden Kommunikation wie auch Aspekte im Umganmit der Fremdheit vorgefundener Umwelten, Bedingungen, Logiken und Lösungswege werden aufgeworfen und in Bezug auf individuelle, familiäre, organisationale oder aucinterkulturelle Kontexte in ihren Möglichkeiten und Herausforderungen diskutiert. So könnte der Beitrag von Hans Lieb zu einer „,Störungsspezifischen Systemtherapie’ – Systemtherapie im Gesundheitswesen“ eine vielschichtig anregende Lektüre für Systemiker sein, die hoffnungsvoll das eröffnete Bewertungsverfahren für Systemische Therapie als psychotherapeutisches Richtlinienverfahren durch den Gemeinsamen Bundesausschuss (GBAverfolgen und bereit sind, sich den damit verbundenen Umwelten im Kontext von Kranken- bzw. Gesundheitssystemen zu stellen. In ,Drei statt Drybeschreibt Robert Anatol Stein einen leidenschaftlich vertretenen und ungewöhnlichen Weg im Umgang mit alkoholschtigem Verhalten. Der Beitrag von AsiyBalıkçıSchmidt lässt sich als Weg und Plädoyelesen, sich dem ,eigenen Fremdenzu öffnen, um anschlussfähige interkulturelle Beratungskompetenzu entwickeln. ,Tu Gutes und rede davonfamilienmedizinische Ansätze sind (noch) nicht selbstverständlich in klinischen Kontexten. So können wir mit freundlicher Genehmigunden bereits in der Familiendynamik veröffentlichten Beitrag von Barbara Ollefs auch in systhema veröffentlichen. Und einen ,Apero‚ gibt es auch noch: der Beitrag voArist von Schlippe zu Konflikten und Konfliktmanagement in Familienunternehmen ist ein Vorabdruck des im Herbst 2014 im Concadora Verlag erscheinenden Buches zu dieseThema. Interessierten Kollegen macht es vielleicht Lust auf dieses Buch, anderen Lesern ermöglicht es eine ,Kontextsensibilisierungfür die Themen von Familien und Familienunternehmeals in besonderer Weise strukturell gekoppelten Systemen.“ Darüber hinaus gibt es wie üblich eine Vielzahl von Rezensionen.
Zu den vollständigen bibliografischen Angaben…