Rolf Todesco, Aeugstertal:
Die Frage „was fehlt?“ ist in vielen Hinsichten ambivalent. Ich frage mich beispielsweise, ob klare Begriffe wirklich fehlen, wenn diese bestimmte Problemlösungen oder Therapieerfolge nur stören würden. Ich will nicht von notwendig falschem Bewusstsein sprechen, sondern nur fragen, inwiefern ein je bestimmtes kontingentes Bewusstsein fehlt oder einfach nur – fast zum Glück für die Sache – nicht vorhanden ist. Ich habe also keine Ahnung, ob ein allenfalls fehlender Systembegriff einer systemischen Therapie fehlen würde. Ich bin kein Therapeut und schon gar kein systemischer und kann die Frage, was der systemischen Therapie fehle, deshalb nur in einer – systemtheoretischen – Aussensicht angehen.
Was im systemischen Diskurs sehr oft nicht vorhanden scheint, ist das Bewusstsein, dass Wörter unter dem Gesichtspunkt eines Homonyms beobachtet werden können. Das gewöhnlichste Beispiel eines Homonyms ist wohl der Ausdruck „Bank“, der für ein Sitzmöbel und für eine Finanzinstitution steht. Ein oft verdrängtes Beispiel ist System, weil System für unglaublich vieles verwendet wird. Wenn ich den Ausdruck System nicht als Homonym erkenne, weiss ich nie, wovon die Rede ist, noch nicht einmal wovon ich selbst spreche, wenn ich System oder „systemisch“ sage. Oft fehlt mir dann nichts, vielmehr scheint mir der Ausdruck dann überflüssig oder als zu viel. Weiterlesen →