18. Januar 2015
von Tom Levold
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18. Januar 2015
von Tom Levold
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Gedanken zu Luigi Boscolo
In seinem Blog „systemische Kehrwoche“ hat Fritz B. Simon ein paar Erinnerungen an und Gedanken zu Luigi Boscolo und seiner Bedeutung (bzw. der Bedeutung des Mailänder Teams) für die Entwicklung des Systemischen Ansatzes zusammengetragen, auf die ich hier aufmerksam machen möchte.
16. Januar 2015
von Tom Levold
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Stellenausschreibung
Das Institut für Medizinische Psychologie des Universitätsklinikum Heidelberg sucht für zwei Jahre (1.7.2015 bis 30.6.2017) eine
Wissenschaftliche Hilfskraft oder Wissenschaftliche Mitarbeiterin
(30-50% Stelle, 15-20 Std. pro Woche)
für das Projekt SYMPA GB: Systemtherapeutische Methoden psychiatrischer Akutversorgung für Menschen mit Geistiger Behinderung.
SYMPA GB ist ein von der Heidehofstiftung Stuttgart gefördertes Praxis-Forschungs-Projekt zur Förderung einer systemisch-familienorientierten Arbeitsweise auf Psychiatriestationen sowie in Behinderteneinrichtungen.
Projektleitung; Prof. Jochen Schweitzer, Universität Heidelberg und Dr. Franziska Gaese, Isar-Amper-Klinikum Haar. Leitung der Weiterbildung: Prof. Elisabeth Nicolai, Helm Stierlin Institut. Senior Researcher im Projekt: Dipl. Psych. Ede Nagy. Weiterlesen →
15. Januar 2015
von Tom Levold
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Zur Emergenz des Sozialen bei Niklas Luhmann
Simon Lohse ist Erziehungswissenschaftler und Philosoph sowie Research Fellow im Bereich Science Studies am Centre for Ethics and Law in the Life Sciences (CELLS) und Mitglied des Center for Philosophy and Ethics of Science. In einem interessanten Artikel, der 2011 in der Zeitschrift für Soziologie erschienen ist, beschäftigt er sich mit dem Status der Kommunikation als eigenständigem, nicht ableitbaren sozialen Phänomen in der Theorie Luhmanns. Im abstract heißt es: „Der Artikel diskutiert Niklas Luhmanns Konzeption von Kommunikation als emergentem Phänomen. Erstens soll gezeigt werden, dass sich Luhmann, entgegen jüngster Einwände, in der Tat als sozialer Emergentist rekonstruieren und als solcher in die aktuelle Debatte um Reduktion und Emergenz des Sozialen einordnen lässt. Zweitens soll dadurch Licht auf die generellen Probleme und Voraussetzungen einer emergentistischen Soziologie geworfen werden. Um diese Ziele zu erreichen, wird zunächst geklärt, welche Positionen sich in der Soziologie grundsätzlich gegenüber stehen und auf welcher Grundlage Luhmann als Emergentist einzuordnen ist. Anschließend soll die Emergenz der Kommunikation als eigenständiges soziales Phänomen erläutert und ins Verhältnis zum Individuum gesetzt werden. Schließlich wird Luhmanns Konzeption mit Hilfe einiger Adäquatheitsbedingungen aus der allgemeinen Wissenschaftsphilosophie als unzureichend kritisiert. Ziel ist dabei auch die Klärung der Bedingungen für eine plausible Emergenztheorie innerhalb der Soziologie. Nach einer abschließenden Zusammenfassung der wesentlichen Ergebnisse soll ein Ausblick auf eine aussichtsreiche soziologische Emergenzkonzeption geboten werden.“
14. Januar 2015
von Tom Levold
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Luigi Boscolo (27.3.1932 – 12.1.2015)
Wie das Centro Milanese di Terapia della Famiglia mitteilt, ist Luigi Boscolo am Montag, dem 12.1.2015 gestorben. Wir trauern um einen großen Pionier der Systemischen Therapie. Luigi Boscolo gründete gemeinsam mit Mara Selvini Palazzoli, Gianfranco Cecchin und Giuliana Prata in den 70er Jahren das legendäre Mailänder Team, das für seine theoretischen Arbeiten wie für seine methodischen Innovationen in der Familientherapie weltberühmt wurde. In den frühen 80er Jahren kam es zu einer Trennung von Selvini, in den folgenden Jahren vermittelten Boscolo und Cecchin ihren Ansatz in intensiver Lehrtätigkeit und zahlreichen Büchern und Zeitschriftenaufsätzen auf der ganzen Welt. Im systemagazin gibt es ein Interview, das Haja Molter 1990 mit beiden durchgeführt hat. In den letzten Jahren nach dem Tode von Gianfranco Cecchin, der Anfang 2004 einen tödlichen Unfall erlitt, wurde es stiller um Luigi Boscolo. Meine letzte Begegnung mit ihm war 2003 bei einer Tagung des Wenger Mühle Centrums in Rot an der Rot, das Foto zeigt ihn gemeinsam mit Wolf Ritscher). Ein Nachruf folgt.
14. Januar 2015
von Tom Levold
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Spannungsfeld Familie – Schule
Familie und Schule, das klingt nach Stress. Als vierfacher Vater, dessen Kinder alle noch in Schule oder Studium sind, weiß ich, wovon ich rede. Die Familiendynamik eröffnet mit Heft 1/2015 ihren 40. Jahrgang (Herzlichen Glückwunsch!) mit einem Themenheft über das Spannungsfeld Familie – Schule. Verantworten tun das Heft Herausgeber Hans Rudi Fischer und Gastherausgeber und Beirat Michael Göhlich, Professor für Pädagogik an der Universität Erlangen. In ihrem Editorial schreiben sie: „Die Familie wird mindestens während der Schulpflichtzeit des Kindes, heute oft sogar zwei Jahrzehnte lang durch ihr Verhältnis zur Schule geprägt. Diese Beziehung ist seit jeher spannungsgeladen und Thema vieler Familientherapien. Mit den jüngeren Entwicklungen der Schule zur Ganztagsschule verändert sich das Verhältnis von Schule und Familie, wobei zeitgleich ältere Entwicklungen weiterhin wirksam sind. Dies leuchten die Beiträge des vorliegenden Heftes in verschiedener Hinsicht aus. Dabei wird das Verhältnis zwischen Schule und Familie nicht nur als Spannungsfeld, sondern auch als kooperatives Zusammenspiel sichtbar. Zu diesem kooperativen Zusammenspiel tragen nicht zuletzt mimetische Prozesse bei: die Verschulung der Familie und die Familiarisierung der Schule. Während der erstgenannte Prozess mit dem Anstieg elterlicher Ansprüche auf Bildung der Kinder (Bildungsaspiration) seit den 1970er Jahren einhergeht und zum Einbezug professioneller Nachhilfe in die Familie sowie zum Aufbau professioneller Einrichtungen zwischen Schule und Familie geführt hat, ist der zweite – nach einem Vorlauf in Reformpädagogik und Alternativschulpädagogik des 20. Jahrhunderts – erst in den letzten Jahren vermehrt in Schulen zu beobachten. Die Perspektive unserer Fokus-Beiträge, sie argumentieren auf der Basis empirischer Studien, ist teils vorrangig schulbezogen, teils vorrangig familienbezogen, hat aber letztlich immer das Verhältnis von Schule und Familie im Blick.“
Die bibliografischen Angaben zu allen Beiträgen und die abstracts finden Sie hier…
13. Januar 2015
von Tom Levold
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Staunen, Humor, Mut und Skepsis
Rainer Zech, Hannover:
Seit über 25 Jahren bin ich Organisationsberater und leidenschaftlicher Laie in Sachen Philosophie. Bisher hatte ich mir meinen persönlichen Reim aus der Philosophie für meine beraterische Praxis gemacht. Da stieß ich auf das genannte Buch und erhoffte mir hier professionelle Unterstützung.
Thomas Stölzel baut sein Buch um die im Titel genannten Kompetenzen Staunen, Humor, Mut und Skepsis auf. Zunächst erfolgt allerdings auf den ersten rund 100 Seiten (einem Drittel des Gesamtwerkes) eine grundlegende Einführung der Bedeutung der Philosophie für die beraterische Praxis. Was an diesem Buch fasziniert, beginnt gleich hier. Der Autor legt Wert auf den verantwortlichen Umgang mit Begriffen, die er – zur Freude des Rezensenten – immer etymologisch herleitet, denn die üblicherweise verwendeten fixen Definitionen entpuppen sich nicht selten nur als stabile Vorurteile. Philosophie ist für den Autor daher auch kein Kanon historischer Lehrmeinungen und Erkenntnisse, sondern eine praktische Anleitung zum Selberdenken gemäß dem Kant’schen auf Horaz zurückgehenden Motto »Sapere aude« – Habe den Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen. Weiterlesen →
12. Januar 2015
von Tom Levold
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Petition „Therapievielfalt für Deutschland“ online
8. Januar 2015
von Tom Levold
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Die visuelle Analyse des Genogramms
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Jürgen Beushausen
2004 hat Jürgen Beushausen unter diesem Titel einen Artikel über den Einsatz von Genogrammen in der familientherapeutischen Arbeit im Kontext veröffentlicht, der auch im Wissensportal der DGSF online zur Verfügung steht. Im abstract heißt es: „Die Analyse von Genogrammen gehört zum Standardrepertoire familien-therapeutischer Techniken Mit diesem Verfahren kann ein umfassender Überblick über die komplexen familiären Beziehungen und Strukturen mehrerer Generationen gewonnen werden. In diesem Rahmen bietet die visuelle Analyse eines von Klienten gezeichneten Genogramms zusätzliche sinnvolle Hinweise für die Exploration individueller und familienspezifischer Themen. Mit der visuellen Analyse wird ein Beitrag zur Weiterentwicklung der Arbeit mit Genogrammen vorgestellt. Einleitend wird ein Überblick über die Genogrammarbeit gegeben, um dann Aspekte der visuellen Analyse an Hand von Beispielen zu diskutieren.“
Zum vollständigen Text geht es hier…
7. Januar 2015
von Tom Levold
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Gisal Wnuk-Gette wird 75!
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Gisal Wnuk-Gette
Heute feiert Gisal Wnuk-Gette ihren 75. Geburtstag und kann mit ungebrochenem Elan und enormer Schaffenskraft auf ein bewegtes Leben zurückblicken. Für die systemische Bewegung hat sie in den vergangenen Jahrzehnten Außerordentliches als Lehrerin, Verbandspolitikerin und Organisatorin geleistet und viele Generationen von systemischen TherapeutInnen ausgebildet und inspiriert. Gemeinsam mit ihrem Mann Werner Wnuk hat sie das Wenger Mühle Centrum als Ausbildungsstätte aufgebaut. In ihrer Region des Ortenau-Kreises hat sie gemeinsam mit einem engagierten Team und der örtlichen Jugendhilfe ein innovatives und beeindruckendes Familientherapie-Projekt mit mehrfach belasteten Familien durchgeführt, das als Beispiel für eine systemisch inspirierte Jugendhilfe auch heute noch Gültigkeit hat (auch wenn sich die staatliche Jugendhilfe wieder davon entfernt). Sie hat als langjährige Vorsitzende des DFS entscheidenden Anteil an der Fusion mit der DAF zur DGSF im Jahre 2000 gehabt und als deutsche Vertreterin in der EFTA gewirkt. Gisal hat nur wenig veröffentlicht und ihre Stärke mehr im Aufbau und der Gestaltung von Beziehungen gesehen, eine Fähigkeit, die dazu führte, dass vieles praktische Gestalt angenommen hat, was sonst das Licht der Welt nie erblickt hätte. Bis 2002 hatten wir uns aus ganz unterschiedlichen Gründen eine ziemlich distanzierte Beziehung, sowohl inhaltlich als auch persönlich. Sie wurde zu einer wunderbaren Freundschaft, als wir gemeinsam mit Kurt Ludewig, Arist von Schlippe, Wilhelm Rotthaus, Anni Michelmann und Friedebert Kröger die große EFTA-Tagung im Berliner Kongress-Zentrum vorbereiteten und durchführten. Ihr phänomenales Organisationstalent und ihr Blick für das große Ganze wie für die Kleinigkeiten, die letzten Endes die Stimmung ausmachen, haben mich damals wie heute enorm beeindruckt. Jeder, der schon einmal bei ihr zu Gast war, weiß, wovon ich rede (und sie hat kein Problem damit, dafür zu Sorgen, dass sich auch 100 Gäste auf der Wenger Mühle zuhause fühlen). Über ihr Leben gäbe es viel zu sagen, Wolf Ritscher hat für den Kontext 2013 ein schönes Gespräch mit ihr geführt, in dem sie aus ihrer Geschichte erzählt: »Ich will von meinem Glück etwas abgeben«.
Zum Geburtstag wünsche ich Dir mit dem systemagazin und vielen Kolleginnen und Kollegen alles Gute, vor allem Gesundheit und weiterhin die Kraft und Energie für alle Projekte, die Du Dir noch vornimmst – beruflich und privat.
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6. Januar 2015
von Tom Levold
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Niklas Luhmann ernst nehmen? (Un-)Möglichkeiten einer ironischen Ethik öffentlicher Kommunikation
Hinter diesem schönen Titel steckt ein Text von Alexander Filipović, der im von Bernhard Debatin & und Rüdiger Funiok herausgegebenen Band „Kommunikations- und Medienethik. Grundlagen – Ansätze – Anwendungen“ 2003 im UVK-Verlag erschienen ist und sich mit der Frage beschäftigt, vor welchem Denk-Horizont heute eine Medienethik entwickelt werden kann. Der Aufsatz ist nicht nur für Medieninteressierte von Belang, sondern setzt sich allgemein mit der Frage der Möglichkeit und Unmöglichkeit einer Ethik aus systemtheoretischer Perspektive auseinander.
In der Einleitung heißt es: „Hier handelt es sich um die systemrationale Rekonstruktion des Gegenstandes einer Medienethik. Aber – und das ist der zweite Aspekt – Ethik selbst könnte ja „systemtheoretisch“ entwickelt werden. Mit „systemtheoretisch“ ist dabei nicht allein das System/Umwelt-Paradigma oder die Soziologie Luhmanns gemeint. Vielmehr ist der Denkhorizont entscheidend, der im Werk Niklas Luhmanns und bei denen, die sich auf ihn berufen, erkennbar ist. Die übergreifende Frage lautet also: Kann eine Medienethik ausgehend von dem Denkhorizont der Systemtheorie entwickelt werden? Es werden dafür aus pragmatischen Gründen hier in erster Linie Äußerungen Niklas Luhmanns herangezogen, so dass die erkenntnisleitende Frage für diese Überlegungen spezifiziert werden muss: Halten die hinsichtlich Moral und Ethik relevanten Äußerungen Niklas Luhmanns für eine Medienethik geeignete Anregungen bereit?“.
Der Text ist online zu lesen, und zwar hier…
5. Januar 2015
von Tom Levold
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Vom Umgang mit der Paradoxie Gleichheit und Differenz
Haja (Johann Jakob) Molter (Düsseldorf), Karin Nöcker (Frechen):
Zum Aufblühen von Kulturen kommt es, wenn auf eine Frage
von heute eine Antwort von morgen gegeben wird. Zum
Niedergang von Kulturen kommt es, wenn auf ein Problem
von heute eine Antwort von gestern gegeben wird.
Arnold Toynbee
„Unterschiede, die einen Unterschied machen“ (Bateson), ist ein immer wieder gern zitierter Glaubenssatz in der systemischen Praxis.
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Haja Molter
„Deutschland hat sich nach dem Zweiten Weltkrieg zu einem der beliebtesten Einwanderungsländer Europas entwickelt. In den 50er- und 60er-Jahren erfolgte die Zuwanderung in die Bundesrepublik Deutschland überwiegend aufgrund der Anwerbung von Arbeitsmigranten, in den 70er- und 80er-Jahren insbesondere durch den Familiennachzug. Seit den 90er-Jahren treten andere Wanderungsmotive in den Vordergrund. Hier sind deutschstämmige (Spät-)Aussiedler, Asylsuchende und Flüchtlinge sowie neue Formen der Arbeitsmigration, insbesondere Werkvertrags- und Saisonarbeitnehmer, zu nennen.
Zwischen 1991 und 2010 wanderten insgesamt 18 Millionen Menschen nach Deutschland ein.“ (Demografiebericht 2011, S.25)
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Karin Nöcker
Schaut man auf die Zahlen, fragen wir uns, ob der oben zitierte Glaubenssatz „Unterschiede, die einen Unterschied machen“ für die systemische Arbeit mit Menschen aus anderen Kulturen allein hilfreich ist, um in Kooperation zu kommen. Die nicht zu übersehenden Unterschiede, die sich bei Menschen aus anderen Kulturen im Verhältnis zu uns zeigen, bekommen eine immens überhöhte Bedeutung.
- Wie lassen sich diese Unterschiede mit dem Diktum: „alle Menschen sind gleich“ vereinbaren?
- Wie lässt sich die Paradoxie Gleichheit und Differenz versöhnen?
In der Begegnung haben beide Seiten gleichermaßen eine Anpassungsleistung zu vollbringen. Diese Anpassungsleistung wird häufig nicht beobachtet und außer Acht gelassen, obwohl sie alle an der Begegnung Beteiligten leisten müssen.
Der Begriff der Transkulturalität (Welsch 2002) greift dieses Dilemma auf. Damit ist gemeint, dass es notwendig ist, ein vielfältiges Verständnis für Kulturen zu erzeugen und den Blick nicht auf Ausgrenzung, sondern auf Anpassungsmöglichkeiten zu legen und somit nach Möglichkeiten für einen kulturellen Austausch zu suchen. Damit ist nicht Integration gemeint, sondern es geht darum, die Phänomene der Unterschiedlichkeit zu inkludieren. Weiterlesen →
4. Januar 2015
von Tom Levold
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Kontext 4/2014
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Kontext 45(4) – 2014
Kurz vor den Feiertagen ist die letzte Kontext-Ausgabe 2014 erschienen. Im Editorial heißt es:
„Das aktuelle Heft ist als »freies Heft« also keinem spezifischen Thema zuzuordnen, sondern enthält eine Reihe von sehr anregenden und lesenswerten Beiträgen, die unterschiedliche theoretische, konzeptuelle, praktische und forschungsbezogene Akzente setzen und die Lebendigkeit des systemischen Feldes einmal mehr unter Beweis stellen.
Den Anfang macht Christoph Schneider, der sich Gedanken macht über das Begriffspaar Sinn und Struktur. Akzeptiert man das Luhmannsche Theorem, dass Sinn das Medium ist, vermittels dessen sich soziale und psychische Systeme strukturell koppeln, und den grundsätzlichen Verweisungszusammenhang darstellt, in dem Kommunikation und Denken jeweils für sich Anschlussmöglichkeiten auswählen, gibt es so etwas wie Sinnlosigkeit nicht, es sei denn, damit ist das Ende des Systems gemeint. Um dennoch das therapeutisch bekannte Thema von Sinnlosigkeit oder -mangel aufgreifen zu können, sucht Schneider im Anschluss an die Vorstellung unterschiedlicher Sinnbegriffe einen anderen, dritten Weg, der zwischen den polarisierten Kategorien von Sinn und Nicht-Sinn Zwischenräume ausloten will. Eine ähnliche Operation nimmt er mit dem Begriffspaar Struktur und Strukturlosigkeit vor. »Jenseits des Bezugs auf verlässlichen Sinn droht nicht zwangsläufig der abrupte Absturz in die Sinnlosigkeit, und hinter der Struktur lauert nicht unvermittelt das Schreckgespenst des Chaos. Es existieren vielmehr Übergangsräume und ›Zwischenlagen‹ (Giesen, 2010), die, dank ihrer klassifikationsfreien Offenheit und Unbestimmtheit, weder Sinn noch Sinnlosigkeit, weder Struktur noch ungeordnetes Chaos sind. Diese Übergangszonen zwischen Sinn und Sinnlosigkeit, zwischen Struktur und Chaos repräsentieren ein in der Schwebe gehaltenes Drittes …«. Dabei nimmt sein Text durchaus die eine oder andere kühne theoretische Wendung, was aber sein Anregungspotenzial nicht mindert, sondern eher vergrößert. Wer aufmerksam liest, wird Bezüge zu einem Konzept der Präsenz »diesseits der Hermeneutik« (H.-U. Gumbrecht) herstellen können, auch ohne dass hierauf im Text Bezug genommen würde: Das in der Schwebe gehaltene Dritte kann nämlich jenseits von Sinngebung oder Sinnverlust auch als unmittelbare und unvermittelte Begegnung verstanden werden, das sich als pure Resonanz einer Sinndeutung entzieht. Weiterlesen →