Im aktuellen Heft der Konfliktdynamik geht es um das Thema Emotionen. Im Editorial schreiben die Herausgeber Markus Troja, Alexander Redlich und Renate Dendorfer-Ditges: „Das rationale Paradigma vom menschlichen Verhalten wird in den letzten Jahrzehnten in Theorie und Praxis zahlreicher Wissenschaftsdisziplinen zunehmend erweitert, um Rationalität und Emotionalität zu integrieren. Unmittelbare Affekte, kurzzeitige Gefühlszustände und persönlichkeitsverankerte Emotionen werden vermehrt in den Blick genommen, um menschliche Beziehungen in ihren vielfältigen Aspekten umfassender als bisher abzubilden, ihre Dynamik genauer vorherzusagen, erfolgreicher zu kooperieren, Verhandlungen wirksam zu führen und im Alltag besser zu kommunizieren. Diesem Aspekt fühlen wir uns in der KonfliktDynamik verpflichtet. Daher geht es als Erweiterung der Beiträge zum Thema »kalte und heiße Konflikte« in KonfliktDynamik 2/2014 und 3/2014 IM FOKUS wieder um Emotionen. Vier Beiträge behandeln das Thema in unterschiedlicher Weise: Elke Endert nimmt in ihrem Beitrag »Junge Muslime im Spannungsfeld weltweiter Konflikte« die Emotionen in Zusammenhang mit religiösen Radikalisierungen in Deutschland in den Blick. Tom Levold befasst sich mit affektiver Kommunikation in Arbeitsteams und deren theoretischer Einordnung. Der Beitrag von Marja Hische und Peggy Keller thematisiert den Umgang mit Scham in der praktischen Arbeit der Konfliktklärung. Marcel Hülsbeck und Sebastian Benkhofer stellen dar, wie organisationale Angst durch Führung entstehen kann und wie Achtsamkeit diese Angst reduziert. Rudi Ballreich, der die Fokus-Beiträge betreut hat, führt ausführlicher in die Beiträge ein.“
Die vollständigen bibliografischen Angaben und alle abstracts der aktuellen Ausgabe finden Sie hier…

Heute würde Paul Watzlawick 95 Jahre alt. Während viele Pioniere der Familientherapie und systemischen Therapie allmählich aus der öffentlichen Wahrnehmung verschwinden, ist Name und Werk von Paul Watzlawick immer noch sehr präsent. Wie kaum ein anderer hat er es verstanden, die Grundlagen der Kommunikationstheorie und des Konstruktivismus einer breiteren Öffentlichkeit nahezubringen. Gemeinsam mit Janet Beavin und dem legendären (und sehr früh verstorbenen) Don D. Jackson veröffentlichte er 1967 „Pragmatics of Human Communication“, ein Buch, das immer noch verkauft wird und seit 1969 in der deutschen Übersetzung unter dem Titel „Menschliche Kommunikation – Formen, Störungen, Paradoxien“ zum Longseller geworden ist. In der Zeitschrift „american behavioral scientist“ ist im April 1967 ein Aufsatz von Watzlawick und Beavin erschienen, der einige Thesen ihres Buches vorwegnahmen: „Some formal Aspects of Communication“. Dieser Text ist im Original auch im Internet zu lesen, 





Heute würde Virginia Satir ihren 100. Geburtstag feiern. Sie wurde am 26. Juni 1916 in der tiefsten Provinz der USA, dem Kleinstädtchen Neillsville in Wisconsin (2010: 2.463 Einwohner) geboren. Als sie 13 war, bestand ihre Mutter darauf, dass die Familie umzog, um der Tochter den Besuch einer High School zu ermöglichen, die sie 1932 abschloss. Im gleichen Jahr begann sie ihre Ausbildung am Milwaukee State Teachers College (jetzt University of Wisconsin-Milwaukee), die sie mit einem Bachelor beendete. Nach einer Zeit der Tätigkeit als Lehrerin machte Satir noch eine Ausbildung zur Sozialarbeiterin und begann schon 1951, in eigener Praxis mit Familien zu arbeiten, was zur damaligen Zeit völlig außergewöhnlich war. Ab 1955 unterrichtete sie das Fach Familiendynamik am Illinois Psychiatric Institute. In einer Zeit, in der alle namhaften Familientherapeuten Männer waren, setzte sich als einzige Frau mit großem Selbstbewusstsein durch. Ende des Jahrzehnts zog sie nach Kalifornien, wohin sie 1959 von Don D. Jackson und Jules Ruskin in das Gründungsteam des Mental Research Institute in Palo Alto bei Stanford (USA) berufen wurde. Hier übernahm sie die Leitung der Ausbildungsabteilung des Instituts und entwickelte das erste familientherapeutische Ausbildungsprogramm in den USA, das auch eine Weltpremiere darstellte.Ende der 70er und Anfang der 80er Jahre war Virginia Satir auch häufig in Deutschland zu Gast, um hier Workshops und Kurse zu geben. Vor allem hat sie durch ihre Verbindung mit dem Weinheimer Institut für Familientherapie viele systemische Therapeutinnen und Therapeuten geprägt, die ihre professionelle Entwicklung im IFW begonnen haben. Die starke Orientierung an der sogenannten Mailänder Schule um Mara Selvini Palazzoli einerseits, die konstruktivistische und systemtheoretische Wende, die die Familientherapie Anfang der 80er Jahre hierzulande nahm, andererseits führte jedoch dazu, dass der Ansatz von Virginia Satir, der u.a. Arbeit mit Familienskulpturen, Familienrekonstruktion und das Konzept des Selbstwerts in den Vordergrund rückte, außerhalb der humanistisch geprägten psychotherapeutischen Szene nicht sehr breit rezipiert wurde. So habe ich Virginia Satir nie selbst erlebt, mich aber auch nicht darum bemüht, da mir ihre konzeptuellen Überlegungen nicht besonders zusagten. Ihre geschichtliche Bedeutung für die Familientherapie habe ich erst viel später realisiert.