Konrad Peter Grossmann, Gallneukirchen (A)
Unter all den Fragen, die Tom Levold als Initiator der systemmagazin-Adventkalenders rund um das diesjährige Thema „Systemisches Engagement“ stellte, bewegte mich vor allem diese: „Welche Beispiele für ein solches Engagement haben Sie in diesem Jahr oder in der letzten Zeit besonders beeindruckt?“ Im Nachdenken darüber fiel mir ein Klient ein, der auf mich durch sein Engagement für sein Familiensystem und letztlich auch für sich selbst einen tiefen Eindruck hinterlassen hat und dessen (Therapie-) Geschichte ich im Folgenden erzählen will.
Der junge Mann meldete sich kurz vor Weihnachten letzten Jahres in der Beratungsstelle, in der ich arbeite; die Mutter eines Freundes, die selbst Psychotherapeutin ist, hatte ihn an mich verwiesen. Er litt unter Panikattacken, die sein Leben und sein eben erst begonnenes Studium stark beeinträchtigten – er schämte sich für sie und erlebte sie als Ausdruck persönlicher Schwäche. Sie erschwerten es ihm, sich auf das Studium zu konzentrieren und beeinträchtigten ihn in Prüfungssituationen; sie führten dazu, dass er sich mit wenigen Ausnahmen unter Menschen unsicher bzw. als „Weichei“ fühlte; und sie beschränkten seine nahen sozialen Kontakte auf zwei Freunde und seine Familie.
Er stammte aus demselben ländlichen Gebiet an der nördlichen Landesgrenze Österreichs, in dem auch ich lebe. Die Tatsache, dass wir den gleichen Dialekt sprachen, die gleichen Orte kannten und mochten, trug wohl dazu bei, dass er sich trotz des für ihn unbekannten Kontextes „Psychotherapie“ rasch öffnen und mir anvertrauen konnte. Weiterlesen →