26. August 2019
von Tom Levold
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Die
linguistische Metapherntheorie von George Lakoff und Mark Johnson hat seit ihrem erstmaligen Erscheinen (Lakoff & Johnson 1980) das Verständnis von Metaphern grundlegend verändert. Anstatt nur als rhetorisches Stilmittel betrachtet zu werden, erweisen sie sich mittlerweile als Schlüssel zum Verständnis und zur Rekonstruktion individueller und sozialer Selbst- und Weltverhältnisse. Vor allem für den Bereich der Psychotherapie und Beratung hat sich die neuere Metapherntheorie als extrem fruchtbar erwiesen.
In den letzten vier Jahrzehnten ist ein riesiger Fundus an grundlagentheoretischen sowie forschungs- und praxisbezogenen Büchern und Aufsätzen entstanden, der leider – das gilt auch für die Arbeiten von Lakoff und Johnson – zum allergrößten Teil nur englischsprachig zur Verfügung steht. Im deutschsprachigen Raum sind es vor allem die theoretischen und empirischen Arbeiten von Michael B. Buchholz (u.a.), die in den 90er Jahren maßgeblich dazu beigetragen haben, dass die Arbeiten von Lakoff und Johnson auch hierzulande wahrgenommen worden sind.
In diesem Zusammenhang ist auch Rudolf Schmitt zu nennen, der mit seinen zahlreichen Veröffentlichungen und Metaphern-Sammlungen (z.B. zu Metaphern des Helfens oder des Alkoholkonsums) das Thema ebenfalls seit langem intensiv bearbeitet. Nach dem Studium der Germanistik und Psychologie in Marburg und Berlin arbeitete er zunächst ein paar Jahre als Familienhelfer in Berlin, dann von 1990 bis 1997 als Klinischer Psychologie in der Allgemeinpsychiatrischen Abteilung der Karl-Bonhoeffer-Klinik in Berlin. In dieser Zeit machte er auch eine Weiterbildung in systemischer Therapie. Seit 1997 hat er an der Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Hochschule Zittau-Görlitz eine Professur inne, seine Betätigungsfelder sind „Empirische Forschungsmethoden, Beratung und Behandlung, Soziale Arbeit mit psychisch kranken und substanzabhängigen Menschen“.
Seine beiden hier besprochenen Bücher decken die Spannbreite der wissenschaftlichen und praxeologischen Beschäftigung mit dem Thema Metaphern auf eine eindrucksvolle Weise ab. Der Band „Systematische Metaphernanalyse als Methode der qualitativen Sozialforschung“, der ursprünglich als „kleines Buch zur Einführung in die Metaphernanalyse“ gedacht war (S. VIII), mündete schließlich in das Habilitationsprojekt von Schmitt mit immerhin 644 Seiten, davon alleine 80 Seiten Literaturangaben, und ist 2017 bei Springer VS erschienen. Neu hinzu gekommen ist der mit 165 Seiten deutlich kleinere Band „Metaphern in Psychotherapie und Beratung. Eine metaphernreflexive Perspektive“ (Beltz-Verlag Weinheim), den er mit Thomas Heidenreich als Co-Autor verfasst hat, der als verhaltenstherapeutisch ausgerichteter Psychologie als Professor an der Fakultät für Soziale Arbeit, Gesundheit und Pflege an der Hochschule Esslingen arbeitet.
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