systemagazin

Online-Journal für systemische Entwicklungen

20. April 2006
von Tom Levold
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Freud in Indien

In einem lesenswerten Aufsatz in der„Zeit“, die anlässlich des 150. Geburtstages von Sigmund Freud eine Reihe zur Freud-Rezeption in unterschiedlichen Kulturen veröffentlicht, hat sich heute der indische Psychoanalytiker Sudhir Kakar über die Schwierigkeiten geäußert, die europäisch geprägte Psychoanalyse in einem kulturellen Kontext anzuwenden, in dem„psychoanalytische Vorstellungen von psychischer Reife, sozialem Verhalten, »positiven« oder »negativen« Lösungen von Entwicklungskonflikten und Komplexen (wie etwa dem Ödipuskomplex)“ sich als Ausdruck von Erfahrungen und Wertbegriffen des europäischen Bürgertums erweisen und eben nicht als„universelle Wahrheiten“. Dies hat vor allem etwas mit völlig unterschiedlichen Vorstellungen zu tun, die das Selbst (und seinen sozialen Kontext) betreffen.

So schreibt Kakar:„Für den traditionellen Inder ebenso wie für den modernen westlichen Patienten, der einen Psychoanalytiker aufsucht, ist Introspektion der Königsweg zur Überwindung von seelischen Problemen. Aber die traditionellen indischen Methoden, die verschiedenen psycho-philosophischen Meditationsschulen, sind nicht dasselbe wie die Selbsterforschung, die in der Psychoanalyse gefordert wird. Die Psychoanalyse, eine abendländische Wissenschaft, stützt sich auf die introspektiven Elemente der späthellenischen Philosophie, in der sich das Selbst durch die aktive Betrachtung des eigenen Lebens definierte, wie dies in der sokratischen Formel des »Erkenne dich selbst« zum Ausdruck kommt.
Die Inder, genauer gesagt die Hindus, kennen eine ähnliche Formel – atmanam vidhi (»Erkenne dein Selbst«), doch das Selbst (atman) unterscheidet sich wesentlich von dem, was Sokrates darunter versteht. Es ist ein metaphysisches, kein biografisches Selbst, losgelöst von Zeit und Raum und daher ohne die lebensgeschichtliche Dimension, die der Kern der Psychoanalyse ist.
Ein traditioneller Inder ist daher psychologisch modern, aber er muss nicht psychologisch bereit im psychoanalytischen Sinne sein. Ganz abgesehen von den introspektiven Fähigkeiten, die der einzelne Patient, ob Europäer oder Inder, mitbringt, muss also die biografische Introspektion erlernt werden, sodass ein indischer Analytiker zunächst sehr viel didaktischer vorgehen wird als sein westlicher Kollege. Und wenn sich sein Patient immer wieder sträubt, den Weg zum biografischen Selbst zu beschreiten, kann sich der indische Analytiker jedes Mal mit dem Gedanken trösten, dass Freud selbst den Beruf des Psychoanalytikers als einen von drei unmöglichen Berufen bezeichnet hat. Allerdings wird er Freuds Worte kaum mit der gleichen befreienden Ironie verwenden können“

Es wäre reizvoll, ähnliche Überlegungen zur kulturspezifischen Rezeption von systemischen oder lösungsorientierten Therapieansätzen
anzustellen. Vielleicht gibt es schon entsprechende Arbeiten? Wenn Ihnen etwas dazu einfällt, kommentieren Sie doch bitte diesen Eintrag.

Hier kommen Sie übrigens zum vollständigen Text von Sudhir Kakar in der„Zeit“.

20. April 2006
von Tom Levold
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Festschrift für Rosmarie Welter-Enderlin

Eine Festschrift soll eine herausragende Persönlichkeit und ihre Beiträge für ein spezifisches Fach würdigen, dies ist ihr vorrangiger Zweck. Eine Rezension ist daher in solchen Fällen nicht recht am Platze. Sie kann ja nur die Würdigung entweder (gewissermaßen als ein weiterer Beitrag) nachvollziehen und verstärken oder durch eine Kritik der einzelnen Beiträge den Zweck der Festschrift aus den Augen verlieren und ihren Sinn entwerten. Beides ist aber nicht ohne weiteres mit der Funktion von Rezensionen zu vereinbaren. Dieses Dilemma wird natürlich nur verstärkt, wenn der„Rezensent“ gleichzeitig Autor eines Beitrages der Festschrift ist.
Darum soll gleich an dieser Stelle auf das Vorhaben einer Rezension verzichtet werden. Und zwar, wie sich jeder denken kann, nicht um etwaige Kritik zurückzuhalten, sondern darum, auch an dieser Stelle die Würdigung von Rosmarie Welter-Enderlin und ihren Beiträgen für die Entwicklung der systemischen Therapie und Beratung in den vergangenen drei Jahrzehnten ganz in den Vordergrund zu stellen. Anstelle einer Besprechung soll daher an dieser Stelle mit freundlicher Genehmigung des Autors und des Verlages das Vorwort des Herausgebers Bruno Hildenbrand veröffentlicht werden, der als Soziologe und Familienforscher seit langen Jahren eng mit Rosmarie Welter-Enderlin zusammenarbeitet und wie kein Zweiter berufen ist, ihre Ehrung in passende Worte zu setzen. mehr…

19. April 2006
von Tom Levold
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Einstein über systemagazin

Wie erst vor kurzem bekannt wurde, hat sich Albert Einstein in einem besonders luziden Schaffensmoment (zwischen 2 h und 3 h in der Nacht) auch mit den Auswirkungen von Online-Journalen wie systemagazin auf das Raum-Zeit-Kontinuum der LeserInnen beschäftigt und diese für kompatibel mit der allgemeinen Relativitätstheorie erklärt (insbesondere gilt dies auch für das Raum-Zeit-Kontinuum des Herausgebers – ebenfalls zwischen 2 h und 3 h in der Nacht).
Darüber hinaus soll sich Einstein, der sich derzeit in einer der 5 uns nicht vertrauten, aber aktuell zur Diskussion stehenden Dimensionen aufhält, bereit erklärt haben, auch trivialere Anliegen von systemagazin-LeserInnen auf ihre Kompatibilität mit der Relativitätstheorie zu überprüfen, sobald sie folgendem Link in das persönliche Einstein-Projekt folgen.

Schönen Dank an www.hetemeel.com

19. April 2006
von Tom Levold
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Neue Rezension: Simon, Wimmer und Groth über Familienunternehmen

Als neue Autorin und Rezensentin für das systemagazin möchte ich an dieser Stelle Dagmar Wiegel aus Köln vorstellen. Als Coach und Organisationsberaterin bespricht sie in erster Linie Bücher, die für BeraterInnen im Organisationsbereich von Interesse sind. Ihre Rezensionen sind bislang im Online-Portal MW-online erschienen, dem an dieser Stelle für die freundliche Genehmigung zur Veröffentlichung herzlich gedankt sei.
Nach der Besprechung von David Kletts Buch über „paradoxe Anforderungen an Familienunternehmen und ihre Unternehmensfamilien“ ist hier als neue Besprechung eine Rezension von ihr über den Band von Fritz B. Simon, Rudolf Wimmer und Torsten Groth zu lesen:
„Mehr-Generationen-Familienunternehmen. Erfolgsgeheimnisse von Oetker,
Merck, Haniel u. a“


Ihr Resümee:„Lesenswert! Ein Beginn, sich Unternehmen anders zu nähern als rein unter der Berücksichtigung der Bilanz, ein mutiger Schritt hinter die Fassaden der Unternehmen zu blicken. Hier auch mutig von den gefragten Familienunternehmern selbst, die sich auf das Risiko einließen, in gewissem Rahmen Internes preiszugeben, was – angesichts der Regeln dieses Unternehmenstypus – besonders erstaunlich ist. Der Rezensentin hat es Mut gemacht, sich durch scheinbar selbstverständliche Grundsätze auch in anderen Themenbereichen, nicht abschrecken zu lassen, genau diese zu hinterfragen und nach möglichen – evtl. sogar sinnvolleren – Alternativen zu suchen“.

17. April 2006
von Tom Levold
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Neue Rezensionen

Seit Anfang März sind folgende Neuvorstellungen von Büchern im systemagazin veröffentlicht worden:

17. April 2006
von Tom Levold
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Neue Beiträge in der systemischen Bibliothek

In die systemische Bibliothek des systemagazin sind neue Beiträge von Michael B. Buchholz, Kurt Buchinger, Lothar Eder, Jürgen Hargens, Thomas Hegemann, Gerda Mehta, Tom Levold und Cornelia Tsirigotis aufgenommen worden. Im Einzelnen:

Viel Spaß bei der Lektüre.

17. April 2006
von Tom Levold
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Willkommen im Blog!

Liebe LeserInnen,

vieles, was im systemagazin vor sich geht, geschah bislang sozusagen„unter der Motorhaube“. Ab und zu habe ich die erste Seite aktualisiert und an dieser Stelle zusammengefasst, was es an Neuigkeiten in der Zwischenzeit gegeben hat.
Mit der neuen Gestaltungsmöglichkeit eines weblogs wird es mir möglich, Sie so aktuell wie möglich über Neuigkeiten zu informieren und auf interessante Dinge innerhalb wie außerhalb des systemagazins aufmerksam zu machen.
Die einzelnen Beiträge sind jeweils einer oder mehrerer Kategorien zugeordnet und können auch nach Datum oder Kategorie im Archiv nachgelesen werden.
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Wenn Sie möchten, können Sie die einzelnen Beiträge auch kommentieren – auch über eine Rückmeldung im Gästebuch würde ich mich freuen.

Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen
Mit besten Grüßen

Tom Levold, Herausgeber