systemagazin

Online-Journal für systemische Entwicklungen

16. September 2006
von Tom Levold
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Achtsamkeit und Akzeptanz in der Psychotherapie

Die neue Ausgabe von„Psychotherapie im Dialog“ (Heft 3/2006) befasst sich mit dem Thema Achtsamkeit. Die Gastherausgeber Thomas Heidenreich und Johannes Michalak argumentieren in ihrem Editorial,„dass sich die Prinzipien Achtsamkeit und Akzeptanz (unter Wahrung einer Multiperspektivität) in hervorragender Weise eignen, einen Dialog zwischen verschiedenen psychotherapeutischen Schulen herzustellen. Neben dem Potenzial zur Förderung eines Dialogs zwischen unterschiedlichen therapeutischen Ansätzen wollen (sie) jedoch auch betonen, dass Achtsamkeit ein eigenständiges Prinzip mit einer sehr langen Tradition ist, das sich einer vorschnellen Vereinnahmung durch therapeutische Herangehensweisen entzieht. (Ihr) Ziel ist es demnach, in diesem Themenheft einen Überblick über achtsamkeits- und akzeptanzorientierte Ansätze zu geben und sie im Kontext einer therapeutischen Konzeption vorzustellen, die Achtsamkeit/Akzeptanz und Veränderung als wesentliche therapeutische Wirkprinzipien nicht künstlich einander gegenüberstellt, sondern in einem komplexen Ablauf harmonisch ineinander webt“
Zu den abstracts aller Beiträge geht es hier…

15. September 2006
von Tom Levold
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Karl Philipp Moritz 250

Vor 250 Jahren wurde nicht nur Wolfgang Amadeus Mozart geboren, sondern auch Karl Philipp Moritz, und zwar genau heute vor 250 Jahren. Dennoch haben wir kein Moritz-Jahr (abgesehen davon, dass für mich als Vater eines Moritz eigentlich jedes Jahr Moritz-Jahr ist). Benedikt Erenz hat in der letzten Ausgabe der„Zeit“ zehn schöne Gründe dafür genannt, Moritz (mal wieder) zu lesen. Er ist nicht nur als Autor des„Anton Reiser“ zum Klassiker geworden, sondern hat auch eine der ersten psychologischen Zeitschriften überhaupt gegründet – mit dem schönen Namen„Magazin zur Erfahrungsseelenkunde“. Also: warum nicht im Moritz stöbern (und womöglich etwas Mozart dabei hören)?

14. September 2006
von Tom Levold
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Ludewig: Vorschläge zur Einhaltung der „logischen Buchhaltung“

In der Systemischen Bibliothek finden Sie heute einen recht frühen Text von Kurt Ludewig mit dem Titel„Von Familien, Therapeuten und Beschreibungen. Vorschläge zur Einhaltung der„logischen Buchhaltung“, der erstmals 1986 in der Familiendynamik erschien und sich mit den begrifflichen Tücken systemischer Theorie beschäftigt, die sich aus der Beschreibung unterschiedlicher Phänomenbereiche ergeben:„Anhand der epistemologischen Erkenntnisse zeitgenössischer Autoren wie Maturana, Varela und von Foerster wird ein Rahmen abgesteckt, der es erlaubt, widersprüchliche Auffassungen aus der neueren Literatur zur Familientherapie kritisch zu sichten, und sie nach Überprüfung ihrer logischen Stimmigkeit wieder zu einem theoretischen Ganzen zu integrieren. Hierfür wird als notwendig erachtet, die Bereiche physikalischer, biologischer und sozialer Phänomene getrennt zu behandeln. Es wird gezeigt, dass Konzepte wie Linealität, Zirkularität, Individuum und Familie durchaus sinnvoll verwendet werden können, sofern sie auf den ihnen gemäßen Phänomenbereich bezogen werden. Genauso kann man von der Therapie mit Familien sprechen, obwohl es sich dabei um die therapeutische Interaktion mit Individuen handelt“
Zur Systemischen Bibliothek…

12. September 2006
von Tom Levold
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„Autorität ohne Gewalt“ in der Schule

Aufgrund redaktioneller Schlampereien (ein sorry an den Autor!) erscheint erst jetzt ein Tagungsbericht von Martin Lemme aus Bramsche über die bereits dritte Tagung der Universität Osnabrück und dem Institut für Familientherapie Weinheim mit Haim Omer sowie Arist von Schlippe, die unter dem Titel„Von der Dämonisierung zum Dialog. Autorität ohne Gewalt in der Schule“ vom 15.-17. März 2006 stattfand:„Ging es in den ersten beiden Tagungen 2002 und 2004 noch verstärkt um die Vermittlung der Methodik und der Grundlagen, standen diesmal Grundhaltungen im Mittelpunkt. Dies wurde schon beim Lesen der Tagesüberschriften deutlich: ,Der Mythos der Macht und die Dämonisierung des anderen‘ für den 15.03. und ,Von der Dämonisierung zum Dialog‘ für den 16.03.
Auch zum ersten Mal: die Tagung wurde in zwei Teile differenziert. So wurde der dritte Tag, der 17.03., zu einer stärker regionalen Veranstaltung genutzt: ,Autorität durch Beziehung in der Schule‘. 230 TeilnehmerInnen für die ersten beiden Tage und 140 TeilnehmerInnen für den dritten Tag belegen die Bedeutung und das Interesse an der Möglichkeit des gewaltfreien Widerstandes bei hoch eskalierten Konflikten.
Gleich im Einleitungsreferat stellte Jürgen Kriz Fragen, die aufzeigten, welche Risiken und Möglichkeiten in der Betrachtung von Dämonen und Dialogen liegen. Dabei machte er deutlich, dass wir offensichtlich sehr schnell verführt sind, auch dämonisierende Dialoge zu dämonisieren, die Dämonisierung möglicherweise eine uns innewohnende Dynamik ist.
Haim Omer beschrieb, warum von einer andere Menschen abwertenden, dämonisierenden Sicht eine starke Kraft ausgeht. Er skizzierte ein Bild, das deutlich werden ließ, dass die Beschreibung von Dämonen jeden Menschen persönlich entlastet, einen konkreten Gegner schafft, den es auch gemeinsam zu überwinden und zu besiegen gilt – mit allen Mitteln. Dieses destruktive Modell gehe von der Möglichkeit der Kontrolle des anderen aus. Und genau dies sei die Illusion, so Omer. Demgegenüber stellte er die tragische und akzeptierende Sicht. Diese Sicht akzeptiert Gegebenheiten und Grenzen des eigenen Einflusses, zeigt Möglichkeiten des Begleitens, des kontroversen Zusammensein und des Trostes auf“
Zum vollständigen Tagungsbericht…

11. September 2006
von Tom Levold
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„9/11 revisited“

„September 11th Revisited“ ist ein fesselnder Film über die Zerstörung des World Trade Center (Foto: Wikipedia). Es handelt sich um eine eindrucksvolle Dokumentation mit Augenzeugenberichten und archivierten Nachrichten-Beiträgen vom 11.9.2001, die jedoch niemals im Fernsehen präsentiert wurden. Es werden nicht nur Interviews mit Augenzeugen und Feuerwehrmännern gezeigt, sondern auch Analysen von Experten und Wissenschaftlern wie Steven E. Jones, David Ray Griffin, Jeffrey King und James H. Fetzer. Der Film versucht Beweise beizubringen, dass die vollständige Zerstörung der World Trade Center Türme sowie des Gebäudes WTC7 nur durch den zusätzlichen Einsatz von Sprengstoff ermöglicht wurde.
Zum Film…

10. September 2006
von Tom Levold
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Einladung zur Link-Bibliothek

Liebe Leserinnen und Leser,
das systemagazin findet immer mehr Zuspruch und Interesse, darüber freue ich mich. Allein im (Ferienmonat) August gab es über 800 Besuche täglich. Viele positive Rückmeldungen betreffen die Systemische Bibliothek. Auch zukünftig möchte ich Ihnen die Möglichkeit bieten, systemische Texte, die nicht mehr ohne weiteres im Buchhandel erhältlich sind, in der Systemischen Bibliothek nachzulesen. Diese Texte stehen online auf dem systemagazin-server zum download zur Verfügung.
Nun habe ich eine weitere Idee, zu deren Realisierung ich auf Sie angewiesen bin. Ich möchte im systemagazin analog zur Systemischen Bibliothek eine Link-Bibliothek einrichten. Im Internet existieren viele ungehobene Schätze, die für SystemikerInnen interessant sind, aber an vielleicht recht unzugänglicher Stelle oder nicht ausreichend verlinkt (Zeitschriftenarchive, Online-Journals, Promotionsarchive etc.). Ich möchte solche Texte im systemagazin vorstellen und in einem eigenen Link-Archiv präsentieren. Es sollten aber tatsächlich einzelne Texte sein (nicht nur abstracts) und nicht etwa komplette websites, portale oder Bibliografien.
Die Links werden alphabetisch nach Autoren angeordnet und mit einem abstract oder einer kurzen Beschreibung versehen.
Ich möchte Sie einladen, bei Ihren Surfgängen im Internet an das systemagazin zu denken, wenn Sie über etwas Interessantes stolpern. Das muss nicht zwangsläufig etwas explizit Systemisches sein, wichtiger ist, dass Sie es für eine interessante Lektüre für systemisch orientierte Leser halten. Wenn Sie mir den Link und ein paar Zeilen zum Text (nicht mehr als 5) schicken, veröffentliche ich auch gerne Ihren Namen als Einsender(in).
Wenn Sie alle mitwirken, kommt sicherlich ein schöner Fund(us) zusammen.

Herzlichen Dank im Vorhinein und beste Grüße

Ihr
Tom Levold

9. September 2006
von Tom Levold
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Diagnostik, zum Zweiten

Nachdem vor einigen Tagen bereits ein Beitrag von Michael Buchholz zum Thema Diagnostik in der Systemischen Bibliothek präsentiert wurde, finden Sie nun einen Beitrag von Peter F. Matthiessen (Inhaber des Lehrstuhls für Medizintheorie und Komplementärmedizin an der Universität Witten/Herdecke) aus dem Jahre 1998 über„Die Diagnose – eine prognoseorientierte individuelle Therapieentscheidung“. Entgegen einer allgemein verbreiteten Auffassung von Diagnostik als der Zuordnung des„am Einzelfall Auffindbaren“ zu festgelegten Krankheitseinheiten vertritt Matthiessen eine Auffassung von Diagnostik als„Zuordnung allgemeiner Krankheitsbegriffe zu einem konkreten, individuellen Patienten. Die Fähigkeit zur Erstellung einer Diagnose erfordert damit ein personengebundenes – und mithin nicht„objektivierbares“, jedoch durchaus kommunizierbares – wissendes Können und könnendes Wissen. Darüber hinaus wird aufgezeigt, dass eine Diagnose im Sinne einer handlungsorientierten Singuläraussage stets auch eine individuelle prognostische Perspektive impliziert und sich erst darunter eine therapeutische Intervention (einschließlich ihrer bewussten Unterlassung) legitimiert“ Darüber hinaus setzt auch die„Konstituierung einer therapeutischen Gemeinschaft … eine diagnostische Gemeinschaftsbildung im Sinne der gegenseitigen Perspektivenergänzung und des Perspektivenaustausches voraus“.
Zur Systemischen Bibliothek…

7. September 2006
von Tom Levold
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Drogenmissbrauch im Jugendalter

Der Rezensent Helmut Kuntz lotet in seiner Rezension des Sammelbandes von Christoph Möller„Drogenmissbrauch im Jugendalter. Ursachen und Auswirkungen“ u.a. den Gewinn für unterschiedliche Zielgruppen aus:„Die im Buchtitel angesprochenen Jugendlichen sowie ihre Familien und deren soziales Umfeld vermögen die Inhalte der Beiträge schwer zu erreichen. Dafür hängen die Trauben zu hoch. Doch wichtig ist, dass die in dem Buch versammelten Autorinnen und Autoren Position beziehen, sich als Vertreter aus Klinik und Wissenschaft zu Wort melden, um zumindest der Fachöffentlichkeit sowie politischen Entscheidungsträgern Wissen und Mittel an die Hand zu geben, mit welchen sie angemessener auf den ausufernden Drogengebrauch bei Kindern und Jugendlichen zu reagieren vermögen. Die im Buch zusammengestellten Texte schlagen den Bogen von den Formen und Ursachen des jugendlichen Drogengebrauchs, der Pharmakologie bevorzugter Stoffe, den kurz- und langfristigen Risiken bis hin zur Drogenabhängigkeit mit all ihren komorbiden Facetten. Wer selbst im Suchtbereich arbeitet, findet nur begrenzt Neues. Aber in den weiten Feldern der sozialen Arbeit ermöglicht das Buch eine schnelle Orientierung über aktuelle Trends und den Stand der Forschung“
Zur vollständigen Rezension…

6. September 2006
von Tom Levold
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Harald Welzer über Günter Grass u.a.

Harald Welzer, 48, Gedächtnis- und Erinnerungsforscher am Kulturwissenschaftlichen Institut Essen, beleuchtet in einem TAZ-Interview die„Grass-Affäre“ aus der Perspektive seiner Untersuchungen über die Erinnerungen an die NS-Zeit („Opa war kein Nazi„) und wirft ihm mal was ganz anderes vor als die sonst gerne genannten moralischen Defizite, nämlich sein„leeren Sprechen“ über die Seiten der dunklen Vergangenheit, in die er selbst als Akteur verstrickt war. Zitate:
„Es werden, wie bei Grass, wie wir in unseren Studien zu deutschen Familienüberlieferungen der Zeit des Zweiten Weltkriegs und des Nationalsozialismus gefunden haben, fast nie Details geliefert, wenn es um Einheiten, Orte und Einsätze geht. Es werden aber in der Regel auch keine erfragt. Und mit gutem Grund dringt man in solchen Momenten nicht weiter in die Zeitzeugen, würden einem Details über Ort und Art der Einsätze doch vielleicht das Bild vom guten Großvater oder aufrechten Großschriftsteller etwas zerknittern.…
„Den Modus, der dieses generationelle Einverständnis garantiert, haben wir in unserer Untersuchung über das deutsche Familiengedächtnis ‚leeres Sprechen‘ genannt: Man sagt vage ‚das da mit den Juden‘ oder ‚was sie da gemacht haben‘ und vermeidet es tunlichst, Akteure, Ereignisse und Zusammenhänge konkret zu benennen. ‚Sie‘, ‚die‘, ‚das da‘ und ‚man‘ – solche nebulösen Benennungen machen es dem Zuhörer möglich, die Leerstelle genau mit jenem Sinn aufzufüllen, der seinem eigenen Bedürfnis entspricht. Orte, Zeiten, Personen werden im Modus des leeren Sprechens nicht genannt, und doch glaubt man, etwas über die Vergangenheit des Erzählers zu erfahren. Das mag ein Grund sein, weshalb keiner der vielen Leser der Vorabexemplare von Grass‘ Zwiebelbiografie bemerkt hatte, dass hier sein Outing schon vorkam – als eigentümlich leere Formulierung, ‚wie mir auch jetzt, nach über sechzig Jahren, das doppelte S im Augenblick der Niederschrift schrecklich ist’“…
„Was die Angehörigen dieser Generation nie begriffen haben, ist, dass sie Teil eines gegenmenschlichen Projekts waren, das es ohne ihre Teilhabe nicht gegeben hätte. Das erinnerungspolitische Zauberkunststück, sich permanent aus jenem Zusammenhang herauszudefinieren, den man zugleich ’niemals zu vergessen‘ behauptet, beherrschen sie mit solcher Sicherheit, dass die Frage, warum sich ganz normale Deutsche mehrheitlich in erstaunlich kurzer Zeit für die Unmenschlichkeit entschieden haben, bis heute unbeantwortet geblieben ist“…
„Das ist das Erbe der nationalsozialistischen Zeit: Eine Distanzlosigkeit sich selbst gegenüber, die eine Anerkennung dessen, was anderen angetan wurde, über bloße Bekenntnisrhetorik hinaus nie im Sinn und, vor allem, nie im Gefühl gehabt hat. Ein Habitus des Immer-recht-Habens, der Larmoyanz, der vollständigen Unfähigkeit zur Ambivalenz, frei von jeder Selbstironie. Totalitäre Systeme sind solche, in denen die größte Gewissheit darüber besteht, was richtig und was falsch ist. Wer in einer Gewissheitswelt groß geworden ist, scheut Ambivalenzen wie der Teufel das Weihwasser.
Noch die Welt der 68er war völlig binär gewirkt und darin dem Nationalsozialismus viel näher, als sie selbst wahrhaben mochte. Der Fall Grass markiert nur den Abgesang einer Generation, die sich immer ganz sicher war und einem damit schon immer auf die Nerven ging“
Zum vollständigen Interview…

6. September 2006
von Tom Levold
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Ökonomie der Aufmerksamkeit: Nachtrag zum Thema Kampusch und die Medien

Nachdem vorgestern überraschend mitgeteilt wurde, dass es jetzt doch schon diese Woche, nämlich heute im TV (und nicht in der Kronenzeitung) ein Interview mit Natascha Kampusch zu sehen gibt, stellen sich natürlich manche Fragen, hieß es doch lange, damit sei auf absehbare Zeit nicht zu rechnen. Die„Ökonomie der Aufmerksamkeit“ fordert ihren Tribut und jede Menge Geld ist dabei – wie immer – im Spiel. In einem hervorragenden Artikel für das FAZ.net beleuchtet Erna Lackner aus Wien die Hintergründe dieser„Vermarktung eines Martyriums“. Zur Lektüre empfohlen!

6. September 2006
von Tom Levold
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Biografieforschung in der Psychosomatischen Medizin

Angesichts des Mainstreams heutiger Psychotherapieforschung, die Psychotherapie als eine Art Medikament versteht, dessen Einsatz unter kontrollierten Bedingungen erforscht werden sollte (am besten mit einem Doppelblindversuch), wird die Stärkung qualitativer Forschung immer wichtiger. Eine Zeitschrift, die sich diesem Anliegen verschrieben hat, ist die„Psychotherapie & Sozialwissenschaft“. Seit Juni ist das erste Heft des Jahres erhältlich und wird erst heute im systemagazin vorgestellt, sorry! Gastherausgeber Jörg Frommer steht diesem Mainstream zwar ebenfalls kritisch gegenüber, nimmt sie aber auch ein bisschen in Schutz. Auch wenn die Unterschiede deutlich seinen, schlössen sich Evidence Based Medicine und Narrative Based Medicin nicht aus:
„Der biographische Bezug, den ärztliches Erkennen und Handeln unabweisbar impliziert, ist in der zeitgenössischen medizinischen Forschung unterrepräsentiert. Unter der Überschrift Evidence Based Medicine setzt sich derzeit ein Verständnis adäquater Begründung medizinischen Handelns durch, das die randomisierte kontrollierte Studie als Goldstandard der Therapieforschung etabliert sehen möchte. In der Wertehierarchie der Evidenzbasierten Medizin kommt dem anekdotischen Case Report auf der anderen Seite die unterste Evidenzstufe zu. Der von den Vertretern dieser Richtung eingeschlagene Weg gegen eine durch – zumeist ökonomische – Interessen verzerrte Abbildung der Effektivität und Effizienz von Therapiemethoden zugunsten wertneutraler Objektivität sollte nicht vorschnell als Argument gegen eine auf sinnhafte Phänomene und biographische Prozesse gerichtete Forschung interpretiert werden. Vielmehr kann die Evidenzbasierte Medizin verstanden werden als ein Schritt im Prozess der Entzauberung ärztlichen Handelns vom magischen Heilen zum professionellen Handeln unter Berücksichtigung der Individualität des Patienten, wobei die individuelle Erfahrung des Behandlers durch die Einbeziehung der gegenwärtig besten wissenschaftlichen Erkenntnis transzendiert wird“
Im systemagazin finden Sie die ausführlichen Zusammenfassungen der Beiträge…

5. September 2006
von Tom Levold
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„Langzeitarbeitslose sollen Mitmenschen Spiegel vorhalten“

Die hübsche website„La Deutsche Vita“ meldet heute:„Nach tagelangem Streit haben sich die Spitzen der Koalition heute auf einen Arbeitseinsatz für Hartz-IV-Empfänger geeinigt. Demnach sollen Langzeitarbeitslose künftig ihren Mitmenschen einen Spiegel vorhalten. Bis zu acht Stunden täglich sollen Empfänger von Arbeitslosengeld II mit großen, an Bauch und Rücken befestigten Spiegeln in Fußgängerzonen und belebten Stadtzentren auf und abgehen. Ziel dieser ungewöhnlichen Maßnahme, so Regierungssprecher Wilhelm, sei es, die Deutschen mit ihrem eigenen Ich zu konfrontieren und sie dadurch zu einer kritischeren Form der Selbstbeobachtung anzuregen. Nur so könne die in Jahrzehnten sozialer Marktwirtschaft oder gar sozialistischer Planwirtschaft verloren gegangene Eigenverantwortung der Bürger wieder hergestellt werden“ What an Idea! 🙂
Der Link zur Meldung