systemagazin

Online-Journal für systemische Entwicklungen

5. Dezember 2006
von Tom Levold
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Supervision in sich verändernden Organisationen

Anfang 2003 haben die DGSv und verschiedene Supervisions-Fachverbände, darunter auch die Systemische Gesellschaft (SG) und die Deutsche Gesellschaft für systemische Therapie und Familientherapie (DGSF) das Verbändeforum Supervision als lockeren Kooperationszusammenhang gegründet. Im Herbst 2004 wurde eine erste und ausgesprochen erfolgreiche gemeinsame Tagung in Montabaur durchgeführt, die Lust auf mehr machte (systemagazin berichtete darüber). Nun wird vom 2. (Fr, 17 h) bis 3. März (Sa, 17:30 h) in Berlin die Folgeveranstaltung stattfinden. Das Thema lautet„Supervision in sich verändernden Organisationen: zwischen Anbieterkompetenz und Nutzererwartung“. Die komplementären Perspektiven von Organisationen einerseits und Supervisoren/Coaches andererseits werden nicht nur inhaltlich aufeinander bezogen, sondern sind auch durch die Auswahl der ReferentInnen und Diskussionsteilnehmer gleichermaßen repräsentiert. Eröffnet wird die Tagung durch einen Vortrag von Rudi Wimmer, weiter sind aktiv an der Tagung beteiligt: Wolfgang Looss, Joachim Heinlein (Verwaltungschef RLK Düsseldorf), Susanne Kahl-Passoth (Direktorin Diakonisches Werk), Renate Rieger, Cornelia Seewaldt, Lutz Siebert (Fraport A.G.), Dorothea Hermann, Heidi Möller, Helmut Kreller, Andreas Kuchenbecker, Christine Rudolph, Anne M. Lang, Tom Levold u.a.
Informationen und Anmeldung über die Tagungswebsite…

5. Dezember 2006
von Tom Levold
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systemagazin Adventskalender: Das erste Mal

Jürgen Hargens schildert seine selbstorganisierten Lehrjahre, die nach einer ersten Anstellung als Psychologe bei einem Träger der freiwilligen Erziehungshilfe und einer abgeschlossenen Lehrerausbildung Ende der 70er Jahre begannen:„Angefangen hat es als Idee während der Arbeitslosigkeit. Ein Kollege und ich hatten in den siebziger Jahren WATZLAWICKs Menschliche Kommunikation sowie Lösungen gelesen und dann das Buch der von ihm erwähnten SELVINI-PALAZZOLI Paradoxon und Gegenparadoxon. Ich meine mich zu erinnern, dass SELVINIs Buch uns nicht nur begeisterte, sondern uns überaus „natürlich“ vorkam – gewissermaßen die einzige Art zu arbeiten. Wir waren fasziniert und gingen einfach daran, unsere Faszination umzusetzen. Ich eröffnete meine Praxis im Jahre 1979 – zunächst als einen Kleinstbetrieb mit zwei Tagen Öffnungszeit – und wir suchten Kontakt zu Familien, um mit ihnen so zu arbeiten“
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4. Dezember 2006
von Tom Levold
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Funktion selbstschädigenden Verhaltens

Roland Schleiffer, Professor für Psychiatrie und Psychotherapie in der heilpädagogischen Fakultät der Universität zu Köln verbindet in diesem brillianten Aufsatz aus dem Jahre 1998 über die Funktion selbstschädigenden Verhaltens eine systemtheoretische Hypothese mit bindungstheoretischen Argumenten auf einleuchtende Weise:„Ausgehend von einer knappen Beschreibung der verschiedenen Formen selbstschädigenden Verhaltens wird unter einer systemtheoretischen Perspektive der Versuch unternommen, zu einer funktionalen Analyse dieses Verhaltens zu gelangen. Demnach kann dem selbstschädigenden Verhalten die Funktion zugeschrieben werden, die kommunikative Adressierung sicherzustellen bei gleichzeitiger hoher Kontrolle der Themenwahl. Das diesem Problemlöseverhalten zugrundeliegende Problem dürfte in einem ungenügenden Vertrauen in die Anschlussfähigkeit der eigenen kommunikativen Beiträge zu suchen sein, was mit einem prekären Selbstwert einhergeht. Aus bindungstheoretischer Sicht lässt sich vermuten, dass diese Patienten desorganisiert-unsichere Bindungsorganisation entwickelten als Folge gravierender Störungen in den frühen Beziehungen zu ihren Bindungspersonen. Der sich selbst verletzende Patient inszeniert sich als Täter und Opfer zugleich und erreicht mit diesem Arrangement ein hohes Maß an Unabhängigkeit vom anderen und damit auch von professionellen Helfern. Eine solche bindungstheoretische Perspektive erklärt die Schwierigkeiten des Psychotherapeuten, mit seinem Patienten eine tragfähige Bindung zu etablieren, die als Variante früherer Bindungsbeziehungen anzusehen ist“
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4. Dezember 2006
von Tom Levold
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systemagazin Adventskalender: Das erste Mal

Corina Ahlers, Lehrtherapeutin und bis Sommer 2006 Vorsitzende der Österreichischen Arbeitsgemeinschaft für Systemische Therapie und Systemische Studien ÖAS in Wien, blickt auf ihre erste Live-Supervision im Rahmen ihrer systemischen Ausbildung 1983 zurück, ein Ereignis mit Hindernissen, das in einen Wiener psychiatrischen Krankenhaus stattfinden sollte: „Meine Ausbildungsgruppe und meine beiden Ausbildner warteten an jenem Samstag Vormittag mit mir oben auf der Station und die Familie kam und kam nicht… Wäre ich nicht auf einer intuitiven Ebene zutiefst davon überzeugt gewesen, dass diese Klientin mich nicht im Stich lassen würde, wäre ich nicht mit dem Auto bis an die Pforte gefahren: Dort, vor dem Eingang des Spitals wartete ratlos die Familie … mit einem Hund! Sie hatten ihn gerade erst erworben und der Portier liess sie nicht vorbei, weil Tiere im Spital nicht erlaubt waren. Ich fing also meine Live-Supervision an, indem ich mich mit der Familie beriet, wie wir nun vorgehen könnten. Schliesslich bog ich mit meinem Auto um die Ecke, wo uns der Portier nicht sehen konnte. Dort stieg die Familie ein, und der Hund wurde auf den Boden gedückert (er war ziemlich gross). So beladen fuhr ich dann am Portier vorbei und oben auf der Station konnten wir dann unbehindert hinein, dort warteten ja meine Komplizen (für die lang ersehnte Live-Supervision). Da das grosse Ereignis in der Bibliothek stattfand, erfuhren diensthabende Ärzte und Schwestern weiter nichts von unserem Vorhaben, das waren die guten alten Zeiten einer verschlafenen chronische Psychiatrie im „Psychiatrischen Krankenhaus Baumgartner Höhe“ , auch unter „Lemoniberg“ (wegen der goldenen Kuppel der Otto Wagner Kirche) oder „Guggelhupf“ (der Kuchen mit dem drinnen und draussen) bekannt“
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3. Dezember 2006
von Tom Levold
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Man müsste Klavier spielen können

„…wer Klavier spielt, hat Glück bei den Frau’n“. Allerdings können manche etwas am Klavier, was auch die meisten Klavierspieler wahrscheinlich nicht können. Viel Spaß beim Zusehen!

3. Dezember 2006
von Tom Levold
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systemagazin Adventskalender: Das erste Mal

Arist von Schlippe führt den Adventskalender heute fort mit Erinnerungen an seine erste Arbeitsstelle als Psychologe in der Kinder- und Jugendpsychiatrie:„Es war am 2.1.1977 als ich meine erste Stelle antrat, in einer Kinder- und Jugendpsychiatrischen Klinik in Norddeutschland. Ich wurde begrüßt, vorgestellt und man zeigte mir mein Zimmer. Auf meinem Schreibtisch lag ein Formular über die Aufnahme eines 12-jährigen Jungen, ich weiß bis heute, wie er heißt. Auf dem Zettel stand die Diagnose ,Enkopresis‘ und darunter der Vermerk, dass die Krankenkasse eine Kostenübernahme für 14 Tage stationären Aufenthalt in der Klinik zugesagt habe. Es überlief mich heiß: ich wusste so gerade eben, was das Wort bedeutete. In meinem ganzen Studium war mir dieses Störungsbild nie begegnet, ich hatte – als im Studium voll ausgebildeter Gesprächspsychotherapeut zwar schon mehr Ausbildung als manche meiner Mitabsolventen. Aber wie sollte ich es anstellen, ich musste ja nun ,machen‘, dass das Kind innerhalb von 2 Wochen nicht mehr in die Hose machte! Ich fühlte mich völlig überfordert, dachte daran, wegen erwiesener Unfähigkeit nun gleich meine Kündigung einzureichen, hier war ich jedenfalls fehl am Platze!“ Wie es dann doch gut weiter ging, lesen Sie im
systemagazin Adventskalender…

2. Dezember 2006
von Tom Levold
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Systemische Psychologie

Guido Strunk und Günter Schiepek haben sich in ihrem 2006 im Spektrum Verlag erschienenen Grundlagenbuch„Systemische Psychologie. Eine Einführung in die komplexen Grundlagen menschlichen Verhaltens“ zu Ziel gesetzt, menschliches Verhalten im Kontext einer Theorie Nichtlinearer Dynamischer Systeme zu analysieren. Das ist ihnen gut gelungen, aber beileibe keine leichte Kost. Warum man sich das Buch dennoch zu Gemüte führen sollte, schreibt Wolfgang Loth in seiner Rezension:„ Ich möchte das vorgestellte Buch nachhaltig empfehlen. Ja, die Lektüre macht Arbeit. Ja, dafür fehlt meist die Zeit. Und wozu also dann? Ich denke, die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass wir es in unserer Profession häufig mit Fragen und Themen zu tun haben, die „einfach nicht einfach“ sind, die oft genug existenzielle Bedeutung berühren und eher selten abschließend beantwortet werden können, selbst dann nicht, wenn wir wirksam gehandelt haben. Hier Anregungen zu erhalten, die es ermöglichen und aushalten, mit Komplexität angemessen umzugehen, Anregungen, die sich nicht in Plattheiten und Besserwissereien flüchten, ist ebenso notwendig wie nicht selbstverständlich zu haben. Wie schön, dass mit dem vorliegenden Buch ein naturwissenschaftlich versierter und formal transparenter Weg beschrieben wird, der zusammenpasst zu einer ethischen Kernaussage wie der folgenden, von Oswald Weidenbach auf den Punkt gebracht: ,Eine Wahrheit, Erkenntnis oder Wirklichkeit, die am Ende eines gegangenen Weges steht, bindet durch ihre These das Verworrene, um dessentwillen der ganze Weg unternommen wurde, immer nur hypothetisch. D.h. der Sinn, den sie ihren Problemen gibt, bleibt zerbrechlich, fraglich, mehr-, anders- und weiterdeutbar‘ (1948, S.106). Das Buch von Strunk und Schiepek erweist sich dabei als nahrhafte Wegzehrung“
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2. Dezember 2006
von Tom Levold
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Systemagazin Adventskalender: Das erste Mal

Nach der Eröffnung des systemagazin Specials am gestrigen Tag kommt heute Rosmarie Welter-Enderlin zu Wort, die von ihren Lernerfahrungen als Studentin in den USA berichtet, in den aufregenden Pionierzeiten der Familientherapie:„Wir jungen Therapeutinnen und Therapeuten schwankten zwischen Eltern- und Schulbeschuldigung. Manchmal belasteten wir die Eltern, vor allem die Mütter, und im Handumdrehen wieder die Lehrerinnen und Lehrer der Junior High School, in der wir ihren Unterricht von weissen und schwarzen Kindern scharf beobachteten, mit Papier und Bleistift deren Interaktionen mit dem Lehrpersonal kodierten und diesem ,random reinforcement‘ beibrachten. Das bedeutete schlicht, dass die Kinder Anerkennung nicht ,verdienen‘ mussten, sondern meistens und unvorhersehbar bekamen. Gregory Bateson, unser grosses Vorbild, war damals in Hawaii und lehrte uns, dass Delphine mit unverdientem Fisch, wie er ,random reinforcement‘ nannte, weit besser lernten als mit vorhersehbarer Belohnung. Ich glaube übrigens noch heute an diese Theorie und vertrete sie in Therapien und beim Unterrichten.
Dann kam Jay Haley aus Philadelphia zu uns. ,Systemisch‘ würde man Haleys Ansatz vielleicht heute nennen. Aber Haley liess sich niemals in eine Schablone pressen! Ich fand es wunderbar, wie er immer den roten Faden im Netz von Kind, Eltern und Geschwister, Schule und Gemeinde fand – und auch ärgerlich, wenn mir das nicht so schnell gelang wie ihm. In seiner trockenen Art lehrte Haley uns, dass Wissenschaft ohne Kunst und Kunst ohne Wissenschaft wenig taugen. Er war Kommunikationsforscher und weder Psychiater noch Psychologe oder Soziologe, dafür hell wach und unbekümmert gegenüber ,heiligen‘ therapeutischen Theorien“
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1. Dezember 2006
von Tom Levold
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Positiv Denken

Lieber George W. Bush,
der österreichische„Standard“ schrieb am 21.11.:„In den USA gibt es offiziell keine unter Hunger leidenden Menschen mehr – weil die Regierung in Washington sie kurzerhand umbenannt hat. In einem Bericht über die Nahrungsmittelversorgung der Bürger änderte das Landwirtschaftsministerium die Terminologie: Sprach es im vergangenen Bericht im Fall von hungernden Familien noch von ,Nahrungsunsicherheit mit Hunger‘, ist im aktuellen Bericht von Menschen mit ,sehr geringer Nahrungssicherheit‘ (,very low food security‘) die Rede. Betroffen waren davon im Jahr 2005 der Studie zufolge 10,8 Millionen US-Bürger. Insgesamt hatten 35 Millionen Menschen Schwierigkeiten, sich zu ernähren“
systemagazin gratuliert zu dieser gelungenen (und auch ein bisschen sättigenden) positiven Konnotation. Es ist schön, dass Sie uns nicht nur von der islamistischen Gefahr befreien wollen, sondern auch von allerlei hässlichen Wörtern. Allerdings sollten Sie nicht auf halbem Wege stehen bleiben, denn es gibt noch genug zu tun. systemagazin möchte Ihnen daher gleich einige weitere Vorschläge machen. Verwenden Sie doch ab sofort:
1.„low peace security“ für Krieg im Irak
2.„low fun security“ für Terrorismus
3.„low wealth security“ für Armut
4.„low health security“ für Krankheit
5.„low climate security“ für Umweltzerstörung
6.„low vote security“ für Wahlfälschung
7.„low truth security“ für Regierungserklärungen
8.„low intelligence security“ für George W. Bush
Dann würden wir uns alle sofort ein bisschen sicherer fühlen.

1. Dezember 2006
von Tom Levold
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systemagazin Adventskalender: Das erste Mal

In vielen Kursen und Seminaren mache ich immer wieder die Erfahrung, dass zahlreiche TeilnehmerInnen, die noch am Anfang ihrer beruflichen Entwicklung stehen oder noch in Weiterbildung sind, angesichts ihres relativen Mangels an Erfahrung trotz aller positiver Konnotation und Ressourcenorientierung schnell entmutigt sind oder das Gefühl bekommen, das, was sie bei ihren Lehrern bzw. Trainern beeindruckt, selbst nicht erreichen zu können. An Erlebnisse dieser Art kann ich mich natürlich selbst noch gut erinnern, auch wenn das schon eine Weile zurückliegt. Jedenfalls hat mich diese Erfahrung angeregt, bei erfahrenen systemischen Kolleginnen und Kollegen nachzufragen, wie es denn ihnen mit ihrem professionellen„ersten Mal“ als TherapeutInnen, BeraterInnen und SupervisorInnen ergangen ist. Wie sind die Erinnerungen an den ersten Fall, die erste Beratung, Therapie oder Supervision? In welchem Kontext stand die berufliche Entwicklung, was war das Rüstzeug, was war hilfreich, was war hinderlich, was war großartig, was einfach peinlich? Und was von alledem hat sie im Verlauf der Zeit als Ressource begleiten können?
Viele KollegInnen haben auf meine Anfrage reagiert und das Ergebnis ist ein besonderes systemagazin-special, das im Gewand eines Adventskalenders daher kommt. Wenn diese Geschichten Mut machen und einladen, in jedem Anfang nicht
nur die Mühsal, sondern auch den Zauber sehen zu können, haben sie ihren Zweck erfüllt. Wunderbarerweise ist der Kalender bereits jetzt schon so gut gefüllt, dass er auch nach dem 24.12. weitergeführt werden wird. Wenn Sie schon jetzt Lust haben oder sich durch die Beiträge angesprochen fühlen, einen eigenen Text über Ihr„erstes Mal“ zu verfassen, freue ich mich sehr auf Ihre Beiträge!
Den Anfang macht eine junge Wiener Kollegin, Birgit Dorninger-Bergner, die gerade erst ihre freie Praxis eröffnet hat und von ihrer Aufregung beim ersten Klientenkontakt berichtet. Freuen Sie sich auf Beiträge von Rosmarie Welter-Enderlin, Arist von Schlippe, Corina Ahlers, Wilhelm Rotthaus, Joachim Hinsch, Kurt Ludewig, Susanne Hilbig, Heidi Neumann-Wirsig, Ulrich Clement, Fritz Simon, Satuila und Helm Stierlin, Sabine Klar u.v.m., täglich an dieser Stelle!
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30. November 2006
von Tom Levold
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Völkermord von 9:30 h bis 16 h

Am 11. April 1994 begann in der Gemeinde Nyatama in Ruanda die Massenschlächterei der Hutu an den Tutsi, Teil eines geplanten Völkermordes ungeheuren Ausmaßes. Jean Hatzfeld, Journalist der französischen Tageszeitung„Liberation“ erlebte den Genozid in Ruanda als Kriegsreporter mit und verarbeitete seine Erfahrungen in zwei Büchern. Im vorliegenden Buch lässt er die Täter zu Wort kommen: eine erschütternde Lektüre, die die Leser zwingt, sich mit den Denkweisen und Verleugnungsstrategien der Mörder auseinanderzusetzen, die völlig gelassen und entspannt, ohne erkennbare innere Konflikte, über ihre Taten im Detail berichten. Johanna Fleischhauer schreibt in ihrer Rezension:„Die Offenheit erklärt sich unter anderem dadurch, dass die meisten Täter ihre Reintegration in die ruandische Gesellschaft mit Zuversicht erwarteten; wie selbstverständlich gingen sie davon aus, die Überlebenden würden ihre Entschuldigungen akzeptieren. In den Gesprächspassagen fällt auf, dass sie wohl über ihre Beobachtungen anderer Täter, aber fast nie über sich selbst sprechen. Die Verantwortung für ihre Taten lasten sie allein den politischen Befehlshabern an; auch nachträglich übernehmen sie keine Verantwortung für ihre Taten. Viele Kapitel widmen sich den Faktoren, die diese Haltung aufgebaut und verfestigt und das Morden psychologisch ermöglicht haben. … Die völlige Entgrenzung bis hin zu „Blutgier und Selbstekel“ wird aus der Logik der Täter nachvollziehbar und macht gleichzeitig fassungslos“
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29. November 2006
von Tom Levold
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Family Process im systemagazin!

„Family Process“erscheint seit 1962 vierteljährlich (mittlerweile bei Blackwell) und gibt es derzeit im 45. Jahrgang sowohl in einer Print- als auch einer Online-Version. Es handelt sich um die erste familientherapeutische Zeitschrift überhaupt, in ihrer Geschichte spiegelt sich der Wandel familien- und systemtherapeutischer Diskurse über die letzten Jahrzehnte wieder. Immer wieder wurden wichtige Innovationen im Feld durch Veröffentlichungen in Family Process eingeleitet. Von daher kann man sicherlich Family Process als ein Flaggschiff der Familientherapie und Systemischen Therapie bezeichnen. Nach den Herausgebern Jay Haley (1962-1969), Don A. Bloch (1970-1982), Carlos E. Sluzki (1982-1990), Peter Steinglass (1990-1998) und Carol M. Anderson (1998-2003) wird Family Process seit 2003 von Evan Imber-Black herausgegeben, unterstützt von einer Vielzahl prominenter KollegInnen (aus dem deutschsprachigen Raum Rosmarie Welter-Enderlin, Bruno Hildenbrand und Jochen Schweitzer). systemagazin führt ab sofort auch die Family Process in seiner Zeitschriften-Datenbank und freut sich über die Zusammenarbeit. Vorerst stehen die vollständigen biobliografischen Angaben der letzten 3 Jahrgänge ab 2004 zur Verfügung. Das Heft 1/2006 ist übrigens auf der Website des Verlages – sozusagen als Probeheft – frei herunterzuladen!
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28. November 2006
von Tom Levold
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Call for Papers: DGSF-Jahrestagung 2007

Vom 10.-13.10.2007 findet im Edwin-Scharff-Haus Neu-Ulm die 7. Wissenschaftliche Jahrestagung der DGSF statt. Das Motto der Tagung lautet„Systemische Wege in einer Welt der Veränderung“ und thematisiert die Veränderungen für Mensch und Gesellschaft durch Globalisierung, Medien, Internet und Forschungswissen in ihren Wirkungen und Determinierungen auf die verschiedenen Systeme. Wie können systemische Konzepte und systemisches Handeln in Beratung, Therapie und Supervision auf dieseEntwicklung und Herausforderung wirksam reagieren?
Als Referenten vorgesehen sind u.a. Eia Asen, Dirk Baecker, Helmut Bonney, Karl Heinz Brisch, Manfred Cierpka, Marie-Luise Conen, George Downing, Carole Gammer, Johannes Herwig-Lempp, Ilona Kickbusch, Friedebert Kröger, Tom Levold, Kurt Ludewig, Liz Nicolai, Wolf Ritscher, Jochen Schweitzer und Eva Strasser.
Die Veranstalter, das Wenger Mühle Centrum WMC e.V. lädt ein, zu den Themen„System und Veränderung“,„Arbeitswelt und Globalisierung“,„Gesundheit und Politik in einer globalisierten Welt“,„Systemische Kooperation“ u.a. am Donnerstag als Workshop oder als Poster am Freitag konkrete eigene Praxiserfahrungen, wissenschaftlichen Forschungen, Resümmees oder theoretischen Überlegungen im Projekt – und Posterforum vorzustellen.
Anmeldung und weitere Informationen auf der Kongress-website