systemagazin

Online-Journal für systemische Entwicklungen

20. Februar 2008
von Tom Levold
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Deutschland wieder zweigeteilt


Nachdem die niedersächsische Abgeordnete Christel Wegner (DKP) von ihrer Fraktion „Die Linke“ ausgeschlossen worden ist, hat sich die Lage im Landtag dramatisch zugespitzt. In den frühen Morgenstunden des 20.2.2008 hat Frau Wegner in ihrem Landtagsbüro die „Bundesdeuddsche Demmokradische Rebbublik“ (BDR) ausgerufen und um das Büro eine 2,5 m hohe Mauer mit einem Wachturm und Selbstschussanlagen errichten lassen. Da noch nicht feststeht, wer zur Bevölkerung gehören wird, übernimmt Christel Wegner vorläufig selbst die Aufgaben der Vorsitzenden des Zentralkomitees der Einheitspartei, der Staatsratsvorsitzenden und der Ministerpräsidentin der neuen Republik sowie alle Ressorts der neu eingesetzten Regierung der Nationalen Einheit. Sie hob in ihrer ersten Regierungserklärung hervor, dass die Bevölkerung nicht nur begeistert auf die ersten antimperialistischen Maßnahmen der neuen Republik reagiert habe und in unverbrüchlicher Freundschaft zur Partei und ihren zahlreichen Genossen und Bündnispartnern in aller Welt stünden, sondern bereits freiwillig in allen Bereichen die Produktionsnormen erhöht hätten. Wie aus gut informierten Kreisen zu erfahren war, wurde die Mauer errichtet, um die zahlreichen Westdeutschen davon abzuhalten, in das souveräne Territorium der BDR einzudringen, um dort billig einkaufen zu gehen. Auch soll bereits ein gut funktionierender Geheimdienst (Schdaasi) installiert worden sein, um den Schutz der Bevölkerung sicherzustellen. 192-mal setzte die Regierungschefin der BDR am Mittwoch früh ihre Unterschrift unter einen Brief, in dem sie jedes Land der Welt einzeln bittet, den neuen Staat anzuerkennen. Während der amerikanische Präsident George W. Bush bereits erklärte, „die BDRler sind nun unabhängig“, beantragten Russland und China für Mittwochabend eine Sitzung des Weltsicherheitsrats. Sie wollen erreichen, dass der Schritt von der Weltgemeinschaft verurteilt wird. Der Vorstoß gilt als chancenlos, da Großbritannien und Frankreich, die ebenfalls dem Sicherheitsrat angehören, die Unabhängigkeit unterstützen. Die deutsche Regierung reagierte vorerst gelassen. Außenminister Frank-Walter Steinmeier betonte die humanitäre Seite des Problems und teilte mit, dass derzeit unter dem Motto „Wandel durch Annäherung“ an einer Lösung gearbeitet werde, wie Frau Wegner trotz der Mauer ausreichend mit frischen Lebensmitteln und Gebrauchsgütern des täglichen Bedarfs versorgt werden könne. Spekalationen gehen davon aus, dass entlang der neuen Staatsgrenze im Flur des niedersächsischen Landtages ein „Checkpoint Christel“ eingerichtet werde, der dem Austausch von Informationen, Lebensmitteln, Geiseln, frischer und gebrauchter Wäsche und Fünfjahresplänen dienen soll.

19. Februar 2008
von Tom Levold
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Marktlücke geschlossen

Unter diesem Titel erreichten das systemagazin die satirischen Bemerkungen eines bekannten, aber nicht namentlich genannt werden wollenden, Kollegen über die aktuelle Problematik von Steuerhinterziehern (finden Sie heraus?):

„Der Aufschrei der Empörung in der bundesrepublikanischen Bevölkerung wegen der Steuerhinterziehung reicher Manager ist groß. Das gilt auch für die Verluste, die Banker durch hochriskante Spekulationen an der Börse mit dem Geld der Bankkunden verursacht haben. Der Schaden bewegt sich in mindestens zweistelliger Milliardenhöhe.
Doch mit Empörung oder Strafen allein kann man diesem Phänomen nicht gerecht werden, wie Psychotherapeuten wissen. Schließlich sind diese armen Manager und Banker nicht Herr ihrer selbst, sondern einfach krank. Es handelt sich eben nicht um Raffgier oder Verantwortungslosigkeit, sondern um schwerwiegende psychische Störungen, die auch im ICD 10 als solche aufgelistet werden. Wie ein Kenner der Szene, der inzwischen für mehrere Großbanken arbeitet, indem er Therapien für diese Kranken anbietet, mitteilt, lehrt ein Blick in den ICD10, worum es sich wirklich dreht. So findet sich unter der Ziffer F63 die Krankheit „abnorme Gewohnheiten und Störungen der Impulskontrolle“, wobei auf die Banker – so dieser ungenannt bleibende Fachmann – die Ziffer F63.0 zutrifft: pathologisches Spielen, eine Störung, so der ICD 10, der „die Lebensführung der betroffenen Personen beherrscht und zum Verfall der sozialen, beruflichen, materiellen und familiären Werte und Verpflichtungen führt.“
Inwieweit auch das Krankheitsbild der „wahnhaften Störung“ (ICD-10, Ziffer F22.0) zu bedenken ist, lässt sich noch nicht generell sagen.
Die therapeutische Arbeit, die dieser ungenannte Kollege seit Ende Januar unbemerkt für Großbanken ausübt, zeigt nicht nur Erfolge, sondern schafft den Banken zugleich eine hohe Rendite. Statt das Milliardenbeträge verzockt werden und abgeschrieben werden müssen, erhält der Kollege eine Jahrespauschale von 2,3 Millionen Euro – die dann selbstverständlich als Kosten (Verlust) ausgewiesen werden können“

19. Februar 2008
von Tom Levold
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Ausschreibung für wissenschaftlichen Förderpreis der Systemischen Gesellschaft bis 31. Oktober 2008 verlängert


Eine der Hauptaufgaben der Systemischen Gesellschaft ist es, die interdisziplinäre Weiterentwicklung systemischer Therapie, Beratung, Supervision und Coaching fachöffentlich und gesellschaftspolitisch zu fördern und zu fordern. Aus diesem Anliegen heraus stiftet die Systemische Gesellschaft regelmäßig im Wechsel mit der Deutschen Gesellschaft für Systemische Therapie und Familientherapie (DGFS) einen wissenschaftlichen Förderpreis.
Der wissenschaftliche Förderpreis ist mit 3.000,- Euro dotiert.
Ziel des wissenschaftlichen Förderpreises ist es, die Relevanz systemischen Denkens für die therapeutische und beraterische Praxis deutlich zu machen und die wissenschaftliche Forschung in diesem Bereich anzuregen.
Der Förderpreis wird bevorzugt für Arbeiten vergeben, in denen empirische Forschungsdesigns entwickelt wurden, die eine mit systemischen Modellen kompatible und innovative Methodik aufweisen und sich auf praxisrelevante Themenbereiche vor allem aus Therapie, Gesundheitsversorgung, Supervision, Beratung, institutionelle Innovationsprozesse beziehen.
Der Preis ist bewusst als Förderpreis konzipiert. Das bedeutet, dass gerade auch jüngere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler angesprochen werden, die sich im Rahmen von Diplomarbeiten, Dissertationen, Habilitationen oder anderen Projekten qualifizieren – auch im Auftrag außeruniversitärer Institutionen.
Die Arbeit sollte noch nicht beziehungsweise nicht vor dem Termin der Preisvergabe im Frühjahr 2009 veröffentlicht sein.
Die Entscheidung für die Vergabe des Preises erfolgt auf der Basis der Begutachtung durch eine Jury, die sich aus zwei Mitgliedern der Systemischen Gesellschaft und vier unabhängigen externen Gutachterinnen und Gutachtern zusammensetzt.
Die Forschungsarbeiten reichen Sie bitte bis zum 31. Oktober 2008 in dreifacher Ausführung an:

Systemische Gesellschaft e.V.
c/o Frau Dr. Karin Martens-Schmid
Waldenserstraße 2-4, Aufgang D, D-10551 Berlin

fon: +49-30-53698504
fax: +49-30-53698505
mail: info@systemische-gesellschaft.de
web: http://www. systemische-gesellschaft.de

18. Februar 2008
von Tom Levold
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Die Hummel

Wer in seiner therapeutischen oder beraterischen Arbeit gerne auf Checklisten, Karteikarten usw. zurückgreift, wird hier vielleicht fündig. Christian Tschepp und Susanne Schinagl haben im Junfermann-Verlag eine Sammlung von 99 farbenfroh gestalteten Karteikarten mit„Metaphern, die dem Leben Flügel verleihen“ herausgebracht. Nadine Reiband, die die Kartensammlung für systemagazin rezensiert hat, schreibt:„Die Autoren bezeichnen alle Beiträge als Metapher. Ob man damit dem Begriff ,Metapher‘ gerecht wird, ist eine Frage, die sich Germanisten stellen dürfen. Für den Gebrauch in Therapie und Coaching kann der Begriff vermitteln, um was es gehen soll. Auch wenn es sich um Geschichten, Anekdoten und Sprüche handelt, der Sinn ist immer derselbe: Das Gelesene nicht wörtlich zu nehmen, sondern auf seine Situation, auf das eigene Problem zu übertragen. Die eigenen grauen Zellen anzuregen, neue Wege zu denken, neue Gedanken zu gehen“
Zur vollständigen Rezension…

17. Februar 2008
von Tom Levold
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Sex und relgiöse Rechte in den USA

Dagmar Herzog, Geschichtsprofessorin am Graduate Center der City University of New York, hat einen sehr aufschlussreichen und für gerade für Europäer sehr lesenswerten Beitrag für das europäische Magazin-Projekt verfasst:„Das illegitime Kind der sexuellen Revolution. Wie die religiöse Rechte in den USA mit Sex an die Macht gelangte“. In diesem Artikel beschreibt sie den Erfolg einer homophoben, abtreibungsfeindlichen, der Jungfräulichkeit verpflichteten evangelikalen Rechten in den USA, die allerdings keinesfalls lustfeindlich, sondern in Bezug auf Sexualität auf bizarre Weise höchst widersprüchlich ist, was zu ihrem Erfolg offenkundig beiträgt. Ein Keuschheitsgürtel scheint der Bible Belt jedenfalls nicht zu sein:
„Bleibt die Frage: Warum kommt die ’Sexarbeit‘ der religiösen Rechten so gut bei den Anhängern an, aber auch – und das ist vielleicht die schwierigere aber wesentlichere Frage – warum haben Liberale keine effektiven Gegendiskurse liefern können? Warum funktioniert die rechts-religiöse Sexualpolitik? Und warum mit solch überwältigender Wucht und so vielen konkreten Konsequenzen – ob in der schulischen Aufklärung, in den Wahlergebnissen, in den Gerichtsentscheidungen oder in der Erosion der globalen HIV-Bekämpfung?
Eine erste Antwort liegt im Phänomen der„neosexuellen Revolution“, wie der deutsche Sexualwissenschaftler Volkmar Sigusch sie benannt hat. Für den Fall der USA würde das bedeuten, dass die religiöse Rechte die dramatischen Veränderungen in der sexuellen Landschaft begriffen hat, was für die Demokraten und ihre liberalen Ratgeber nicht gilt. Das um sich greifende Gefühl des Libidoverlustes, das Probieren von Viagra und Antidepressiva, die Angst um emotionale Öde in den intimsten Beziehungen, das Gefühl von Langeweile und Entfremdung, die Sehnsucht danach, Intensität und Stetigkeit zu kombinieren und der Frust, dass das so schwer ist, das Ansteigen der Selbstbezüglichkeit in sexuellen Interaktionen (es geht oft mehr darum, begehrtes Objekt zu sein als körperliche Lust zu suchen oder zu erleben), die Angst vor Geschlechtskrankheiten aber auch die Angst davor, einen nicht perfekten und folglich nicht begehrenswerten Körper zu haben, der unausweichliche Druck zum permanenten Voyeurismus: all das sind Faktoren, die den Erfolg des neuen lustversprechenden konservativen Redens über Sex erklären können – vor dem Hintergrund der Tatsache, dass die sexuelle Revolution der sechziger und siebziger Jahre ihre Verheißungen nicht hat einlösen können.[45] Die Menschen sind darob nicht so glücklich geworden, wie sie es sich erhofft hatten oder wie es ihnen vorgegaukelt wurde.
Eine zweite Antwort ist genauso wichtig, und das ist die von der religiösen Rechten geschürte Lust an Aggression und Überlegenheitsgefühl. Man darf sich tugendhaft dünken, gerade wenn man anderen – etwa reuelosen Homosexuellen – Leid zufügt. Man darf sich mindestens überlegen fühlen, wenn man selbst kein gleichgeschlechtliches Begehren spürt. Man darf auch für die Todesstrafe sein, für das uneingeschränkte Recht auf Besitz von Schusswaffen, für die Folter und für den unprovozierten Krieg. Man darf große Lust gerade am Antiliberalismus empfinden. Man kann gegen illegale Immigranten wettern und gegen den Gebrauch von Steuergeldern für Arbeitslose, und man kann sich immer wieder am Tabubruch ergötzen gegen die politische Korrektheit. Und man kann zugleich ganz sentimental werden beim Anblick von gefrorenen Embryos aus Fertilitätskliniken – die man nun durch das von George W. Bush geförderte„Schneeflockenprojekt“ adoptieren darf.
Eine dritte Antwort schließlich ergibt sich aus dem transatlantischen Kontrast. In den USA gibt es keine Tradition des affirmativen Redens über Sex. Damit ist ein Reden über Sex gemeint, das diesen nicht grandios überbewerten und/oder hygienisch-gesundheitlich normalisieren und/oder spiritualistisch mystifizieren muss, um sexuelle Rechte zu schützen, das aber trotzdem Sex eloquent verteidigen kann – in seiner ganzen Komplexität, seiner allzu oft langweiligen Banalität, aber eben Menschen auch des Öfteren tief bewegenden Macht und Intensität“
Zum vollständigen Artikel…

17. Februar 2008
von Tom Levold
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Journal of Family Therapy 1/2008

Das erste Heft des neuen Jahrgang des britischen Journals of Family Therapy präsentiert Beiträge über lösungsorientierte Ansätze u.a. in der Arbeit mit Familien mit intellektuell stark beeinträchtigten Kindern sowie mit Fällen familialer Gewalt. Darüberhinaus befasst sich ein Aufsatz mit den Bemühungen, paartherapeutische Angebote auch für Canadian First Nations couples, also Angehörige indianischer Völker in Kanada, zugänglich zu machen. Zwei weitere Forschungbeiträge sind den Themen der Bedeutung„romantischer Bindung“ für die Beziehungszufriedenheit sowie dem Stellenwert von Eltern-Eltern-Konsultation in familientherapeutischen Behandlungsprogrammen von Magersucht gewidmet. Herausgeber Ivan Eisler macht sich in seinem ausführlichen Editorial Gedanken, wie die Stimme der Familientherapie (was hier auch als Synonym für Systemische Therapie gelesen werden kann) gestärkt werden könne. Er beklagt, dass zahlreiche erfahrene Familientherapeuten im Publikationsbereich nur wenig präsent sind, weil ihnen die (universitären) Möglichkeiten des Forschens und Schreibens nicht ohne weiteres gegeben sind. Andererseits gäbe es zahlreiche Arbeiten junger AutorInnen (meistens Dissertationen), die nicht ohne weiteres im familientherapeutischen Diskurs wahrgenommen würden. Eisler schlägt daher vor, das Prinzip der Ko-Autorenschaft ernster zu nehmen als Beitrag für eine Erweiterung der familientherapeutischen Publikationsöffentlichkeit:„We teach trainees how to express their ideas clearly in writing, but the next step, helping them to publish, is somehow missing. By far the best way of learning such skills is to start writing with an experienced published author. If a trainee completes work that is worth publishing, the best way of helping that to happen is to become a co-author. This does not mean simply adding one’s name to a paper written by the student but requires taking an active part in developing the ideas for the paper so that it is suitable for publication, helping to redraft early versions and so on. I find it strange that that this seldom happens in family therapy contexts (although it is the norm in many other fields such as clinical psychology). I have heard people express their concern that this would be encroaching on the students’ authorship rights. Both students and teachers/supervisors should recognize that inviting a senior colleague(s) to co-author a paper is a recognition that they have probably had a significant role in developing the ideas already and that reshaping the student work for publication nearly always needs someone who is able to step back and give it a fresh focus. The issue of acknowledging the central contribution of the student is of course important but is dealt with by there being a clear expectation that the student will normally be the first author of any such joint publication (…). The co-authoring of papers is not just an effective way of increasing the chance of good work getting published. It is also an important way of marking the change from a student/teacher relationship to a collaborative colleague relationship which is crucial in encouraging newly qualified family therapists in pursuing academic interests“ Vielleicht wäre das auch eine spannende Perspektive für unsere deutsche Publikationsöffentlichkeit?
Zu den vollständigen abstracts des aktuellen Heftes (der Jahrgang 2002 des Journals ist jetzt auch in der Zeitschriftendatenbank erfasst)…

16. Februar 2008
von Tom Levold
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Ein Ferkel ist ein Ferkel ist ein Ferkel



Darf man Kindern Texte vorsetzen, die nichts von Gott halten? Familienministerin Ursula von der Leyen hat beantragt, ein Kinderbuch als Jugendgefährdende Schrift auf den Index setzen zu lassen. In diesem Buch geht es nicht um Sex oder Gewalt, sondern um Religion. Ein Ferkel möchte wissen, was es denn mit Gott auf sich hat und besucht einige Repräsentanten der Weltreligionen. Die Wellen um dieses Buch und den Indizierungsantrag schlagen hoch.
Michael Schlicksbier-Hepp aus Wilhelmshaven hat einen Beitrag über dieses Buch und den Versuch seiner Verfolgung verfasst, der hier im systemagazin in voller Länge zu lesen ist:

Am 6.3.08 soll über einen Indizierungsantrag des Bundesfamilienministeriums wegen angeblicher jugendgefährdender Religionsfeindlichkeit entschieden werden, wie die taz Ende Januar online berichtete. Es geht um Folgendes: Ein freches, kleines Ferkel und sein Kumpan, der Igel, erkundigen sich in einem respektlosen Kinderbuch nach den letzten Fragen, nach Gott. Die Antworten geben ein paar durchschnittliche Vertreter dreier monotheistischer Weltreligionen: Christentum, Islam, Judentum. Sie wirken auf mich ein wenig dümmlich und dämlich und geben sich mit ihren religionsfolkloristischen Antworten mitsamt der von ihnen vorgestellten Religion der Lächerlichkeit preis. So kommt das Ferkel zu dem Schluss:„Und die Moral von der Geschicht‘ Wer Gott nicht kennt, der braucht ihn nicht!“ Es mag sein, dass manche ernsthafte, gläubige Menschen sich über diese Karikaturen und den respektlos-frechen Text ärgern und glauben, dass die kritischen Autoren mit ihrer Satire die Grundaussagen der Religion verfehlen. Aber um diese Grundaussagen, die auch der Humanismus der Aufklärung kennt und übernommen hat, geht es überhaupt nicht. Diese dümmlichen, bornierten Religionsvertreter, die in ihrer ganzen arroganten Beschränktheit und mit missionarischem Eifer den Alleinvertretungsanspruch für die letzten Wahrheiten über das Leben und alles, was danach kommt, reklamieren, gibt es wirklich und sie wirkten und wirken schädlich auf die Menschenseele.

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15. Februar 2008
von Tom Levold
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Freiheit für Zumwinkel



Hamburg – Die Vorwürfe sind gewaltig, doch Klaus Zumwinkel bleibt Chef der Deutschen Post. Trotz des Vorwurfs der Steuerhinterziehung werde der Manager sein Amt weiter ausüben, teilte der Konzern mit. Der Vorstand sei jederzeit vollständig hinterziehungsfähig. Zumwinkel führe mit den Vorstandskollegen die Geschäfte wie gewohnt fort. Zuvor war Zumwinkel nach einer Vernehmung bei der Staatsanwaltschaft wieder auf freien Fuß gesetzt worden. Nach Angaben des Konzerns befindet er sich derzeit zu Hause. In einer ersten Erklärung betonte der Vorstand, Zumwinkel habe sich nichts vorzuwerfen, da er nicht anderes gemacht als viele andere Vorstandsmitglieder in deutschen Unternehmen auch, die sich in einer bedrückenden sozialen Lage befänden. Sie seien nicht nur mit einem permanenten Sozialneid konfrontiert, sondern kämpften überdies seit langem einen ermüdenden Kampf um die Einführung eines Mindestlohns von 9,80 € pro Sekunde für Spitzenmanager, ohne auf die Solidarität der Gesellschaft rechnen zu können. Außerdem seien sie auf groteske Weise gegenüber sogenannten armen Menschen benachteiligt: „Der Transfer von Schwarzgeld in Millionenhöhe wird grundsätzlich nur bei Reichen verfolgt. Die Zahl der Steuerhinterziehungsverfahren in dieser Größenordnung geht bei z.B. bei Hartz-IV-Empfängern gegen Null. Dass die zuständigen Staatsanwaltschaften seit langem auf diesem Auge völlig blind sind, ist ein deutliches Zeichen für die soziale Ungerechtigkeit in unserem Land“.
Zudem werde vollkommen übersehen, dass das Engagement des deutschen Spitzenmanagements nicht nur auf die Steigerung des Bruttosozialproduktes unseres Landes gerichtet sei, sondern zugleich auch noch die Aufrechterhaltung der gesamten Volkswirtschaft des Liechtensteiner Fürstentums sichere: „Wenn die Postbank Filialen schließen oder die Deutsche Bank Angestellte entlassen muss, ist das Geschrei groß, aber wer denkt an die Bankangestellten in Liechtenstein?“. In der Vorstandserklärung heißt es weiterhin, es sei eine ungeheuerliche Idee, dass die Wirtschaftshilfe für Liechtenstein, die Zumwinkel aus eigener Tasche bezahlt habe, auch noch versteuert werden solle. Außerdem stamme das Geld ohnehin aus der Portokasse der Deutschen Post, und beim Porto habe es sich immer schon um eine postinterne Angelegenheit gehandelt. Auch die Liechtensteiner Post hat bereits reagiert und solidarisiert sich mit Klaus Zumwinkel durch die Ausgabe einer historischen Sondermarke (s. Abb.).

15. Februar 2008
von Tom Levold
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Reflexive Kooperation in einer Kinder- und Jugendpsychiatrie

„Vom reflektierenden Team zum reflexiven Prozeß“, so betitelt das Autorentrio Eugene Epstein (Foto), seine Frau Margit K. Epstein und Manfred Wiesner ihren Beitrag über„Reflexive Kooperation in einer Kinder- und Jugendpsychiatrie“, der 1998 in einem von Jürgen Hargens und Arist von Schlippe heraugegebenen Band„Das Spiel der Ideen. Reflektierendes Team und systemische Praxis“ bei Borgmann erschienen ist. Er enthält nicht nur eine Darstellung der praktischen Vorgehensweise in der Wilhelmshavener Klinik für Kinder- und Jugendlichenpsychiatrie, in der die AutorInnen tätig sind, sondern ist auch ein sozialkonstruktionistisch fundiertes Plädoyer für eine politische Perspektive auf Therapie, die leider heutzutage eher Seltenheitswert hat:„In Anlehnung an Ulrich Beck (…) sind politische Konstrukte wie bspw. Demokratie und Freiheit immer auch im Mikrobereich der Gesellschaft zu analysieren. Politische Einstellungen werden im sozialen Nahbereich aus- und eingeübt. Auch der therapeutische Kontext kann in dieser Hinsicht als politischer Lebensraum begriffen werden, in dem u.a. in der therapeutischen Beziehung bestimmte politische Verhältnisse kultiviert werden. Sprache sieht er dabei als Ort und Medium der Herstellung und Pflege des Sozialen. „Wir wohnen in der Sprache“ (Beck 1997a: 30). So ließe sich auch das Lebendigwerden gesellschaftspolitischer Konstrukte wie Demokratie und Freiheit im therapeutischen Raum untersuchen. Anders gesagt, auch in der therapeutischen Beziehung werden übergeordnete politische Diskurse (absichtlich oder unabsichtlich) auf die Mikroebene übertragen. Gesellschaftliche Konstrukte wie Kleinfamilie, Elternschaft, Ehe oder Partnerschaft, Alleinerziehung, Frauenarbeit etc. sind weitere Beispiele aus dem sozialpolitischen Diskurs, die mit ihren aktuellen gesellschaftlichen und kulturellen Akzentsetzungen in unserem therapeutischen Kontext besprochen, befragt oder zementiert werden. In Verbindung mit dem sozialen Konstruktionismus sind wir herausgefordert, solche Konstrukte zu hinterfragen und auf ihre Konsequenzen für die soziale Praxis hin zu untersuchen. Dies geht einher mit Offenheit für Neues und Toleranz für Differenz“
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14. Februar 2008
von Tom Levold
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Ärztliche Versorgung in der Welt


Einen interessanten Überblick über die Verteilung des medizinischen Versorgungsgrades in der Welt liefert diese Grafik, die im letzten Jahr als Poster in den Niederlanden auf den Markt kam. Auf der Seite strangemaps.wordpress.com ist eine vergrößerte Abbildung zu zu finden incl. einer Liste mit den Patienten-Arzt-Relationen in den einzelnen Ländern. An der Spitze steht übrigens mit großem Abstand: Kuba mit 170, am traurigen Ende Malawi und Tanzania mit 50.000 Patienten pro Arzt.

13. Februar 2008
von Tom Levold
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„Auch in Halle darf etwas gesagt werden“



Dieser Satz ist erklärungsbedürftig. Halle, die schöne Stadt an der Saale, ist nämlich im vergangenen Jahr in jugend- und sozialpolitischer Hinsicht ziemlich in Verruf geraten, als eine Dienstanweisung der SPD(!)-Oberbürgermeisterin und ehemaligen Sozialdezernentin für Aufsehen sorgte, die die Rückführung sämtlicher fremduntergebrachter Kinder binnen kürzester Frist anordnete, um den Stadtsäckel zu entlasten. Johannes Herwig-Lempp hat den Skandal um diese Anweisung, auf die auch in der aktuellen Ausgabe des„Kontext“ in einem Beitrag von Wolf Ritscher ausführlich eingegangen wird, auf seiner website aufs ausführlichste dokumentiert. Kein Wunder, dass sich Widerstand regte, nicht nur der freien Träger der Stadt (die angestellten Kräfte konnten sich ja nicht wirklich frei äußern), sondern auch im Kontext der Universitäten in Halle und Merseburg. Ergebnis dieser Proteste ist unter anderem die Einrichtung einer Beschwerde- und Vermittlungsstelle in Halle mit Namen LOTSE, deren Trägerverein am 18.2.2008 in den historischen Räumlichkeiten der Franckeschen Stiftung gegründet werden wird. Vorausgegangen war die Durchführung einer Tagung im November 2007 in der Universität Halle-Wittenberg mit dem beziehungsreichen Motto„Triple B: Beschwerde, Beratung, Beteiligung“. Yvonne Heimbach & Julia Hille, studentische Teilnehmerinnen, haben für systemagazin einen Tagungsbericht verfasst, der
hier zu lesen ist…

12. Februar 2008
von Tom Levold
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Zeitschrift für Systemische Therapie und Beratung 1/08

Der neue Jahrgang der Zeitschrift für Systemische Therapie und Beratung wird mit einem Themenheft über Coaching eröffnet, das von Walter Schwertl als Gastherausgeber eingeleitet wird. Maria Staubach beschreibt Coaching in ihrem Beitrag als Co-Produktion, mithin als konsequente„Relationierung des Expertentums“. Günther Emlein schreibt über Coaching in weltanschaulich gebundenen Organisationen (Kirchen, Gewerkschaften, Parteien), Margret Petermöller und Walter Schwertl beschreiben einen Veränderungsprozess in einem Sozialpädiatrischen Zentrum, der weit über Coaching hinausreicht, Eva Sengers-Anderson skizziert den Stellenwert von Selbstmanagement im Coaching. Das Themenheft wird abgeschlossen durch einen„virtuellen Dialog“ von Ulrike Wolff, Gabriele Müller und Christopher Rauen mit Gastgeber Walter Schwertl über„Freibeuter – Werte – Märkte und Business – Coaching“.
Zu den vollständigen abstracts…

11. Februar 2008
von Tom Levold
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Systemische Kinder- und Jugendhilfe

Wolf Ritscher, Professor an der Hochschule Esslingen (Fakultät für Soziale Arbeit, Gesundheit und Pflege), Mitherausgeber des„Kontext“ und systemagazin-Autor, der ganz wesentlich zu einer systemischen Orientierung in der Sozialarbeitswissenschaft beiträgt, präsentiert mit dem vorliegenden Band eine Vielzahl praxisbezogener Beiträge, die sich mit der Umsetzung systemischer Konzepte der Kinder- und Jugendhilfe in die Alltagspraxis in Jugendämtern, Gemeinwesen, Hilfsorganisationen wie in stationären, ambulanten oder aufsuchenden Kontexten auseinandersetzen. Rezensent Peter Luitjens ist ambivalent:„Als Praktiker, der seit langem im Schnittbereich zwischen Kinder- und Jugendhilfe sowie Kinder- und Jugendpsychiatrie/-psychotherapie tätig ist, nehme ich die ‚guten Nachrichten‘ durchaus zwiespältig war. Den interessanten Beiträgen (in denen im wesentlichen der öffentliche Träger im Fokus steht) entnehme ich, welche Möglichkeiten das SGB VIII bietet, mit systemischen Ansätzen die Arbeit des ‚Jugendamtes‘ stärker am Bedarf der AdressatInnen auszurichten. Gleichzeitig erlebe ich (wie KollegInnen anderen Orts) wie in der Praxis unter dem Deckblatt systemischer Orientierung Änderungen eingeleitet werden, die vor allem Ausgaben im Jugendhilfebereich verringern sollen bei verstärkter Kontrolle von Leistungen und Geldfluss (Stichwort: Qualitätsmanagement)“
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