systemagazin

Online-Journal für systemische Entwicklungen

16. April 2008
von Tom Levold
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Vorabdruck aus Walter Gehres & Bruno Hildenbrand: Identitätsbildung und Lebensverläufe bei Pflegekindern. Aufwachsen in Pflegeverhältnissen

Walter Gehres und Bruno Hildenbrand haben sich für ihre Studie zur Identitätsentwicklung von Pflegekindern mit 20 Pflegekindern über ihre Vorstellungen über Familie unterhalten. Auf die Frage, was sie sich als Erwachsene erhoffen, war die Antwort: eine normale Familie gründen zu können. „Normal“ heißt in ihrem Verständnis: eine Familie, die aus Vater, Mutter und leiblichen Kindern besteht. Der besonderen Status, den Pflegekinder gegenüber Kindern, die in ihren leiblichen Familien aufwachsen, haben, ist der Gegenstand ihrer Untersuchung.„Eine Pflegefamilie ist keine Adoptionsfamilie oder der Struktur nach dieser gleichgestellt. Auch wenn ein Kind in einer Pflegefamilie untergebracht ist, bevor es das erste Lebensjahr vollendet hat, muss damit gerechnet werden, dass dieses Kind irgendwann, vermutlich spätestens in der Adoleszenz, die Frage stellen wird: Woher komme ich? Wenn die Pflegefamilie nicht von Anfang an auf diese Frage eingerichtet ist bzw. auf diese Frage vorbereitet wird, dann wird sie diesem Kind, wenn es gut geht, zwar unverzichtbare Erfahrungen von Bindung vermitteln, ihm aber seine biographische Selbstverortung rauben. Beides: Bindung und biographische Selbstvergewisserung, sind konstitutiv für eine gelingende Identitätsentwicklung und können nicht gegeneinander ausgespielt werden. Und ein weiteres: Wer die Bindung über die Herkunft stellt und von einer gelingenden Bindung die Persönlichkeitsentwicklung abhängig macht, vernachlässigt nicht nur die Bedeutung von Herkunft, sondern überdies, dass Pflegekinder durchaus in der Lage sind, auch bei prekären Bindungsverhältnissen erwartbare und unvorhergesehene Lebenskrisen zu überstehen und sich resilient zu zeigen“
systemagazin bringt einen Vorabdruck aus dem ersten Kapitel des Bandes, dessen Erscheinen für den 26.4. vorgesehen ist.

14. April 2008
von Tom Levold
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Systemische Bewegung als lernendes System

Welche Möglichkeiten und Erfahrungen haben wir, uns„Systemiker“ selbst als lernende Systeme zu beschreiben? Was geschieht, wenn wir uns selbst als Beobachter beobachten, unsere eigenen Lernprozesse reflektieren und damit wieder neues Wissen hervorbringen? Vor fünf Jahren habe ich einen Beitrag zum 10jährigen Jubiläum der Systemischen Gesellschaft unter dieser Perspektive beigesteuert (der 2003 in systeme erschien und jetzt in der Systemischen Bibliothek zu lesen ist), verbunden mit der Einladung, sich stärker mit der Geschichte der systemischen Bewegung auseinanderzusetzen. Diese Auseinandersetzung steht bislang aber noch aus. Das betrifft sowohl die kritische Rekonstruktion bzw. Dekonstruktion der Geschichte systemischer Theorie-Konstruktionen (die über eine lineare Aneinanderreihung im Lehrbuchstil hinausreicht) als auch die Aufarbeitung der vielfältigen Aktivitäten individueller und kollektiver Akteure, die dazu geführt haben, dass wir da angekommen sind, wo wir sind. Fünf Jahre später und nach dem schmerzlichen Tod einiger bedeutender Pioniere des Systemischen Ansatzes in den letzten drei Jahren scheint mir diese Fragestellung aktueller denn je. Um diese Frage wird es übrigens u.a. auch auf der diesjährigen SG-Tagung in Berlin gehen, mit der das 15jährige Jubiliäum gefeiert wird (und das 25jährige eines ihrer Gründer, des BIF). Interessenten an einer Diskussion zum Thema„Systemisch wird Geschichte“ sind herzlich zum gleichnamigen Workshop in Berlin eingeladen.
Zum Aufsatz…

12. April 2008
von Tom Levold
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Family Process 1-2008: Asthma in der Familie

Family Process eröffnet den Jahrgang 2008 mit einem Themenheft über Asthma in der Familie. Das Heft wird von Barbara H. Fiese und Frererick Wamboldt herausgegeben und widmet sich verschiedenen Fragen, u.a. der Integration von individuellen Bedürfnissen im familiären Zusammenhang, Entwicklungsbahnen von Risiko- und Resilienzfaktoren, unterstützende und destruktive Interaktionsmuster sowie kulturbedingten Modifikationen in der Familientherapie. Asthma, so betonen die Herausgeber, kann aufgrund seiner Komorbidität mit psychischen Problemen, seinen Auswirkungen auf alle anderen Familienmitglieder, seiner ungleichen sozialen Verteilung (mit einem Schwerpunkt in Familien mit geringem Einkommen und Minderheitenstatus) sowie zahlreichen Interventionsmöglichkeiten als exemplarisches Gebiet für die Untersuchung familiärer Gesundheit angesehen werden.
Zu den vollständigen abstracts der aktuellen Ausgabe… (zusätzlich stehen ab sofort die vollständigen abstracts des Jahrganges 2002 von Family Process in der Zeitschriftendatenbank von systemagazin zur Verfügung)

11. April 2008
von Tom Levold
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Olympiade ohne Bevölkerung?

In einer noch unveröffentlichen Studie für das IOC hat die Unternehmensberatungsgruppe McKinsey die Öffentlichkeit bei den Olympischen Spielen als Hauptproblem ausgemacht. Wie aus der Studie hervorgeht, zeigen die aktuellen Auseinandersetzungen um den Fackellauf, wie vulnerabel die gesamte Planung und Organisation von Olympischen Spielen ist, wenn man die Öffentlichkeit als Publikum einbeziehen will. „Der Ansatz von öffentlichen Spielen ist eine wunderbare Idee, stammt aber eindeutig aus dem vergangenen Jahrhundert und steht einer modernen effizienten, effektiven und rendite-bezogenen Abwicklung von Großereignissen im Wege. Es ist daher nicht verwunderlich, dass sich Investoren aufgrund der zunehmenden politischen Unwägbarkeiten zurückziehen, da sie nicht mehr mit stabilen Gewinnen rechnen können“, heißt es in der Studie. Um den unpolitischen Charakter der Spiele aufrechtherhalten und gleichzeitig einen maximalen Ertrag für die Investoren sichern zu können, schlägt McKinsey vor, die Olympischen Spiele zukünftig in virtuellen Arenen durchzuführen. „Die moderne Film- und Computertechnik erlaubt schon heute, Wettkämpfe in leeren Stadien durchzuführen und beliebige Spielorte sowie jedes beliebige Massenpublikum per Computer und Bluescreen-Technik einzufügen. So kann nicht nur verhindert werden, dass provokative Armbänder von Sportlern getragen werden oder gar politische Aktionen aus dem Publikum den Genuss des Fernsehzuschauers stören, es können damit auch beliebige Werbebotschaften diskret auf die diversen Werbeflächen in den Stadien und auf den Körpern der Athleten platziert und ohne großen Aufwand ausgewechselt werden. Auch der Fackellauf könnte auf diese Weise produziert werden, so dass die realen Fackelläufer ohne realen Publikumskontakt nicht nur sicher vor Angriffen wären, sondern auch die Möglichkeit der beteiligten Länder und Städte bestünde, virtuell entsprechende touristische Hintergründe nach Belieben einzublenden. Jedes Zuschauerland könnte dann mit einem speziell auf die Landesbedürfnisse zugeschnittenen Werbe- und Infokonzept bedient werden, das auch die politischen Empfindlichkeiten jeweiliger Regierungen ausreichend berücksichtigen könnte“. Weiter wird in der Studie vorgeschlagen, namhafte Hollywood-Studios mit der Durchführung der Olympischen Spiele zu beauftragen, da diese bereits ausreichende Erfahrungen mit der Schaffung und Durchführung geschlossener Verwertungsketten gesammelt hätten und auch den Unterhaltungswert der Spiele erhöhen könnten. Bislang war aus dem IOC noch keine offizielle Stellungnahme zu erhalten.

10. April 2008
von Tom Levold
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Revue für postheroisches Management 2

Nach dem gelungenen Start im Herbst vergangenen Jahres bringt die Crew um das Management Zentrum Witten eine neue Ausgabe der„revue für postheroisches management“ heraus – nicht weniger ästhetisch und aufwendig gestaltet wie die Startnummer, im Großformat und mit Lesebändchen, alles in einem ansprechendem Layout. Auch diesmal zieht sich ein künstlerischen Beitrag (von Ingeborg Lüscher) mit großformatigen Abbildungen durch das Heft, in dem es schwerpunktmäßig um Beratung geht. Es beginnt mit einer begriffshistorischen Betrachtung Peter Sloterdijks über die Konsultanten (die übrigens auch online zur Verfügung steht) und wird von einem längeren Beitrag von Roswita Königswieser über ihr Konzept der„Komplementärberatung“ fortgesetzt, der von Rudolf Wimmer in einem Kommentar gründlich kritisiert wird. Ein ausführliches Interview mit Rudolf Wimmer zu seinem Konzept systemischer Organisationsberatung wird wiederum von Roswita Königswieser kommentiert. Ein sehr schöner Beitrag von James March befasst sich mit den Vorurteilen, die Organisationsberater und Organisationsforscher voneinander haben, Günter Ortmann fokussiert darauf, dass Beratung immer auch auf eine Portion Glück angewiesen ist (hat aber selbst ein bisschen Pech, wenn er aus Klaus Esser von Mannesmann unterderhand zu Hartmut Esser macht). Diese und andere Beiträge machen das Heft von Anfang bis Ende lesenswert, die Lektüre vergnüglich und kurzweilig. Was bei den Rezensionen fehlt: Wo die besprochenen Werke denn erschienen und erhätlich sind. Die Revue ist übrigens hier erhältlich.
Zum Inhaltsverzeichnis…

9. April 2008
von Tom Levold
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Zur Dringlichkeit der Klimaproblematik

Al Gore, ehemaliger Vizepräsident der USA unter Bill Clinton, der für seine Bemühungen um eine Bewusstmachung der anstehenden Klimakatastrophe 2007 den Friedensnobelpreis erhalten hat, hat für seine Präsentationen, die auch als Kinofilm weltweit erfolgreich waren, viel Anerkennung bekommen. In einer beschwörenden, relativ kurzen Vorstellung seiner neuen Präsentation, die online bei TED zu sehen ist, macht er nachdrücklich auf die Dringlichkeit aufmerksam, mit der die Politik und die Bevölkerungen auf die neuen klimatischen Entwicklungen reagieren müssen.

7. April 2008
von Tom Levold
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Kirche – gut beraten?

Im Verlag Systemische Forschung bei Carl-Auer ist bereits 2005 ein schmales Buch von Anna Stöber (heute Henkel) erschienen, das sich mit der Verfasstheit von Kirchengemeinden als betriebswirtschaftliche Organisation einerseits, als soziales System andererseits auseinandersetzt. In seinem Vorwort schreibt Dirk Baecker:„Frau Stöber fasst ihre Überlegungen in zwei Punkten zusammen. Der erste Punkt ist, dass die Gemeinde jene Form von Management bereits ist, die ein betriebswirtschaftlich informiertes Beratungskonzept vermisst und nur deswegen hier nicht erkennen kann, weil ein hinreichend verallgemeinerter Managementbegriff fehlt. Und der zweite Punkt ist, dass das betriebswirtschaftliche Konzept perverserweise darauf hinausläuft, der Organisation der Kirchengemeinde genau dort einen Ausbau formalisierter Organisationsstrukturen zu empfehlen, wo informelle Organisations formen zum einen wirtschaftlich günstiger (das Fixkostenargument) und zum anderen motivationsstärker sind (das Gemeindeargument)“ Und Norbert Schlüpen lobt in seiner Rezension:„In der Tat wären die Gemeinden gut beraten, wenn sie die Schnittstellen und ihre Synergien berücksichtigen würden, die durch das komplexe Zusammenwirken von Religion, Organisation und Gemeinschaft (ROG) entstehen. Mit ihrer Untersuchung entwickelt sie eine Gemeindearchitektur, die die finanziellen Schwierigkeiten der Kirchen und Gemeinden aufgreift und ihnen Wege aus der Form- und Gestaltlosigkeit gemeindlicher Aktionismen zeigt“
Zur vollständigen Rezension…

6. April 2008
von Tom Levold
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Michael White gestorben

Wie das Dulwich-Centre gestern auf seiner website mitteilte, ist Michael White im Alter von 59 Jahren gestorben. Am 29. Dezember wäre er 60 Jahre alt geworden. Michael White gilt als Wegbereiter des narrativen Ansatzes in der systemischen Therapie, er war auch in den deutschsprachigen Ländern sehr bekannt und ein erfolgreicher Autor. Auf der website heißt es:„e are writing now, as promised, to keep you in touch with the latest developments in relation to Michael. We are so sorry to say that the news is not good. Michael has just passed away.
In the last few days, Michael has been accompanied by family members and friends and treated with the greatest care by the intensive care staff. Those closest to him have not only cared for Michael but also found ways to keep in touch with people in different parts of the world and for this we are grateful.
Michael has also been in the thoughts of so many people. We would like to thank all of those who have sent messages of support at this time. Over coming days, weeks, months and years these will offer sustenance and company.
So many times over the years we have heard Michael express gratitude for the ways in which people would include him in their lives. This may have been those who met him in a counselling context, or a teaching context. As we continue to receive messages of support and memory we’re confident that, were he to be reading them, Michael would be reflecting on what all those who are writing also offered to his life.
As soon as we know them, we will let you know of memorial arrangements.
In the meantime, if you are in Adelaide, we will be making Dulwich Centre available from 10am-11am each day next week. If you would just like somewhere to come, meet others and talk, we would welcome seeing you during these times.
And we will continue to welcome receiving messages which will be passed on to Michael’s family (please just send these to this address: newsandconnections@dulwichcentre.com.au).

Thank you again for all your kindnesses.

From all of us here at Dulwich Centre
and Michael’s family

(Wolfgang Loth macht auf einen Beitrag von Michael White zum Thema„Das Wiedereingliedern der verlorenen Beziehung bei erfolgreicher Trauerarbeit“ aufmerksam, der in systhema 1/2005 erschienen ist und online gelesen werden kann. Im abstract heißt es:„Ergänzend zu der Vorstellung, dass erfolgreiche Trauerarbeit durch die Akzeptanz der Endgültigkeit des Verlustes charakterisiert ist, favorisiert der Autor den Ansatz des Wiedereingliederns der verlorenen Beziehung. Geleitet von der „saying-hullo“ Metapher werden zahlreiche Fragen gestellt, die es ausgeprägt trauernden Personen ermöglichen, ihre Beziehung zu einer verlorenen geliebten Person zurückzugewinnen. Am Beispiel von zwei Beratungsgesprächen wird die Wirkung der Fragen illustriert und differenziert erörtert. Abschließend werden Überlegungen zur Anwendung der „saying-hullo“ Metapher in anderen Beratungskontexten skizziert“

Nun gilt es, hullo zu Michael White zu sagen.

6. April 2008
von Tom Levold
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magazin.rebell.tv

rebell.tv („Die Form der Unruhe“), auf das an dieser Stelle schon verlinkt wurde, hat jetzt ein neues Feature, nämlich ein ziemlich cooles Online-Magazin. Es ist komplett als Flash-Datei realisiert und ästhetisch sehr ansprechend gestaltet. Man kann sich wie durch ein Print-Magazin mit der Maus hindurch klicken, kurze Texte lesen, Filme anschauen und sich auf zukünftige Ausgaben freuen, denn diese Null-Ausgabe ist eher ein Teaser, der Lust auf mehr machen soll. Gratulation den Machern!

6. April 2008
von Tom Levold
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Schäuble zwischen Sicherheit und Freiheit

In der aktuellen Ausgabe der„Gazette“ nimmt sich Lenz Rossbach eine Ministerrede von Wolfgang Schäuble vom 7. November 2007 auf der Justizpressekonferenz in Karlsruhe vor, in der dieser (oder sein Redenschreiber, der„Winkelschreiber“?) seine persönliche Vision des staatlichen Gewaltmonopols staatstheoretisch absichern möchte. Da dies nicht nur gründlich daneben geht, sondern auch Schlimmstes befürchten lässt, sei der Text zur Lektüre wärmstens empfohlen. Der Autor resümiert selbst:„Und was wäre, wenn der nun einmal obwaltende Rechtfertigungszwang, vernünftig zu sein, auch für diese Rede gälte? Würde der Minister sie dann noch halten dürfen? Sind hier tatsächlich Quellen richtig gewürdigt, die Begriffe sauber definiert, alle Argumente vernünftig vorgetragen, ist die Diskussion sachlich, ohne rhetorische Überwältigung geführt? Man zögert, auch nur eine dieser Fragen zu bejahen. Es ist eine schiefe, unsaubere, oft absurde und im Ganzen gewalttätige Rede. Sie ist eines Ministers, der noch in seinem Amtseid die Verfassung und die Gesetze des Bundes wahren und verteidigen“ wollte, unwürdig. Denn vor allem: Der Text verlangt eine andere Verfassung, und zwar eine, die dem staatlichen Gewaltmonopol einen möglichst unbeschränkten „Spielraum“ verschafft. Der Text verlangt den vordemokratischen Staat der Exekutive. Er erklärt die demokratische Gewaltenteilung zur Gefährdung der geplanten Hochsicherheit. Einen kleinen Schritt weiter, und er ist offen verfassungsfeindlich. Das Dumme ist jetzt nur: Der Minister hat die Rede tatsächlich gehalten“
Zum vollständigen Text…

5. April 2008
von Tom Levold
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edition ferkel: Ein systemischer Zugang bei der Behandlung sexueller Störungen

Im Februar 2003 veröffentlichte die Paar- und Sexualtherapeutin Ulrike Brandenburg mit dem 2005 verstorbenen Heinz Kersting aus Aachen eine Arbeit über den systemischen Ansatz bei sexuellen Problemen, der in der edition ferkel nun auch im systemagazin zu lesen ist:„Anhand eines Erstgesprächs mit einem impotenten Paar wird Systemische Sexualtherapie dargestellt, analysiert und diskutiert. Dabei wird deutlich, welch hohe therapeutische Potenz der systemische Ansatz bei der Behandlung von Menschen mit sexuellen Problemen hat. Nicht die Störung an sich, sondern die Störung in Bezug auf wen, auf was, auf wie – darum geht es. Die systemische Therapie vermag mit ihren Möglichkeiten ein Verständnis herzustellen dafür, wie Sexualität kommuniziert wird. Durch ihre geplanten Irritationen bietet sie in einem zweiten Schritt an, dieses Kommunikationssystem – sofern vom Paar gewünscht – zu verändern. Insofern ist sie in der Lage, Patienten darin zu unterstützen, Sexualität neu zu konstruieren. Am beschriebenen Fall wird aufgezeigt, wie das Paar unter der behutsam verstörenden, ressourcenorientierten und ermutigenden Anleitung durch die Therapeutin zu dem angst- und schambesetzten Thema der Impotenz eigene und neue Perspektiven bezüglich des Symptoms vornehmen kann. Über das Wagnis des Sich-Einander-Zumutens erhöhen sich Nähe und emotionale Intimität und es entwickelt sich ein von dem Paar selbst initiierter Prozess von höchster therapeutischer Potenz. Dabei kann das Symptom der Impotenz bereits an Bedeutung verlieren, obwohl auf der Symptomebene noch gar nicht therapeutisch gearbeitet wurde“
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