systemagazin

Online-Journal für systemische Entwicklungen

20. Juli 2021
von Tom Levold
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Professionalisierung personenbezogener Beratungsformate

Die Differenzierung und Professionalisierung personenbezogener Beratungsformate ist Schwerpunktthema des aktuellen Heftes der Zeitschrift Organisationsberatung Supervision Coaching. Im Editorial heißt es: „Die Diskussion über den Stand der Professionalisierung und sowie über den Professionsanspruch personenbezogener Prozessberatung begleitet die fachliche Entwicklung der Beratung von ihren Anfängen an. Dabei hat sich diese Beratungsform inzwischen so erfolgreich etabliert, dass auch klassische Unternehmensberatungsfirmen, die ihre Dienstleistung vormals ausschließlich auf der Basis betriebswirtschaftlicher und juristischer Expertise anboten und großen Wert auf Distanz zu psychologisch orientierten Ansätzen legten, längst selbst Coaching, Teamentwicklung und Organisationsentwicklungsmaßnahmen anbieten. Diese steigende Akzeptanz geht auf der einen Seite mit immer weiteren Ausdifferenzierungen von Beratungsangeboten einher, die eine Orientierung im Feld der Beratung weiter erschweren. Auf der anderen Seite haben speziell die Beratungsangebote Supervision, Coaching und Organisationsentwicklung bereits eine so lange Erfahrung und Tradition, dass sich hier zunehmend konsistente Berufsbilder herauskristallisieren, ohne dass allerdings dieser Prozess als abgeschlossen betrachtet werden könnte. Noch immer ist ,Der Weg zum passenden Türschild’ (…) nicht klar beschrieben. Keines der genannten Beratungsformate hat bisher einen formalen Professionsstatus, wie ihn zum Beispiel Ärzte oder Juristen für sich reklamieren können. Im Verlauf der Institutionalisierungsgeschichte der personenbezogenen Prozessberatung scheinen inzwischen immerhin zwei grundlegende Perspektiven geklärt zu sein: So hat sich erstens inzwischen die kategoriale Unterscheidung zwischen der Prozessberatung und der Expertenfachberatung etabliert (…), die auch dann erhalten bleibt, wenn beide Aspekte in einem Beratungsgeschehen zusammenfließen. Über eine reine Fachberatung hinausgehend macht die Prozessberatung den Prozess selbst zum Thema und beansprucht die Prozessberatung eine Professionalisierung des Beratungsgeschehens selbst. Zweitens konnte durch die Unterscheidung von Methode und Format bzw. Beratungsformen Klarheit über den Ansatzpunkt der Professionsbildung gewonnen werden (…). Nicht die Methoden, sondern die Formate bilden die Basis für die Definition einer Profession, in deren Rahmen unterschiedliche wissenschaftsbasierte, theoretische Ansätze und methodische Vorgehensweise zur Anwendung kommen. In diesem Heft knüpfen wir an diese Überlegung an: Im Fokus steht die Frage nach dem Selbstverständnis und dem jeweiligen Zuständigkeitsanspruch, die mit den Beratungsangeboten verbunden werden. Es ist nämlich keineswegs klar, wie spezifisch die Problemlagen definiert werden können und wie spezifisch die Antworten der jeweiligen Beratungsformate ausfallen.“

Das vollständige Editorial kann auch als Open Access-Datei gelesen werden. Alle bibliografischen Angaben und abstracts finden Sie hier…

13. Juli 2021
von Tom Levold
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Fehlentwicklungen im Coaching

Die Entwicklung und Verfolgung von Zielen und deren Aushandeln in der Auftragsklärung halten viele Vertreter des systemischen Ansatzes für das A&O einer erfolgreichen Praxis. „Das Werkzeug ,Ziele setzen’ ist so allgegenwärtig und so anerkannt, dass man fast ein Sakrileg begeht, wenn man es in Frage stellt oder sich selbst der Nicht-Seriosität verdächtig macht, wenn man es nicht in jeder Hinsicht und überall sinnvoll und hilfreich findet. Management by Objectivs gilt als professionell und state of the art. Kein Wunder also, wenn auch die HR-Abteilungen, die sowieso immer unter dem Druck stehen, ihre Arbeit als umsatzrelevant und nicht nur als Kostenfaktor zu erweisen, diese Orientierung an Zielen und Zielerreichung auf Coaching anwenden“. Dass die Zielmetapher, in der Coaching, Beratung und Therapie dann der Weg zur Zielerreichung darstellen, nur eine mögliche Weise ist, einen gewünschten Zustand abzubilden, wird dabei eher ausgeblendet.

In einem sehr schönen Text nicht nur über die Problematik einer übersteigerten Zielorientierung, sondern auch über andere Mängel einer kommerzialisierten Coaching-Ideologie, die die ursprüngliche Aufgabe von Reflexion des (auch eigenen) Handelns zugunsten einer Anwendung von Tools aus den Augen verliert und sich an die Weltsicht und den Handlungsdruck der Coaching-Klientel anpasst, setzt sich Klaus Eidenschink mit diesen Fehlentwicklungen auseinander. Er schreibt unter anderem: „Üblicherweise wird die Bedeutung von Werten (im Coaching) betont und hervorgehoben. Dass Werte aber nie zum Nulltarif zu haben sind, dass es einen Preis hat, sie ernst zu nehmen und dass sie am allermeisten in Gefahr sind, wenn das an die Werte gekoppelte Gut (in unserem Fall Coaching) von der Erfolgswelle getragen wird, gerät nur all zu schnell aus dem Blick. Schon der christliche Glaube verlor viele seiner Wesenskerne als er durch Kaiser Konstantin zur Staatsreligion im römischen Reich wurde. Da könnte Coaching im Hinblick auf Identitätsverlust am prominenten Beispiel lernen. Gerade der Erfolg führt zu Anpassungsformen, die unter Druck nie zustande gekommen wären. Deshalb braucht es in der Coachingbranche dringend einen Diskurs, welche Werte sich aus welchem Selbstverständnis heraus entwickeln, begründen und leben lassen. Das „Anything goes“ einer Vielfalt, die eine verkappte Beliebigkeit ist, hat den gewaltigen Nachteil, dass die Kunden das, was der eine Coach als unseriös, unsinnig und unprofessionell ablehnt, er bei einem anderen Coach ohne Wimperzucken bekommen kann. Dies kann man hinnehmen, wenn man auch hinnimmt, dass es die Kunden sind, die dann aus ihrem Schaden klug werden müssen. Den Preis dieser nicht geführten Diskussion im Coaching, zahlen die Kunden. Auch eine Strategie.“ Der vollständige Text ist hier zu lesen…

11. Juli 2021
von Tom Levold
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Mohammed El Hachimi wird 70!

Foto: Tom Levold

Heute feiert Mohammed El Hachimi seinen 70. Geburtstag. Vieles über ihn ist an dieser Stelle auch schon zu seinem 65. Geburtstag gesagt worden, dem man nicht vieles hinzufügen kann.

Lieber Mohammed, Du, Liane Stephan und ich haben von 2014 bis zum letzten Jahr sieben wunderbare Trialogie-Tagungen miteinander in deinem Riad in Zagora in Marokko durchgeführt – und hatten das große Glück, dass im vergangenen Jahr rechtzeitig alle Teilnehmer vor dem großen Lockdown wieder nachhause reisen konnten. Dass wir schon vorher beschlossen hatten, die Trialogie-Serie zu beenden, hatte nichts damit zu tun, dass der Reiz nachgelassen hätte, sondern dass wir uns darüber klar waren, dass man eigentlich aufhören sollte, wenn es am schönsten ist. Und so bleibt die Geschichte dieser gemeinsamen Begegnungen mit wunderbaren Menschen an einem wunderbaren Ort durch gemeinsames Tanzen, Malen, Fotografieren, Singen, Spielen usw. für immer in unseren Herzen. Deine unfassbare Kreativität, Spontaneität und Verspieltheit, deine Energie und Schaffenskraft und deine Fähigkeiten, auch die schwierigsten Situationen mit Improvisation und Lösungszuversicht zu meistern, ist mitreißend und bewunderswert. Auch wenn du dich zunehmend aus dem professionellen Feld systemischer Praxis zurückgezogen hast und dein Leben in Rabat, Marrakesch, Zagora und Berlin im Kreis deiner Familie und deiner Freunde genießt, ist es schön, dabei zuzuschauen, wie deine unerschöpfliche Energie immer noch in neue Projekte fließt und mit welcher verblüffenden Leichtigkeit du dafür sorgst, dass aus diesen spontanen Ideen dauerhafte Gestalten werden, seien es Häuser, Möbel, Kunstwerke oder soziale Initiativen. Das Foto, das ich von dir als Baumeister 2015 in Marrakesch gemacht habe, bringt für mich diese Seite an dir wunderbar zum Ausdruck.

Dass du auch weiterhin diese Energie zur Verfügung haben wirst, von der schon so viele Menschen etwas gehabt haben, wünsche ich dir und freue mich schon auf weitere Begegnungen mit dir in Marokko oder wo auch immer.

Herzliche Glückwünsche und alles Gute zum Geburtstag!

9. Juli 2021
von Tom Levold
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Psychiatrie unter der Lupe

Das aktuelle Heft des Kontext nimmt die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Psychiatrie unter eine kritische Lupe. Im Editorial heißt es: „Nach psychiatrischer Logik werden psychische Probleme nach einem medizinischen Modell verstanden und behandelt. Damit ist gemeint, dass, wie in ärztlicher Praxis längst üblich, erst eine Diagnose Aufschluss darüber gibt, was überhaupt für ein Problem vorliegt und dann ebenfalls festlegt, wie zur weiteren Behandlung dieses Problems vorgegangen werden muss. Nach diesem Modell sollen heute, jedenfalls nach offizieller Lesart, auch Psychotherapien funktionieren: evidenzbasiert und störungsspezifisch. Zweierlei lässt sich dazu wohl bei allen Kontroversen festhalten, ohne allzu großen Widerspruch zu erregen: Zum einen hat die Psychotherapie als in Deutschland über öffentliche Kassen finanzierte Gesundheitsleistung materiell ganz enorm von diesem Verständnis profitiert. Ihre Methoden gelten seither als »wissenschaftlich fundiert«; die Behandlungen werden aus den solidarisch organisierten Gesundheitstöpfen für alle finanziert, und dies zu einem Stundensatz, der jedenfalls in dieser Höhe und in diesem Umfang auf dem »freien Markt« kaum zu erreichen wäre. Zum anderen passt eine konstruktivistische Erkenntnistheorie, wie sie systemischer Therapien klassischerweise zu Grunde liegt, ziemlich schlecht zu diesem Modell. Und zu Gunsten dieser systemischen Perspektive sei hier noch die Anmerkung erlaubt: Auch die Ergebnisse aus der Psychotherapieforschung hinterlassen zunehmend Risse in der Fassade störungsspezifisch-evidenzbasierter Psychotherapie – man lese hier nur die beachtenswerte Übersicht von Wampold und Imel zur »großen Psychotherapie-Debatte«. Nichtsdestotrotz ist seit nun schon mehr als zwei Jahren auch systemische Therapie Mitglied im Club der evidenzbasierten Therapieverfahren, die in Deutschland über eine sozialrechtliche Anerkennung verfügen – also prinzipiell mit den Kassen abrechnen dürfen, weil in Studien nach der beschriebenen medizinisch-psychiatrischen Logik ausreichend störungsspezifische Behandlungserfolge nachgewiesen wurden. Es spricht also einiges dafür, dass sich Psychiatrie und systemische Therapie seit den 1960er Jahren auch aufeinander zubewegt haben. Grund genug jedenfalls, diese Entwicklung noch einmal genauer unter die Lupe zu nehmen und das Verhältnis zwischen Psychiatrie und systemischer Therapie, zwischen medizinischem Modell und brauchbarer Behandlung psychischer Probleme neu zu vermessen. (…) Tom Levold rekonstruiert für uns zunächst in historischer und gleichwohl sehr kritischer Perspektive die Entwicklungsprozesse von Diagnosemanualen from plato to nato, also von der Antike bis zum DSM-5. (…) Die Gegenwart psychiatrischer Praxis erhellt dann Stefan Weinmann für uns, der insbesondere das »medizinische Modell« der Psychiatrie als eine Selbsttäuschung entlarvt. Anschließend an sein unlängst erschienenes und höchst empfehlenswertes Buch »Die Vermessung der Psychiatrie« analysiert er die fundamentalen Mechanismen, die den oft biologisch orientierten Behandlungen psychosozialer Auffälligkeiten zu Grunde liegen und die sich mehr über einen kulturell gewachsenen Konsens erklären lassen als über die »Natur« der zu Grunde liegenden Sachverhalte (…) Daran knüpft unmittelbar der Beitrag von Volkmar Aderhold an, der sich ebenfalls als Psychiatriekritiker einen Namen gemacht hat. Auch sein Blick in die Zukunft fällt insgesamt eher pessimistisch aus. Auf unseren besonderen Wunsch hin hat er aber einige Perspektiven aufgezeigt, wie sich die heutige Psychiatrie zum Positiven hin entwickeln könnte, wenn sie denn wollte. Wie schon bei Weinmann angedeutet, wünscht sich auch Aderhold eine Abwendung vom medizinischen Modell mit all seinen Implikationen und stellt die größtmögliche individuelle Autonomie von Patienten sowie eine Behandlung des Einzelnen über basale Prinzipien menschlicher Beziehungsgestaltung in den Mittelpunkt seiner Überlegungen.“

Mit einer Vielzahl von ausführlichen Rezensionen als Add-On ist ein spannendes Heft daraus geworden, dessen bibliografischen Angaben mit allen abstracts hier gelesen werden können.

5. Juli 2021
von Tom Levold
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Die Psychologie des Alltags

Von der Bochumer Arbeitsgruppe für Sozialen Konstruktivismus, einem Autorenkollektiv von Angehörigen und StudentInnen der psychologischen Fakultät der Ruhr-Universität Bochum, ist soeben im dgvt-Verlag ein Buch über Die Psychologie des Alltags erschienen. Es enthält viele bislang eher kursorisch aufzufindende Texte aus den 80er und 90er Jahren zum Sozialen Konstruktivismus. Auf der katastrophal schlechten Website des Verlages ist wenig über dieses Buch zu erfahren, man kommt nur über die leicht übersehbare Suchfunktion auf den Titel, der sich dann noch nicht einmal verlinken lässt. Ob es sich lohnt, sich mit diesen Texten auch heute noch auseinanderzusetzen, schreibt Wolfgang Loth in seinem umfangreichen Rezensionsessay.

Wolfgang Loth, Niederzissen: So fühlt sich Aufbruch an – oder ein Nachruf?

Das Buch

So fühlt sich Aufbruch an. Mit ungebremstem Enthusiasmus und einem unbedingten Willen zur Aufklärung hatte sich vor jetzt 35 Jahren die „Bochumer Arbeitsgruppe für Sozialen Konstruktivismus und Wirklichkeitsprüfung“ (im Folgenden kurz AG genannt) auf den Weg gemacht. Der Startschuss war ein Aufruf, den Ekkehard Müller-Eckhard im Oktober 1986 „An alle Arbeitseinheiten der Fakultät für Psychologie“ an der Ruhr-Uni Bochum adressierte. Als Gegenstimme zu der als wirklichkeitsfremd erachteten Mainstream-Psychologie bot er das „Abenteuer“ an, „die derzeitige kommunale Basis sozialen Wissens und Handelns in der Wissenschaft Psychologie zu verlassen und sich auf die Suche nach neuen Wegen zu begeben“[1]. Da freut sich der Rezensent (Psychologie-Diplom 1978). Inmitten der real existierenden angepasst-eingekauften, oft desillusionierenden Bestrebungen unserer Profession die Erinnerung an die Ausstrahlung von etwas Lebendigem! In ihrem kurzen Statement am Ende des Buches schreiben Manfred Wiesner und Lothar Duda, zwei Altgediente dieser Szene: „Ach, es war so wunderbar. Nicht wenig war in jenen Tagen wohltuend verstörend. Wo sind die Verstörungen heute?“ (S.348). Ja, where have all the flowers gone…?! Diese Brille, wird mir allerdings schnell klar, würde zu einem ungünstigen Blickwinkel für eine Rezension verleiten. Heute ist heute, hieß es schon gestern… Was kann ich also dazu sagen, heute, mit meiner Sicht der Dinge nach einem bewegten Arbeits- und Schreiber-Leben? Zu etwas, was seinerzeit Provokation war und heute eine womöglich verklärte Erinnerung? Und in welchem Zusammenhang, unter welcher Perspektive ist das Provokante heute noch aufregend?

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1. Juli 2021
von Tom Levold
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Das Wuchern der Formalstruktur

Unter diesem Titel untersuchen Phanmika Sua-Ngam-Iam und Stefan Kühl in einer neuen Nummer der Online-Zeitschrift Journal für Psychologie im psychosozial-Verlag „Funktionen und Folgen holakratisch formalisierter Organisation“. Das Heft setzt sich kritisch mit dem prominenten Thema Agilität in Organisationen auseinander. Im Editorial heißt es: „Ein neues Gespenst geht um in der Welt der Wirtschaft – das Gespenst der agilen Organisation. Seit einigen Jahrzehnten (vermehrt aber und größere Aufmerksamkeit auf sich ziehend vor allem in den vergangenen Jahren) werden, angestoßen vor allem durch einige Teile der Organisationsberatung, sogenannte agile Prozesse und Strukturen in Unternehmen eingeführt, die als Wunderwaffe gegen die vielfältigen und starken Herausforderungen in Wirtschaft und Gesellschaft gepriesen werden. Noch handelt es sich um nur wenige Organisationen, die in Teilen oder sogar vollständig auf den Zug der agilen Steuerung aufspringen. Es kann aber erwartet werden, dass diese Managementphilosophie, man könnte auch von einer Managementmode sprechen, in den kommenden Jahren an Attraktivität gewinnen wird. Es handelt sich freilich nicht um ein einheitliches Phänomen. Agilität in Organisationen kann vieles heißen, und bei genauer Betrachtung versammeln sich verschiedene neuere Ansätze der Unternehmenssteuerung unter diesem Begriff. Wichtige Begriffe, die in diesem Zusammenhang meist Erwähnung finden, sind Scrum, Holacracy und Feature Driven Development. Aufgrund von einigen Ähnlichkeiten werden vergleichend auch ältere Zugänge wie die Netzwerkorganisation oder die Soziokratie genannt. Dies sind nur einige Beispiele. Es handelt sich dabei nicht wirklich um elaborierte Organisationstheorien, sondern um Ansätze des projektorientierten Organisationsdesigns, also der praxisnahen Steuerung von Prozessen über netzwerkartige, hierarchieferne Strukturen oder Formalkategorien, die auch als postbürokratisch bezeichnet werden können.“

Im Abstract ihres Beitrages schreiben Sua-Ngam-Iam und Kühl: „Dieser Artikel geht der Frage nach, welche Funktionen das Managementkonzept Holacracy für Organisationen erfüllt und welche Folgen sich daraus ergeben. Als empirische Basis dienen dabei Daten, die in fünf holakratischen Organisationen erhoben wurden. Die theoretische Grundlage bildet Luhmanns Konzept der formalen Organisation. Mit der Einführung des Organisationsmodells Holacracy sollen nicht nur Abschottungseffekte durch Abteilungsbildung abgemildert, sondern es soll auch der Filterung von Informationen aufgrund von Hierarchie entgegengewirkt werden. Erkauft wird dies durch eine starke Durchformalisierung der Organisation. Ungewollte Nebenfolgen sind unter anderem das Wuchern der Formalstruktur, die Verunsicherung angesichts der sich schnell ändernden Formalstruktur, die Möglichkeit des Entzugs der Arbeitskraft, die Reduzierung von Initiativen jenseits der Formalstruktur und die Starrheit des Rahmens aufgrund der vorgegebenen holakratischen Organisationsprinzipien.“

Der vollständige Text kann hier abgerufen werden…

29. Juni 2021
von Tom Levold
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Wolfgang Tschacher wird 65!

Foto: Tom Levold

Auch wenn Wolfgang Tschacher heute vor 65 Jahren in Hohengehren (Baden-Württemberg) geboren wurde, dürfte er nach dem wunderbaren Bukarester EM-Achtelfinale, in dem die Schweiz die favorisierten Franzosen in dieser Nacht per Elfmeterschießen aus dem Wettbewerb geschossen haben, schön in seinen Geburtstag hinein gefeiert haben, hat er seinen beruflichen und privaten Lebensmittelpunkt doch nun schon fast 30 Jahre in Bern. Sein Studium der Psychologie und einigen Semestern Philosophie an der Universität Tübingen schloss er 1990 mit der Promotion in Psychologie in Tübingen ab, woran sich eine Tätigkeit als Familientherapeut und wissenschaftlicher Mitarbeiter in Tübingen anschloss, bis er 1992 die Position des Forschungsleiters an der sozialpsychiatrischen Universitätsklinik (SPK) in Bern (Schweiz) antrat. 2002 gründete er die Abteilung für Psychotherapie an den Universitären Psychiatrischen Diensten Bern (UPD). Er leitet die Forschungseinheit Experimentelle Psychologie der Universität und ist einer der herausragenden Psychotherapieforscher, die einem systemtheoretischen und synergetischen Ansatz verpflichtet sind. Von 2007 bis 2010 war er Präsident des European Chapter der Society for Psychotherapy Research (SPR).

Im Zentrum seiner Forschung stehen Embodiment, nonverbale Synchronie in der sozialen Interaktion und allgemein das Verhältnis zwischen Körper und Geist. Zusammen mit Günter Schiepek und Ewald Johannes Brunner begründete er 1990 die Konferenzreihe Herbstakademie zum Thema Synergetik, Systemtheorie und Embodiment in Psychologie und Sozialwissenschaft. Bis 2019 fanden 20 Herbstakademien unter Mitwirkung von Hermann Haken statt, zu Themen wie Embodied Cognition (2000) in Ascona mit Andy Clark, Thomas Metzinger und Esther Thelen oder Embodied Aesthetics (2017) an der Universität zu Heidelberg mit Thomas Fuchs, Vittorio Gallese, Hartmut Rosa, Winfried Menninghaus und anderen. Im Kontext synergetischer und phänomenologischer Konzepte eröffnet seine kreative Nutzung von qualitativen und quantitativen Forschungsmethoden neue Perspektiven auf die Wechselwirkungen von psychischen, sozialen und körperlichen Prozessen, die im systemischen Feld viel zu wenig rezipiert werden. „Die Bedeutung von Embodiment für Psychologie und Psychotherapie“ hat er 2012 in einem programmatischen Artikel mit Maja Storch verdeutlicht, seine neueste Veröffentlichung über den Zusammenhang von „Embodiment und Wirkfaktoren in Therapie, Beratung und Coaching“ aus dem Jahre 2021 ist als Open Access in der Zeitschrift OSC erschienen und hier abrufbar.

Lieber Wolfgang, zum 65. Geburtstag herzliche Glückwünsche und weiterhin viel Erfolg für deine vielfältigen Forschungsprojekte, die unser Feld auf Dauer so großartig bereichern.

Tom Levold
Herausgeber systemagazin

22. Juni 2021
von Tom Levold
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Wolfgang Loth zum 70.

(Foto: Tom Levold)

Heute feiert Wolfgang Loth seinen 70. Geburtstag. Die Riege der jungen Menschen, die sich in den 80er Jahren vom der Systemtheorie und dem systemischen Ansatz im therapeutischen und beraterischen Feld begeistern ließen, ist gemeinsam mit diesem Ansatz älter geworden – ohne den Enthusiasmus verloren zu haben. Schon zum 65. Geburtstag und seinem Ausscheiden aus der Praxis der Erziehungsberatung ist Wolfgang an dieser Stelle gewürdigt worden. Und nun ist das schon wieder fünf Jahre her. Wer ihn kennt, weiß, dass er kein Mensch der großen Bühne ist, auch im Seminarbetrieb hat er in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten immer eher Zurückhaltung an den Tag gelegt. Das mag dazu führen, dass sein Wirken vielleicht von denen unterschätzt wird, die sich ihr intellektuelles Futter primär über solche Quellen verschaffen. Allerdings kann der Beitrag, den er seit über 30 Jahren für den systemischen Diskurs geleistet hat, überhaupt nicht überschätzt werden. Ich kenne kaum jemanden, der das fachliche Feld, dass er bestellt, ganz abseits von jeder akademischen Einbindung so gründlich beackert hat wie er und das, was er in der Praxis leistet und geleistet hat (nicht nur im Feld der Erziehungsberatung) einer so rigorosen epistemologischen und praxeologischen Reflexion unterzogen hat wie er. Diese Haltung hat er nicht nur seinen eigenen Aktivitäten gegenüber aufgebracht, sondern auch dem systemischen Diskurs gegenüber auf ganz besondere Weise. Er war nicht nur lange Redakteuer der Weinheimer systhema, sondern hat als langjähriger Herausgeber der systeme, der Zeitschrift der ÖAS und der SG, dieses Journal in seiner Zeit ganz maßgeblich gestaltet. Seine vielen Veröffentlichungen haben immer wieder besondere (und oft übersehene) Akzente im systemischen Feld gesetzt. Seine Rezensionen haben nichts mit den leider verbreiteten Gefälligkeitsattesten zu tun, sondern sind gute Beispiele für eine publizistische Gattung, von der man selbst nicht nur Hinweise bekommt, sondern immer auch etwas lernt, weil er in seinen Texten tatsächlich die Auseinandersetzung mit den rezensierten Werken sucht – und das auf eine unglaublich belesene, neugierige, kritische aber eben auch immer faire Weise. Schnellschüsse sind von ihm nicht zu erwarten – gründlich nachgedacht wird immer. Die Verknüpfung von Themen und Ideen, der aufrichtige und wahrhaftige Dialog und das radikale Ernstnehmen der Gesprächspartner sind Qualitäten, die nicht genug betont werden können. Unsere jahrelange Arbeit als Vertrauenspersonen für die kommunikative Bearbeitung von Konfliktfällen und Beschwerden für die Systemische Gesellschaft wurde von dieser Haltung getragen. Wie ich finde, bringt dieses Foto das alles gut zum Ausdruck.

Lieber Wolfgang, ich danke dir für die zahllosen Anregungen und unsere vielen Gespräche, seien sie auf Tagungen, Meetings, im Garten, in der Sauna oder online geführt worden, für deine Freundschaft und Zuneigung. Mögest du gesund und munter bleiben und deine Freiheiten nutzen, um auch zukünftig mit deinen Einwürfen und Beisteuerungen das systemische Feld hier und da etwas umpflügen zu können. Ich gehe davon aus, dass ich diesen Wunsch mit vielen Menschen teile, von denen sich einige auch hier zu Wort melden.

Herzliche Grüße, dein Tom

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19. Juni 2021
von Tom Levold
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systeme 1/2021

Das erste Heft des aktuellen Jahrgangs ist ein freies Heft, dessen Beiträge sich mit Themen wie „Freiheit und Zugehörigkeit“, die „Erfindung der ,Person’“, der Neurobiologie des Konstruktivismus und der systemischen Konzeption von Gesundheit beschäftigen, garniert mit Rezensionen, einem Nachruf auf Peter Fürstenau sowie Würdigungen für einige Jubilare. Alle bibliografischen Angaben und abstracts gibt es hier…systeme 2021.

15. Juni 2021
von Tom Levold
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Das Elend der Verschickungskinder

Vor ziemlich genau 15 Jahren habe ich im systemagazin ein Buch des Spiegel-Journalisten Peter Wensierski rezensiert, in dem sich dieser mit den systematischen Quälereien von Kindern und Jugendlichen in der bundesrepublikanischen Heimerziehung der Nachkriegszeit beschäftigte und mit dem er erstmals eine wirklich weitreichende gesellschaftliche Debatte zu diesem Thema auslöste. Zu Beginn meiner Rezension stellte ich eine Verbindung mit meinen eigenen (kurzen) Erfahrungen mit diesem System als Verschickungskind in einer „Erholungsmaßnahme“ her. Ich schrieb: „Ich bin froh, dass sich meine Erfahrungen mit diesem System als fast Neunjähriger nur auf sechs Wochen beschränkten, die nicht einmal eine Erziehungsmaßnahme darstellten, sondern als Erholungskur deklariert waren. Sie gehörten dennoch zu den schlimmsten Wochen meines Lebens. Wir wurden von den Nonnen nicht geprügelt, aber mehr oder weniger zwangsernährt (schließlich bestand der Erfolg der Maßnahme in der Gewichtszunahme), systematisch gekniffen, geschubst, gedemütigt, beschimpft und eingeschüchtert, nachts brutal geweckt, wenn wir auf der falschen Seite schliefen (um schlechte Träume zu vermeiden!), strengen Strafen für Kleinigkeiten unterworfen (stundenlanges Stillsitzen, für 50 Kinder Schuhe putzen usw.). Das Schlimmste aber war, dass meine heimwehgetränkten Briefe an die Eltern zerrissen und neu diktiert wurden, und die Eltern meine Erfahrungen lange Zeit nicht glauben wollten: „Du hast doch immer so schön geschrieben!“

Mittlerweile ist klar, dass ich diese (und noch viel schlimmere) Erfahrungen mit Abertausenden von Menschen teile, denen ein aktuelles Buch gewidmet ist, dass Anfang des Jahres im psychosozial-Verlag erschienen ist. Die Autorin, Anja Röhl, Jg. 1955, Sonderpädagogin, Germanistin und Autorin, ist die Tochter des Journalisten und Autors Klaus Rainer Röhl und Stieftochter von Ulrike Meinhof. In den frühen 60er Jahren war sie selbst mehrfach der Verschickung in solche Kinderkuren ausgesetzt. Schon 2009 beschrieb sie ihre diesbezüglichen Erfahrungen in einem Artikel für die „Junge Welt“ und startete später eine eigene Website verschickungsheime.de, die ein Sammelbecken für Erfahrungsberichte von vielen Betroffenen wurde. Im November 2019 organisierte sie auf Sylt eine Tagung für Betroffene und legt nun mit ihrem Buch eine erste Bestandsaufnahme ihrer Recherchen vor – eine Veröffentlichung, die es zu diesem Thema und in diesem Umfang bislang nicht gegeben hat. Weit über 3000 Betroffene haben in einen Fragebogen Fragen nach ihrem Jahrgang, den Namen der Heime, den Gefühlen während der Heimverschickungen und ihren Erinnerungen an die drei negativsten Erlebnisse berichtet, die sie aus dieser Zeit erinnern. Eine Vielzahl von frei formulierten Berichten steht noch zur inhaltlichen Auswertung an. 

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9. Juni 2021
von Tom Levold
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„Journalismus macht aus allem Journalismus“

Im Jahr 2000 erschien in der Zeitschrift Communicatio Socialis ein interessantes Gespräch zwischen Bernhard Pörksen und Siegfried Weischenberg über Konstruktivismus, Systemtheorie und die Ethik der Medien. Siegfried Weischenberg ist Kommunikationswissenschaftler und Soziologe und leitete u.a. den Lehrstuhl Journalistik und Kommunikationswissenschaft an der Universität Hamburg, Von 1999 bis 2001 war er Bundesvorsitzender des Deutschen Journalisten-Verbandes. Bernhard Pörksen ist Medienwissenschaftler mit einem Lehrstuhl an der Universität Tübingen. Im systemischen Feld ist er durch seine Arbeiten zum Thema Konstruktivismus sowie durch seine Interview-Bände (mit Heinz von Foerster, Humberto Maturana und Friedemann Schulz von Thun) bekannt geworden.

Das Gespräch kreist um epistemologische und ethische Fragen eines Journalismus, der sich innerhalb eines konstruktivistischen Selbstverständnisses bewegt. In seiner Einleitung schreibt Pörksen: „Es sind die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen Konstruktivismus und Systemtheorie, die auch das folgende Gespräch zur Ethik der Massenmedien durchziehen: Der Kommunikationswissenschaftler Siegfried Weischenberg, der die konstruktivistischen und systemtheoretischen Debatten wesentlich geprägt und inspiriert hat, schlägt nämlich vor, beide Theorien zu verbinden und das (journalistische) Individuum und die Welt der Medien, das psychische und das soziale System gleichzeitig im Blick zu behalten. Den Widersprüchen und Spannungen, die sich bei der Arbeit an einer solchen Theorie-Synthese notwendig einstellen, gibt er eine überraschend produktive Wendung. Er nutzt die paradoxale Ausgangslage als generatives Moment; Siegfried Weischenberg zeigt, wie sich die strukturelle Unvereinbarkeit zwischen der kleinformatigen konstruktivistischen und der großformatigen systemtheoretischen Perspektive, gerade wenn es um Medienethik geht, auf eine fruchtbare Weise nutzen lässt: Diese Unvereinbarkeit erzeugt – so das Argument – Diskussionsstoff, sie provoziert Fragen nach der Autonomie des Einzelnen und den grundsätzlich vorhandenen Zwängen, die sich aus der Arbeit im System der Medien ergeben; sie bringt ein angemessen komplexes Gespräch, das sich nicht auf Sonntagsreden und erhobene Zeigefinger beschränkt, überhaupt erst in Schwung. Die unauflösbare Spannung zwischen der ethischen Verantwortung des Individuums und den Imperativen des Mediensystems wirkt wie eine Art Diskursgenerator – und ist, so verstehe ich Siegfried Weischenberg, kein zu beseitigendes Übel, sondern äußerst nützlich und dem genauen, undogmatischen Nachdenken förderlich.“

Den vollständigen Text gibt es hier zu lesen…

1. Juni 2021
von Tom Levold
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Kontext 1/2021 – Neuere Aspekte systemischer Therapie und Praxis

Bevor in den nächsten Wochen das Kontext-Themenheft zur Psychiatrie-Kritik erscheint, sei hier noch schnell ein Blick auf das aktuelle Heft 1 des Jahres 2021 geworfen, das neben vielen Rezensionen in seinen Hauptbeiträgen „neuere Aspekte systemischer Therapie und systemischer Methoden“ vorstellt. Im Editorial heißt es dazu:

„So nimmt Ingrid Egger die pferdegestützte Therapie mit Menschen in den Blick, die schwere und traumatisierende Erfahrungen im Kontext von Krieg, Flucht und Gewalt gemacht haben und gezielt traumatherapeutische Behandlungsansätze benötigen. Therapeutische Arbeit auf der Basis des Gesprächs ist hier oft nur schwer möglich, geht es doch darum, das häufig tief erschütterte Vertrauen in die Tragfähigkeit von sozialen Beziehungen erst wieder herzustellen. Für Egger stellt der Einbezug »eines Lebendigen«, wie sie es bezeichnet, eine ausgezeichnete Möglichkeit dar, von massiven Traumafolgen betroffenen Menschen einen anderen Zugang zu den schmerzhaften Erlebnissen und den damit verbundenen tiefen Erschütterungen ihrer »Selbst- und Welterfahrungen« zu ermöglichen. Auf der Grundlage von ihr geführten Interviews mit Patientinnen und Patienten illustriert sie, wie die betroffenen Menschen durch den ergänzenden Einsatz von Pferden in der Therapie neue Ausdrucksformen die leidvollen Erfahrungen aber auch der dahinterstehenden Bedürfnisse nach positiven, nicht grenzverletzenden Beziehungserfahrungen finden können. Allerdings, und das nimmt zurecht großen Raum in den Ausführungen ein, ist der Einsatz von Pferden keine beliebig nutzbare Methode, sondern erfordert neben therapiegeeigneten Pferden vor allem auch umfangreiche Kenntnisse und Erfahrungen im Umgang mit ihnen. Insofern kann deren Einsatz für pferdeaffine Therapeuten durchaus zu einem ergänzenden therapeutischen Instrument werden, das allerdings angesichts des immer wieder aufflammenden Hypes um tiergestützte Therapie auch durchaus kritisch betrachtet werden kann. Einige Anregungen dazu bietet der ironisch distanzierte Comic von Darren Fisher.

Eia Asen ist im systemischen Feld dadurch sehr bekannt geworden, dass er das ursprünglich aus einer psychoanalytisch fundierten Entwicklungstheorie stammende Konzept des Mentalisierens auf die therapeutische Arbeit mit Familien übertragen hat. Mit Mentalisieren bezeichnet er die Fähigkeiten, innerpsychische Zustände bei Anderen wahrnehmen und auch versprachlichen zu können. Diese Fähigkeit zur Perspektivenübernahme stellt soziologisch gesehen im Sinne von George H. Mead die grundlegende Basis jeder Form von Sozialität dar. Sie ist jedoch nie, darauf verweist das Konzept des Mentalisierens, nur ein kognitiv geprägtes Sich-Hinein-Versetzen in den Anderen, sondern ein imaginatives und affektives Wahrnehmen und gleichzeitiges Reflektieren dieses Wahrnehmens, das gerade in zwischenmenschlichen Krisen besonders herausgefordert wird. Insofern wird die Fähigkeit zu mentalisieren für Eia Asen zu einer Schlüsselfertigkeit, die es ermöglicht, tiefergehende Differenzen zwischen den inneren Zuständen aller Beteiligten in therapeutischen und anderen systemischen Settings zu erkennen und der Reflexion zugänglich zu machen. Die Förderung des Mentalisierens in der Familientherapie ist so auch eine Arbeit an der Beziehungsfähigkeit aller Beteiligten.

Unter der Rubrik »Aus der Praxis« finden von Zeit zu Zeit interessante Praxisberichte und neuere Methodenüberlegungen ihren Platz. In diesem Rahmen beschäftigt sich Michael Jakob in einem Artikel mit dem schönen Titel »Momo auf dem Zauberberg« mit dem Zeiterleben von Menschen. Im Rekurs auf die Arbeiten von Hartmut Rosa wird auch für ihn Beschleunigung zu einem zentralen Aspekt modernen Zeiterlebens.“

Alle bibliografischen Angaben und abstracts gibt es hier…