systemagazin

Online-Journal für systemische Entwicklungen

2. Januar 2009
von Tom Levold
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Vergangenheit aus unterschiedlichen Perspektiven



Das letzte Kontext-Heft des Jahrgangs 2008 ist zwar kein Themenheft, dennoch haben alle Beiträge in irgendeiner
Weise etwas mit Vergangenheit zu tun: Vergangenheit als Gefängnis, dem eine freiere Zukunft in einem neuen Lebenskontext folgen kann (Norbert Rosansky über Ehe- und Partnerschaftsseminare für Inhaftierte und
ihre Partner(innen), individuelle und gesellschaftliche Vergangenheit als Ausgangspunkt und Verpflichtung für die
eigene persönliche und professionelle Entwicklung (Almuth Massing im Gespräch mit Wolf Ritscher), und Vergangenheit als Bezugsrahmen für neue Ideen und praxeologische Perspektiven (Joachim Hinsch über Paartherapie zwischen Autonomie und Bezogensein – und seine eigene Entwicklung als Paartherapeut). Neben zwei Tagungsberichten (u.a. über die vergangene DGSF-Jahrestagung in Essen) haben Bruno Hildenbrand und Gerda Mehta noch den Klassiker„Die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit“ von Peter Berger und Thomas Luckmann wieder gelesen und für den Kontext ausführlich besprochen. Das Editorial finden Sie hier.
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1. Januar 2009
von Tom Levold
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Ein frohes neues Jahr!

Liebe Leserinnen und Leser,

ich wünsche Ihnen und uns allen ein gutes und erfolgreiches neues Jahr – verbunden mit der Hoffnung auf ein friedliches und würdevolles Leben für die Menschen hier und in der ganzen Welt. Möge die Einsicht in die systemischen Zusammenhänge unserer ökonomischen, ökologischen und sozialen Systeme zunehmen und zu einer Zunahme verantwortlichen Handelns führen.
Herzliche Grüße
Tom Levold, Herausgeber

30. Dezember 2008
von Tom Levold
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Die Macht triadischer Prozesse

Das aktuelle Heft 4/2008 der Zeitschrift„Family Process“ enthält einen spannenden Themenblock mit Forschungsbeiträgen zur frühen Entwicklung triadischer Muster in der Interaktion von Eltern und Kleinstkindern. Die Herausgeberin Evan Imber-Black schreibt hierzu in ihrem Editorial:„The Special Section on The Power of Triadic Processes Among Infants and Their Parents (Cannon, Schoppe-Sullivan, Mangelsdorf, Brown, & Szewczyk Sokolowski, 2008; Gordon & Feldman, 2008; McHale, Elliston, Talbot, Parmley, & Kuesten-Hogan, 2008; McHale, Fivaz-Depeursinge, Dickstein, Robertson, & Daley, 2008), highlights just how early complex family relationships begin to take shape. (These papers arrived separately to the journal over the last several months and represent a significant and continuing research agenda of key importance to family therapists.) As noted by Feldman and Gordon (2008, p.), ‘‘. . . at the first stages of family formation indeed during its first months families already form specific habitual modes of relatedness which can cohere into specific synchronized patterns. Such patterns are likely to provide the foundation for the family interaction style in the years to come.’’When we are working with a family coping with the aftermath of a pain invoking will, we may well be witnessing the toxic fruition of a problematic and amplified multidecade triadic process. I am suggesting that the papers on wills are inextricably linked in a circular and systemic fashion with the papers on triadic process, infant development, and family formation. The beginnings of family relationships in a young family may well foreshadow later adult child and parent and grown sibling relationships“ Darüber hinaus und unter anderem ist auch noch ein Beitrag von Elizabeth Stone über den letzten Willen und Testamente in der Literatur zu lesen, der von einem Kommentar Monika McGoldricks über die Bedeutung von Testamenten für die Familiendynamik begleitet wird.
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29. Dezember 2008
von Tom Levold
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Coaching von Frauen

Mit einem Themenschwerpunkt zum Coaching von Frauen schließt die Zeitschrift„Organisationsberatung – Supervision – Coaching“ ihren 15. Jahrgang ab. Themen der Beiträge sind u.a.„Coaching für niedergelassene Ärztinnen“,„Dual Career Couples“ (Astrid Schreyögg),„Lebenshaltungen weiblicher Führungskräfte“ und„Präsenz- und Voice-Coaching für Frauen“. Außerdem ist ein Beitrag von Arist von Schlippe über„Systemische Praxis zwischen Handwerk, Kunst, Wissenschaft und Profession“ im aktuellen Heft zu lesen. Dank einer erneuerten Zusammenarbeit mit Herausgebern und Verlag ist auch der komplette Jahrgang 2008 im Zeitschriftenarchiv des systemagazin zu finden.
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28. Dezember 2008
von Tom Levold
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Wenn die Liebe Hilfe braucht…

„Einfach sind Paarbeziehungen nicht. Aber im besten Sinne auf- und anregend, wenn sich die Partner ein Beziehungsleben lang als Lernende begreifen. »Nur wer sich lange begleitet, ist sich begegnet«, schrieb der Dramatiker Botho Strauß. Inzwischen gehen die Scheidungszahlen zurück, ohne dass man sagen kann, dass hier bereits ein Trend vorliegt. Immer noch gibt es viele Paare, deren Liebe den Alltagsstress nicht übersteht und deren Beziehung in Resignation oder mit einer Trennung endet. Nicht wenige von denen trennen sich zu früh und bringen sich um Entwicklungschancen. Resignation und Trennung sind komplexe Phänomene und basieren auf vielen Ursachen: zu wenig Kommunikation, Überforderung durch Alltagsstress, konträre Lebensziele, sexuelle Lustlosigkeit und vieles mehr. Klar ist auch, dass sich die meisten Paare nicht wegen ihren Schwierigkeiten, die sich aus dem Zusammenleben ergeben, trennen, sondern weil ihre anfänglichen Gefühle füreinander verschwanden. Noch nie waren Paare so verunsichert wie heute. Die Herausforderungen sind ungleich größer geworden und machen das Leben als Paar noch schwerer, als es ohnehin schon war. Noch nie waren Paare gleichzeitig aber so an Beziehungswissen interessiert wie heute und so bereit, Neues zu lernen“ So schreibt der Stuttgarter Paar- und Familientherapeut Roland Weber in der Einleitung zu seinem„Partnerschaftsbuch“, das sich an betroffene Paare selbst richtet und Informationen, Handlungsanweisungen, Checklisten und Übungen bietet. Rezensent Hans-Georg Pflüger :„Es gelingt dem Autor, die wesentlichen Themenbereiche in Beziehungen allgemein gültig zu formulieren; dennoch meine ich, eher grundsätzlich, dass es schwierig ist mit einem Ratgeber allein und ohne Hilfe und Unterstützung in bestimmten Sequenzen festen Boden unter die Füße zu bekommen. Ein Ratgeber ist aber kein Fachbuch, sondern will Gedanken anstoßen, Möglichkeiten aufzeigen und vielleicht verschlossene Türen leichter öffnen. Weber bietet neben vielen anderen KollegInnen hierzu seine Ideen an“
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26. Dezember 2008
von Tom Levold
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… Vater sein dagegen sehr!

Am 30. April dieses Jahres erschien im systemagazin die Rezension eines Väterbuches von Mattias Ochs und Rainer Orban („Familie und Beruf. Work-Life-Balance für Väter“), das 2007 im Beltz-Verlag erschienen ist. Nun steuert systemagazin-Autor Lothar Eder noch eine zweite Besprechung bei:„Für einen Ratgeber (…), und ein solcher liegt hier vor, hat das Buch eine überdurchschnittliche Reichweite und überzeugt durch seinen hohen Gehalt an relevanten Themen, an orientierenden Vorschlägen und nicht zuletzt durch seine vorzügliche Lesbarkeit und Unterhaltsamkeit. Für den am Thema interessierten Leser ist es demnach unbedingt empfehlenswert.
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25. Dezember 2008
von Tom Levold
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Frohes Fest!



Am dieser Stelle möchte ich mich ganz herzlich bei allen Autorinnen und Autoren bedanken, die mit ihren Geschichten zum diesjährigen Adventskalender beigetragen haben! In der Hoffnung, dass Ihnen der dritte Advents-Kalender im systemagazin genauso viel Spaß gemacht wir mir, grüße ich Sie herzlich und wünsche Ihnen allen schöne Feiertage.
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24. Dezember 2008
von Tom Levold
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Liebeserklärung an meinen Analytiker

Anfang der 80er Jahre habe ich eine Psychoanalyse absolviert, die mein Leben nachhaltig verändert haben dürfte. Ob eine lösungsorientierte Kurztherapie den gleichen Effekt gehabt hätte, kann ich auch heute noch nicht glauben. Insofern ist das Adventskalender-Türchen vom 24.12. ein guter Anlass für eine Liebeserklärung an meinen Analytiker und mittlerweile verstorbenen Freund Endre Mohos. Darüber hinaus aber soll es aber auch den Blick darauf lenken, dass das Gelingen von Psychotherapien ungeachtet aller theoretischen und konzeptuellen Präferenzen ganz wesentlich von der Qualität der therapeutischen Beziehung und der gelingenden affektiven Rahmung durch die TherapeutInnen abhängt.
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23. Dezember 2008
von Tom Levold
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Ein doppelt zeitloses Erlebnis

Vom 29.9. bis zum 3.10.1980 fand in Erlangen, dem damaligen Hauptquartier der DAF (unter der Ägide des DAF-Vorsitzenden Karl Gerlicher, Leiter der Erlanger Erziehungsberatungsstelle, und von Jochen Harnatt, unermüdlicher Organisator und Karls rechte Hand), die zweite Jahrestagung der DAF statt, der ich gerade beigetreten war. Für mich absolutes Neuland und eine aufregende Gelegenheit, eine ganze Reihe von Personen kennenzulernen, die ich bis dahin nur aus der Lektüre des Kontext und der Familiendynamik kannte. Und wie es damals so ging, lernte man in atemraubender Geschwindigkeit schnell alle möglichen Leute aus nächster Nähe kennen. Was mich dabei allerdings überraschte, war die Tatsache, dass ich nicht nur alle möglichen Leute, sondern auch mich noch einmal ganz anders kennenlernen sollte.
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22. Dezember 2008
von Tom Levold
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systemagazin Adventskalender: Von den Grenzen und der Familienloyalität

Lothar Eder, der heute ein Kalendertürchen zum systemagazin-Adventskalender gebastelt hat, denkt oft an einen Patienten zurück, den er während seiner Tätigkeit in einer Suchtklinik kennengelernt hat, und der ihm einiges über die Macht der Familienloyalität gelehrt hat: „Zu der geplanten Verlängerung der Therapie (es gab ja noch so viel aufzuarbeiten!), welcher der Patient zustimmte und in der er von seinen Gruppenmitgliedern bestärkt wurde, schien das Angehörigenseminar gerade recht zu kommen. Manchmal jedoch macht man bekanntlich die Rechnung ohne den Wirt, in diesem Fall ohne die Wirtin. Die Frau, einen Kopf größer als ihr Mann (oder rekonstruiere ich sie mir nur so in meiner Erinnerung?) erschien, und sie rührte während der zwei Tage des Seminar Zement an“ Wie Lothar Eder selbst anmerkt, nicht unbedingt eine schöne Adventsgeschichte, aber wichtige Begegnungen müssen ja nicht, wie wir in diesem Advent feststellen konnten, unbedingt schön sein, nur wahrhaftig 🙂 …
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21. Dezember 2008
von Tom Levold
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Reflexionsarchitekturen

Georg Zepke, Wiener Organisationsberater und Trainer, hat seine Dissertation über„Evaluierung als Beitrag zum Organisationslernen“ 2005 unter diesem Titel im Verlag für Systemische Forschung im Carl-Auer-Verlag Heidelberg veröffentlicht.„Obwohl es eine Vielzahl von Evaluierungskonzepten gibt und gerade aktuell Evaluierungsfragen sehr breit diskutiert werden, gibt es bezüglich der Verknüpfung von Organisationsentwicklung und Evaluierung erstaunlich wenig Ansätze. Das überrascht, weil in der Evaluierungspraxis ja eine Vielzahl von Projekten, die häufig Veränderungen von Organisationen betreffen, durchgeführt werden. Die Herausforderung dieser Thematik besteht aber darin, dass es nicht nur um die Evaluierung von Organisationsentwicklung geht, sondern dass die Evaluierung selbst wie im Folgenden dargestellt ebenfalls eine Intervention ist, die selbst zur Veränderung in Organisationen beiträgt“ Soweit der Autor in seinem Einleitungstext. Norbert Schlüpen hat das Buch rezensiert.
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21. Dezember 2008
von Tom Levold
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Eine segensreiche Enttäuschung…

… erlebte Stephan Baerwolff, Lehrtherapeut und Lehrender Supervisor am Hamburger Institut für systemische Studien, im Jahre 1985 – ausgerechnet mit einem bewunderten Meister in der systemischen Szene und Stammgast im Hamburger Institut.„,Vielleicht kann der Star des neuen Denkens Licht in mein erkenntnistheoretisches Dunkel bringen‘, dachte ich mir und machte mich auf den Weg. Gewöhnt an die studentische Lockerheit der familientherapeutischen Szene war ich zunächst sehr erstaunt, dass sich hier alle Anwesenden siezten und auch sonst eher förmlich-distanziert begegneten. Mit noch größerem Befremden nahm ich aber (…) Vortrag wahr, dessen Inhalt ich wegen meiner geringen Vorkenntnisse nur ansatzweise folgen konnte. Immerhin war mir klar, dass mein Eindruck eines strengen und keinen Zweifel duldenden Referenten nicht recht zu den referierten Annahmen der biologischen Erkenntnistheorie passte, die doch gerade einen privilegierten Zugang zu der Wirklichkeit infrage stellte“ Warum diese Erfahrung doch noch hilfreich war, lesen Sie hinter dem heutigen Adventskalendertürchen!
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21. Dezember 2008
von Tom Levold
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Advent


Es blaut die Nacht, die Sternlein blinken
Schneeflöcklein leis‘ herniedersinken.
Auf Edeltännleins grünem Wipfel
häuft sich ein kleiner, weißer Zipfel.
Und dort, vom Fenster her, durchbricht
den tunklen Tann ein warmes Licht.

Im Forsthaus kniet bei Kerzenschimmer
die Försterin im Herrenzimmer.
In dieser wunderschönen Nacht
hat sie den Förster umgebracht.
Er war ihr bei des Heimes Pflege
seit langer Zeit schon sehr im Wege.
Drum kam sie mit sich überein:
Am Niklasabend muß es sein.

Und als das Rehlein ging zur Ruh‘
das Häslein tat die Augen zu,
erlegte sie – direkt von vorn –
den Gatten über Kimm‘ und Korn.
Vom Knall geweckt rümpft nur der Hase
zwei, drei, viermal die Schnuppernase
und ruhet weiter süß im Dunkeln
derweil die Sterne traulich funkeln.

Und in der guten Stube drinnen,
da läuft des Försters Blut von hinnen.
Nun muß die Försterin sich eilen,
den Gatten sauber zu zerteilen.
Schnell hat sie ihn bis auf die Knochen
nach Waidmannssitte aufgebrochen.
Voll Sorgfalt legt sie Glied auf Glied,
was der Gemahl bisher vermied,
behält ein Teil Filet zurück
als festtägliches Bratenstück
und packt darauf – es geht auf vier –
die Reste in Geschenkpapier.

Da tönt’s von fern wie Silberschellen,
im Dorfe hört man Hunde bellen.
Wer ist’s, der in so später Nacht
im Schnee noch seine Runden macht?
Knecht Ruprecht kommt mit goldnem Schlitten
auf einem Hirsch herangeritten.
„He, gute Frau, habt Ihr noch Sachen,
die armen Menschen Freude machen?“

Des Försters Haus ist tief verschneit,
doch seine Frau ist schon bereit:
„Die sechs Pakete, heilger Mann,
’s ist alles, was ich geben kann“

Die Silberschellen klingen leise,
Knecht Ruprecht macht sich auf die Reise.
Im Försterhaus die Kerze brennt,
ein Sternlein blinkt – es ist Advent!

(Loriot; mit einem herzlichen Dank an Peter Fuchs, der mich auf dieses Gedicht aufmerksam gemacht hat)