systemagazin

Online-Journal für systemische Entwicklungen

25. November 2009
von Tom Levold
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Minister Schäuble wegen Bagatelldelikt entlassen

Nach den Pfandbons-, Frikadellen- und Teewurstskandalen der letzten Wochen hat nun auch die Hauptstadt einen neuen Skandal: mit der sogenannten Bagatellkündigung des 67 Jahre alte Bundesfinanzministers Dr. Wolfgang Schäuble, der von Bundeskanzlerin Angela Merkel fristlos entlassen worden ist. Grund: Er soll ein halbes Brötchen mit Pfälzer Leberwurst gegessen haben, das eigentlich für die Bundespressekonferenz vorgesehen war. Der Verzehr von staatseigenen Nahrungsmitteln sei ausdrücklich verboten, so Merkel in der Begründung der Kündigung, gegen die der Minister Klage eingereicht hat. Die Klägerseite bestreitet den Vorwurf, das Brötchen sei gestohlen worden. Wolfgang Schäuble gab an, sich nicht erinnern zu können, wie das Brötchen in seinen Magen gelangt sein könnte. Zudem sei es sei„gängige Praxis“ in den Ministerien, dass überzählige Nahrungsmittel vom Personal gegessen werden dürften, ergänzte der Anwalt des Ministers. Das sei von Adenauer bis Schröder gängige Praxis gewesen, sein Mandant habe es gar nicht anders gekannt. Auch Helmut Kohl habe sich regelmäßig an den Pfälzer Leberwurstbrötchen bedient. Da sei weder der Staat verarmt noch irgendjemand verhungert. Der Regierungssprecher betonte dagegen in einer Pressekonferenz, dass es bei der Entscheidung nicht auf den Wert des Schadens ankomme:„Das Vertrauensverhältnis ist dahin“ Bei der Kündigung habe es sich um eine mit Blick auf die Zukunft gerichtete„Prognoseentscheidung“ gehandelt. Hat sich die Bundeskanzlerin keine Gedanken über den Imageschaden gemacht, den ein solcher Fall auslösen könnte? Die Antwort des Sprechers:„Es liegt eine wohl abgewogene Entscheidung vor, denn Diebstahl ist Diebstahl. Und für einen Finanzminister gilt das natürlich ganz besonders“ Im Fall Schreiber habe man noch Milde walten lassen können, aber bei Leberwurstbrötchen sei eine Grenze erreicht, da es sich hier um eine Dimension handele, die„die Menschen in unserem Lande genau einzuschätzen wissen“. Unklar ist den Beobachtern der politischen Szene bislang noch, was hinter dieser überraschenden Aktion stehen könnte. Der Bundesverband der fleischproduzierenden Industrie vermutet eine Intrige einflussreicher Vegetarier-Lobbyisten, während die Mehrheit der Journalisten einfach davon ausgeht, dass sich Angela Merkel nicht von ihrem Finanzminister die Wurst vom Brot nehmen lassen möchte. Dem Vernehmen nach soll die Kanzlerin nach der Vertreibung von Schäuble sein Amt der Vertreibungsexpertin Erika Steinbach angeboten haben.

24. November 2009
von Tom Levold
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Praxishandbuch zu Weihnachten

Im Frühjahr 2007 habe ich im systemagazin das„Praxishandbuch für ressourcenorientiertes Arbeiten in Management, Selbstmanagement, Coaching, Therapie, Beratung und Sozialer Arbeit“ von Andreas Langosch vorgestellt. Nach einer knappen Einführung in grundlegende Gedanken zum ressourcenorientierten Arbeiten und zum lösungsfokussierten Ansatz, zum Stichwort Resilienz und Case Management sowie dem Konzept des „Motivational Interviewing“ bringt das Buch Arbeitsblätter zu verschiedenen Modulen, die jeweils als Kopiervorlage genutzt werden können. In einer Weihnachtsaktion, die vom 24.11., also heute, bis zum 31.12.2009 stellt der Autor sein Buch als kostenloses e-book zur Verfügung, das
hier heruntergeladen werden kann…

23. November 2009
von Tom Levold
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Rückbau des Psychotherapeutenrechts – Bundessozialgericht blockiert Psychotherapieentwicklung

Wie die Gesellschaft für wissenschaftliche Gesprächspsychotherapie in einer Pressemitteilung schon am 12.11. mitteilte, hat der„6. Senat des Bundessozialgerichts am 28.10.2009 die Klagen eines übergangsrechtlich approbierten Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten auf Eintragung in das Arztregister mit der Fachkunde in der Gesprächspsychotherapie sowie einer bedarfsunabhängig zugelassenen Psychologischen Psychotherapeutin auf die Erteilung einer Abrechnungsgenehmigung für Gesprächspsychotherapie zurückgewiesen. Aus der Berichterstattung des Bundessozialgerichts („Weiterhin kein Zugang von Gesprächspsychotherapeuten zur vertragsärztlichen Versorgung“), des Gemeinsamen Bundesausschusses („Bundessozialgericht: Keine Gesprächspsychotherapie auf Kassenkosten“) und der Bundespsychotherapeutenkammer („Gesprächspsychotherapie: Bundessozialgericht lehnt Revisionen ab“) sowie aus weiteren Pressemeldungen erwächst der Eindruck, nur die Gesprächspsychotherapie und die Gesprächspsychotherapeuten seien betroffen. Die Urteile greifen aber weitreichend in das Psychotherapeutenrecht und die Psychotherapieentwicklung in Deutschland mit rechtlich nicht nachvollziehbaren Begründungen ein“ Der vollständige Artikel
finden Sie hier als PDF-Download…

22. November 2009
von Tom Levold
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MAL SEHEN

OB
ICH
IN DEN
HIMMEL
ODER
DIE
HÖLLE
KOMMEN WERDE
IST OFFEN

LETZTLICH
IST
ES EGAL

BEI
MEINEM
GLÜCK
BLEIBT
DER
FAHRSTUHL
SOWIESO
AUF DEM WEG
DAHIN
STECKEN

(Jens Borrmann,„Wasserflecken„)

21. November 2009
von Tom Levold
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Im Goldenen Hecht. Über Konstruktivismus und Geschichte

„Im Goldenen Hecht“ ist ein Restaurant in Heidelberg. 1996 haben hier anlässlich der Tagung„“Die Schule neu erfinden“ die Wiener Historiker Karl-Heinz Müller und Albert Müller mit Heinz von Foerster gesessen und ein Gespräch über„Konstruktivismus und Geschichte““ geführt. Wie alle Gespräche mit Heinz von Foerster ist auch dieses wunderbar zu lesen und amüsant. Es erschien in Heft 8 (1997) der Österreichischen Zeitschrift für Geschichtswissenschaften und ist auch im Internet zu lesen.
Zum vollständigen Text…

20. November 2009
von Tom Levold
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Für immer jung? Wechseljahre aus ganzheitlicher Sicht

Das Buch von Carmen Alice Kistgen, Gynäkologin, Ärztin für Naturheilverfahren und Systemische Beraterin, hat ein Ratgeberbuch über die Wechseljahre aus ganzheitlicher Sicht geschrieben, das im Sommer im Klett-Cotta-Verlag erschienen ist. Das Buch soll dazu einladen, »Alter« und »altern« aus ganzheitlicher Sicht zu betrachten und eigenständige Sichtweisen darüber zu entwickeln. Was bedeuten Schönheit und sexuelle Attraktivität für uns? Wie gehen wir mit körperlichen Symptomen um und lernen, achtsam auf unseren Körper zu hören? Was sind unsere Wünsche, Herausforderungen und Stärken in dieser Lebensphase? Rudolf Klein hat den Band für systemagazin rezensiert:„Das Buch weckt aufgrund des Titels vor allem die Assoziation, für Frauen geschrieben worden zu sein. Sehr schnell wird jedoch vor allem im ersten Teil deutlich, dass die Autorin auch den Mann mit seinen Wechseljahren zu berücksichtigen weiß. Viele Informationen über Veränderungen körperlicher Vorgänge waren mir – typisch Mann – nur ungefähr bekannt oder gar gänzlich unbekannt. Die Lektüre hat sich gelohnt“
Zur vollständigen Rezension…

18. November 2009
von Tom Levold
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Westerwelle für den Friedensnobelpreis 2010 vorgeschlagen

Der ehemalige FDP-Generalsekretär und jetzige Bundesminister für Abwicklungshilfe Dirk Niebel hat den Außenminister der Bundesrepublik Deutschland, Guido Westerwelle, für den Friedensnobelpreis 2010 nominiert (Foto: FDP). Auf einer Pressekonferenz im Thomas-Dehler-Haus erklärte er:„Unser bereits sehr beliebter Außenminister sollte für seine enormen zukünftigen Verdienste um die endgültige Lösung des Nahost-Konfliktes und seine zahlreichen Aktivitäten zur Überwindung von Sprachproblemen in der Welt endlich die Anerkennung erhalten, die er verdient. Seine Arbeit muss sich wieder lohnen. Und welcher Lohn könnte schöner sein als der Friedensnobelpreis?“ Auf die  Frage eines Journalisten, was Westerwelle denn bislang überhaupt dafür geleistet habe, anwortete Niebel schlagfertig:„Der Nobelpreis ist ja – wie wir im Falle des amerikanischen Präsidenten sehen konnten – zu einer Option auf die Zukunft geworden. Und glauben Sie mir, mit Zukunftsspekulationen liegen wir von der FDP ganz vorne. Was liegt also näher, als den Nobelpreis als Optionsschein auf unsere Zukunft zu sehen?“ Niebel zufolge soll Westerwelle zur endgültigen Überwindung der internationalen Verständigungsprobleme bereits einen Englisch-Kursus gebucht haben, der ihm viel Freude bereite („It is Germany here“). Wie Niebel durchblicken ließ, kann er sich auch selbst vorstellen, in Zukunft einmal für die erfolgreiche Abwicklung der wirtschaftlichen Zusammenarbeit mit Abwicklungsländern den Friedensnobelpreis zu erhalten. Nur, so der Minister wörtlich:„Selbst vorschlagen möchte ich mich dann natürlich nicht“.

16. November 2009
von Tom Levold
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Alles im Griff? Umgang mit Risiko, Kontrollideen und Steuerung in Wirtschaft und Gesellschaft

Alles im Griff? Zu diesem Thema diskutierten mit Susanne Kaufmann vom SWR2-Forum am 07.10.2009 Torsten Groth (Soziologe vom Management Zentrum Witten Berlin), Prof. Dr. Ortwin Renn (Risikoforscher von der Universität Stuttgart) und Dr. Bernd Sprenger (Facharzt für Psychotherapie in Berlin) auf anregende und anhörenswerte Weise. Die Sendung ist als mp3-Datei auch im Internet noch zu hören/herunterzuladen.
Und zwar hier…

15. November 2009
von Tom Levold
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Tod

WENN
ICH
NUR
EIN GEDICHT
DANACH
SCHREIBEN
KÖNNTE

ALLE
GESPROCHENEN
WÖRTER
STÄNDEN
ZUR
AUSWAHL

ALLE GELEBTEN
GEFÜHLE
OBEN
DRAUF

DER
RÜCKSPIEGEL
REICH GEFÜLLT
MIT
DEM LEBEN
DAVOR

(Jens Borrmann,„Wasserflecken„)

14. November 2009
von Tom Levold
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Systemtheorie und rekonstruktive Sozialforschung


„Mit wenigen Ausnahmen hat sich die soziologische Systemtheorie bisher nur wenig mit den methodologischen Fragen der rekonstruktiven Sozialforschung auseinander gesetzt. Die Leitunterscheidung zwischen Theorie und Empirie scheint hier eine unsichtbare Grenzlinie zu ziehen, die habituell nur schwer zu überbrücken ist. Auf der einen Seite begibt sich der Systemtheoretiker nicht gerne in die Niederungen der Probleme der Dateninterpretation, und auf der anderen Seite vermeidet es der qualitative Forscher unter der Last seiner Forschungspraxis, sich mit theoretischen Modellen zu beschäftigen, die eine andere Theoriesprache verwenden als die mehr oder weniger bewährten Traditionen. Sowohl die Systemtheorie als auch die rekonstruktive Sozialforschung haben mittlerweile ihre Kinderkrankheiten überwunden und haben schon längst begonnen, sich in der sozialwissenschaftlichen Forschungslandschaft zu institutionalisieren. Im Folgenden möchten wir versuchen, zwischen bei den eine Brücke zu bauen, die jeweils auf beiden Seiten Neues sehen lässt“ So beginnt das erste Kapitel in Werner Vogds spannendem Buch über„Systemtheorie und rekonstruktive Sozialforschung“, dem er den Untertitel„eine empirische Versöhnung unterschiedlicher theoretischer Perspektiven“ beigegeben hat. Und diese Perspektiven umfassen so verschiedene Konzepte wie die Rahmentheorie Goffmans, das Habitus-Konzept Bourdieus, die Theorie expressiver Vernunft Robert Brandoms u.a., vor allem aber die Arbeiten von Ralf Bohnsack, dessen„Dokumentarische Methode“ Vogd für ein Schlüsselkonzept hält, das die angestrebte Versöhnung voranbringen könnte. Auch wenn Rezensent Andreas Eickhorst konstatiert, dass das Buch ohne Vorkenntnisse des bearbeiteten Feldes nicht leicht zu lesen ist, ist es doch für jeden theorieinteressierten Leser, der nach der Praxisrelevanz von Systemtheorie fragt, von allerhöchstem Interesse. Vogd hat lange an der FU in Berlin gearbeitet, wo er sich auch mit einer Arbeit über ärztliche Entscheidungsfindung im Krankenhaus habilitiert hat, deren Ergebnisse auch als empirische Basis in das vorliegende Buch eingeflossen sind. Erschienen ist es schon 2005 im Verlag Barbara Budrich, zur Zeit ist es leider nur als e-book erhältlich, eine Neuauflage der Print-Version wäre unbedingt wünschenswert.
Zur ausführlichen Rezension geht es hier …

13. November 2009
von Tom Levold
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Die Grundfunktionen der Familie

2000 hat Fritz B. Simon für die„System Familie“ die Grundfunktionen der Familie aus systemtheoretischer Sicht skizziert. Der Beitrag ist in der Systemischen Bibliothek im systemagazin zu lesen. Im abstract heißt es:„Die Funktion der Familie kann im Rahmen einer Theorie autopoietischer Systeme als die einer Grenze zwischen der Gesellschaft und einer organischen Umwelt verstanden werden. Mit dem Namen Familie werden dem heutigen Sprachgebrauch nach 2 unterschiedliche Typen von Systemen bezeichnet: ein soziales und ein biologisches System. Ob die familiäre Interaktion biologisch oder kommunikativ zu erklären ist, bleibt für den Beobachter in weiten Bereichen unentscheidbar. Dies eröffnet den Raum dafür, das innerfamiliäre Verhalten von Familienmitgliedern (auch und gerade das Symptomverhalten) sowohl als biologisch als auch als sozial bedingt zu erklären (und in der Folge davon, auch biologisch und/ oder sozial zu therapieren). Die heutige Familie erfüllt eine paradoxe Funktion: In ihr werden „nicht gesellschaftsfähige“, aus dem öffentlichen Raum ausgegrenzte Verhaltens- und Kommunikationsweisen realisiert, die als Elemente der familiären Kommunikation in die Gesellschaft integriert werden“
Zum vollständigen Text