systemagazin

Online-Journal für systemische Entwicklungen

20. Juli 2010
von Tom Levold
Keine Kommentare

Die Interdependenz formaler und informaler Strukturen im Lichte der Systemtheorie Niklas Luhmanns

In seiner 2009 veröffentlichten Dissertation befasst sich der Soziologe Henry Thiele mit der zunehmenden Bedeutung von Organisationen in unserer Gesellschaft unter einer systemtheoretischen Perspektive:„Die meisten Menschen verbringen heutzutage den Großteil ihres Daseins in Organisationen. Sie werden immer häufiger in Organisationen geboren (Krankenhaus), in Organisationen sozialisiert (Kindergärten, Schulen usw.), sind für ihre Existenzsicherung auf Lohnzahlungen von Organisationen angewiesen, und zunehmend fristen sie ihr Lebensende in Organisationen (Krankenhaus, Altenheim etc.). Aus soziologischer Sicht sind Organisationen deshalb besonders interessant und verdienen eine besondere Beachtung in der Gesellschaftsanalyse. In dieser Untersuchung soll nicht der Siegeszug der Organisation in der soziokulturellen Evolution der Gesellschaft im Mittelpunkt stehen, sondern die Frage: Wie kommt das Driften (Maturana, Varela, 1991) der Organisation zustande? Geht man davon aus, dass in der Evolution Aussterben die Regel und Anpassung die Ausnahme ist, scheint der Aspekt des Driftens organisierter Sozialsysteme besonderes Augenmerk zu verdienen. Liest man die für Deutschland veröffentlichten Zahlen der Unternehmensinsolvenzen, gerade in den heutigen Zeiten der Wirtschafts- und Finanzkrise, scheint der Fortbestand einer einmal ins Leben gerufenen Organisation eher ungewiss als gesichert zu sein. Des Weiteren scheint es so zu sein, dass Organisationen gewissen Lebenszyklen (Küpper, Felsch) unterworfen sind. In den älteren Organisationstheorien wurde noch von einem einheitlichen Zweck ausgegangen, der die gesamte Strukturierung der Organisation übergreift. Alle Organisationsmitglieder haben ihr Handeln im Hinblick auf die Verwirklichung dieses spezifischen Zwecks der Intention nach rational zu gestalten. In der Organisationsanalyse stellte man aber fest, dass Zweckverschiebungen innerhalb der formalen Organisationen eher die Regel als die Ausnahme sind. (Mayntz, 1963 u.a.) Dies Problem der rational gestalteten Organisation wurde somit den Organisationsmitgliedern zugeschrieben. Gleichsam als die andere Seite der formalen Organisation agieren die Mitglieder der formalen Organisation in der informellen Organisation als Mikropolitiker (Bosetzky, Heinrich, 1989), die die formalen Strukturen unterminieren, um ihre persönliche Nutzenmaximierung voranzutreiben. Übernimmt man diese Perspektive für die Betrachtung der formalen Organisation, kann man sich schwer der Annahme verweigern, dass die Organisationsmitglieder grundlegend feindlich gegenüber der Organisation gesinnt sind. Mit dieser Perspektive würde man all den freiwilligen Mitgliedern in Hilfsorganisationen, sozialen Vereinen usw. nicht gerecht werden. In der hier durchgeführten Analyse wird die Perspektive der Luhmannschen Systemtheorie eingenommen. Damit sind die Organisationsmitglieder nicht aus der theoretischen Betrachtung eliminiert, sondern im Gegenteil, sie werden in der Umwelt der organisierten Sozialsysteme verortet. Das hat den entscheidenden Vorteil, dass den Organisationsmitgliedern aus der theoretischen Betrachtung heraus mehr Freiheit zugestanden wird als in akteurszentrierten Theorien. Denn Systembildung bedeutet immer die Streichung mindestens eines Freiheitsgrades (Foerster von, 1997). Mit der Luhmannschen Systemtheorie wird des Weiteren davon ausgegangen, dass sich gleichsam unbeobachtet hinter dem Rücken der Anwesenden ein Netzwerk webt, ein soziales System sich bildet. Alle sozialen Systeme beruhen letztlich auf der Unterscheidung von Bewusstsein und Kommunikation. Die Kommunikation selbst kann man nicht beobachten sondern nur erschließen. Solange sie störungsfrei läuft, bleibt sie den Anwesenden unbewusst. Erst bei Störungen des Kommunikationsflusses macht sie sich bemerkbar, obgleich sie fast nie den Anwesenden bewusst wird. Denn die Kommunikation drillt den Menschen auf den Menschen, weil sie sich der Wahrnehmung entzieht (Fuchs, 1998). Die Autopoiesis der Kommunikation ist auf die Anwesenheit zweier psychischer Systeme bzw. Bewusstseinssysteme angewiesen. Sie ermöglichen überhaupt erst den Raum oder den Phänomenbereich, in dem die Autopoiesis sozialer Systeme möglich ist (Luhmann, 1990). Die Autopoiesis der Kommunikation setzt entsprechend immer Interaktion der Anwesenden voraus. In der Interaktion selbst, werden sich die Anwesenden in besonderer Weise wechselseitig bewusst und können sich entsprechend anders zur Geltung bringen, als in den Strukturzwängen einer formalern Organisation. Die Kommunikation selbst gibt den Beteiligten gewisse Changiermöglichkeiten an die Hand, z.B. das An- und Ausschalten verschiedener operativer Displacement (Fuchs, 1993), um ihren störungsfreien Ablauf zu ermöglichen und entsprechende Brüche zu vermeiden. Zum Beispiel den nahtlosen Übergang von einem Thema zu einem anderen. Die Interaktion selbst wird als zeitinstabiles Kontaktsystem (Luhmann, 1997) begriffen, das mit dem Auseinandergehen der Beteiligten erloschen ist. Die hier kurz angerissene Bedeutung der Kommunikation in der Luhmannschen Systemtheorie erklärt, warum ihr in der durchgeführten Analyse ein so breiter Raum eingeräumt wurde. Organisationen sind Sozialsysteme eines anderen Typs und besitzen damit verbunden ganz andere emergente Eigenschaften. Sie können mit der diffusen Kommunikation der Interaktion nichts anfangen. Ihre Operationen basieren auf Entscheidungen. Jede Entscheidung schließt an eine Entscheidungskommunikation an, aber sie selbst ist die Sinnverdichtung dieser Kommunikation. Und eben dieser Sachverhalt stellt ihre Effizienz, ihr Tempovorteil gegenüber allen anderen Typen sozialer Systeme dar. Erst wenn es der Organisation gelingt Entscheidungen an Entscheidungen zu knüpfen, ist sie in der Lage ihr eigenes Netzwerk ihrer eigenen Entscheidungen zu etablieren. Nur in der Form der Entscheidung kann sie ihre für sie selbst nicht weiter hintergehbaren Systemelemente (Entscheidungen) aneinander anschließen, Entscheidungen anhand von Entscheidungen produzieren. Gelingt ihr das, gewinnen die Entscheidungen füreinander Relevanz, können sich wechselseitig stützen, vorbereiten und entlasten. Jede Entscheidung muss jetzt ihre eigene Vorgängerentscheidung und den jeweiligen Kontext anderer Entscheidungen mit berücksichtigen. Es bildet sich ein Zusammenhang der Entscheidungen, der die Grenzen des Systems begründet und bezeichnet. Da jede Organisation sich immer nur jeweils im Moment ihres Entscheidens realisiert, bekommt sie ein Zeitproblem. Man muss nicht nur entscheiden, sondern man muss mit Bezug auf den Entscheidungszusammenhang korrekt und rechtzeitig entscheiden bevor sich das zu entscheidende Problem zu Ungunsten der Organisation von selbst erledigt hat. Alles was jetzt in der Organisation als relevant betrachtet werden soll, muss die Form einer Entscheidung annehmen. Dies bedeutet nicht, dass in der Entscheidungskommunikation nicht Einfluss auf die Entscheidung genommen werden kann, aber zum einen wird man aufgrund des Entscheidungsdrucks versuchen die Entscheidungskommunikation soweit wie möglich zu verkürzen, z.B durch Programmierung. Zum anderen sieht man der Entscheidung ihre Entscheidungskommunikation nicht an. Man kann sie nur noch erahnen. Organisationen kommunizieren am liebsten mit Organisationen in ihrer Umwelt, da diese gezwungen sind, selbst Entscheidungen zu produzieren, mit denen man selbst etwas anfangen kann. Man kann sie entweder in den eigenen Entscheidungszusammenhang übernehmen, oder man kann sie mit einer eigenen Entscheidung ablehnen. Aber jede Entscheidung, die die Organisation trifft bestätigt oder ändert ihre Strukturen. Dieser Gedankengang führte zu der Überlegung, dass informale Strukturen selbst organisierte Interaktionssysteme sein müssen. Sie müssen sich bereits in irgendeiner Form selbst organisieren. Sie stehen unter dem Gesetz des Wiedersehens. Die sozialen Kontakte werden sich in einem absehbaren Zeit- und Interessenhorizont wiederholen, sich verdichten und konfirmieren (Luhmann, 1997) und dies erfordert bereits ein gewisses Maß an Organisation. Man muss die nächsten Treffen pla
nen, ein Thema auswählen usw. Letztlich produzieren sie Entscheidungen mit denen die formale Organisation etwas anfangen kann. Dies ist einer der Gründe, warum sich die formale Organisation zunehmend den Zugriff auf informale Strukturen ermöglicht“
Zum vollständigen Text…

19. Juli 2010
von Tom Levold
Keine Kommentare

Systemische Aspekte der Genesung vom Trauma

Alexander Korittko ist Gastherausgeber des Heftes 3/2010 der Zeitschrift für systemische Therapie und Beratung, das ganz dem Thema Systemischer Therapie bei der Bewältigung traumatischer Erfahrungen gewidmet ist. Neben einem Gespräch des Herausgebers mit Gerald Hüther und Lutz-Ulrich Besser gibt es noch Beiträge von Cornelia Oestereich, Alexander Korittko und Reinert Hanswille zu lesen.
Zu den vollständigen abstracts…

17. Juli 2010
von Tom Levold
Keine Kommentare

Netzwerktheorie und Systemtheorie

Wer seinen Urlaub vor sich und Spaß an Theorie hat, wird mit den aktuellen Heft der„Sozialen Systeme“ (2/2009!) bestens bedient, in dem es um das Verhältnis von Systemtheorie und Netzwerktheorie geht, die in den letzten Jahren eine unglaubliche Karriere erfahren hat. Die Herausgeber Boris Holzer und Johannes F.K. Schmidt schreiben in ihrem einleitenden Beitrag:„Der Anspruch einer Netzwerktheorie ist nicht nur insofern mit jenem der Systemtheorie vergleichbar, als beide Ansätze mit begrifflichen Prämissen arbeiten, die interdisziplinär anschlussfähig sind. Er beinhaltet auch, ausgehend vom Netzwerkbegriff – ebenso wie vom Systembegriff – alles Soziale erfassen zu können. Damit ist zwischen den beiden Theorieansätzen ein Verhältnis beschrieben, das Äquivalenz ebenso einschließt wie Konkurrenz. Auf der einen Seite finden wir Versuche, ausgehend von netzwerkanalytischen oder Konzepten eine fachuniverselle Theorie zu entwickeln. Hier ist in erster Linie Harrison Whites Versuch zu nennen, auf netzwerkanalytischer Grundlage eine über Netzwerke im engeren Sinne hinausgehende, konstruktivistische Sozialtheorie auszuarbeiten. Auf der anderen Seite steht die systemtheoretische Interpretation des Netzwerkbegriffs, die stärker als Whites Netzwerktheorie darum bemüht ist, den gesellschaftlichen Stellenwert von Netzwerken – und das heißt vor allem: ihr Verhältnis zu anderen sozialen Strukturen – zu klären. Trotz recht unterschiedlicher Ausgangspunkte versuchen beide Ansätze, Netzwerke nicht einfach vorauszusetzen, sondern ihre Konstitution zum Gegenstand soziologischer Erklärung zu machen. In Frage steht lediglich, ob es dabei um einen sozialen Sachverhalt (oder auch: einen Typus sozialer Systeme) neben anderen geht oder um die Grundlage von Sozialität schlechthin“ Zu lesen sind acht spannende Beiträge, zu den
vollständigen abstracts geht es hier…

15. Juli 2010
von Tom Levold
Keine Kommentare

Coaching spürt keine Krise – vermehrte Nachfrage – steigende Professionalität

Die Beratungsfirma„Trigon Entwicklungsberatung“ hat seit 1997 mehrere Befragungen zum Thema Coaching durchgeführt und legt nun die Ergebnisse der aktuellen Umfrage 2010 vor. Dabei wurden ca.300 Personen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz befragt, die sich mit dem Thema Coaching als KundInnen, PersonalentwicklerIinnen oder als Coachs beschäftigen:„Zusammenfassend ist fest zu halten, dass die Kunden „professioneller“ geworden sind. Sie haben oft schon mehrere Coaching-Prozesse hinter sich (75 % mehr als einen Coaching-Prozess bereits erlebt!) und verlangen gute und effektive Arbeit. Das heißt wiederum, dass Coachs sich um profunde psychosoziale und sachliche Arbeit, um die Prozessgestaltung und Beziehungspflege mehr annehmen müssen als bisher. Das zeigen auch die Ergebnisse der Anforderungen an Coach und Coaching, die mehr Beziehungs-, Vertrauens- und Prozess-Aspekte enthalten als Fachaspekte. Hier wird eine Methode genutzt, die auch krisenresistent ist, was die Fragen an alle Beteiligten Zielgruppen deutlich aufzeigte“
Zur Zusammenstellung der Ergebnisse im Einzelnen…

14. Juli 2010
von Tom Levold
Keine Kommentare

Informationswissenschaftliche Begriffe und Kernprozesse aus Sicht des Radikalen Konstruktivismus

In der Reihe„Churer Schriften zur Informationswissenschaft“ ist die Diplom-Arbeit von Rene Frei über„Informationswissenschaftliche Begriffe und Kernprozesse aus Sicht des Radikalen Konstruktivismus“ veröffentlicht und im Internet zugänglich gemacht worden. In der Übersicht heißt es:„Die Informationswissenschaft beruht auf einer positivistisch-ontologischen Sichtweise, welche eine Realität als beschreib- und erfassbar darstellt. In dieser Arbeit werden die Grundbegriffe und exemplarische Kernprozesse der Informationswissenschaft aus Sicht des Radikalen Konstruktivismus betrachtet, einer Erkenntnistheorie, welche besagt, dass der Mensch seine Wirklichkeit nicht passiv erfährt, sondern aktiv konstruiert. Nach einer kurzen Beschreibung der Informationswissenschaft wird zum Radikalen Konstruktivismus übergeleitet und die daraus folgenden Konsequenzen für Verständigung und Wirklichkeit erläutert. Der konventionellen Anschauung von Daten, Information, Wissen, etc. wird dann diese neue Sichtweise entgegengestellt. Darauf aufbauend werden Informationsverhalten, – pathologien und -prozesse vom radikal-konstruktivistischen Standpunkt aus dargestellt. So sollen der Informationswissenschaft ein breiteres Verständnis für ihren Gegenstandsbereich und zusätzliche Kompetenzen vermittelt werden“
Zum vollständigen Text…

12. Juli 2010
von Tom Levold
Keine Kommentare

Jenseits der Sprache…

… so lautet das Motto des thematischen Schwerpunktes der aktuellen Ausgabe von Familiendynamik, die hier Aktionsmethodenund„szenisch-systemischen Arbeitsformen“ vorstellt:„Szenische Settings ermöglichen es (…), Kommunikation und Meta-Kommunikation eng verwoben und doch klar getrennt voneinander zu handhaben“, schreiben Ulf Klein und Arist von Schlippe in ihrem Editorial. Neben dem Schwerpunkt-Thema gibt es wie gewohnt eine Fülle verschiedener Themen, darunter auch die lesenswerte deutsche Übersetzung eines Aufsatzes von Ethan Watters aus der New York Times von Januar 2010 über die„Amerikanisierung von psychischen Krankheiten“, in dem er die Thesen aus seinem ebenfalls im Januar erschienenen Buch„Crazy Like Us: The Globalization of the American Psyche“ zusammenfasst.
Zu den vollständigen abstracts…

11. Juli 2010
von Tom Levold
Keine Kommentare

Benjamin Zander

Benjamin Zander ist Engländer, Chefdirigent der Bostoner Philharmoniker und ein hinreißender Lehrer (mit seiner Frau, einer systemischen Therapeutin, hat er übrigens ein schönes Buch geschrieben: The Art of Possibility). In diesem wunderbaren Video spricht er über seine Arbeits-Philosophie und zeigt eindrucksvoll in einer kurzen Arbeit mit einem jungen Cellisten, wie man mit einer positiven Einstellung zu Fehlern („How Fascinating“) zu neuen Möglichkeiten gelangen kann. 30 Minuten, die sich lohnen (man merkt ohnehin nicht, wie die Zeit vergeht!)

10. Juli 2010
von Tom Levold
Keine Kommentare

Qualität, Erfolg und Misserfolg im therapeutischen Feld

Im Editorial der aktuellen Ausgabe von„Psychotherapie & Sozialwissenschaft“ heißt es:„Psychotherapeuten, Berater und Angehörige der sozial unterstützenden und pflegenden Berufe sollten gute Praxis anbieten. Sie sollten sich dem Expertenurteil und dem der Klienten und Patienten stellen, ein vertrauenswürdiges und vertrauensfähiges Beziehungsangebot machen, die Intelligenz und Urteilskompetenz des Klienten und Patienten anerkennen und die eigene fachliche und interdisziplinäre Fortbildung ernst nehmen. Forscher und Praktiker sollten eine gemeinsame Sprache finden, in der man wechselseitig voneinander profitiert. All dies ist wünschbar. Doch wie sieht es in der Realität aus? Was sagen Personen, deren Therapien nicht gelangen? Wie lösen Psychotherapeuten die besonders anspruchsvolle Aufgabe, einem Patienten zu beschreiben, was ein psychoanalytisches Vorgehen ist? Gibt es eine Kluft zwischen dem Handwerk der diagnostischen Praxis und der wissenschaftlichen Systematik? Reden Ärzte mit Nicht-Ärzten, und kommt etwas dabei heraus?“ Die Beiträge des Heftes sind diesen und anderen Fragen gewidmet.
Zu den vollständigen abstracts…

8. Juli 2010
von Tom Levold
Keine Kommentare

Systemische Therapie und die Zufriedenheit der KlientInnen

In Heft 2/2004 der Zeitschrift systeme erschien ein Beitrag von Stefan Geyerhofer (Foto: www.oeas.at), Johannes Ebmer und Katharina Pucandl, der die Bedeutung der KlientInnenzufriedenheit für die Qualitätssicherung in Systemischer Psychotherapie untersucht:„Anhand einer am Institut für Systemische Therapie (IST) in Wien durchgeführten Evaluationsstudie werden die Ausgangssituation und konkrete Möglichkeiten zur Erfassung der KlientInnenzufriedenheit beschrieben. Ausgewählte, erste Ergebnisse zum Thema Dauer der Therapie, Anzahl der Sitzungen und zur Generalisierung erreichter Lösungen werden beispielhaft mit ihrem Nutzen für die konkrete therapeutische Arbeit, im Sinne der Erhaltung und Verbesserung der Qualität Systemischer Psychotherapie dargestellt. Die Bedeutung und Reliabilität von telefonischen Follow Up Befragungen für die Erfassung von Therapieerfolgen wird diskutiert“ Der Beitrag ist auch online zu lesen,
und zwar hier…

6. Juli 2010
von Tom Levold
Keine Kommentare

Zum Verhältnis von Forschung und Praxis in der Psychotherapie

Bereits 1997, also noch vor dem Inkrafttreten des Psychotherapeutengesetzes mit seiner Betonung der Notwendigkeit der„Wissenschaftlichen Fundierung“ von Psychotherapie-Verfahren, hat Jürgen Kriz einen kritischen Aufsatz über das Verhältnis von Forschung und Praxis in der Psychotherapie in„Psychotherapie Forum“ veröffentlicht, das in systhema nachgedruckt wurde und dortselbst auch online zu lesen ist:„Das Verhältnis zwischen Praxis und Theorie läßt sich als Verhältnis von Landschaft zu Landkarte charakterisieren: Therapeuten sind dann Menschen, deren Qualität sich vornehmlich daran zu zeigen hat, wie sie die Landschaft durchwandern (als begleitende Führer derer, die sich ihnen anvertrauen), wie sie dabei Hindernisse zu überwinden, Gefahren zu erspüren, eisige Nächte und trockene Wüsten zu durchstehen vermögen. Von ganz anderer Art sind die Anforderungen an Kartographen – d. h. die Theoretiker und Forscher: Die Karten, die sie zeichnen, müssen z.B. möglichst klar, detailliert und doch handhabbar sein. Die alte Leitidee, Landkarten sollten „wahr” sein, hat hingegen die wissenschaftstheoretische Debatte inzwischen – und das nicht erst in der Postmoderne – als „science fiction”, als Fiktion von „Wissenschaft”, entlarvt. Es kann nämlich unendlich viele Abbildungen einer Landschaft (z.B. der „Stadt Zürich”) geben – und ich wähle für einen Moment dieses konkrete Beispiel „Zürich”, da es mir eher weniger komplex und eher handhabbar erscheint als die Landschaft „Psychotherapie”: Eine grobe sight-seeing-map ist nicht unwahrer als eine präzise 1:1000 Darstellung der Ebene, sie dient nur anderen Zwecken. Für viele Zwecke ist die sight-seeing-map wegen ihrer Übersichtlichkeit und leichteren Handhabbarkeit aber nicht nur nützlicher, sondern sogar auch präziser als ein dickes und schweres Kartenwerk – so z.B. hinsichtlich der Frage, was viele Menschen gerne besichtigen. Zudem enthält auch das schwerste, umfangreichste Kartenwerk grundsätzlich unendlich viele Aspekte nicht (z. B. über Luftverschmutzung zu einem bestimmten Zeitpunkt, die Vernetzung mit Telefonen, die Besuchshäufigkeit zwischen den Menschen). Wenn man solche Fragen hat, können und müssen Spezialkarten erstellt werden. Damit wird auch sofort deutlich, daß es das Kartenwerk – sprich: die Theorie – nicht geben kann. Man sollte sich daher nicht durch vollmundige Behauptungen mancher Psychotherapieforscher – wie: man habe alles erfaßt und objektiv richtig wiedergegeben – mundtot oder kritikunfähig machen“
Zum vollständigen Text…

4. Juli 2010
von Tom Levold
Keine Kommentare

Gregory Bateson

Heute vor 30 Jahren starb der englische Anthropologe, Biologe, Sozialwissenschaftler, Kybernetiker und Philosoph Gregory Bateson, dessen Theorien zur Kommunikation und zur„Ökologie des Geistes“ von wesentlicher Bedeutung für die Entwicklung der systemischen Therapie war. Stephen Nachmanovitch, Musiker, Autor und Computerkünstler, hat Bateson, der den größten Teil seines Lebens in den USA geforscht und gelehrt hat, 1972 als Student kennen gelernt. 1981 hat er einen sehr schönen Text über Gregory Bateson in der Zeitschrift„Coevolution Quarterly“ veröffentlicht, der die Persönlichkeit Batesons auf eine besondere Art und Weise nahebringt.
Zum vollständigen Text