Heute feiert Bernd Schmid seinen 75. Geburtstag und systemagazin gratuliert ganz herzlich. Bernd Schmid gehört zu den Pionieren der systemischen Organisationsberatung und -entwicklung und steht für eine originäre Verknüpfung transaktionsanalytischer und systemtheoretischer Konzepte. 1984 hat er das isb in Wiesloch gegründet, ein Weiterbildungsinstitut für die Bereiche systemischer Beratung, Coaching, Team- sowie Personal-, Organisations- und Kulturentwicklung in Bezug auf die Steuerung von Organisationen in Veränderungsprozessen und der Passung zwischen Menschen und Organisationen. Zu seinem 70. Geburtstag hat er die Leitung abgegeben. Auf der website des ist eine Vielzahl von Texten, Audio- und Videodateien von Bernd Schmid zu finden, die er wie schon immer großzügig frei zur Verfügung stellt, unter anderem das über 210 Seiten starke isb-Handbuch Gemeinsam Wirklichkeiten gestalten, das sich um die Themen Coaching, OE / Change, Kommunikation, Persönlichkeit & Rolle, Kultur / Kulturentwicklung, Teams, Führung, Lernen, Verantwortung / Macht, Seelische Bilder / Metaphern / Träume, Steuerung / Selbststeuerung, isb Konzepte und Modelle, Dilemma und Sinn sowie Konflikte und Krisen dreht. Auch aus dem Ruhestand heraus steht er als Mentor, Begleiter und Berater immer noch seinen Nachfolgern am Institut zur Seite.
Lieber Bernd, zum 75. Geburtstag und für die kommende Zeit alles Gute, Gesundheit, Wohlbefinden und Glück!
Anfang der 1990er Jahre habe ich Heinz J. Kersting kennengelernt und mit ihm das 1991 erschienene Buch „Das gepfefferte Ferkel“, ein Lesebuch für SozialarbeiterInnen und andere Konstruktivisten zusammengewürfelt von Theodor M. Bardmann, Heinz J. Kersting und Hans-Christoph Vogel. Ein geniales Buch: mit Beipackzettel und wunderschönen Zugängen zu konstruktivistischen Vorstellungen. Humorvoll, listig und lustig, mit Spaß und Vielfalt und einer ordentlichen Portion Weisheit. „Es [das Lesebuch] ist streckenweise so weise, dass letztlich nur die LeserInnen wissen, wie weise das ist, was sie da nach dem Lesen wissen“ [aus dem Beipackzettel]. 130 Seiten perfekte Vorbereitung zum Start meiner Selbstständigkeit 1994.
… und was bleibt, wenn Etiketten ausbleichen, nicht mehr ersichtlich ist, was eingemacht worden ist und Einmachgläser keinen „Unterschied mehr machen, der einen Unterschied macht“ …
Da Beobachter das verstehen, was sie verstehen, tut der Diagnostiker gut daran, Aufstellungen auf dem „Familienbrett“ erst nach Befragen der Aufstellenden zu deuten. Denn auch hier gilt: „Client/patient knows best!“
Insbesondere die Ansätze der strukturellen Familientherapie haben die Bedeutung der Generationengrenzen hervorgehoben. Die Systemtheorie beschreibt die Grenze zwischen System und Umwelt als bedeutsam. Auch Generationen sind sich gegenseitig Umwelten. Für das Weiterbestehen von Systemen ist die Reflexion des Vorherigen „Was war zuerst da und was können wir für die Zukunft daraus lernen?“ überlebenswichtig. Dabei ist es wichtig, die Bedürfnisse der verschiedenen Subsysteme und deren spezifischen Bedürfnisse und Lernbedarfe zu berücksichtigen. „Ab hier bitte nur noch Kinder“ – meint damit: Lasst die Kinder in ihrem eigenen Tempo und auf ihre eigene Weise lernen, gebt Ihnen Raum zu experimentieren und Fehler zu machen. Aber haltet den sicheren Rahmen, den dies braucht und der von eurer Lebenserfahrung angereichert ist. Und: Der Raum der Erwachsenen ist der Raum der Erwachsenen, mit eigenen Bedürfnissen und Themen. Achtet die Unterschiede und pflegt die Gemeinsamkeiten.
Schon vor fünf Jahren ist hier einiges zu Klaus Deissler und seinen Beiträgen zur Entwicklung des systemischen Ansatzes vor allem in seiner sozialkonstruktionistischen Variante anlässlich seines 65. Geburtstages gesagt worden. Heute wird er 70 und systemagazin gratuliert ganz herzlich.
Ein wichtiger Aspekt seiner Arbeit galt immer auch der Verständigung mit und Förderung von Kolleginnen und Kollegen in den damals sozialistischen Ländern Osteuropas und in Kuba.
Auf der Website des Taos-Institutes ist ein schöner Dialog der kubanischen KollegInnen Rosario María Fraga Gómez und Elsa Loipa Araujo Pradere mit Klaus Deissler zu lesen, in dem dieser seine Verbindung und seine Erfahrungen mit dieser Arbeit reflektiert und der offenbar aus dem Jahr 2020 stammt. In der Einleitung heißt es:
„For twelve years now a group of therapists from the Psychiatric Service of the Joaquín Albarrán Hospital in Havana have been working in collaboration with the Family Therapy Institute in Marburg, particularly with you. During this period, we have sustained encounters and dis- encounters, yet we have prevailed despite all the red tape, language barriers and also, perhaps, cultural barriers. We don’t know if you are aware of what you represent for our Psychiatric Service. We could even say that today there is a time B.K and another A.K, with regards to our postulates as therapists before and after having attended your seminars. We are deeply grateful to you and although we are not religious, we consider your visits a blessing from God, a miracle which has made our dream come true, that of becoming family therapists with practical dialogue training, based on the theory of a The certain thing is that we don’t know specific school. We believe your perseverance, honesty and personal devotion, while working with our team, your style of implied relation, imbued in a sense of passion for your work, made possible for a large group of our physiatrists to embrace this method and will continue to honor your invitation to continue a horizontal dialogue during psychotherapies. Perhaps we should explain what the acronyms mean: B.K (before Klaus): we therapists were like the fortune-tellers of the oracles, both aware and proud of our power (knowledge), expected to reveal the ̈truth’’ or current and future problems, based on signs, symptoms, symbols, signals, formulations, language, conduct, emotions, relations, relations, etc., telling people what should be done and how. In our case, the oracle was the family and its narrations. A.K (after Klaus): the starting point of therapists was one of not knowing. We do not have to boast about our technical knowledge, or reveal hidden secrets, nor do we search for an absolute truth, but rather multiple descriptions. We base ourselves on the family system to find new possible solutions; we do not make critical judgments, inquiring with a positive attitude. We also display our emotions as an element of implied relation, attempting to maintain a symmetric relation and to promote a respect of differences, based on diversity, paralogía, polyphony and multi-vocality. Due to the fact that at this very moment you are several hundreds of kilometers away, we have not other choice than to attempt a dialogue, as we have done before, through emails. For this purpose we have prepared a series of questions, which we can modify if you do not feel comfortable with them. We would like to know a bit more about you and also to be able to learn, as the conversation unfolds.“
„Bei Klientinnen und Therapeutinnen redet vieles mit. Ich weiß noch nicht, wie es weitergeht, aber das, was es für den nächsten Schritt braucht, zeigt sich schon – der Weg entsteht, indem wir ihn gehen.“ Das Foto zeigt ein Bild, die mein Sohn einmal für einen Vortrag von mir gemalt hat.
zu meinen beiden Fotos habe ich folgende Assoziationen:
Diese Uferschwalben leben in Kolonien; hier auf Bornholm. Noch! Als – seit 66 Jahren – Hobby-Ornithologe rätsele ich, aber intensiv erst mit der Ausbildung zum systemischen Familientherapeuten an Antworten zu einer Beschreibung und Erklärung des Verhaltens dieser sozialen Wesen. Wie könnten ihre sie verbindenden Muster der Kommunikation in unsere Sprache gefasst werden? Mit „Instinkt“? „Papi, Was ist ein Instinkt?“ Bateson: „Ein Instinkt, meine Liebe, ist ein Erklärungsprinzip.“ Tochter: „Aber was erklärt es?“ Vater Gregory: „Alles – fast alles überhaupt. Alles, was man damit erklären will.“ Seine Metaloge lese ich wieder und wieder.
Einer meiner Lehrer, Steve de Shazer benutzte gerne die amerikanische Metapher vom Tit-for-tat. Die Geräusche beim Klöppeln von Spitzenmustern imitierend. Im Sinne von Freundlichkeit erzeugt Freundlichkeit. Das Gegenteil auch. Clint Eastwood zum bedrohlichen Colt-Träger an der Bar des Saloons: „Du kannst mir alles sagen, Kamerad, aber lächle dabei.“ Ein Muster, das verbindet. Falls der andere dann auch eine freundliche Miene zieht, nicht den Colt. (Nein! Doch nicht! Falls der den Colt zieht, gibt es ja ein neues Muster, das verbindet.)
Mein Foto habe ich „Schnittstellen“ genannt, weil es mein systemisches Verständnis und meinen systemischen Umgang in der stationären Jugendhilfe, Jugendpsychiatrie und vor allem in der systemischen Paar- und Familientherapie auf den Punkt bringt. Auf beiden Seiten (Klienten und Therapeuten, Kinder und Eltern etc.) gibt es unglaublich viele Ressourcen und Lösungen, die es erklärbar, vernetzbar und nutzbar zu machen gilt. Nach und nach entsteht an der Schnittstelle etwas Fragiles, was sich dann sanft verbindet und anschließend Festigkeit erreicht, vielleicht sogar Heilung.
Ein Foto, das ich morgens früh beim Gassigehen mit unserem Hund Cookie von unserem Haus gemacht haben. Wir wohnen in einer Hausgemeinschaft mit anderen Generationen und haben hier eine Gartenwohnung. Die Anlage liegt direkt an einem Park. Mich fasziniert das Bild, weil einerseits die Grenzen zum Himmel ganz klar sind, aber die Grenzen der ganzen Bewohner*innen und Familien sowie zur Natur erst im Laufe des neuen Tages von außen sichtbar werden und in sich ja nur, wenn man wirklich in Kontakt treten würde. Ich habe dazu einen Impuls geschrieben:
Der neue Tag Alles ist klar. Getrennt und dennoch verbunden. Grenzen sind greifbar. Nur für den Moment. Himmel und Erde berühren sich. Die Natur, das Leben erwacht. Doch was wartet in uns, verändert sich? Menschen, Familien, Vertrautes. Nur ein kleiner Tag, der den Impuls für den nächsten hat.