systemagazin

Online-Journal für systemische Entwicklungen

2. März 2013
von Tom Levold
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Humor in der Psychotherapie

1992 hat Hans-Peter Heekerens in der„Praxis der Kinderpsychologie und Kinderpsychiatrie“ einen schönen Artikel über„Humor in der Familientherapie – Zum Stand der Diskussion“ verfasst, der auch online zu lesen ist. Im abstract heißt es:„Insbesondere strategische und systemische Familientherapeuten zeichnen sich zunehmend mehr durch humorvolle Interventionen aus. Damit wird eine neue Runde in der schon alten Diskussion um Funktion und Bedeutung von Therapeutenhumor in der Psychotherapie eröffnet. Auf der Basis der vorliegenden Literatur wird ein Einblick in den derzeitigen Diskussionsstand gegeben. Deutlich wird dabei dreierlei: Auf dem Hintergrund einer konstruktivistischen Epistemologie gerät Therapeutenhumor in ein völlig neues Licht, strategische und systemische Therapeuten können Humor in verschiedenem funktionellen Zusammenhang einsetzen, und im Verbund mit einer systemischen Grundhaltung scheint Therapeutenhumor von eminenter positiver Bedeutung“.
Zum vollständigen Text…

27. Februar 2013
von Tom Levold
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Lob der Gruppendynamik

Ein Loblied auf die Gruppendynamik singen Roswita Königswieser, Rudolf Wimmer und Fritz B. Simon in der neuesten Ausgabe der„OrganisationsEntwicklung (1/2013). Titel:„Back To The Roots? Die neue Aktualität der («systemischen») Gruppendynamik“.„Die Autoren beschreiben, warum sie der leidenschaftlichen Überzeugung sind, dass die «Systemische Gruppendynamik» wegen bzw. trotz ihres machtvollen, riskanten Ansatzes, mehr denn je zu den wirkungsvollsten Impulsen – sowohl für die Entwicklung der Persönlichkeit als auch für das tiefe Verstehen von Gruppen – zählt“, heißt es im abstract. Lesenswert allemal, und auch im Netz zu finden, nämlich auf den Seiten von osb,
und zwar hier…

23. Februar 2013
von Tom Levold
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SOZIALPSYCHIATRIE GESTERN, HEUTE UND MORGEN

In einem Vortrag für den Jahreskongress der Schweizerischen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie und der Schweizerischen Gesellschaft für Sozialpsychiatrie 2009 in Genf hat Luc Ciompi, einer der großen Vertreter der Sozialpsychiatrie, eine kleine Bilanz der wichtigsten Wurzeln und Leitideen gezogen. Sozialpsychiatrie ist in den vergangenen Jahren deutlich gegenüber der biologischen Psychiatrie ins Hintertreffen geraten. Ciompi sieht dennoch eine Zukunft für sozialpsychiatrischen Denken, wenn sie sich mit der Neurobiologie zu einer Neuro-Soziopsychiatrie verbindet – was durch die zahlreichen neurobiologischen Befunde naheläge, die die Umweltabhängigkeit sowohl der neuronalen Feinstruktur des Gehirns wie auch der Aktivation oder Hemmung mancher Gene bis ins hohe Alter hinein beweisen. Ob Ciompis Optimismus berechtigt ist, bleibt abzuwarten. Der Vortrag ist im„Bulletin Psy & Psy“ der Gesellschaft erschienen und auch online zu lesen,
und zwar hier…

22. Februar 2013
von Tom Levold
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Boykott des DSM-V

In den USA hat sich kurz nach der Bekanntgabe der Veröffentlichung der neuen DSM-Version ein„Committee to Boycott the DSM-V“ gegründet, dass die fragwürdige Konstruktion des neuen Diagnostischen Manuals und seine fehlende wissenschaftliche Begründung attackiert (siehe hierzu auch das Buch von Allen Frances: Normal. Gegen die Inflation psychiatrischer Diagnosen). In einer Pressemitteilung vom 6.2. heißt es:

„Little more than 2 weeks after the American Psychiatric Association’s announced that its new Diagnostic and Statistical Manual, DSM-5, was available for “pre-order”, the Committee to Boycott the DSM-5 has called for a boycott of the new Manual by professional mental health practitioners, researchers and all those who might have occasion to use it. Comprised of professionals and activists across the United States and Canada, the Committee is also urging users of mental services and their families to press the psychotherapists and physicians who treat them to neither  purchase nor use the DSM-5. The new edition of the DSM, often referred to as “ psychiatry’s bible”, is scheduled for publication by the American Psychiatric Association in May of this year.
The Committee’s objective is to curtail sales of the new DSM, which, in previous editions, has sold millions of copies throughout the world, and to persuade practitioners who are obliged to use diagnostic codes to utilize those contained in the International Classification  of Diagnoses (ICD).  The Boycott Committee’s opposition to the new DSM is rooted in its concern that the DSM and its several hundred diagnoses or disease categories can do much more harm than good when applied to psychiatric patients. The Committee points to the analytical work of American clinical researchers Stuart Kirk and Herb Kutchins and of Richard Bentall of the U.K. which demonstrates that the DSM’s diagnoses have little scientific evidence to support them. In research terms, they have no construct validity and very poor inter-rater reliability, or agreement among psychiatrists about the definitions of clinical diagnoses. The Committee also cites the admission this past December by Dr. Dilip Jeste, president of the APA, that twenty years of research had revealed that “… most psychiatric disorders lack validated diagnostic biomarkers, and … psychiatric diagnoses are still mostly based on clinician assessment…”
The constant criticism that has accompanied compilation of the new DSM and the resulting skepticism about DSM’s classification system have called into question a range of diagnoses, including those presumably long-established, such as schizophrenia, and those just added to the new DSM by the APA’s DSM-5 Task Force, which number more than fifty. Among these latter is Somatic Symptom Disorder, which is defined in DSM-5 as preoccupation with the symptoms of chronic illnesses by those who suffer from them. Consternation has also been caused by the removal of the bereavement exception from assessment of serious depression. Individuals who experience grieving that extends beyond two weeks will now find themselves, should they visit a psychiatrist or psychotherapist for help, candidates for diagnosis with Major Depressive Disorder.
The great fear among Committee members is that ordinary behavior will now be construed as pathological. Coincidentally, all references to psychosocial, environmental and spiritual issues, integral to clinical assessment in DSM-IV, have been removed from DSM-5. This decision appears to send a clear signal to clinicians that treatment for persons judged to have psychiatric disorders can be reduced to the prescription of psychoactive medications, despite evidence of their toxicity and growing doubt about their effectiveness.
Ultimately, the APA appears to have shrugged off the criticism received from professional, advocacy and lay public stakeholders during the three public reviews of its proposals.  In the estimation of many, the APA has undermined its own credibility, choosing to protect its intellectual property and publishing profits, not the public trust. Allen Frances, editor of the DSM-IV and most widely known critic of the new DSM, recently asserted that the price of $199 per copy of the new DSM will make it the most costly of all DSMs published to date and represents the APA’s attempt to re-coup its $25 million investment in DSM-5’s development and publication“
Weitere Informationen und einen Blog gibt es hier…

 

21. Februar 2013
von Tom Levold
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Harry Stack Sullivan (21.2.1892-14.1.1949)

Heute vor 120 Jahren wurde Harry Stack Sullivan (Foto: www.arlingtoncemetery.net) geboren, der Begründer der interpersonalen Persönlichkeitstheorie und Psychotherapie. Er lässt sich als Vorläufer kontextueller und systemischer Konzepte betrachten. Als Psychoanalytiker stellte er die Freudsche Triebtheorie radikal in Frage und betonte die Bedeutung interpersonale Transaktionen für alle Aspekte psychischen Erlebens. Persönlichkeit existiert aus dieser Perspektive nur in und aus der Beziehung mit anderen Personen. In den 30er Jahren begegnete Sullivan in New York Erich Fromm und Karen Horney, die aus der Auseinandersetzung mit Sullivans Konzept der Interpersonalen Psychiatrie die Neopsychoanalyse entwickelten. In dieser Zeit kam es auch zu einer fruchtbaren Zusammenarbeit mit Sozialwissenschaftlern und Ethnologen wie Ruth Benedict, Margaret Mead, Bronisław Malinowski, Edward Sapir und anderen. Hartmut Siebhüner hat eine Dissertation zu Leben und Werk Sullivans verfasst,
die hier zu lesen ist…

20. Februar 2013
von Tom Levold
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Nachruf auf Frank Farrelly (1931-2013)

Noni Höfner, eine bekannte Vertreterin der provokativen Therapie in Deutschland, hat auf Frank Farrelly (Foto: www.provokativ.com), den Begründer dieser Therapierichtung, der im Alter von 81 Jahren gestorben ist, einen Nachruf verfasst, der im letzten Coaching-Newsletter von Christopher Rauen erschienen ist. systemagazin veröffentlicht ihn an dieser Stelle mit herzlichem Dank für die Erlaubnis von Noni Höfner und Christopher Rauen:

Frank Farrelly ist tot. Er starb am 10. Februar 2013 nach längerer Krankheit. Er war einer der großen, weltweit bekannten Therapiegründer und ein außergewöhnlicher Mensch, der die Psychotherapie der letzten fünfzig Jahre entscheidend geprägt hat, direkt und indirekt. Viele wissen z.B. nicht, welchen hohen Anteil Franks Arbeit bei der Entwicklung des NLP hatte, zumal er für Grinder und Bandler neben Virgina Satir, Fritz Perls und Milton Erickson eines der zentralen„models“ war. Farrelly ist es zu verdanken, dass das Lachen in der Psychotherapie„gesellschaftsfähig“ wurde und nicht mehr als Kunstfehler betrachtet werden musste. Deshalb nannte man ihn auch den„Vater des Humors in der Psychotherapie“. Es war ihm aber immer ein zentrales Anliegen, nicht in den„Guru-Status“ erhoben zu werden –  so konnte er fuchsteufelswild werden, wenn jemand zu ihm sagte:„Du bist mein Guru“.
Frank Farrelly entwickelte die Provokative Therapie bereits Anfang der Sechzigerjahre. Das heißt, er sagte stets, dass das keine langsame Entwicklung war, sondern dass die Provokative Therapie plötzlich auftauchte. Monatelang hatte er mit einem äußerst therapieresistenten schizophrenen Patienten streng klientenzentriert gearbeitet, ihm aufmerksam zugehört und versucht, jede noch so winzige positive Regung kräftig zu unterstützen. Leider ohne jeglichen Erfolg. Eines Tages verlor Farrelly die Geduld und stimmte dem Patienten zu, dass dieser wertlos, hoffnungslos und zu nichts nütze sei. Zu seiner großen Überraschung verzweifelte der Patient nicht, sondern richtete sich auf und begann energiegeladen zu protestieren und seine guten Seiten aufzuzählen. Es war die Geburtsstunde der Provokativen Therapie, die erst später diesen Namen bekam.
Als ich Frank Farrelly 1985 auf einem seiner ersten Workshops in Deutschland kennen lernte, eilte ihm der Ruf voraus, er sei ein wildgewordener Kliniker aus den USA, der eine total durchgeknallte neue Therapieform erfunden habe, in der der Humor eine zentrale Rolle spiele.
Mein erster Eindruck war entsprechend: Ich beobachtete fasziniert, wie Farrelly fröhlich und hemmungslos alle Regeln der Psychotherapie verletzte, die mir in den letzten 15 Jahren nach Abschluss meines Psychologiestudiums als unantastbar beigebracht worden waren. Es war ein Hochgenuss und ich verfiel der Provokativen Therapie sofort mit Haut und Haaren! Wenn das Therapie war, wollte ich unbedingt mehr darüber wissen. Ich sagte zu Frank:„Ich bin verwirrt. Sie beleidigen die Klienten und alle amüsieren sich königlich und sagen hinterher, sie hätten sich noch nie so akzeptiert und verstanden gefühlt. There must be something more!“ -„Yes, there is something more!“, sagte er mit einem Lächeln, und bot mir an, am nächsten Tag ein so genanntes„Module“ (eine 25-minütige Live-Arbeit im Workshop) mit ihm zu machen. Es war ein unvergessliches Erlebnis.
Farrelly ging es zunächst wie allen genialen Erfindern, die ihrer Zeit um Jahrzehnte voraus sind: Er wurde wegen seiner neuen Vorgehensweise in der Luft zerrissen. Farrelly arbeitete damals in einer psychiatrischen Klinik mit schwer gestörten Patienten und es wurde ihm bescheinigt, dass seine Ergebnisse beeindruckend, aber seine Methode untragbar sei. Nur wenige erkannten das Potential, das in dieser Methode liegt, unter anderen der damals bereits betagte Carl Rogers, der gesagt haben soll:„Wenn ich jung wäre, würde ich Farrellys neuen Therapieansatz probieren“.
Farrelly und die Provokative Therapie polarisieren bis heute, sie lassen niemanden kalt. Frank wurde daher von vielen geliebt aber auch immer wieder angegriffen, speziell von denen, die ihn und die Provokative Therapie nur vom Hörensagen kannten:„Sowas kann man doch nicht machen!“, sagten sie entrüstet, getreu dem Motto:„Je prägnanter die Urteile eines Menschen umso weniger von Sachkenntnis getrübt!“ An den auch heute noch auftauchenden empörten Reaktionen mancher Außenstehender kann man ablesen, dass die Provokative Therapie selbst nach fünfzig Jahren noch nicht zum therapeutischen Allgemeingut gehört und unserer Zeit immer noch weit voraus ist.
Was an der Provokativen Therapie entzweit die Geister so heftig? Es ist eine sehr komplexe Vorgehensweise und in Kurzform könnte man sagen: Der Kontrast zwischen der Oberfläche, also dem nackten Inhalt des gesprochenen Wortes, und der dahinter stehenden wertschätzenden Grundhaltung des Anwenders wird nicht für jeden sofort sichtbar. Das hinter der Provokativen Therapie stehende sehr positive, wohlwollende und unterstützende Menschenbild, das sich auf die Fähigkeiten des einzelnen und seine Selbstverantwortung konzentriert, hat der Therapeut im Hinterkopf, aber was er ausspricht, klingt ganz anders. Frank selbst sprach immer vom„open heart chacra“, das für die provokative Arbeit unerlässlich sei. Für ihn war das so selbstverständlich wie atmen. Eine von Franks Klientinnen beschrieb ihn einmal folgendermaßen:„He is the kindest, most understanding man I have ever met in my whole life, wrapped up in the biggest son-of-a-bitch I have ever met!“.
Es ist deshalb ein Riesenunterschied, ob man diese Therapieform als Beobachter oder als direkt betroffener Klient erlebt. Die Klienten spüren die liebevolle Akzeptanz, während die Beobachter oft nur die unverfrorene„Unverschämtheit“ sehen und hören. Sowohl in Franks Workshops als auch in meinen provokativen Fortbildungen waren und sind die Beobachter der Live-Arbeiten häufig überzeugt, sie würden sich so niemals behandeln lassen. Es überrascht sie dann sehr, dass die Klienten sich stets angenommen und verstanden fühlen und sogar oft sagen,„das war doch gar nicht so provokativ“. Sobald sie dann selbst als Klienten fungiert haben, schließen sie sich dieser Meinung an.
Frank hat uns stets in der Auffassung unterstützt, dass Provokative Therapie nicht nur eine Therapieform, sondern eine geistige, fast philosophische innere Haltung ist. Wer diese Grundhaltung verstanden und verinnerlicht hat, muss keine starren Regeln einhalten, sondern kann den provokativen Ansatz passend zur eigenen Persönlichkeit umsetzen. Das gilt auch für Anwender, die gar nicht explizit oder nur noch provokativ arbeiten wollen. Provokative Vorgehensweisen lassen sich in praktisch jedes Umfeld einbauen: in Therapie und Beratung, Coaching, Training, Mediation und Management. Auch in der privaten Kommunikation verhelfen sie zu reibungsloserem, positiverem Umgang miteinander. Frank hat daher weltweit unzähligen Menschen zu mehr Effizienz und Freude bei der Arbeit und im Privatleben verholfen. Dafür sind wir ihm sehr dankbar!
Da die Provokative Therapie so ungewöhnlich und komplex ist, gab es immer wieder Stimmen, die behaupteten: Nur Frank Farrelly kann Provokative Therapie machen! Frank meinte dazu grinsend, er wisse nicht nur von vielen, weltweit provokativ arbeitenden männlichen Kollegen, er kenne sogar blonde Frauen, die das auch könnten, selbst wenn sie aus dem für seine Humorlosigkeit weltbekannten Deutschland stammten. Das ist ein typisches Frank-Kompliment.
Ich verdanke Frank unendlich viel. Ich kenne ihn seit fast 30 Jahren und er hat nicht nur meine Berufslaufbahn entscheidend geprägt, denn ohne ihn gäbe es kein D.I.P. (das Deutsche Institut für Provokative Therapie) mit seiner großen Gemeinde professioneller Kommunikatoren, denen durch provokative Arbeit das Leben erleichtert wurde. Fr
ank wurde auch zu einem sehr engen, loyalen, geliebten und geschätzten Freund. Für unsere ganze Familie – mich, meinen Mann und unsere Kinder – war er jahrzehntelang eine feste Größe, da er auf seinen Workshop-Reisen teilweise wochenlang bei uns wohnte, wobei uns allen die humorvoll-provokative Kommunikation ganz nebenbei in Fleisch und Blut überging.
Wir haben noch nicht ganz begriffen, dass Frank nun endgültig gegangen ist, aber nach seiner Definition ist er das auch nicht. Für mich ist Franks feste Überzeugung eines Lebens nach dem Tode und eines Wiedersehens mit geliebten Menschen nur eine mögliche, sehr schöne Idee. Für Frank aber war es eine Tatsache, kein Glaubenssatz. Er nannte mich daher„my Munich sceptic“ und erläuterte mir nachdrücklich, dass bei meinem Tod eine wunderbare Überraschung auf mich warte. Er versprach, mich zu kontaktieren, wenn er zuerst hinüber wechsle („crossing over“, wie er das nannte) und zwar nicht als Geist im weißen Nachthemd um Mitternacht, sondern so, dass ich keinen Herzinfarkt bekomme. Ich warte und freue mich darauf!
Aber auch wenn er mir nicht erscheint, sehe ich ihn vor mir, spüre sein Wohlwollen und höre seine Stimme und sein Lachen. Damit bin ich nicht alleine, denn Frank hat das Leben unzähliger Menschen auf der ganzen Welt grundlegend beeinflusst. Er wird in seinem Werk weiterleben. 

16. Februar 2013
von Tom Levold
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Metaphern-Schatzkiste

Bei Vandenhoeck & Ruprecht ist im vergangenen Jahr„Die Metaphern-Schatzkiste. Systemisch arbeiten mit Sprachbildern“ von Holger Lindemann & Christiane Rosenbohm erschienen, das laut Klappentext ein Grundverständnis für den Aufbau und die Funktion von Metaphern, Methoden zur Arbeit mit Metaphern sowie einen großen Metaphern-Wortschatz vermittelt. Auf einer beiliegenden DVD ist eine umfangreiche Metaphern-Datenbank beigefüht. Klaus Schenck aus Hirschberg hat das Buch gelesen und empfiehlt es der Leserschaft von systemagazin:„Das Buch hält, was der Titel – selbst schon metaphorisch – verspricht: Es liefert eine randvolle Kiste zum Wühlen in Sprachbildern, in der man immer wieder auf funkelnde Schätze für die eigene Beratungspraxis stoßen kann. Es liefert zugleich Hintergründe, Anleitungen, Sortierhilfen, Kopiervorlagen und gute Illustrationen, zahlreiche Verweise auf weiterführendes Material, eine Datenbank auch zum selbst weiter Befüllen sowie zwei Videodokumentationen von Beratungsprozessen, die Metaphern nutzen. Kurzum: Für mich, der gerne berät und dabei gerne versiert und sensibel mit Sprache umgeht, war das Buch ein Gewinn!“
Zur vollständigen Rezension… 

15. Februar 2013
von Tom Levold
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Das Selbst und die systemische Therapie

In einem Artikel für die„systeme“ (Heft 2/94) von Corina Ahlers„werden Konzepte zum Begriff ‚Selbst‘ in ihrer speziellen Bedeutung für ein systemisches Therapieverständnis gegenübergestellt“, wie es im abstract heißt. Verschiedene Positionen, z.B. von William James, Gregory Bateson, Gergen, Goolishian oder Hildenbrand, werden in bezug auf ihre Relevanz im Rahmen einer systemischen Betrachtung der Person miteinander verglichen. Daraus folgende Unterschiede in Wahrnehmung und Haltung der Therapeuten und Therapeutinnen bzw. der Klienten und Klientinnen werden anschliessend diskutiert“. Zum vollständigen Text: C. Ahlers: Das Selbst und die systemische Therapie

13. Februar 2013
von Tom Levold
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Beziehung als systemtheoretischer Begriff

Heute ist Aschermittwoch, da ist (zumindest in Köln) alles vorbei! Systemtheoretisch gesehen eine gute Gelegenheit, von der Fleischeslust wieder auf Theorielust umzustellen :-). Johannes F.K. Schmidt hat 2007 in„Soziale Systeme“ einen interessanten Aufsatz über die„Beziehung als systemtheoretischer Begriff“ verfasst, der in der Zeitschrift„Soziale Systeme“ erschienen ist. Im abstract heißt es:„Den Begriff der sozialen Beziehung kann man sozialtheoretisch, aber auch differenzierungstheoretisch verstehen. Hinsichtlich der erstgenannten Lesart – Sozialität als Beziehung zwischen Menschen – findet man bei Luhmann eine polemische Ablehnung, während er die zweite Lesart – Beziehung als eine spezifische soziale Form – in einer theoretisch weitgehend unkontrollierten Art verwendet und eine Abstimmung mit dem Theorem der sozialen Differenzierung (Interaktion, Organisation, Gesellschaft) nicht vorgenommen hat. Es ist aber gerade die Luhmannsche Lesart des Interaktionsbegriffs in der Nachfolge Goffmans, die die Systemtheorie gegenüber Phänomenen wiederholter Interaktion seltsam sprachlos erscheinen lässt. Deshalb wird hier vorgeschlagen, den Beziehungsbegriff als eine Selbstbeschreibung eines spezifischen sozialen Systems in Form der Interdependenz von Interaktionen zu verstehen“. Wer schon wieder nüchtern ist, oder Karneval gänzlich unbeschadet überstanden hat, findet
den vollständigen Text hier …

12. Februar 2013
von Tom Levold
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Wird Berlusconi neuer Papst?

Nachdem am Rosenmontag Papst Benedikt XVI. seinen Rücktritt zum Ende des Monats angekündigt hat, hat der ehemalige italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi (Foto: wikipedia) am Veilchendienstag in einem Schreiben an die Kurie seine Ambitionen auf die Nachfolge im Papstamt bekundet. Für ihn würde sich damit ein alter Traum erfüllen. „Die Kirche braucht in diesen schwierigen Zeiten einen wirklich fähigen Führer, der nicht nur moralisch, sondern auch wirtschaftlich wieder Schwung in die Kirche bringen kann“, heißt es in einem Brief, den Berlusconi in Verbindung mit einer kleinen finanziellen Zuwendung allen Kardinälen der katholischen Kirche zukommen ließ. „Als wichtigster Unternehmer und Politiker Italiens habe ich hinreichend bewiesen, wie man so etwas macht“, heißt es weiter in diesem Schreiben, „in einem joint venture mit dem lieben Gott werde ich auch die katholische Kirche wieder auf den Weg zu einer Spitzenmarke bringen“. Dafür sei allerdings in erster Linie eine Rückbesinnung auf bewährte Traditionen notwendig, ohne die die Abwanderung der Gläubigen in den westlichen Ländern nicht gestoppt werden könne. „Kirche ist in den vergangenen Jahrhunderten immer langweiliger geworden und gegenwärtig einfach nicht mehr sexy genug“, schreibt Berlusconi. Zu den Sofortmaßnahmen, die er nach seiner Wahl einzuführen beabsichtigt, gehöre die Abschaffung des Zölibates: „Es gibt so viele wunderhübsche junge Frauen auf der Welt, es wäre eine Schande, wenn die nur für die anderen da sein sollten. Der Schoß der Kirche darf nicht nur eine Metapher sein“, ist in dem Brief an die Kardinäle zu lesen. Berlusconi geht zwar nicht soweit, das Priesteramt in die Hände von Frauen legen zu wollen, es gebe aber „zahllose sinnvolle Tätigkeiten für hübsche junge Damen ab 16 auch in der katholischen Kirche“.
Vor allem müsse in der Frage, was eine Sünde sei und wie man damit umgehen solle, wieder Anschluss an die Zeit der größten kirchlichen Blüte gefunden werden. Diese sei zu Unrecht in Verruf geraten. Über Jahrhunderte sei es dem Klerus vergönnt gewesen, Gelder einzutreiben, Ländereien zu besitzen und rauschende Feste mit den besten Freunden (in Italien als Bunga-Bunga bekannt) zu feiern. Das habe immerhin für einen stetigen Personalzufluss im Klerus gesorgt, von dem heute keine Rede mehr sein könne. Man dürfe sich nicht wundern, wenn die fähigsten Männer heutzutage in die Finanzwirtschaft statt in die Kirche gingen. Es gehe ihm nicht darum, die Sünde abzuschaffen, so Berlusconi, „denn darin liegt natürlich auch ein gewisser Reiz“. Allerdings werde er als Papst so schnell wie möglich wieder ein System von Ablasszahlungen einführen, das er als „klassisches Win-Win-System“ bezeichnet: „Ablasszahlungen sind zu hundert Prozent marktkompatibel: sie ermöglichen nicht nur Genuss ohne Reue vom einfachen Gläubigen bis hin zur Kirchenspitze, sondern bringen auch mit einem System abgestufter Gebühren für arm und reich wieder die nötigen Einnahmen in die Kasse“. Zur Vermarktung dieser Geschäftsidee plane er die Errichtung eines neuen Fernsehsenders „Ablass-TV“, der den Zusammenhang von Sünde und Vergebung auch für ein breites Publikum attraktiv aufbereiten könne.
Dass er selbst bislang weder Kardinal noch Priester ist, sieht Berlusconi nicht als Hinderungsgrund an. „Auch früher konnte man durch entsprechende Zuwendungen in ein solches Amt gelangen, womit immerhin sichergestellt werden konnte, dass auch in der Kirche die gesellschaftlichen Elite eine Rolle spielte. Dafür müssen wir auch heute wieder Sorge tragen“. Berlusconi versichert, dass es am nötigen Geld seinerseits nicht fehlen soll. In ersten Reaktionen aus dem Kreis der Kardinäle ist von interessanten, vielversprechenden Gedanken die Rede, die einer sorgfältigen Prüfung bedürften. 

9. Februar 2013
von Tom Levold
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30. Jahre ZSTB

Die„Zeitschrift für systemische Therapie und Beratung“ hat nun 30 Jahre auf dem Buckel und geht mit dem aktuellen Heft in den 31. Jahrgang – eine tolle Leistung, Gratulation! Herausgeberin Cornelia Tsirigotis hat ihr Editorial unter das Thema„Kooperation unter erschwerten Bedingungen“ gestellt:„ZSTB Beginnt im ersten Heft des Jahres 2013 mit unterschiedlichen Herausforderungen, denen Beraterinnen und Therapeutinnen im systemischen Feld in der Praxis entgegensehen. Das Herstellen kooperativer Arbeitsbeziehungen scheint auch im Umgang mit erschwerten Bedingungen eine entscheidende Klammer darzustellen. In den 30 Jahren ihres Bestehens(…) hat sich ZSTB im Diskurs mit therapeutischen Ansätzen, Schulen oder Ideen bewegt, die für ihre gemeinsame Arbeit mit – kundigen – Menschen Beschreibungen wie kollaborative, dialogisch oder partizipativ gefunden haben. Das Herstellen von Kooperation – für eine gemeinsame Zeit der therapeutischen oder beraterischen Zusammenarbeit – erweist sich als Herausforderung an die Kunst der Profession auch mit denjenigen, denen das Attribut „schwierig“ zugeschrieben wird, in Kontexten, die gerne als „belastet“, „hoch strittig“ oder gar „therapieresistent“ bezeichnet werden“. Die Aufsätze des aktuellen Heftes kreisen um Themen wie grenzüberschreitendes Verhalten von Männern, Arbeit mit sexuell übergriffigen Kindern und Jugendlichen, Netzwerkproblemen bei Familienkonflikten u.a., das alles garniert mit Tagungsberichten und Rezensionen.
Zum vollständigen Inhaltsverzeichnis mit allen abstracts