In der aktuellen Ausgabe der„Blätter für Deutsche und Internationale Politik“ ist ein interessanter Artikel über die derzeitige Krise des Weltfinanzsystems aufgrund der massenhaft geplatzten Hypotheken in den USA erschienen, der bei eurozine online zu lesen ist. Eric Janszen (Foto www.iiconf.com), der selbst über Erfahrungen als Finanzjongleur verfügt, stellt in„Die Bubble-Ökonomie. Wie man die Märkte für den großen Crash von morgen präpariert“ die aktuelle Krise auf leicht verständliche Weise in einen historischen Zusammenhang und zeigt, dass die Produktion von Finanzblasen und die damit verbundene massenhafte Vernichtung von Kapital keine neue Entwicklung ist. Durch die Möglichkeit des Internet, in Echtzeit auf Entwicklungen des Finanzmarktes zu reagieren, gibt es allerdings kaum noch eine Möglichkeit der Erholung vom Platzen solcher Blasen, vielmehr wird versucht, durch Produktion neuer Blasen den Zusammenbruch vergangener Blasen zu korrigieren:„Erinnern wir uns an die Chemieindustrie vor 40 Jahren, als man Schadstoffe wie die polychlorierten Biphenyle (PCB) praktisch unkontrolliert in die Luft und in Gewässer abließ. Viele Jahre hindurch hielt die Industrie sich an das Mantra: ‚Die Lösung des Problems der Schadstoffemission heißt Verdünnung.‘ Man nahm an, die Vermischung von Giftstoffen mit gewaltigen Mengen von Luft oder Wasser neutralisiere die ersteren. Jahrzehnte später ist uns, angesichts von missgebildeten Fröschen, verseuchtem Grundwasser und mysteriösen Krebserkrankungen klar, dass diese Logik nicht stimmte. Doch nun haben die Banker unserer Tage den Fehler auf die Finanzwelt übertragen. Je mehr zweifelhafte Kredite seit Ende der 90er Jahre bis in den Sommer 2007 hinein vergeben wurden, desto mehr mussten sämtliche Teilnehmer des globalen Finanzsystems fürchten, durch die Risiken dieser Praxis in Mitleidenschaft gezogen zu werden. Die Gefährdung lässt sich als eine Art ökonomisches Gift begreifen. Theoretisch sind die Schadstoffe, die Kreditrisiken, bis zur Unkenntlichkeit verdünnt im Ozean der Weltschuldenmärkte verschwunden; die Magie der Verbriefung hat sie entgiftet, so dass von ihnen keine Systemgefährdung ausgeht. Doch in Wirklichkeit bedrohen die Kreditschadstoffe unsere Wirtschaft ebenso, wie toxische Chemieabfälle unsere Umwelt gefährden. Wie die chemischen Schadstoffe drohen auch die Kreditrisiken sich in den schwächsten und verletzlichsten Teilen des Systems, in diesem Fall des Finanzsystems, zu konzentrieren. Dort treten die toxischen Auswirkungen folglich zuerst in Erscheinung: Der Zusammenbruch des amerikanischen Subprime-Hypothekenmarktes war sozusagen das Seveso, die Urkatastrophe des sich ausbreitenden Finanz-Giftskandals“
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Ökonomie der Blase
22. Mai 2008 | Keine Kommentare