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Geteilte Delegation in Holocaust-Familien: Umgang mit der Ambivalenz gegenüber Deutschland

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Revital Ludewig-Kedmi, Psychologin und Lehrbeauftragte für Organisationspsychologie und Rechtspsychologie an der Universität St. Gallen, beschäftigt sich seit Jahren mit den Auswirkungen des Holocaust auf die Familiendynamik der Überlebenden und ist aufgrund ihrer Studien über moralische Dilemmata von Holocaust-Opfern zu einer Expertin für diese Fragen auch in anderen Kontexten geworden. In ihrem Beitrag für die Systemische Bibliothek befasst sie sich mit Delegations-Phänomenen in den Nachfolgegenerationen von Holocaust-Überlebenden:„Holocaust-Überlebende, die nach 1945 Deutschland als ihren Wohnort wählten und dort Familien gründeten, haben oft ein ambivalentes Verhältnis gegenüber Deutschland. Anhand des Fallbeispiels einer Holocaust-Familie, in der der Vater als Jude mit gefälschten Ausweispapieren in der deutschen Wehrmacht tätig war und die Mutter die Konzentrationslager Auschwitz und Bergen-Belsen überlebte, wird der familiäre Umgang mit dieser Ambivalenz analysiert. Die ambivalenten Gefühle der ersten Generation gegenüber Deutschland werden gespalten und als geteilte Delegation auf die beiden Söhne tradiert. Ein Sohn erhält die Über-Ich-Delegation, nicht„auf dem Massen-grab“ zu leben, er wird jüdisch orthodox und emigriert nach Israel. Der zweite Sohn bekommt den„verbotenen“ Teil der Delegation, der auf der Es-Ebene liegt, er lebt gut integriert in Deutschland und wird zum„Deutschen“ der Familie. Die geteilte Delegation ist damit eine familiäre Bewältigungsstrategie und verkörpert einen Versuch von jüdischen Familien, mit der Ambivalenz zu leben. Das Phänomen der geteilten Delegation als familiäre Bewältigungsstrategie hat auch Relevanz für Therapien mit Flüchtlings- und Immigrantenfamilien bezüglich der Ambivalenz zwischen ihrem Gast- und Heimatland“
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