In der Systemischen Bibliothek erscheint heute ein Aufsatz von Rudolf Klein aus dem Jahre 1998, in dem dieser anhand der Auseinandersetzung mit Familienaufstellungen Psychotherapie als Übergangsritual und (im Rückgriff auf Mircea Eliade) als Verbindungsmöglichkeit des Profanen mit dem Sakralen:„Oft wird die Unterscheidung sakral – profan mit der Differenz von real – irreal bzw. pseudoreal gleichgesetzt. Es handelt sich jedoch vielmehr um zwei Arten des In-der-Welt-Seins.
Die radikal konstruktivistische Sicht definiert die Welterfahrung als eine kontextgebundene, dynamische, konsensuell konstruierte Beziehungswirklichkeit und betont die Gestaltungs- und Veränderungsmöglichkeiten des Einzelnen. Sie stellt damit m.E. eine profane Weltsicht des modernen Menschen in Reinform dar. Familienaufstellungen dagegen befassen sich zu einem großen Teil mit horizontalen und v.a. vertikalen Verwandtschaftslinien und den damit zusammenhängenden Themen wie Tod und Zugehörigkeit zu einer Sippe. Diesen Themen wird der Status nicht zu leugnender Gegebenheiten und der daraus resultierenden Notwendigkeit der Anerkennung dieser Fakten zugeordnet. Sie stellen damit der radikal-konstruktivistischen Weltsicht eine andere, das Sakrale repräsentierende Sichtweise ergänzend gegenüber. Sakral insofern, da ‚es sich als etwas vom Profanen völlig verschiedenes zeigt.‘ Wichtig scheint mir die Unterscheidung zwischen dem Sakralen und dem Religiösen. Das wesentliche Merkmal des Sakralen besteht darin, nicht in Frage gestellt werden zu dürfen – die Realität zu sein. In diesem Sinne bedeutet das Sakrale dann ’soviel wie Kraft und letztlich Realität schlechthin. Das Heilige ist gesättigt mit Sein.‘ (Eliade)“
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Familienaufstellung zwischen dem Sakralen und dem Profanen
9. August 2006 | Keine Kommentare