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Online-Journal für systemische Entwicklungen

Die intersubjektive Wende in der Psychoanalyse

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Dass die Psychoanalyse schon längst nicht mehr auf das Etikett„intrapsychisch“ reduziert werden kann und beziehungstheoretische Aspekte seit 20 Jahren eine enorme Karriere hinter sich gelegt haben, müsste sich auch schon unter Systemikern herumgesprochen haben. Dennoch ist die Wahrnehmung von Diskursen der psychoanalytischen Theoriebildung hier nicht gerade ausgeprägt. Martin Altmeyer und Horst Thomä haben schon 2006 unter dem Titel„Die vernetzte Seele“einen Sammelband im Klett-Cotta Verlag herausgebracht, der verschiedene Positionen amerikanischer AutorInnen zum Thema Beziehung, Intersubjektivität und sozialer Identität sowie einige„europäische Antworten auf die amerikanische Herausforderung“ vorstellt. systemagazin bringt zwei bereits an anderer Stelle veröffentliche Rezensionen. Christa Paulinz resümiert:„Durch die dichte und präzise Darstellung der Rezeptionen des Intersubjektivitätskonzepts durch psychoanalytische Strömungen im amerikanischen und europäischen Raum eignet das Werk sich ausgezeichnet dazu, einen historischen Überblick zu erhalten, die gegenwärtigen Positionen innerhalb psychoanalytischer Richtungen zu erfassen und die Schwerpunktsetzungen innerhalb einer psychoanalytischen Schule zu verstehen“ In einer weiteren, umfangreichen Rezension bleibt Ulrich Streeck trotz aller Verbundenheit mit der Perspektive auch skeptisch:„Die intersubjektive Wende in der Psychoanalyse spiegelt eine Entwicklung wider, die sich in Nachbardisziplinen in vergleichbarer Weise vollzieht und die allem Anschein nach einem umfassenderen gesellschaftlichen Prozeß aufruht, ‚womöglich einen historischen Umbruch im Selbst- und Weltverhältnis der Individuen‘ (S. 25) anzeigt, der sich im Kontrast zu einem reduktionistischen Neobiologismus mit Resonanz und Bezogenheit verbindet. Ob sich allerdings mit der Anerkennung von Intersubjektivität als Erfahrungsgrundlage der Psychoanalyse tatsächlich, wie die Herausgeber prognostizieren, deren einigender und integrierender ‚common ground‘ abzeichnet, bleibt angesichts der Diversifizierung des Begriffs, die die Diskussion kennzeichnet, abzuwarten“.
Zu den vollständigen Rezensionen…

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