„Das Karussell der Empörung” von Arist von Schlippe beschäftigt sich mit der Dynamik der Konflikteskalation und beschreibt, wie Empörung als Eintrittskarte und Motor eines Konfliktkarussells fungiert, das sich immer schneller dreht. Es behandelt die psychologischen Mechanismen, die zu eskalierenden Konflikten führen, darunter verletztes Gerechtigkeitsempfinden, negative Erwartungsstrukturen und Wahrnehmungsverzerrungen. Dabei wird erläutert, wie Konflikte zunehmend personifiziert werden, mit Schuldzuweisungen und Unterstellungen, was eine Spirale der Empörung befeuert.
Günter Reich, Psychoanalytiker und Familientherapeut aus Göttingen, hat das Buch gelesen und für systemagazin einen Rezensionsessay geschrieben:
Günter Reich, Göttingen:
Massive polarisierende gesellschaftliche Auseinandersetzungen scheinen im Zeitalter der sogenannten Sozialen Medien neue Eskalationsstufen erreicht zu haben. In den öffentlichen, z. B. medialen Auseinandersetzungen fehlt häufig der nüchterne Blick auf historische Entwicklungen, Fakten und eine selbstkritische Haltung zu eigenen Positionen. Hypermoralismus und Verteufelung jeweils Andersdenkender forcieren und vertiefen regressive gesellschaftliche Spaltungsprozesse. Die „leise Stimme der Vernunft“ (Freud im Briefwechsel Einstein/ Freud „Warum Krieg?“, 1933) scheint wenig hörbar zu sein.
Wie wohltuend ist in diesem Kontext die Arbeit von Arist von Schlippe, der die Entwicklung destruktiver Konflikteskalation in zwischenmenschlichen Beziehungen aus unterschiedlichen Perspektiven verstehbarer und somit potenziell handhabbarer macht. Seit 25 Jahren widmet sich der Autor der Frage, oft in Co-Autorenschaft mit Haim Omer, wie die Spirale von Ohnmacht und Gewalt und interpersonellen Kontexten (Familie, Schule, Gemeinde) durch neue Formen der Autorität, z. B „Elterliche Präsenz“, durchbrochen werden kann (z.B. Omer & v. Schlippe 2010, 2016).
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