Die Theorie der Selbstorganisation hat sich als eine fruchtbare Basis erwiesen für das Erforschen, aber auch für das Entwickeln von Konzepten therapeutischen und beraterischen Handelns. Einen informativen Einblick dazu erlaubt die von Hermann Honermann vorgelegte Dissertation zum Thema Selbstorganisation in psychotherapeutischen Veränderungsprozessen. Eine kombinierte Prozeß-Outcome-Studie im Kontext stationärer Psychotherapie (2001: Otto-Friedrich Universität Bamberg). Aus der fundierten theoretischen Diskussion werden fünf Hypothesen abgeleitet und überprüft. Honermann nimmt an, daß Veränderungen die Energetisierung eines Systems erfordern und Motivationen sowie das persönliche Engagement des Patienten für die Therapie solche Energetisierungen darstellen, desweiteren, daß erfolgreich behandelte Patienten Bedingungen von Sicherheit und Stabilität während ihres stationären Aufenthalts erleben, daß Ordnungs-Ordnungs-Übergänge von kritischen Instabilitäten der Systemdynamik begleitet werden und diese sich unter anderem an einer Zunahme der Varianz des Verhaltens bestimmter Systemmerkmale erkennen lassen, daß sensible Momente in der Therapie unter den genannten Bedingungen ein großes Veränderungspotential beinhalten und daß diese durch die Aufnahmebereitschaft des Patienten gekennzeichnet sind und daß während vergleichsweise erfolgreicher Therapien ein oder mehrere Ordnungs-Ordnungs-Übergänge stattfinden. In seinem Resümee schreibt Honermann: Therapeutische Prozesse müssen die Motivation eines Patienten sehr genau treffen, damit dieser sich in der Zusammenarbeit mit dem Therapeuten engagiert. Zudem kommt es auf die zeitliche Abstimmung, auf den Kairos von Ereignissen und Interventionen an. Die Kombination aus motivationaler Investition in den Behandlungsprozeß, der Beachtung der Aufnahmebereitschaft des Patienten und der kritischen Fluktuation in der Dynamik des therapeutischen Prozesses kann als notwendige Bedingung des Therapieerfolgs gelten.
Zur Dissertation von Hermann Honermann geht es hier
Zum Wirken von Selbstorganisation in psychotherapeutischen Prozessen
6. Mai 2009 | Keine Kommentare