Stellt die Beschreibung von Systemen eine bloße Reflexion ihrer Strukturen dar oder sind semantische Strukturen selbst konstitutiv für die von ihnen beschriebenen Sozialstrukturen? Urs Stäheli, Professor für Soziologische Theorie, Wirtschafts- und Kultursoziologie an der Universität Basel, ist dieser Frage in einem Aufsatz nachgegangen, der in Heft 2/98 der Zeitschrift Soziale Systeme unter dem Titel„Die Nachträglichkeit der Semantik“ erschienen ist:„Das Verhältnis von Sozialstruktur und Semantik wird in Luhmanns Werk meist als eine indirekte Anpassung der Semantik an die Sozialstruktur beschrieben. In einem ersten Teil des Aufsatzes wird gefragt, wie Luhmann diese ,lineare Nachträglichkeit der Semantik in der allgemeinen Theorieanlage verankert. Eine derartige Relationierung bleibt aber teilweise den von Luhmann verworfenen marxistischen und wissenssoziologischen Modellen von Semantik und Kultur verpflichtet, da auch hier die Sozialstruktur als ein der Semantik Äußerliches vorausgesetzt wird. Diskutiert werden soll, ob und wie eine derartige Annahme mit der allgemeinen Theoriearchitektur kompatibel ist. Dabei stehen zwei mögliche Einbettungen, die von Luhmann vorgeschlagen werden, im Vordergrund: zum einen der Bezug auf den allgemeinen Strukturbegriff, zum anderen der Versuch einer beobachtungstheoretischen Verankerung. Im zweiten Teil wird ausgehend von den Problemen, die eine grundbegriffliche Verankerung der Sozialstruktur/Semantik-Unterscheidung produziert ein alternatives Modell von Nachträglichkeit vorgeschlagen. Informiert durch die psychoanalytische Figur der Nachträglichkeit kann das Verhältnis von Semantik und Sozialstruktur flexibler organisiert und die konstitutive Rolle von Beschreibungen für das durch sie Beschriebene gedacht werden“ Der Artikel ist auch online zu lesen.
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Zum Verhältnis von Sozialstruktur und Semantik
3. März 2010 | Keine Kommentare