Die menschliche Anerkennung des anderen Menschen oder einer anderen Gruppe verläuft immer über die Geste, die darin besteht, dem Anderen einen vermittelnden Gegenstand zu überreichen, ihm etwas zu präsentieren, was man als Teil von sich abtritt und im fremden Raum aufs Spiel setzt. Diese Geste besagt zunächst: Wir erkennen euch als andere Menschen, als Gleiche an; sodann: Wir akzeptieren euch als mögliche Partner; schließlich, wenn die Beziehungen hergestellt worden sind: Wir wollen in Zukunft mit euch verbunden bleiben. Man kann sagen, daß diese Geste die Geste der Symbolik schlechthin ist, wenn man der Etymologie gemäß einräumt, daß das Symbol ein materielles Element ist, das einen Pakt beglaubigt; sym-bolon: das, was zusammengefügt wird. Was heißt das? ln bestimmten alten Formen der gegenseitigen Verpflichtung (in Griechenland, in Rom) brach man ein Tongefäß oder ein Metallstück entzwei, von dem jeder Partner eine Hälfte als Beweis und Garantie der getroffenen Vereinbarung aufbewahrte; jeder an den anderen passende Teil konnte zu jeder Zeit, und häufig noch lange danach, diese Übereinkunft bezeugen. Insofern fällt das Symbol in den Bereich des Bündnisses, den der Gegenseitigkeitsbeziehungen; nicht, daß jede Symbolik gesellschaftlich wäre, aber jede Symbolik setzt bei ihrer Entstehung ein Dispositiv differenzierter und gemäß einer Tauschkonvention verbundener Elemente voraus“. (In: Der Preis der Wahrheit. Gabe, Geld und Philosophie. Frankfurt, Suhrkamp 2009, S. 205).
Zitat des Tages: Marcel Hénaff
2. September 2009 | Keine Kommentare