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Online-Journal für systemische Entwicklungen

Zitat des Tages: Frank E.P. Dievernich

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„Organisationen sind spießig – zumal wenn unter Spießigkeil verstanden wird, dass Kontingenz überwiegend nicht erkannt, und wenn doch, dann vermieden und in ihrer Ausnutzung systematisch umgangen wird. Alles kann und darf nur so sein, wie es ist. Veränderungen sind, so gesehen, stets eine Bedrohung. Ein erster Schritt, um diesem Verspießungsprozess der Organisation entgegenzutreten, ist die Bewusstwerdung seiner Mechanismen, die in der Logik der Organisation verhaftet sind. In diesen Ausführungen steht besonders das organisationale Programm der Entakademisierung im Vordergrund.
Organisation verfolgen – bewusst und unbewusst – vor allem ein Programm der Entakademisierung ihrer Mitglieder und gleichsam ihrer eigenen organisationalen Strukturen. Auf Mitarbeiterebene ist zu beobachten, dass eine zentrale Zugangsvoraussetzung, um in eine Organisation zu gelangen, die des akademischen Abschlusses ist. Das gilt mittlerweile für fast alle Stellen, die es zu besetzen gilt und die sich inhaltlich mit der Sachbearbeitung einer bestimmten Materie befassen. Dabei ist zu beobachten, dass der Stelleninhaber bei Ausfüllung seiner Position niemals mehr den Grad an intellektuellem Leistungsvermögen abrufen wird, wie es noch beim Verfassen einer wissenschaftlichen Qualifizierungsarbeit (z. B. Diplom- oder Magisterarbeit) vonnöten und üblich gewesen ist. Auch der Grad an Komplexität, die bei einer guten wissenschaftlichen Arbeit bewältigt und hergestellt werden muss, findet in der Praxis keine Anwendung mehr. Und das Herzstück wissenschaftlichen Arbeitens, nämlich Sachverhalte, von denen geglaubt wird, dass man kennt, in neuem Kontext mit neuem Erkenntnisgewinn erscheinen zu lassen, findet ebenfalls nur mehr äußerst bedingt einen Platz im alltäglichen Managen. Wir haben es folglich hier mit einem systematisch etablierten Gefälle von intellektueller Potenzialität und tatsächlich abgerufenem Leistungsvermögen zu tun“

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