„Luhmanns und Bourdieus Systemtheorie und Strukturalismus nehmen beide Abstand von Theoriemustern, die man zunächst von Systemtheorie und Strukturalismus erwartet. Weder Systeme noch Strukturen gelten hier als eine Art objektive Wirklichkeit, als deren Entäußerung das Besondere nur anzusehen sei. Vielmehr geht es beiden um die Dynamisierung von Systemen und Strukturen. Sowohl die ereignistheoretische Perspektive Luhmanns als auch die praxistheoretische Soziologie in Bourdieus Sinne sind operative Theorien, die Ganzeheiten als Folge emergenter Operationen ansehen und die als Ganzheiten nur einem Beobachter zugänglich sind – etwa einem wissenschaftlichen Beobachter, der sich freilich nicht nur für die vordergründige Sichtbarkeit interessiert, sondern für den Anschlusszusammenhang, in dem Praxis möglich ist. Exakt deshalb interessieren sich sowohl Bourdieu als auch Luhmann für die operative Dekonstruktion von Strukturen“ (In: Der soziologische Diskurs der Moderne. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2006, S. 252).
Zitat des Tages: Armin Nassehi
2. Juli 2009 | Keine Kommentare