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Online-Journal für systemische Entwicklungen

Zitat des Tages: Andreas Weber

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„In Luhmanns Systemtheorie geht die kategoriale Eliminierung des Subjekts mit der Irrealisierung der Körperproblematik einher. Die Genese der Differenz zwischen organischem System und psychischem System wird nicht prozesslogisch rekonstruiert, sondern absolutistisch gesetzt. Die Frage nach den anthropologischen und soziologischen Bedingungen, unter denen die ontogenetischen Subjektbildungsprozesse stehen, wird bedeutungslos. Bedeutungslos werden damit aber auch die körpernahen Interaktionen und Kommunikationen zwischen Kleinkind und sorgender Bezugsperson, normalerweise der Mutter, im ontogenetischen Bildungsprozess einer sinnstrukturierten Subjektorganisation. Da Luhmann die Bedeutung der körpernahen Interaktionen zwischen Kleinkind und (mütterlicher) Bezugsperson systematisch ignoriert, kann er auch die Sinnkategorie von allen Verstrickungen mit symbiotischen und postsymbiotischen Erlebnissen reinigen und als das »absolute Medium ihrer selbst« (…) bestimmen. Die absolutistisch gesetzte Sinnkategorie wird nun an Kognition und Kommunikation gekoppelt und zu einem Funktionsmerkmal psychischer und sozialer Systeme. Im systemtheoretischen Denken Luhmanns muss es deshalb vollständig unverständlich bleiben, warum die Sinnproblematik des modernen Subjekts auch in somatischer Dimension bedeutsam ist. Luhmann kann weder die psychosomatischen brisanten Implikationen der modernen Sinnproblematik noch die »Wiederkehr des Körpers« (…) als lebenspraktisch relevantem Medium reflexiver Sinngenerierung in einer angemessenen Weise begreifen“ (In: Andreas Weber: Subjektlos. Zur Kritik der Systemtheorie. UVK, Konstanz 2005, S. 84).

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