Frankfurt am Main (7.6.2006): Der Präsident des Deutschen Fussballbundes, Gerhard Mayer-Vorfelder, teilte überraschend auf einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz mit, dass das Eröffnungsspiel der Fußball-WM 2006 in München leider entgegen der ursprünglichen Planung ausfällt. Das deutsche Team muss zu diesem Zeitpunkt einen nicht verschiebbaren Foto-Termin mit einigen Sponsoren in Berlin wahrnehmen.
„Diese Entscheidung ist nicht nur unangenehm, sondern die schwerste überhaupt in meiner Amtszeit als DFB-Präsident“, beteuerte Mayer-Vorfelder vor den aufgebrachten Journalisten. Letztlich habe aber das Urteil des Bundesgerichtshofes, das den Markenschutz für den Begriff„Fußball-WM 2006″ aufgehoben hat (systemagazin berichtete ausführlich), die Veranstalter in eine ökonomisch schwierige Lage gebracht.
„Um den Schaden so klein wie möglich zu halten, mussten noch einige zusätzliche Sponsorenverträge abgeschlossen werden, was wiederum das aktuelle Terminproblem aufgeworden hat“, so Mayer-Vorfelder.
Der DFB sei sich darüber im klaren, dass die Entscheidung beim einen oder anderen Fußballfan Enttäuschung oder gar Unverständnis hervorrufen könne. Allerdings solle man auch vor diesem Hintergrund nicht vergessen, dass es beim Deutschen Fußball eben nicht nur um ein Spiel ginge, sondern auch um sehr viel Geld:„Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht, das höherwertige Interesse gab letzten Endes den Ausschlag“.
Da das Präsidium sportlich trotz des befriedigenden Vorbereitungsspiels gegen Kolumbien ohnehin von der deutschen Mannschaft nicht viel bei der WM erwarte, halte sich der Schaden seiner Meinung nach auch für die Zuschauer in Grenzen:„Costa Rica ist ja schließlich nicht Brasilien. Auf jeden Fall werden die Fernsehzuschauer einen schönen Abend haben. In gewohnt spritzig-eleganter Weise werden Günter Netzer und sein beschwingter Sparringspartner Karl-Heinz Delling die schönsten Momente der gemeinsamen Sportmoderation in Ausschnitten Revue passieren lassen“.
Hinzu komme ein zusätzliches, von Lothar Matthäus („I hope we have a little bit lucky“) moderiertes Gewinnspiel. Wer den vorgesehenen Gegner beim ausgefallenen Eröffnungs-Spiel richtig rät, nimmt an der Verlosung einer Rheinfahrt mit Gerhard Mayer-Vorfelder und dem DFB-Präsidium von der Loreley bis nach Köln-Rodenkirchen teil (Alle Getränke sind frei). Aber auch die womöglich enttäuschten Besitzer einer Eintrittskarte sollen nicht leer ausgehen: wer ein Ticket zur Eröffnungsveranstaltung besitzt und durch entsprechende Dokumente nachweisen kann, dass er es rechtmäßig erworben hat und die enthaltenen biometrischen Angaben immer noch gültig sind, kann einen schriftlichen Antrag beim DFB auf Zuteilung einer Eintrittskarte für das Nachholspiel am 16.9.2006 stellen. Da noch nicht klar ist, ob Costa Rica an diesem Tag zur Verfügung steht, ist bereits Kontakt mit dem nicaraguanischen Fußballverband aufgenommen worden.
Nachtrag am 8.6.2006: Wie soeben über die Tagesschau zu erfahren war, hat die FIFA auf die Schwierigkeiten des DFB spontan reagiert und das Eröffnungsspiel mit 1:0 für die deutsche Nationalmannschaft gewertet (Einzelheiten hier). systemagazin findet: eine sympathische und mehr als faire Geste, die dem deutschen Fußball allerdings auch zusteht. Schließlich sind wir die Gastgeber!
Es kursieren allerdings auch Verleumdungen, dass die FIFA mit dieser Maßnahme nur sicherstellen wolle, das ihr Präsident Sepp Blatter das schon seit einiger Zeit fest mit Innenminister Schäuble vereinbarte Bundesverdienstkreuz doch noch verliehen bekommt, nachdem die Stänkereien sportunerfahrener Politiker zugenommen haben, die Blatter Korruption vorwerfen. Wolfgang Schäuble, der sich mit Korruptionsvorwürfen bestens auskennt, bewies Standfestigkeit und ließ mitteilen, dass er das Verdienstkreuz„mit Freude“ überreichen werde. Den Kritikern ist mit der Festlegung des Spielergebnisses natürlich endgültig der Wind aus den Fahnen genommen worden. Das nennt man Abseitsfalle! systemagazin gratuliert.