Datum/Zeit
Date(s) - 10.09.18 - 14.02.19
Ganztägig
Veranstaltungsort
tandem Praxis & Institut
Kategorien
- Kompaktkurs in zwei Abschnitten in Freiburg
- mit Jochen Leucht
- Beginn: 10. September 2018 mit dem 1. Kursabschnitt
- Abschluss: 14. Februar 2019 mit dem 2. Kursabschnitt
Kompaktkurs „Systemische Traumapädagogik“
Wieso erschreckt Felix immer so heftig, wenn es mal laut wird?
Julias Vater hat wahrscheinlich im Krieg ein Trauma erlebt. Was bedeutet das für seine 7-jährige Tochter? Warum verlässt der 10-jährige Emir nicht mehr das Haus und bleibt der Schule fern? Was soll ich tun, wenn die 16-jährige Faizah abwesend wirkt – manchmal spricht sie sogar mit veränderter Stimme? Was tun, wenn…?
Mitarbeiter*innen in der Kinder- und Jugendhilfe sehen sich vielfältigen Fragestellungen in Bezug auf eine mögliche oder tatsächliche Traumatisierung gegenüber. Der Umgang mit den betroffenen Kindern und Jugendlichen stellt eine große Herausforderung im Alltag dar. Die Arbeit mit ihnen bewegt sich im Spannungsfeld zwischen Verunsicherung (auf allen Seiten), Stabilisierung, Wiedergewinnung von Sicherheit und Integration der erschütternden Erlebnisse in den biographischen Kontext. Dabei spielt das Wissen der Mitarbeiter*innen/Teams um die Aufrechterhaltung der eigenen Kraft und Gesundheit, dem Umgang mit Krisen und der eigenen Erholung eine wichtige Rolle, um einem „Ausbrennen“ oder sekundärer Traumatisierung der Helfer*innen effizient vorzubeugen.
Mit dem Kompaktkurs „Systemische Traumapädagogik“ wollen wir dem großen Bedarf an traumaspezifischem Wissen in der Kinder- und Jugendhilfe begegnen und gemeinsam Handlungsmöglichkeiten entwickeln. Dabei wird die Vermittlung traumaspezifischen Wissens durch den bewährten systemischen Ansatz ergänzt. Dessen Stärke liegt im ausdrücklichen Einbezug des sozialen Systems des Kindes bzw. Jugendlichen (Familie oder auch Helfer*innensystem) und der konsequenten Orientierung an den Ressourcen der Betroffenen und des Helfer*innensystems.
Der Kompaktkurs richtet sich an Fachkräfte aus der Kinder- und Jugendhilfe, die – weit entfernt von therapeutischen Aufträgen – mit den oben beschriebenen Anforderungen und Belastungen in ihrem Berufsalltag konfrontiert werden und sich für diese anspruchsvolle Arbeit konkrete Handlungsstrategien aneignen wollen.
Zielsetzung und Inhalte: Wie profitieren Sie vom Kurs?
Sie erweitern Ihr Wissen und Ihre Handlungskompetenz im Umgang mit traumatisierten Kindern und Jugendlichen. Sie fühlen sich in den traumageschuldeten, komplexen alltäglichen Herausforderungen sicherer und erlernen alltagspraktisches Wissen und Fertigkeiten. Sie kennen Ihre Grenzen und wissen, wann eine psychotherapeutische Traumatherapie angezeigt ist bzw. wie sie diese in Ihrer beruflichen Rolle unterstützen können.
Sie setzen sich mit Ihrem Arbeitsfeld auseinander und reflektieren, wie Sie mit Ihren Stärken, Ihrem Humor und Ihrer Kreativität eine Bereicherung für ihre Klient*innen und Kolleg*innen sein und bleiben können.
Die Teilnehmer*innen
- lernen die theoretischen Grundlagen der Psychotraumatologie bei Kindern, Jugendlichen kennen – akute und chronische Traumatisierung,
- lernen, was Bindung mit Traumatisierung zu tun hat,
- lernen, eine Traumatisierung zu erkennen,
- lernen, was schadet und was hilft im Umgang mit traumatisierten Menschen – innere und äußere Sicherheit,
- werden vertraut mit „Erste-Hilfe-Maßnahmen“ nach akuter Traumatisierung,
- lernen die Grundlagen der Psychoedukation zur Wissensvermittlung über Traumatisierung an Betroffene, Angehörige und Helferteams kennen,
- lernen relevante Teile des systemischen Ansatzes kennen,
- lernen, was eine sekundäre Traumatisierung ist,
- reflektieren hilfreiche Grundhaltungen, Psychohygiene, Selbstfürsorge und Burnout-Prophylaxe des Helfer*innensystems und deren praktische Anwendung im Arbeitsalltag und
- bekommen einen alltagspraktischen Einblick in die „Retter-Täter-Opferdynamik“ im Helfer*innensystem.
Arbeitsformen: Wie wird im Kurs gearbeitet?
Im Kurs wird in vielfältigen Settings und Formen gearbeitet: Theorieimpulse, Plenum, Kleingruppenarbeit, Rollenspiele, Übungen, Selbsterfahrungseinheiten, Supervision von Fällen und Praxisreflexion. Anhand von Fallbeispielen aus der Praxis der Teilnehmenden und der Kursleitungen werden die Themen des Kurses in Verbindung mit Vorgehensweisen der systemischen Praxis erarbeitet. Die Verbindung mit eigenen persönlichen Beziehungserfahrungen ist ein wichtiges Selbsterfahrungselement, das von der professionellen Praxis nicht zu trennen ist. Die Bereitschaft der Teilnehmer*innen, sich auch mit ihren persönlichen Erfahrungen einzubringen, ist von besonderer Bedeutung. Dabei wird vor dem Hintergrund des Kursthemas sensibel mit jeder/jedem einzelner/einzelnem Teilnehmer*in umgegangen.
Zielgruppe: An wen richtet sich der Kurs?
Der Kompaktkurs „Systemische Traumapädagogik“ richtet sich an Sozialarbeiter*innen, (Sozial-)Pädagog*innen, Heilpädagog*innen, Psycholog*innen, Erzieher*innen, Krankenschwestern, Pflegkräfte, Ärzt*innen, Lehrer*innen aus Feldern der Sozialen Arbeit und der Gesundheitshilfe. Wie z.B. Helfer*innen, die in Obhut genommene bzw. außerfamiliär untergebrachte traumatisierte Kinder und Jugendliche betreuen, dem Jugendamt, Erziehungsstellen, Fachdiensten und Beratungsstellen, dem Frühförder-, KiTa- und Hortbereich oder die als Lehrer*innen und Beratungslehrer*innen mit traumatisierten Kindern und Jugendlichen konfrontiert sind.
Teilnehmer*innenzahl
Am Kurs können maximal 16 Personen teilnehmen.