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Über die „Verwaltung von Vagheit“

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2011 erschien im Carl-Auer-Verlag das Buch von Peter Fuchs „Die Verwaltung der vagen Dinge. Gespräche zur Zukunft der Psychotherapie“, die vor dem Hintergrund der sozialrechtlichen Anerkennung der Systemischen Therapie und der damit verbundenen Akzeptanz der Codierung von psychischen Störungen nach wie vor brandaktuell ist. Im Unterschied zur Medizin behandelt Psychotherapie für Fuchs nämlich keine codierbaren Probleme, sondern eher „vage Dinge“, die sich einer Codierung aus guten Gründen entziehen. Die österreichische Therapeutin Brigitte Lassnig, Lehrtherapeutin an der Wiener Lehranstalt für Systemische Familientherapie, hat das Motto von Peter Fuchs 2020 in ihrem Beitrag „Über die ,Verwaltung von Vagheit’. Systemtheorie und therapeutische Praxis – eine Reflexion“ aufgenommen, der in den Systemischen Notizen erschienen ist. In ihrem einleitenden Bemerkungen schreibt sie: „Die Arbeit versucht anhand von ausgewählten Theoriebausteinen der Systemtheorie der Bielefelder Schule in deren Rezeption und Weiterentwicklung von Peter Fuchs, Ableitungen für die psychotherapeutische Praxis zu beschreiben und deren Nutzen sichtbar zu machen.
Ausgehend von der Beobachtertheorie und deren praktischer Implikationen wird der Frage nachgegangen, wie es in systemtheoretisch orientierter Psychotherapie gelingen kann, das der Beobachtung und des Sinnprozessieren inhärente Kontingenzpotential mitzudenken und präsent zu halten.
Luhmannsche Systemtheorie ist eine Theorie mit einem hohen Abstraktionsgrad, die sich dem schnellen handlungsableitenden Zugriff verweigert. Eine Theorie, die mich schon Jahre fasziniert und umtreibt: Fas- ziniert, weil sie keine einfachen Erklärungen zulässt, weil sie operational und funktional organisiert ist und weil sie keinerlei normative Anleitungen liefert. Umtreibt weil es ein intensives Auseinandersetzen mit Begriffen und Texten bedarf, bis sich ihr Gehalt erschließt und weil der oben beschriebene Anspruch im Kontext meiner psychotherapeutischen Praxis eine nicht enden wollende Herausforderung darstellt. Einer, der ich versuche auf meine Art und Weise gerecht zu werden, als andauerndes Üben im Kontext psychotherapeutischer Praxis und im Kontext von Lehre und Ausbildung. Dieses ‚Üben‘ kann als meine Form des Praktizierens verstanden werden, als eine Praxis, die Beobachtungen 1. und 2. Ordnung durchführt und ‚mitsieht‘, dass in beiden Fällen ein Praktizieren (d. h. operierendes Erzeugen einer Sicht) zugrunde liegt – und, dass das Praktizieren einer Beschreibung die Sicht auf eine Sicht generiert, die auch anders möglich wäre“.

Der vollständige Text ist hier zu lesen…

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