systemagazin

Online-Journal für systemische Entwicklungen

Systemisch ist ein weites Feld

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Frisch aus der Druckerpresse liegt das erste Heft des Jahrgangs 2018 der Zeitschrift systeme vor – und bietet ein breites Spektrum an Themen, die in unterschiedlicher Weise systemische Konzepte erweitern, aber auch in Frage stellen – oder eher links liegen lassen. Klaus Ottomeyer beginnt mit einem Text, der das „Comeback autokratischer Konstellationen“, sprich Nationalismus, Populismus und Rechtsradikalismus mit der Krise traditioneller Männlichkeitsvorstellungen verbindet. Seine interessante Patriarchatsanalyse stützt sich allerdings nicht auf systemische oder systemtheoretische, sondern in erster Linie auf psychoanalytische Konzepte. Ein ausführlicher Text von Jürgen Kriz zielt darauf ab, den Begriff des „Unbewussten“ für die systemische Theorie handhabbar zu machen, indem er den gängigen Fokus auf intrapsychische und interpersonale Dynamiken in systemischen Modellen um die somatische und kulturelle Dimension erweitert, welche intrapsychische und interpersonale Erfahrungen kontextualisieren, ohne diesen unmittelbar zugänglich zu sein, sondern nur reflexiv erschlossen werden können. Karl-Heinz Reger plädiert im Rückgriff auf das Werk von Hannah Ahrendt dafür, in jeder beraterischen oder psychotherapeutischen Arbeit einen „impliziten politischen Aspekt“ zu verorten. Stefan Geyerhofer, Martin Ritsch und Christoph Thoma reiten eine polemische – und theoretisch eher ziemlich dürftige – Attacke gegen die Kybernetik 2. Ordnung als epistemologische Basis des systemischen Ansatzes, die die „Integration störungsspezifischen Wissens in Konzepte Systemischer Therapie im deutschsprachigen Raum erschwert“ habe. Im übrigen handelt es sich dabei um eine Erweiterung eines Textes von Stefan Geyerhofer, der bereits 2011 in den Systemischen Notizen erschienen ist, ohne dass diesem Text allzu viel Neues hinzugefügt worden wäre. Ilka Hoffmann-Bisinger beschreibt ihre Arbeit mit Inneren Bildern in der „Analogen Systemischen Kurztherapie“, Leonhard Reul plädiert dafür, den Hinweise auf den Nutzen langer Therapien im systemischen Feld mehr Beachtung zu schenken. Martin Rufer und Wolfgang Loth runden das Heft mit einem email-Dialog aus Anlass des 60. Geburtstages von Günter Schiepek zu Anfang des Jahres ab, der an systemagazin leider vorbeigerauscht ist – ein Grund, an dieser Stelle noch einmal nachträglich herzlich zu gratulieren.

Alle bibliografischen  Informationen und abstracts finden Sie hier…

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