Hinter dieser eher trockenen Überschrift, die sich den heute leider weitgehend vergessenen psychoanalytischen Autoren Alfred Lorenzer und Hermann Argelander verdankt, verbirgt sich eine sehr anrührende Geschichte, die Lothar Eder heute zum Adventskalender beisteuert:„Es fällt mir da ein Patient ein, ein schon älterer, trauriger Mann, ursprünglich aus dem ehemaligen Jugoslawien kommend. Er kam wegen Ängsten zu mir, die ihn seit Jahren mitten in der Nacht überfielen und ihm die Luft nahmen, und wegen seiner langwährenden Niedergeschlagenheit. Der Beginn dieser Therapie, das Ganze ist schon ein paar Jahre her, war markant und einprägsam. Ich hatte dem Patienten einen Erstgesprächstermin gegeben, wie üblich versehen mit dem Hinweis, er möge doch bitte genau um die vereinbarte Zeit kommen und klingeln. So kam der Zeitpunkt des Termins, es war Winter, später Nachmittag und draußen war es bereits dunkel. Aber der Patient kam nicht. Ich begann mich zu ärgern. Dann kam der nächste Termin, es klingelte, eine Patientin kam herauf zu mir in den ersten Stock, und hinter ihr eben der ältere Mann, der die Stunde davor dran gewesen wäre. Ja, warum er denn nicht zur vereinbarten Zeit gekommen sei, fragte ich ihn. Er habe im Hof darauf gewartet, dass ich ihn hole, antwortete er“
Zur vollständigen Geschichte
systemagazin Adventskalender: Szenisches Verstehen
21. Dezember 2010 | 3 Kommentare
Lieber Herr Baerwolff,
danke für Ihre Rückmeldung und auch das Bedauern teile ich!
Lothar Eder
Lieber Hr. Eder danke für diese wunderschöne Geschichte,sie bringt Wärme und Demut. Grüsse R.Kolster
Lieber Herr Eder,
Ihre Geschichte ist nicht nur anrührend und zutiefst menschlich, sondern ich finde sie auch theoretisch interessant: Die von Ihnen konstatierte Abneigung von SystemiKerInnen biographischen Erzählungen gegenüber mag zwar empirisches Faktum sein, ich finde sie aber höchst bedauerlich. Ein narratives Verständnis von Therapie könnte doch für SystemikerInnen eine akzeptable Brücke z.B. in die psychoanalytische „Landschaft“ darstellen und uns Zugang zum dortigen Erfahrungswissen verschaffen, ohne dass wir uns dort niederlassen müssen (Brücken erlauben ja auch eine Rückkehr in die Heimat!). Schade, dass solche bereichernden theoretischen Begegnungen (wie sie in Ihrem Beitrag aufscheint) nur so selten stattfinden (oder lese ich nur die falschen Bücher?). Sollte es denn eine Bewegung hin zu einer (nicht diktatorisch verordneten) Allgemeinen Psychotherapie geben, wäre sie doch m. E. am ehesten auf diesem Weg zu erreichen.
Stephan Baerwolff