Wiltrud Brächter setzt sich seit langen Jahren (aktuell als Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin, früher als Mitarbeiterin eines Frauenhauses und einer Frauenberatungsstelle) therapeutisch mit Betroffenen von Gewalt in Familie und Partnerschaft auseinander. Im heutigen Adventskalendertürchen erzählt sie eine Geschichte von einer Klientin, bei der ein vermeintlicher faux pas erst die Türen öffnete:„Als Kind vor der Gewalt ihrer Eltern geflüchtet, hatte sie zunächst auf der Straße gelebt, war in die Zwangsprostitution geraten, hatte in einer Drückerkolonne gearbeitet und anschließend eine Zeitlang mit ihrem Freund in einem Zelt am Waldrand gewohnt. An dieser Stelle ging meine Urlaubsromantik mit mir durch für mich gehört es zu den schönsten Dingen, bei Kanutouren unterwegs in der Natur zu übernachten. Völlig unbedacht sagte ich: Boh, wie schön!. Irritiert sah mich Frau F. an. Ich versuchte, zurückzurudern und meine Bemerkung zu relativieren. Gerade wollte ich erklären, dass es ja einen Unterschied macht, ob man freiwillig und bei schönem Wetter im Freien übernachtet oder ob man keine Alternative dazu hat da unterbrach mich Frau F. mit den Worten: Es war auch schön!
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systemagazin Adventskalender: „Boh wie schön!“
16. Dezember 2010 | Keine Kommentare