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systemagazin Adventskalender 2024 – 2. Martin Rufer

| 2 Kommentare

Open the door for change

Auch wenn Türen sich oft von selber öffnen, hindurchgehen muss man doch meist selber. Zudem gibt es ja auch gute wie schlechte Gründe, drinnen oder „draussen vor der Tür“ zu bleiben. Dabei haben es insbesondere „Abschiede“ in sich. Hier und jetzt allerdings von Abschied zu reden, wo eigentlich Ankommen den (Advents-)Kalender bestimmt, mag irritieren. Darum: „Sei allem Abschied voran, als wäre er hinter dir“…

 Was Rilke nämlich in seinen ‚Sonetten an Orpheus‘ dichtete, war für mich in den letzten Monaten, nach bald 50 Jahren Präsenz und viel Herzblut für unser Metier, wegweisend: schrittweise, aber konsequent loslassen. Und so öffne ich nun diese Tür und verabschiede mich auf Ende des Jahres ganz aus meinem Berufsfeld. Um dabei aber nicht dem Schicksal von Orpheus zu erliegen, sich umzudrehen und die Freude über das, was war und noch da ist, zu teilen, muss und will ich mich auch vom Bezugssystem ganz lösen. Aufmerksamkeitsmuster lassen sich nämlich erst dann nachhaltig ändern. 

„Open the door for change“ gehe ich also von drinnen nach draußen, mit offenen Sinnen in offenes Gelände, „dove mi porta il cuore“ (Susanna Tamaro). Ohne „to do“ oder „bucket list“ zwar, dafür aber in großer Dankbarkeit und gut genährt mit bleibenden Erinnerungen, insbesondere an all die zahlreichen Begegnungen mit KlientInnen und KollegInnen. Sie sollen und können mich aber nicht davon abhalten, meinen Weg weiter zu gehen, interessiert und neugierig, was,  wem und wie ich mir  selber im Nichts, das nicht nichts ist, begegne. Nichts aber wäre für mich beschämender, als einer eigenen Bedürftigkeit folgend zum Schatten meiner selbst zu werden und dadurch wohl in einem Schattenreich zu verbleiben. Und so wurde und wird dieser Abschied, nicht zuletzt als ein sich selbst organisierender Prozess, zu m/einer Selbsterfahrung im besten, systemischen Sinne: diesen als gelebten, erlebten und erzählten Wandel in der Zeit und im Kontext entlang generischer Prinzipien (Passung, Sinnbezug, Kairos, Symmetriebrechung..) mit zu gestalten, „als wäre er hinter Dir“ … 

In diesem Sinne mit meinen besten Wünschen für die Feiertage, auf das wir – gerade in unsicheren Zeiten wie diesen – auch gut in die nächsten Jahre kommen!

Martin Rufer, Bern

2 Kommentare

  1. Rudolf Klein sagt:

    Lieber Herr Rufer,
    schade und zugleich toll. Und dann noch mit einem wunderbaren Bluesstück von Robert Johnson und einem tollen Video. Danke
    Rudolf Klein

  2. Kurt Ludewig sagt:

    Es war kaum zu glauben und kann doch für manche unter uns tatsächlich erlebbar werden: man kann ohne berufliches Tun gut leben, wirklich!

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