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Störungsspezifisches Wissen

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Jochen Schweitzer und Arist von Schlippe haben im Herbst ein umfangreiches Buch herausgebracht, das eine breit angelegte und materialreiche Übersicht über das störungsspezifische Wissen der Systemischen Therapie anbietet. Als„Lehrbuch II“ soll es offensichtlich die Rolle eines Anschlussbandes zum Erfolgstitel der Autoren„Lehrbuch der systemischen Therapie und Beratung“ einnehmen, der vor 10 Jahren veröffentlicht wurde. Allerdings stellt sich sogleich die Frage nach dem konzeptuellen und curricularen Stellenwert eines Lehrbuchs innerhalb der systemischen Feldes, das einen„Brückenschlag zwischen dem kontext- und lösungsbezogenen Denken der systemischen Therapie und dem störungsbezogenen Denken der evidenzbasierten Medizin und Psychotherapie“ zum Ziel hat. Tom Levold schreibt in seiner Rezension:„Insgesamt bleibt ein ambivalenter Eindruck: Das Buch verfügt über eine erhebliche Substanz, bietet ein breites Wissensspektrum dar und gehört keinesfalls zu den Titeln, die man nur einmal in die Hand nimmt und danach für immer ins Regal stellt. Dafür bürgt schon die Kompetenz und fachliche Reichweite der Autoren. Auf der anderen Seite gewinnt man aber doch den Eindruck einer – eher beiläufig daherkommenden, aber bedeutsamen – Fokusverschiebung im systemischen Diskurs immerhin durch zwei führende Persönlichkeiten der systemischen Szene, die von ihnen weder wirklich theoretisch ausgewiesen noch ausreichend deutlich markiert wird. Das pragmatische Motiv einer Verbesserung der Ausgangslage der Systemischen Therapie im Prozess der Anerkennung als wissenschaftlich begründetes Verfahren ist dabei nachvollziehbar – allerdings bleibt die Frage offen, welche Bedeutung dieser Pragmatismus für diejenigen identitätsstiftenden Konzepte des systemischen Ansatzes haben wird, die keineswegs als Komplementärperspektive zum gegenwärtigen Selbstverständnis einer evidenzbasierten Psychotherapie gedacht werden können. Auch wenn es noch nicht an der Zeit ist, dass sich der Pulverdampf der psychotherapiepolitischen Auseinandersetzungen, die zweifellos tagespolitischer Rücksichtnahmen bedarf, legen kann, scheint eine gründlichere inhaltliche Debatte dieser Fragen doch in der nächsten Zeit angesagt zu sein. Dieser Band könnte einen Anlass dazu bieten“
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