Ein interessanter Vortrag des Sprachwissenschaftlers Anatol Stefanowitsch auf der Open Mind 2012. In seinem Abstract heißt es: "Sprache ist gleichzeitig das Ergebnis kultureller und gesellschaftlicher Prozesse und die Plattform, auf der diese Prozesse ausgeführt werden. Diese Plattform ist nicht neutral: Die Sprache, die wir heute sprechen wurde über Jahrhunderte von den Machtstrukturen einer Gesellschaft geformt, in der heterosexuelle, christliche, weiße Männer nicht nur der selbstverständliche Normalfall, sondern der einzig gedachte Fall waren. Wie ich in meinem Vortrag zeigen werde, sind diese Machtstrukturen tief und schwer erkennbar im Wortschatz und in der Grammatik des Deutschen (und anderer Sprachen) verankert und sie behindern eine Verwendung von Sprache, die gerecht, transparent und auf die Beteiligung aller Menschen abzielt. Wer sich dieser Sprache kritiklos ausliefert, arbeitet damit aktiv an der eigenen Unmündigkeit mit. Obwohl es nicht leicht ist, die Entwicklung von Sprache aktiv in bestimmte Richtungen zu lenken, gibt es eine Reihe von Maßnahmen, die bereits von vielen Menschen und Organisationen ergriffen wurden, um die Veränderungen zu bewirken, die kurzfristig möglich sind oder um wenigstens ein Bewusstsein für die strukturelle Problematik unserer Sprache zu schaffen. Diese Maßnahmen werden wir gemeinsam diskutieren.
Sprache und Plattformneutralität
30. September 2012 | Keine Kommentare