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Online-Journal für systemische Entwicklungen

Resilienz: Die Entwicklung professioneller Therapeuten und die Bewältigung therapeutischer Paradoxien

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Unter dem Stichwort Resilienz ist in der Systemischen Bibliothek ein aktueller Aufsatz von Michael B. Buchholz zu lesen, der diesen Herbst im Original mit leicht verändertem Titel (Supervision statt Resilienz) im dritten Band der außerordentlichen Trilogie„Das Unbewusste“ erschienen ist, die von Michael Buchholz gemeinsam mit Günter Gödde im Psychosozial-Verlag herausgegeben wird. Über dieses umfangreiche Projekt wird systemagazin demnächst ausführlicher berichten. In der Einleitung zu diesem Beitrag heißt es:„Freunde, die selbst nicht therapeutisch tätig sind, fragen manchmal, wie man das alles aushalte, all das Leid seiner Patienten, all die Tragik? Wie man dem allem zuhören könne, ohne entweder selbst daran zu zerbrechen oder schrullig zu werden? Therapeuten sind meist zurückhaltend darin, ihren Beruf mitzuteilen. Es gibt im wesentlichen drei Reaktionen: a) man wird sofort wegen eines „Problems“ in Anspruch genommen; b) man wird gefragt, ob man denn selber ohne Probleme sei; c) man hört den ängstlich-aufgeregten Aufschrei: „Dann durchschauen Sie mich sicher gleich!“. Mir persönlich will scheinen, daß die Erfahrung solcher Reaktionen uns gut beraten sein läßt, mit beruflichen Mitteilungen zurückhaltend zu sein, denn das voyeuristische Interesse ist groß, die Übertragungsbereitschaften stellen sich schnell ein, man hat mit eigenen Interessen meist wenig Chancen. Wie in der berufspolitischen Diskussion auch schwankt die Wahrnehmung des Therapeutenberufs zwischen großer Idealisierungsbereitschaft und vernichtender Geringschätzung; man wird einem schwierigen Gefühlsbad ausgesetzt. Das kann man in therapeutischen Sitzungen aushalten – und hat damit einen ersten Anhaltspunkt dafür, daß die Frage nach der Mitleidensfähigkeit irgendwie falsch gestellt ist. Wir zerbrechen nicht am Leid anderer Menschen; großes Leid ruft selbst bei Therapeuten große Hilfsbereitschaft und – fähigkeiten hervor. Irgendwie ist das nicht das Problem, sondern unsere Ohnmacht, unser Gequältsein, die Notwendigkeit der Zurückhaltung von Meinungen und Affekten“
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