Die beiden letzten Hefte der Zeitschrift „Familiendynamik“ sind zwei interessanten Themen gewidmet. In Heft 2/2014 haben sich die Herausgeber vorgenommen, „Ambivalenzen weiter zu denken…“. In ihrem Editorial schreiben die Herausgeber: „Die Begriffsgeschichte zeigt: Es geht nicht bloß um belastende »gemischte Gefühle«. Weiterdenkend lassen sich unterschiedliche Dimensionen unterscheiden. Die Wurzeln des Denkens von Ambivalenz reichen bis in die Antike und verweisen auf die Möglichkeiten und Grenzen rationalen, logischen Denkens sowie das Bild des Menschen. Daraus ergibt sich eine doppelte Aktualität. Erstens bietet die Befassung mit dem Ambivalenten Anlass, über das »Selbst«, auch das eigene, nachzudenken und sich der eigenen Identität zu vergewissern. Zweitens aber ist die Sensibilität für Ambivalenz und deren gesellschaftlicher Anerkennung ein Beitrag zum aktuellen Diskurs über das vorherrschende Menschenbild in Ökonomie, Politik und Kultur. Ist es die gradlinige und eindeutige Ausrichtung auf persönliche Nutzenmaximierung, wie sie im Modell des »homo oeconomicus« angelegt und mittlerweile vielfach in allen Lebensbereichen propagiert und durch neue Kommunikationsformen gefördert wird? Oder ist es die Vorstellung vom Menschen als einem Wesen, das zum Einspruch, Widerspruch und letztendlich zu unberechenbarer Kreativität fähig ist und befähigt werden soll? Was in der therapeutischen Arbeit zunächst als selbstverständliche Beobachtung thematisiert wird, rückt so in den weiteren Horizont einer freiheitlichen Gestaltung des sozialen, ökonomischen und kulturellen Zusammenlebens und seiner Entwicklung. Das wiederum bekräftigt die Einsicht in die weitreichende, höchst aktuelle Bedeutung therapeutischer Arbeit.“ Kurt Lüscher, Hans Rudi Fischer, Insa Fooken, Vera King und Ulrich Clement steuern zu diesem Themenkomplex Beiträge bei, die sich u.a. mit Ambivalenerfahrungen bei „späten Scheidungen“, in adoleszenten Generationenbeziehungen und des sexuellen Begehrens beschäftigten. Weiterlesen →
1. September 2014
von Tom Levold
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