Martin Rufer, Bern:
„Kommt drauf an, was man darunter versteht“, werden Sie zu recht einwenden, denn (genauso wie „analytisch“) ist „systemisch“ erstmal nichts mehr als das Adjektiv zum Subjektiv und wird von der Mathematik über die Politik bis hinein in die Alltagsprache verwendet. Dahinter mag zwar je nach Kontext ein (system-)theoretisches Modell stehen und im Bereich Therapie hat die Tradition der Familientherapie den Diskurs wesentlich mitgeprägt. Ein klares, identifizierbares und damit auch abgrenzbares Therapiemethodenprofil lässt sich allein daraus aber nicht ableiten. „Am wenigsten verstehe ich, was ihr Systemiker macht.“ So vor kurzem ein Professor in Klinischer Psychologie und Psychotherapie anlässlich eines Informationsanlasses für Studierende, die sich für eine postgraduale Weiterbildung in Psychotherapie interessieren.
Ganz offensichtlich: hier ist etwas falsch gelaufen und wahrscheinlich nicht nur hier und jetzt. Dieser Frage gelte es sich zu stellen, es sei denn man interpretiere seinen Kommentar als Feedback auf eine gelungene Verstörung und damit vielleicht als Anstoss für kognitive Umstrukturierung. Dies allerdings würde voraussetzen, dass man sich der eigenen Sache sicher ist, die eigene Irritation wegstecken oder externalisieren kann, um im Anschluss unter Seinesgleichen darüber zu lamentieren, dass die Zeit noch nicht reif ist, um die „frohe Botschaft“ auch zu verstehen … Weiterlesen →