„,Der Raum ist eine notwendige Vorstellung, a priori, die allen äußeren Anschauungen zugrunde liegt. Man kann sich niemals eine Vorstellung davon machen, daß kein Raum sei, ob man sich gleich ganz wohl denken kann, daß keine Gegenstände darin angetroffen werden.’ Als Kant dies in der ,Kritik der reinen Vernunft’ schrieb, dachte er konkret an den Raum im eigentlichen Sinne. Er ist eine a priori gegebene Voraussetzung der Wahrnehmung; alles, was wir sinnlich wahrnehmen und vorstellen, ist im Raum.Einer von Kants Jüngern, Oswald Spengler, modifizierte Kant einerseits (die Raumvorstellung ist bei ihm kulturabhängig) und erweiterte ihn andererseits: Die jeweilige Raumvorstellung einer Kultur bestimmt alle ihre Äußerungsformen, überträgt sich also auch auf Bereiche wie Politik und Musik, die nicht unmittelbar räumlich sind.Tatsächlich bestimmen räumliche Metaphern einen großen Teil unseres Wahrnehmens und Denkens. Töne sind höher oder tiefer als andere; im Farbraum sind Farben einander nah oder fern; sogar zu Gefühlen suchen wir Abstand zu gewinnen oder wir stehen über ihnen. Sind all dies nur Sprachbilder, die sich verselbständigt haben? Auch unseren sozialen, nun ja, Raum strukturieren wir anhand räumlicher Vorstellungen: Jemand ist uns nah oder fern – ,Ich bin auf Distanz zu Winterkorn’, stammelte Piëch – und zugleich war nicht recht klar, wer da über dem anderen stand. Womit tatsächlich schon die beiden Dimensionen (noch so ein räumlicher Begriff) angedeutet sind, nach denen wir laut vielen Theoretikern soziale Beziehungen einordnen: Nähe (affiliation) und Macht. Jeder von uns steht demnach im Nullpunkt seines eigenen sozialen Koordinatensystems und verortet Andere einerseits über oder unter sich (y-Achse: Macht) und andererseits als vertraut oder fremd (x-Achse: Nähe). Ist dies mehr als eine Metapher? Eine unlängst veröffentlichte Studie aus der Arbeitsgruppe um Rita Tavares und Daniela Schiller an der Icahn School of Medicine in Mt. Sinai, New York, erklärt das für unwahrscheinlich. Die Wissenschaftler ließen 18 Probanden ein recht schlichtes Computer-Rollenspiel spielen, während sie im Magnetresonanztomographen lagen.“
Quelle: Unser Gehirn kartiert auch Beziehungen räumlich | Telepolis

Die Systemische Gesellschaft vergibt 2016 erstmalig einen Praxispreis.


Heute ist der 75. Geburtstag von Steve de Shazer, dem (Mit-)Begründer der lösungsfokussierten Kurzzeittherapie. Anlässlich dieses Tages möchte ich auf einen kurzen Online-Text von ihm aufmerksam machen, in dem er seine Verbindung zu und Bezugnahme auf seinen Lieblingsphilosophen Ludwig Wittgenstein erörtert. Unter der Überschrift „Don’t think, but observe“ schreibt er einleitend: „Understandably, I have often been asked about my interest in and frequent citation of Wittgensteins work in both my writing and my training seminars. Since I maintain that SFBT is a practice or activity that is without an underlying (grand) theory, it seems at least strange if not contradictory to refer over and over to a philosopher’s work. This mistakenly leads some readers and seminar participants to the idea that Wittgensteins work might actually provide the (missing) theory. However, as they quickly discover, if they are looking for a philosophical System or theory, reading Wittgenstein is at least disconcerting and confusing since he does not provide such a System or theory. Rather, his work is ,non-systematic, rambling, digressive, discontinuous, interrupted thematically and marked by rapid transitions from one subject to another’ (Stroll, p. 93). This means that the reader has to work hard to follow the criss-crossing of the various threads of the argument. Wittgenstein deliberately usesthis approach in very subversive and Strategie ways designed to make the reader look aqain and thus think in new and different ways.“ Den