
Sabine Klar, Wien: Unsere Kernkompetenz liegt in der Reflexion
„Bietet der systemische Ansatz überhaupt Anhaltspunkte für ein „gutes Leben“ und die Möglichkeiten seiner Verwirklichung?“, fragt Tom Levold. Der Begriff des „guten Lebens“ erinnert mich an den des „richtigen Lebens“ – Adorno behauptet, dass es im Kontext der Gesellschaft früher wie heute keine Möglichkeiten gebe, es zu verwirklichen. „Mit der Weisheit, wie wir sie konzipierten, will es nicht mehr so ganz stimmen, weil der Begriff des richtigen Lebens heute problematisch geworden ist. (Vgl. Th.W. Adorno: Philosophische Terminologie, Bd. 1, S. 133) „Es gibt kein richtiges Leben im falschen“ – auch dabei handelt es sich um einen Satz von Adorno. In der ersten, ursprünglichen Textfassung lautete der Satz: „Es lässt sich privat nicht mehr richtig leben.“ (Th.W. Adorno: Minima Moralia; Gesammelte Schriften 4, Frankfurt/M. 1997, Seite 43) Trotzdem meint er, dass die Idee, wie sich ein „richtiges Leben“ führen ließe, für die Menschen wichtig sei – dass zwischen der Einsicht in die ganz unmögliche Darstellung eines richtigen Lebens und zugleich des Bewusstseins davon, wie es sein könnte, eine dialektische Spannung bestehe. „Wenn das Motiv des richtigen Lebens, der Gedanke, wie es sich leben ließe, ganz entschwindet, ist es mit der Philosophie erst recht aus.“ (Th.W. Adorno. Philosophische Terminologie, Bd. 1, S. 133)
Nicht nur mit der Philosophie, denke ich – auch mit der Psychotherapie. Weiterlesen →
Die Systemische Gesellschaft vergibt 2018 zum dritten Mal einen Praxispreis. Mit dem Praxispreis leistet die Systemische Gesellschaft einen Beitrag, den systemischen Ansatz interdisziplinär weiter zu entwickeln und dieses Anliegen fachöffentlich und gesellschaftspolitisch zu fördern. Aus Anlass des Jubiläums von SG und Carl-Auer-Verlag wird der Praxispreis 2018 und 2019 vom Carl Auer Verlag unterstützt. Ziel des Praxispreises ist es, ein herausragendes oder innovatives Projekt auszuzeichnen, das nachhaltig systemisch angelegt ist. Bei der vorgestellten Arbeit sollte es sich um ein aktuelles und originelles Praxisprojekt oder Praxiskonzept handeln. Auch Weiterbildungsabschlussarbeiten können eingereicht werden. Es kann sich um systemische Praxis in allen möglichen Bereichen handeln: Arbeit, Wohnen, Bauen, Essen, Trinken, Erziehen, Geld, Internationalisierung … Folgende Kriterien werden zur Bewertung herangezogen:




Arist
Heute feiert Kurt Ludewig, einer der wichtigsten Wegbereiter der systemischen Therapie im deutschen Sprachraum, seinen 75. Geburtstag, zu dem systemagazin von Herzen gratuliert. Auch wenn er sich schon seit einiger Zeit in das Privatleben zurückgezogen hat, gehört er doch mit seinen zahlreichen Publikationen nach wie vor zu einem der meistzitierten Autoren des systemischen Feldes. 2012 hielt er auf dem Heidelberger Kongress „Wie kommt Neues in die Welt?” einen Vortrag über das das „Regelwerk der systemischen Therapie“, das er auf die Frage hin untersuchte, inwiefern darin eine Anleitung zur „Verhinderung von Neuem“ enthalten sei. Er schreibt darin: „Die Überschrift dieses Heidelberger Symposiums lautet: ,Wie kommt Neues in die Welt?… systemisch weiter denken’. Im Begleitschreiben zur Einladung stand unter anderem, dass neue, ,revolutionäre Ansätze’ besonders dann gefährdet seien, dogmatisch zu erstarren, wenn sie zum Standard geworden sind. Der Hintergrund dieser Frage war nicht zuletzt die Sorge um die Einschränkungen, die mit der anerkannten Etablierung der Systemischen Therapie einhergehen könnten. Es sollte erkundet werden, wie unser Denken lebendig gehalten und vor dogmatischer Erstarrung bewahrt werden kann. Die vielfältigen Praxisfelder, die durch das ,Blühen systemischer Praxis’ entstanden seien, sollten aufs Neue angeschaut und kritisch hinterfragt werden.“
Rudolf 
Ulf