Praktiken und Prozesse des Schweigens und zum-Schweigen-Bringen finden wir bei Missbrauchstätern, aber ebenso in totalitären Gruppen und Institutionen. Michael Buchholz, hierzulande bestens bekannt, und Aleksandar Dimitrijevic, PhD, Interimsprofessor für Psychoanalyse und klinische Psychologie an der International Psychoanalytic University Berlin, beschäftigen sich seit einigen Jahren mit Themen in Kultur, Gesellschaft und Therapie, die in der Regel nicht nur wenig offensichtlich sind, sondern durch etwas am sichtbar werden gehindert werden, was sie Silencing nennen. Schon 2021 erschien der von ihnen herausgegebene Band Silence and Silencing in Psychoanalysis. Cultural, Clinical, and Research Perspectives, 2022 From the Abyss of Loneliness to the Bliss of Solitude: Cultural, Social and Psychoanalytic Perspectives und in diesem Jahr nun Encountering Silencing: Forms of Oppression in Individuals, Families and Communities. Auch dieses Buch ist das erste von drei weiteren zu diesem Themenkomplex.
Neun Autorinnen und Autoren behandeln die „dunkle Seite“ der Kommunikation, die Opfer, Zeugen und Täter zum Schweigen bringt: Frauen, religiöse Häretiker, begabte Kinder, Opfer von Rassismus, psychoanalytische Dissidenten und Psychiatriepatienten, Einzelpersonen und Gruppen, völlig Fremde und Familienmitglieder sowie das eigene Ich. All diese Formen des Schweigens werden mit Hilfe von Literatur, Geschichtsschreibung, Interviews, Archivrecherchen sowie psychoanalytischer und familientherapeutischer Forschung analysiert.
Die sehr geschätzte Kollegin aus Wien, Evelyn Niel-Dolzer, die dem systemagazin-Publikum schon durch andere Beiträge (hier und hier) bekannt geworden ist, hat dieses Buch, dessen primäre Zielgruppe die psychoanalytische Community ist, als systemische Familientherapeutin für systemagazin gelesen und ist begeistert:
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