systemagazin

Online-Journal für systemische Entwicklungen

9. September 2006
von Tom Levold
Keine Kommentare

Diagnostik, zum Zweiten

Nachdem vor einigen Tagen bereits ein Beitrag von Michael Buchholz zum Thema Diagnostik in der Systemischen Bibliothek präsentiert wurde, finden Sie nun einen Beitrag von Peter F. Matthiessen (Inhaber des Lehrstuhls für Medizintheorie und Komplementärmedizin an der Universität Witten/Herdecke) aus dem Jahre 1998 über„Die Diagnose – eine prognoseorientierte individuelle Therapieentscheidung“. Entgegen einer allgemein verbreiteten Auffassung von Diagnostik als der Zuordnung des„am Einzelfall Auffindbaren“ zu festgelegten Krankheitseinheiten vertritt Matthiessen eine Auffassung von Diagnostik als„Zuordnung allgemeiner Krankheitsbegriffe zu einem konkreten, individuellen Patienten. Die Fähigkeit zur Erstellung einer Diagnose erfordert damit ein personengebundenes – und mithin nicht„objektivierbares“, jedoch durchaus kommunizierbares – wissendes Können und könnendes Wissen. Darüber hinaus wird aufgezeigt, dass eine Diagnose im Sinne einer handlungsorientierten Singuläraussage stets auch eine individuelle prognostische Perspektive impliziert und sich erst darunter eine therapeutische Intervention (einschließlich ihrer bewussten Unterlassung) legitimiert“ Darüber hinaus setzt auch die„Konstituierung einer therapeutischen Gemeinschaft … eine diagnostische Gemeinschaftsbildung im Sinne der gegenseitigen Perspektivenergänzung und des Perspektivenaustausches voraus“.
Zur Systemischen Bibliothek…

7. September 2006
von Tom Levold
Keine Kommentare

Drogenmissbrauch im Jugendalter

Der Rezensent Helmut Kuntz lotet in seiner Rezension des Sammelbandes von Christoph Möller„Drogenmissbrauch im Jugendalter. Ursachen und Auswirkungen“ u.a. den Gewinn für unterschiedliche Zielgruppen aus:„Die im Buchtitel angesprochenen Jugendlichen sowie ihre Familien und deren soziales Umfeld vermögen die Inhalte der Beiträge schwer zu erreichen. Dafür hängen die Trauben zu hoch. Doch wichtig ist, dass die in dem Buch versammelten Autorinnen und Autoren Position beziehen, sich als Vertreter aus Klinik und Wissenschaft zu Wort melden, um zumindest der Fachöffentlichkeit sowie politischen Entscheidungsträgern Wissen und Mittel an die Hand zu geben, mit welchen sie angemessener auf den ausufernden Drogengebrauch bei Kindern und Jugendlichen zu reagieren vermögen. Die im Buch zusammengestellten Texte schlagen den Bogen von den Formen und Ursachen des jugendlichen Drogengebrauchs, der Pharmakologie bevorzugter Stoffe, den kurz- und langfristigen Risiken bis hin zur Drogenabhängigkeit mit all ihren komorbiden Facetten. Wer selbst im Suchtbereich arbeitet, findet nur begrenzt Neues. Aber in den weiten Feldern der sozialen Arbeit ermöglicht das Buch eine schnelle Orientierung über aktuelle Trends und den Stand der Forschung“
Zur vollständigen Rezension…

6. September 2006
von Tom Levold
Keine Kommentare

Harald Welzer über Günter Grass u.a.

Harald Welzer, 48, Gedächtnis- und Erinnerungsforscher am Kulturwissenschaftlichen Institut Essen, beleuchtet in einem TAZ-Interview die„Grass-Affäre“ aus der Perspektive seiner Untersuchungen über die Erinnerungen an die NS-Zeit („Opa war kein Nazi„) und wirft ihm mal was ganz anderes vor als die sonst gerne genannten moralischen Defizite, nämlich sein„leeren Sprechen“ über die Seiten der dunklen Vergangenheit, in die er selbst als Akteur verstrickt war. Zitate:
„Es werden, wie bei Grass, wie wir in unseren Studien zu deutschen Familienüberlieferungen der Zeit des Zweiten Weltkriegs und des Nationalsozialismus gefunden haben, fast nie Details geliefert, wenn es um Einheiten, Orte und Einsätze geht. Es werden aber in der Regel auch keine erfragt. Und mit gutem Grund dringt man in solchen Momenten nicht weiter in die Zeitzeugen, würden einem Details über Ort und Art der Einsätze doch vielleicht das Bild vom guten Großvater oder aufrechten Großschriftsteller etwas zerknittern.…
„Den Modus, der dieses generationelle Einverständnis garantiert, haben wir in unserer Untersuchung über das deutsche Familiengedächtnis ‚leeres Sprechen‘ genannt: Man sagt vage ‚das da mit den Juden‘ oder ‚was sie da gemacht haben‘ und vermeidet es tunlichst, Akteure, Ereignisse und Zusammenhänge konkret zu benennen. ‚Sie‘, ‚die‘, ‚das da‘ und ‚man‘ – solche nebulösen Benennungen machen es dem Zuhörer möglich, die Leerstelle genau mit jenem Sinn aufzufüllen, der seinem eigenen Bedürfnis entspricht. Orte, Zeiten, Personen werden im Modus des leeren Sprechens nicht genannt, und doch glaubt man, etwas über die Vergangenheit des Erzählers zu erfahren. Das mag ein Grund sein, weshalb keiner der vielen Leser der Vorabexemplare von Grass‘ Zwiebelbiografie bemerkt hatte, dass hier sein Outing schon vorkam – als eigentümlich leere Formulierung, ‚wie mir auch jetzt, nach über sechzig Jahren, das doppelte S im Augenblick der Niederschrift schrecklich ist’“…
„Was die Angehörigen dieser Generation nie begriffen haben, ist, dass sie Teil eines gegenmenschlichen Projekts waren, das es ohne ihre Teilhabe nicht gegeben hätte. Das erinnerungspolitische Zauberkunststück, sich permanent aus jenem Zusammenhang herauszudefinieren, den man zugleich ’niemals zu vergessen‘ behauptet, beherrschen sie mit solcher Sicherheit, dass die Frage, warum sich ganz normale Deutsche mehrheitlich in erstaunlich kurzer Zeit für die Unmenschlichkeit entschieden haben, bis heute unbeantwortet geblieben ist“…
„Das ist das Erbe der nationalsozialistischen Zeit: Eine Distanzlosigkeit sich selbst gegenüber, die eine Anerkennung dessen, was anderen angetan wurde, über bloße Bekenntnisrhetorik hinaus nie im Sinn und, vor allem, nie im Gefühl gehabt hat. Ein Habitus des Immer-recht-Habens, der Larmoyanz, der vollständigen Unfähigkeit zur Ambivalenz, frei von jeder Selbstironie. Totalitäre Systeme sind solche, in denen die größte Gewissheit darüber besteht, was richtig und was falsch ist. Wer in einer Gewissheitswelt groß geworden ist, scheut Ambivalenzen wie der Teufel das Weihwasser.
Noch die Welt der 68er war völlig binär gewirkt und darin dem Nationalsozialismus viel näher, als sie selbst wahrhaben mochte. Der Fall Grass markiert nur den Abgesang einer Generation, die sich immer ganz sicher war und einem damit schon immer auf die Nerven ging“
Zum vollständigen Interview…

6. September 2006
von Tom Levold
Keine Kommentare

Ökonomie der Aufmerksamkeit: Nachtrag zum Thema Kampusch und die Medien

Nachdem vorgestern überraschend mitgeteilt wurde, dass es jetzt doch schon diese Woche, nämlich heute im TV (und nicht in der Kronenzeitung) ein Interview mit Natascha Kampusch zu sehen gibt, stellen sich natürlich manche Fragen, hieß es doch lange, damit sei auf absehbare Zeit nicht zu rechnen. Die„Ökonomie der Aufmerksamkeit“ fordert ihren Tribut und jede Menge Geld ist dabei – wie immer – im Spiel. In einem hervorragenden Artikel für das FAZ.net beleuchtet Erna Lackner aus Wien die Hintergründe dieser„Vermarktung eines Martyriums“. Zur Lektüre empfohlen!

6. September 2006
von Tom Levold
Keine Kommentare

Biografieforschung in der Psychosomatischen Medizin

Angesichts des Mainstreams heutiger Psychotherapieforschung, die Psychotherapie als eine Art Medikament versteht, dessen Einsatz unter kontrollierten Bedingungen erforscht werden sollte (am besten mit einem Doppelblindversuch), wird die Stärkung qualitativer Forschung immer wichtiger. Eine Zeitschrift, die sich diesem Anliegen verschrieben hat, ist die„Psychotherapie & Sozialwissenschaft“. Seit Juni ist das erste Heft des Jahres erhältlich und wird erst heute im systemagazin vorgestellt, sorry! Gastherausgeber Jörg Frommer steht diesem Mainstream zwar ebenfalls kritisch gegenüber, nimmt sie aber auch ein bisschen in Schutz. Auch wenn die Unterschiede deutlich seinen, schlössen sich Evidence Based Medicine und Narrative Based Medicin nicht aus:
„Der biographische Bezug, den ärztliches Erkennen und Handeln unabweisbar impliziert, ist in der zeitgenössischen medizinischen Forschung unterrepräsentiert. Unter der Überschrift Evidence Based Medicine setzt sich derzeit ein Verständnis adäquater Begründung medizinischen Handelns durch, das die randomisierte kontrollierte Studie als Goldstandard der Therapieforschung etabliert sehen möchte. In der Wertehierarchie der Evidenzbasierten Medizin kommt dem anekdotischen Case Report auf der anderen Seite die unterste Evidenzstufe zu. Der von den Vertretern dieser Richtung eingeschlagene Weg gegen eine durch – zumeist ökonomische – Interessen verzerrte Abbildung der Effektivität und Effizienz von Therapiemethoden zugunsten wertneutraler Objektivität sollte nicht vorschnell als Argument gegen eine auf sinnhafte Phänomene und biographische Prozesse gerichtete Forschung interpretiert werden. Vielmehr kann die Evidenzbasierte Medizin verstanden werden als ein Schritt im Prozess der Entzauberung ärztlichen Handelns vom magischen Heilen zum professionellen Handeln unter Berücksichtigung der Individualität des Patienten, wobei die individuelle Erfahrung des Behandlers durch die Einbeziehung der gegenwärtig besten wissenschaftlichen Erkenntnis transzendiert wird“
Im systemagazin finden Sie die ausführlichen Zusammenfassungen der Beiträge…

5. September 2006
von Tom Levold
Keine Kommentare

„Langzeitarbeitslose sollen Mitmenschen Spiegel vorhalten“

Die hübsche website„La Deutsche Vita“ meldet heute:„Nach tagelangem Streit haben sich die Spitzen der Koalition heute auf einen Arbeitseinsatz für Hartz-IV-Empfänger geeinigt. Demnach sollen Langzeitarbeitslose künftig ihren Mitmenschen einen Spiegel vorhalten. Bis zu acht Stunden täglich sollen Empfänger von Arbeitslosengeld II mit großen, an Bauch und Rücken befestigten Spiegeln in Fußgängerzonen und belebten Stadtzentren auf und abgehen. Ziel dieser ungewöhnlichen Maßnahme, so Regierungssprecher Wilhelm, sei es, die Deutschen mit ihrem eigenen Ich zu konfrontieren und sie dadurch zu einer kritischeren Form der Selbstbeobachtung anzuregen. Nur so könne die in Jahrzehnten sozialer Marktwirtschaft oder gar sozialistischer Planwirtschaft verloren gegangene Eigenverantwortung der Bürger wieder hergestellt werden“ What an Idea! 🙂
Der Link zur Meldung…

5. September 2006
von Tom Levold
Keine Kommentare

Natascha Kampusch, die Medien und die Medientheorie

Medien entziehen sich nicht nur nicht der Beobachtung, sie müssen sie auch – wenn sie ausbleibt oder ermattet – selber herbeiführen oder herstellen. Auch – oder gerade weil – es nichts zu berichten gibt, weil sich die Person, über die zu berichten wäre, der Berichterstattung entziehen will, müssen die Medien dies allemal als Gegenstand der Berichtserstattung inszenieren. Wir erinnern uns an die Enttäuschung der Medien (und ihrer Nutzer) über die mangelnde Kooperation von Susanne Osthoff bei der Produktion von Aufmerksamkeit, nun mochte auch Natascha Kampusch, das wiederaufgetauchte Opfer einer Kindesentführung in Wien vor 8 Jahren, nicht an der Aufklärung ihres Schicksals mitwirken. Weil sie das nicht tut, müssen die Medien trotz ihres Schreibens Überlegungen anstellen, warum das nicht der Fall ist (Um Geld scheint es offenbar nicht zu gehen, was die Medien natürlich schon einmal ratlos machen dürfte). Die weitreichendste Erklärung: Das Stockholm-Syndrom, unter dem sich jeder etwas vorstellen kann, aber niemand nichts genaues.
Nun hat ein gewisser Harald Staun von der F.A.Z. die Gunst der Stunde genutzt und unter dem Signum„die Medien“ ein melancholisch-entschuldigendes Schreiben an Natascha Kampusch verfasst („Unsere Neugier ist grenzenlos…“), das wahr und ironisch gleichzeitig daherkommt:„Sie hatten gehofft, daß außerhalb Ihres Gefängnisses die Wirklichkeit wartet; jetzt stehen dort Kameras und Reporter. Die Flucht vor ihnen führt Sie erneut in die Isolation. Sie wollen nicht an die Öffentlichkeit, aber Sie haben keine Wahl: Ihre Freiheit heißt Öffentlichkeit. Ihre Geschichte ist unsere Geschichte“. Es scheint, als ob Frau Kampusch ein Einsehen zeigt, in dieser Woche wird die„Kronenzeitung“ (ausgerechnet) ein erstes Exklusivinterview bringen.
Auf ähnliche Weise sind die Medien natürlich auch mit der Beobachtung der Medien durch die Medientheorie verbandelt, die ihre (durchaus auch kritischen) Erkenntnisse nur durch Medien kommunizieren kann. Wobei wir bei der Medientheorie angelangt wären. In drei so spannenden wie köstlichen Gesprächsprotokollen, auf die ich heute beim Internet-Surfen gestoßen bin und die auf der großartigen medientheoretischen und -ästhetischen Internetplattform formatlabor zu finden sind, können wir Dirk Baecker im wahrhaft herausfordernden Diskurs über Medien und Systemtheorie„lesen“: Teil 1, Teil 2, Teil 3. Als Herausforderer wirken Till Nikolaus von Heiseler und Pit Schultz. Viel Spaß bei der Lektüre!

4. September 2006
von Tom Levold
Keine Kommentare

Normale Macht

Rainer Paris, Professor für Soziologie an der Fachhochschule Magdeburg-Stendal, beschäftigt sich seit geraumer Zeit als Soziologe mit dem Phänomen der Macht. Nach dem fulminanten und recht umfangreichen Werk „Figurationen sozialer Macht“, das er gemeinsam mit Wolfgang Sofsky verfasst hat und einem Suhrkamp-Bändchen mit schönen Fallstudien zum Thema unter dem Titel „Stachel und Speer“ folgt nun im Universitätsverlag Konstanz sein drittes Buch über Macht.
Tom Levold:„Das Buch steht in einer bestens ausgewiesenen Tradition beschreibender Soziologie in Deutschland. Nicht ohne Grund zitiert Paris den berühmten Satz Georg Simmels, dass Gesellschaft immer bedeute, ‚dass die Einzelnen vermöge gegenseitig ausgeübter Beeinflussung und Bestimmung verknüpft sind. Sie ist also eigentlich etwas Funktionelles, etwas was die Individuen tun und leiden, und ihrem Grundcharakter nach sollte man nicht von Gesellschaft, sondern von Vergesellschaftung sprechen‘. Macht als Vergesellschaftungsphänomen überall da zu analysieren, wo Vergesellschaftung stattfindet, ist eine soziologische Aufgabe, die Rainer Paris mit Eleganz und Sprachgewalt, Überzeugungskraft und Entwicklung origineller Perspektiven meistert – ein immer anregendes, oft überraschendes und nicht selten amüsantes Lesevergnügen“

Zur vollständigen Rezension…

3. September 2006
von Tom Levold
Keine Kommentare

Grass und das kommunikative Beschweigen in seiner Generation

Wer noch immer an der Grass-Debatte interessiert ist, hier ein Link zum ausführlichen Interview von Karin Fischer (Deutschlandradio) mit dem Soziologen und Generationenforscher Heinz Bude, der versucht, sich in die Situation von Grass einzufühlen:„Eine Generation ist auch dadurch charakterisiert, dass die voneinander wissen, worüber die anderen nicht reden.… die riechen das. … Schweigen heißt nicht unbedingt böses Schweigen, sondern Schweigen ist auch etwas, das man voneinander weiß, worüber eigentlich schwer zu reden ist“ Zum Interview (mp3, ca. 24 min.)…

2. September 2006
von Tom Levold
Keine Kommentare

Das primäre Dreieck

Wenn das vorliegende, vergleichsweise frische Buch (aus dem Jahre 1999 – deutsch 2001) bereits in der Klassiker-Rubrik eingeordnet wird, kann das selbstverständlich keine wissenschaftshistorischen Gründe haben. Diese Entscheidung verdankt sich der außerordentlichen konzeptuellen Kraft und der empirischen Originalität dieser Studie, die wirklich neuen und eindrucksvollen Erkenntnissen über familiäre Verhaltenskoordinationen auf der Mikroebene lieferte und für die Theorie affektiver Kommunikation bleibende Bedeutung haben wird.
Andrea Lanfranchi schreibt in seiner Rezension:„Manchmal lesen oder überfliegen wir Bücher, die einen fahlen Nachgeschmack hinterlassen, weil sie bereits (und besser) geschrieben wurden. Es gibt aber auch solche, die uns von der ersten Seite an packen und als überragend auffallen. Wir merken schon zu Beginn, dass sie einen unkonventionellen Ansatz lanciert haben. Sie gehen einer Forschungsidee mit originellen Methoden systematisch und konsequent nach, so dass Neues entsteht. Dieses Buch gehört eindeutig zu dieser Kategorie. …
Daniel Stern … zufolge ist das ‚Lausanner Trilogspiel‘ aufgrund seiner beflügelten Theorieentwicklung und der forschungsgeleiteten klinischen Exploration mit der ‚fremden Situation‘ nach Mary Ainsworth vergleichbar. Dies unter anderem, weil die identifizierten Familienallianz-Typen (kooperativ – angespannt – kollusiv – gestört) die gleiche vorhersagbare klinische Kraft wie die Bindungsmuster nach Ainsworth haben. Auch deshalb werde dieses Buch, so Stern, zum Klassiker. Stern übertreibt hier nicht, weil er weiss: Den zwei Lausanner Forscherinnen ist das gelungen, was ihm selber in seinen bedeutsamen Forschungen verwehrt geblieben ist, nämlich die Entdeckung der Triade als primäre Einheit der kindlichen Entwicklung“
Zur vollständigen Besprechung…

1. September 2006
von Tom Levold
Keine Kommentare

Sprachliche Interaktion und Diagnosen


In der Systemischen Bibliothek ist ein Beitrag von Michael B. Buchholz zu finden, der sich mit der Problematik von Diagnostik im Kontext therapeutischer Beziehungen beschäftigt und 1998 erstmals in der„System Familie“ erschienen ist. Sein Titel: Sprachliche Interaktion und Diagnosen. Überlegungen zu einem System-Umwelt-Verhältnis der Profession anhand einiger empirischer Befunde. Aus der Zusammenfassung:„Auch Familientherapeuten sehen sich zunehmend vor die Notwendigkeit gestellt, Diagnosen zu erstellen. Wie verträgt sich dies mit der eigentümlichen professionellen Leistung, Symptome in Beziehungen aufzulösen? Hier wird der Vorschlag gemacht, therapeutische Interaktion und Diagnosenerstellung als Systeme aufzufassen, die füreinander Umwelten bilden, aber nicht ineinander aufzulösen sind. Diese Position wird durch empirische Befunde aus der Psychotherapieforschung gestützt. Danach erweisen sich Diagnosen als abhängige Variablen der Interaktion. Es werden Überlegungen zu einer Einbettung diagnostischer Vorgehensweisen in ein Professionalisierungskonzept skizziert“
Zur Systemischen Bibliothek